Sag niemals, das ist dein letzter Weg. Jetta Schapiro-Rosenzweig

Читать онлайн.
Название Sag niemals, das ist dein letzter Weg
Автор произведения Jetta Schapiro-Rosenzweig
Жанр Историческая литература
Серия
Издательство Историческая литература
Год выпуска 0
isbn 9783898019057



Скачать книгу

habe, so dach­te er, würden sie ihm Bö­ses wün­schen und das könn­te schlecht für ihn aus­ge­hen. Er ver­göt­ter­te un­se­re Mut­ter und ist mit ih­rem Na­men auf den Lip­pen ge­stor­ben.

      Nun wen­de ich mich wie­der un­se­rem Le­ben im Klos­ter zu. Je­den Tag er­reich­ten uns neue schlech­te Nach­rich­ten. Es hieß, die Klös­ter würden durch­sucht. Die Bau­ern wur­den dar­an ge­hin­dert, ihre Le­bens­mit­tel ins Klos­ter zu brin­gen, sie wur­den durch­sucht und ihre Wa­ren wur­den ih­nen ab­ge­nom­men. Trotz­dem mussten wir nicht Hun­ger lei­den, denn die Schwes­tern teil­ten mit uns je­den Bis­sen. Schwes­ter Lu­cia pfleg­te im­mer op­ti­mis­tisch zu sa­gen: »Kin­der, nur die Hoff­nung nicht ver­lie­ren, wir wer­den Hit­ler noch über­le­ben!«

      Das Versteck im Klosterdach

      Jo­nas und Ja­scha hat­ten in­zwi­schen ein Ver­steck für uns ge­fun­den. Es be­fand sich un­ter dem Dach des Klos­ters. Mit Holz­lat­ten ver­bau­ten sie die Dach­kan­te, so dass ein Hohl­raum ent­stand, in dem wir uns wohl ver­ste­cken konn­ten. Tag und Nacht ar­bei­te­ten sie dar­an und tru­gen auch schon ei­nen Teil un­se­rer Sa­chen hi­n­auf. Von au­ßen war nichts zu er­ken­nen und vor den in­ne­ren Ein­gang hat­ten sie ein Fass Wein ge­stellt, über das man hin­weg­klet­tern musste. Der Ein­gang war eine ver­steck­te Klap­pe in der De­cke, die den Fuß­bo­den un­se­res Ver­stecks bil­de­te. Von un­ten konn­te man die­se Klap­pe nicht se­hen; sie wur­de von un­ten ge­öff­net und von oben ver­schlos­sen. Zwei Wo­chen ha­ben sie dar­an ge­ar­bei­tet. Au­ßer uns und den vier Non­nen wusste nie­mand da­von.

      Es war schon Ende März, eine Wo­che vor dem Pas­sah-Fest3. Plötz­lich hör­ten wir Bom­ben ex­plo­die­ren – Wil­na wur­de bom­bar­diert. Grö­ße­re Putz­tei­le flo­gen von den Wän­den, die Ge­fahr war groß. Wir durf­ten nicht mit den Non­nen in den Bun­ker flüch­ten, da­mit sie un­se­re Ge­gen­wart nicht be­merk­ten. Die Obe­rin und Schwes­ter Lu­cia wa­ren noch bei uns. Wir woll­ten sie über­re­den, in den Bun­ker hi­nab­zu­ge­hen, aber sie woll­ten uns nicht ver­las­sen.

      »Es ist Got­tes Wil­le«, sag­ten sie. »Was mit Euch pas­siert, pas­siert auch mit uns.« Die Bom­ben fie­len auf die Stadt, und wir hat­ten das Ge­fühl, dass un­ser Ende nahe sei und ganz Wil­na in Schutt und Asche läge. Die Fens­ter split­ter­ten und fie­len ein, der Ge­schirr­schrank stürz­te um und sein gan­zer In­halt fiel zu Bo­den und zer­schell­te. Wir gin­gen in die Die­le, die Obe­rin sag­te: »Be­tet zum lie­ben Gott, er wird uns hel­fen.«

      Plötz­lich war Stil­le, die Bom­bar­die­rung hör­te auf. Wir gin­gen ins Zim­mer zu­rück und vor lau­ter Mü­dig­keit schlie­fen wir so­fort ein. Wir wussten nicht, wie lan­ge wir ge­schla­fen hat­ten, als uns Schwes­ter Be­ne­dik­ta auf­rüt­tel­te. Sie zit­ter­te am gan­zen Leib. Die Ges­ta­po war ins Klos­ter ein­ge­drun­gen und woll­te es durch­su­chen. Die Obe­rin ver­lang­te ei­nen Durch­su­chungs­be­fehl zu se­hen, um et­was Zeit zu ge­win­nen. Uns ließ sie sa­gen, wir soll­ten Schwes­ter Be­ne­dik­ta fol­gen. So nah­men wir un­ser bisschen Hab und Gut und gin­gen ihr nach. Sie half uns, durch die Klap­pe zu klet­tern, Jo­nas war schon oben. Sie ver­schloss hin­ter uns die Öff­nung, und wir ver­such­ten uns zu fas­sen und Hal­tung zu be­wah­ren. Ja­scha und Jo­nas wa­ren stolz auf ihr Werk. Wir ver­such­ten uns ein­zu­rich­ten und hoff­ten, dass die Un­ter­su­chung bald be­en­det sein wür­de und wir in un­ser Zim­mer zu­rück­keh­ren könn­ten. Durch die Dach­spar­ren konn­ten wir die bren­nen­den Ka­ser­nen und die Lösch­ar­bei­ten se­hen. Es war ein Wun­der, dass das Klo­s­ter nicht ge­trof­fen wor­den war, ob­wohl wir so nahe la­gen.

      Es wur­de dun­kel und wir war­te­ten, ob je­mand zu uns kom­men wür­de. Die Durch­su­chung konn­te doch un­mög­lich so lan­ge dau­ern. Was war pas­siert? Wir ver­such­ten zu schla­fen, aber Schre­cken und Span­nung lie­ßen uns nicht zur Ruhe kom­men. Auch am an­de­ren Mor­gen war­te­ten wir ver­geb­lich, dass je­mand zu uns kom­men wür­de. Wir hat­ten kein Was­ser und lit­ten gro­ßen Durst. Da­durch, dass wir uns so be­eil­ten, hat­ten wir nichts zu Trinken mit­ge­nom­men.

      Es war ab­ge­spro­chen wor­den, dass fünfmal Klop­fen das Zei­chen war, dass al­les vo­rü­ber sei. Aber kein Zei­chen er­tön­te, und un­se­re Span­nung wur­de im­mer grö­ßer. Wir mussten an­neh­men, dass mit den Schwes­tern et­was pas­siert war, und es kam uns zu Be­wusst­sein, dass wir uns selbst um­tun mussten, um aus un­se­rem Ver­steck he­raus­zu­kom­men. Ja­scha, die Obe­rin und die Schwes­tern hat­ten vo­raus­ge­se­hen, dass die­se Si­tua­ti­on ein­tre­ten könn­te und hat­ten deshalb eine Säge mit ins Ver­steck ge­nom­men. Mit ih­rer Hil­fe konn­te man eine Öff­nung in die Dach­wand sä­gen, auf die­se Wei­se ent­kom­men und über den Dach­spei­cher zu den Dä­chern des Klos­ter­gym­na­si­ums ge­lan­gen. Von dort war der Weg zur Stra­ße frei. Wir ver­brach­ten noch eine zwei­te Nacht in un­se­rem Ver­steck. Dann er­klär­te ich, dass ich be­reit sei, hi­nun­ter­zu­ge­hen, um fest­zu­stel­len, was ei­gent­lich pas­siert sei. Da­bei woll­te ich auch ver­su­chen, Was­ser zu be­sor­gen. Ich hat­te Haus­schu­he an, so war mein Gang sehr lei­se, au­ßer­dem hat­te ich mich in ein schwar­zes Tuch ge­hüllt. Ich woll­te mich, wenn die Ges­ta­po mich auf­spü­ren soll­te, als Non­ne aus­ge­ben.

      Ich ging hi­nun­ter und zähl­te auf dem Flur die Tü­ren, an de­nen ich vor­bei­kam, um mei­nen Rück­weg wie­der fin­den zu kön­nen. Auf ein­mal sah ich in ei­nem der Zim­mer Licht und hör­te auch Stim­men. Als ich vor­sich­tig hi­nein­schau­te, sah ich etwa zwan­zig Män­ner ver­gnügt da­sit­zen, sie aßen und tran­ken, von den Schwes­tern war kei­ne Spur mehr zu er­ken­nen.

      Ich rann­te zu­rück zu un­se­rem Ver­steck, mei­ne Beine wa­ren wie Wat­te vor Angst und Schre­cken. Ich gab das ver­ab­re­de­te Zei­chen – fünf­mal Klop­fen – und die Klap­pe ging auf. Ich be­rich­te­te al­les, was ich er­späht hat­te, und uns al­len war schlimm zu­mu­te. Uns war klar, dass wir hier he­raus­kom­men mussten, und wir über­leg­ten hin und her, was wir tun konn­ten. Die drit­te Nacht brach­ten wir in Käl­te und ohne Was­ser zu; zum Glück hat­ten wir we­nigs­tens war­me De­cken. Vor lau­ter Angst ver­ga­ßen wir un­se­ren Durst.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAMCAgMCAgMDAwMEAwMEBQgFBQQEBQoHBwYIDAoMDAsK CwsNDhIQDQ4RDgsLEBYQERMUFRUVDA8XGBYUGBIUFRT/2wBDAQMEBAUEBQkFBQkUDQsNFBQUFBQU FBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBT/wAARCAE2AMgDASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFR