Jahrbuch der Baumpflege 2020. Группа авторов

Читать онлайн.
Название Jahrbuch der Baumpflege 2020
Автор произведения Группа авторов
Жанр Биология
Серия
Издательство Биология
Год выпуска 0
isbn 9783878152729



Скачать книгу

      Der Asiatische Moschusbockkäfer ist ein weiterer Vertreter invasiver Bockkäfer aus Fernost, der in die EU verschleppt wurde und in Deutschland und besonders Italien zu erheblichen wirtschaftlichen Schäden an Obstgehölzen der Gattung Prunus führt.

       Verbreitung

      Das natürliche Verbreitungsgebiet von Aromia bungii umfasst zahlreiche chinesische Provinzen, die koreanische Halbinsel, die Mongolei und Vietnam. Laut EPPO (2015) wurde die Art des Weiteren in Russland (an der Grenze zur Mongolei) nachgewiesen. In Japan wurde der Käfer erstmalig 2013 bestätigt und hat sich seitdem in mehreren Präfekturen ausgebreitet. Aromia bungii wurde außerdem in beanstandeten Holzverpackungsmaterialen in Großbritannien (2008) und den USA gefunden (EPPO 2014). Der erste Nachweis in Deutschland erfolgte bereits 2011 im bayrischen Rosenheim (BURMEISTER et al. 2012), wobei über ältere Funde spekuliert wurde. Weitere Käfer und infizierte Bäume wurden 2016 identifiziert, was zur Einrichtung einer sich über die Orte Kolbermoor und Rosenheim erstreckenden Quarantänezone führte. Seitdem wurden Maßnahmen eingeleitet, die zur Ausrottung führen sollen, der offizielle EPPO-Status lautet daher „transient“ (Abbildung 6).

      2012 wurde A. bungii im Großraum Neapel (Region Kampanien, Italien) an zahlreichen befallenen Aprikosen- und Pflaumenbäumen (beide Gattung Prunus) nachgewiesen (EPPO 2013a). Im darauf folgenden Jahr trat die Art auch vermehrt in der Region Lombardei (Norditalien) in Erscheinung (EPPO 2013b). Seither werden auch in Italien Maßnahmen ergriffen, die die Ausbreitung des Käfers verhindern und zu dessen Ausrottung führen sollen.

       Abbildung 6: Globale Verbreitung des Asiatischen Moschusbockkäfers (Quelle: EPPO Global Database, www.eppo.int)

       Wirtspflanzen

      Die Hauptwirtsbaumarten im natürlichen Verbreitungsgebiet umfassen Prunus armeniaca (Aprikose), P. persica (Pfirsich), P. domestica (Pflaume) und P. avium (Kirsche) (MA et al. 2007; WANG et al. 2007). Weitere bestätigte Wirte sind P. americana (Amerikanische Wildpflaume), P. japonica (Japanische Mandelkirsche), P. mume (Japanische Zieraprikose) und andere in Asien vorkommende Prunus-Arten. Hinzu kommen Berichte über weitere potenzielle Wirtsbaumarten/-gattungen wie beispielsweise Diospyros spp. (Bsp. Diospyros kaki – Kakipflaume), die z. T. aber nicht offiziell bestätigt sind. EPPO Global Database führt neben zahlreichen weiteren Prunus-Arten beispielsweise auch Castanea mollissima, Juglans regia, Populus alba, Populus tomentosa und Pterocarya stenoptera als sogenannte „minor hosts“. In Europa wurde Aromia bungii bisher an P. domestica und P. cerasifera (Kirschpflaume), P. armeniaca, P. avium, P. persica und an P. dulcis (Mandel) nachgewiesen.

       Biologie

      Die bis zu 4 cm langen adulten Käfer mit ihren schwarzen Flügeldecken und Fühlern und dem roten Halsschild (Abbildung 7A) schlüpfen im späten Frühjahr und über die Sommermonate hinweg, gewöhnlich von Mai bis August. Nach erfolgter Kopulation legen die Weibchen ihre Eier in Rindenschlitze am unteren Bereich des Stammes, aber auch in den Hauptästen ab. Es wurde lange vermutet, dass ältere, geschwächte Obstgehölze vornehmlich befallen werden, italienische Belege indes zeigen, dass junge, vitale Bäume bevorzugt werden. Laut EPPO (2015) werden von einem einzelnen Weibchen bis zu 734 Eier abgelegt, z. T. aber unter künstlichen Bedingungen beobachtet. Nach erfolgter Eiablage schlüpfen die Larven ca. 10 Tage später und bohren sich ins Phloem. Ältere Larven fressen dann im Splintbereich und minieren in bis zu 60 cm langen Gängen bis ins Kernholz (EPPO 2015). Typisch für Aromia bungii ist der z. T. täglich zu beobachtende Auswurf von Sägespänen. Nach dem vierten Larvenstadium erfolgt die Verpuppung (Abbildung 7B) in Kammern im Frühjahr. Die gesamte Entwicklung (von Eiablage bis Käferschlupf) kann bei A. bungii, in Abhängigkeit der Umweltbedingungen, bis zu vier (mind. zwei) Jahre dauern.

       Abbildung 7: A) Adulter Aromia bungii mit typisch rotem Halsschild; B) Puppe von A. bungii; C) typischer Nagespäneauswurf am Stammfuß eines Prunus-Gehölzes

       Schaden und Symptome

      Sowohl Wirtsartenspektrum als auch Verbreitung der präferierten Wirtsbaumarten (z. B. in Obstplantagen) machen A. bungii zu einem gefährlichen Schädling an Steinobst, was immense ökonomische Schäden nach sich zieht. Hinzu kommt, dass die Art, ähnlich wie die beschriebenen ALB und CLB, auch in der Lage ist, vitale Gehölze zu befallen. Auch hier haben die Bäume bei entsprechendem Befallsdruck (viele Eier pro Weibchen und mehrere Generationen zeitgleich) keine Möglichkeiten zur Revitalisierung.

      Wichtigstes Symptom ist während der Phasen mit Larvenaktivität das ausgeworfene Bohrmehl, was sich am Stammfuß sammelt (Abbildung 7C). Bei Befallsverdacht empfiehlt sich zudem das Entfernen von Rindenteilen, um mögliche Larvengänge zu inspizieren. Ausbohrlöcher sind ein weiteres wichtiges Symptom, das Aufschluss darüber gibt, dass eine Generation bereits erfolgreich geschlüpft ist.

       3 Buprestidae – Prachtkäfer

      Agrilus anxius und Agrilus planipennis

      Sowohl der in Nordamerika heimische Bronzefarbene Birkenprachtkäfer (Agrilus anxius) als auch der aus Asien einwandernde Asiatische Eschenprachtkäfer (Agrilus planipennis) treten beide noch nicht in der EU auf. Experten sind sich aber bezüglich ihres zu erwartenden Schadpotenzials einig, so dass sich EU-Mitgliedstaaten auf eine Einschleppung dieser Arten vorbereiten. Beide Prachtkäferarten werden in zwei gesonderten Beiträgen in diesem Jahrbuch vorgestellt: HOPPE et al. (2020, s. S.32) und SCHRADER et al. (2020, s. S. 361).

       4 Scarabaeidae – Blatthornkäfer

       4.1 Popillia japonica Newman – Japankäfer

      Der Japankäfer Popillia japonica stammt ursprünglich aus dem nordöstlichen Asien und ist als Schadorganismus an einer Vielzahl von Bäumen und Büschen, aber auch krautigen Pflanzen bekannt. In Gebieten, in die der Käfer verschleppt wurde, verursacht er erheblich stärkere Schäden als in seinem ursprünglichen Verbreitungsgebiet.

       Verbreitung

      Der Käfer wurde aus seinem ursprünglichen Verbreitungsgebiet in Japan und Nordchina nach Nordamerika verschleppt (EPPO 2006). In der EU tritt der Käfer bisher in Portugal (ausschließlich auf den Azoren) und vereinzelt in Italien auf (Abbildung 8). In der Schweiz unterliegt eine lokale Population Tilgungsmaßnahmen (KORYCINSKA et al. 2015).

       Abbildung 8: Globale Verbreitung des Japankäfers (Quelle: EPPO Global Database, www.eppo.int)

       Wirtspflanzen

      Der Japankäfer ist eine sehr polyphage Art und die ausgewachsenen Käfer fressen an einer Vielzahl