Название | Du, ich und Weihnachtszauber (Mallorca-Erotic-Romance 8) |
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Автор произведения | Isabella Lovegood |
Жанр | Короткие любовные романы |
Серия | |
Издательство | Короткие любовные романы |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783903066472 |
2. Kapitel
Enrique
Das Erste, was ich an diesem Sonntagvormittag Ende November registrierte, war der Wind, der um das Haus pfiff und an den verschlossenen Fensterläden rüttelte. Träge öffnete ich ein Auge, um die Anzeige auf meinem Wecker zu entziffern. Es war beinahe zehn Uhr. Erwartungsvoll tastete ich mit dem Fuß auf die andere Seite des Bettes, doch die Kälte die mich dort empfing, rief mir in Erinnerung, dass Florian es schon vor Stunden verlassen hatte. Als Krankenpfleger musste er natürlich auch regelmäßig an den Wochenenden arbeiten.
Mit einem bedauernden Seufzen zog ich mich in die Wärme zurück und streckte mich genüsslich. Kaum lag meine Hand wieder neben mir auf der Bettdecke, stupste etwas Nasses, Kaltes dagegen, gefolgt von einer warmen Zunge, die über meinen Handrücken leckte. Ich drehte den Kopf und sah direkt in goldbraune Augen, die mich aufmerksam beobachteten.
»Guten Morgen, Süße!« Rojas Rute klopfte rhythmisch auf den Bettvorleger, während sie mich erwartungsvoll fixierte. Sie wusste ganz genau, dass ich ihrem süßen Hundeblick nicht widerstehen konnte, also versuchte ich es erst gar nicht, sondern rückte weiter in die Mitte des Doppelbettes und klopfte auffordernd auf die Matratze.
»Na komm, lass uns kuscheln. Aber keine Küsse!« Mit einem Satz war sie neben mir, drehte sich einmal im Kreis, ließ sich dann mit einem zufriedenen Seufzer neben mir nieder und schmiegte sich behaglich an meine Seite. Ich streichelte sie, während meine Gedanken zu der leeren Bettseite schweiften.
Seit drei Monaten lebte ich nun mit Florian zusammen und es überraschte mich immer wieder, wie schnell ich mich nach den vielen Jahren als Single daran gewöhnt hatte, Teil eines Paares zu sein. So sehr, dass ich mich ohne ihn fast verloren fühlte.
Ich zog Florians Kissen näher zu mir und versenkte meine Nase darin, in der Hoffnung, Spuren seines Geruchs wahrzunehmen. Es war verrückt, wie sehr ich mich schon wieder nach ihm sehnte. Ich schmunzelte über mich selbst, als mir auffiel, wie extrem ich mich durch Florian verändert hatte. Ich war vom einsamen Wolf, der sich nur auf heimliche und flüchtige körperliche Begegnungen einließ, zu einem verliebten Romantiker mutiert. Auch wenn ich mich zuerst dagegen gewehrt hatte, mich ganz auf ihn einzulassen und mich in dem kleinen Ort zu outen, in dem wir lebten, war es die beste und wichtigste Entscheidung meines Lebens gewesen.
Mein Magen knurrte. So gemütlich es im warmen Bett auch war, es wurde Zeit, es zu verlassen. Erst als ich in eine Jogginghose und einen Sweater schlüpfte, hob Roja den Kopf, gähnte und wedelte halbherzig mit dem Schwanz. Sie schien wenig begeistert von der Aussicht, dieses mittlerweile seltene Vergnügen, in meinem Bett zu schlafen, so bald wieder aufzugeben.
Nachdem meine Mutter ganz plötzlich verstorben war, hatten wir uns gegenseitig getröstet, denn Roja war ursprünglich ihr Hund gewesen. Seit ich nun mit Florian hier in dem Haus lebte, in dem ich aufgewachsen war, schlief die Hündin wieder in ihrem Körbchen im Erdgeschoss. Ich ging vor dem Bett in die Hocke und gönnte uns noch ein paar Minuten. Sanft strich ich über das glänzende, rotbraune Fell und versank in dem seelenvollen Hundeblick.
»Ich hab dich auch lieb, mein Mädchen«, sagte ich leise zu ihr und die samtigen Ohren, die am Ansatz standen und die weichen Spitzen vornüber hängen ließen, zuckten aufmerksam. Dann richtete ich mich entschlossen auf. »Aber jetzt hoch mit dir, du Faultier! Lass uns unsere Runde machen. Du hast es doch bestimmt schon eilig.«
Der kalte Wind, der mir entgegenschlug und mir die Kapuze herunterreißen wollte, ließ mich erschrocken nach Luft schnappen. Die erste Novemberhälfte war ungewöhnlich mild gewesen, doch nun war auch auf Mallorca endgültig die kalte Jahreszeit eingezogen. Fröstelnd zog ich die Bänder der Kapuze fester zu.
Roja zerrte aufgekratzt an der Leine und auch wenn es eigentlich eine Unart war, fand ich ihre Lebhaftigkeit ziemlich süß, die sie dazu veranlasste, alles gleichzeitig erkunden zu wollen. Außerdem war sie eine zierliche Hündin, die leicht zu halten war, selbst wenn sie außer Rand und Band geriet. Unsere übliche Runde führte uns zum alten Hafen, wo die Wellen mit leisem Plätschern gegen die Mole schlugen und die Boote schaukeln ließen. Mein Blick wanderte ganz automatisch an das Ende des Hafenbeckens zum Leuchtturm, der auf einem Felsen thronte und seit Jahrhunderten den Seeleuten den Weg in den größten Naturhafen an der Ostküste wies. Meine Familie war seit vielen Generationen hier in Portocolom verwurzelt. Nicht im Traum konnte ich mir vorstellen, in ein anderes Land auszuwandern, wie Florian es getan hatte. Wie froh ich war, dass er es gewagt hatte und nun hier bei mir war, konnte ich mit Worten gar nicht ausdrücken.
Auf dem Rückweg holte ich mir bei meinem Lieblingsbäcker eine Ensaimada. Dieses schneckenförmig aufgerollte, flaumige und nur mäßig süße Gebäck war nicht nur ein traditioneller Bestandteil der mallorquinischen Esskultur, sondern auch mein erklärtes Lieblingsfrühstück. Eine große Tasse Milchkaffee dazu, dann fing mein Tag gut an.
Danach stopfte ich die Waschmaschine voll und machte mich daran, die Hemden zu bügeln, die ich vor ein paar Tagen gewaschen hatte. Ich arbeitete in einer Bank, also kam ich um Hemd und Sakko nicht herum, auch wenn ich in meiner Freizeit lieber T-Shirts und Sweater trug.
Ich wollte gerade das letzte Stück aus dem Wäschekorb fischen, als mein Handy klingelte. Erfreut nahm ich das Gespräch an.
»Hola, was treibt ihr denn so?«, meldete sich Alejandro, mein bester Freund seit Kindertagen.
»Florian hat Dienst und ich bin gerade beim Bügeln. Und ihr? Geht es David schon besser?« Mein kleines Patenkind hatte vor zwei Tagen, als ich es zuletzt gesehen hatte, heftigen Schnupfen gehabt und wir alle hofften, dass er sich nicht zu einer richtigen Erkältung auswachsen würde.
»Ja, wir scheinen es abgefangen zu haben. Eva hat vorgeschlagen, dass ihr zum Essen kommt. Es gibt Kürbisgemüse mit Bratkartoffeln und Selchwürsten.«
Augenblicklich lief mir das Wasser im Mund zusammen. »Da kann ich nicht Nein sagen«.
Alejandro lachte. »Das dachte ich mir. Eva weiß, wie sie dich ködern kann.«
»Ich bügle noch schnell fertig und dann mache ich mich auf den Weg. Passt das?«
»Ja, klar, nur keine Eile. Bis dann.«
Das Bügeln bereitete mir keine Mühe und während ich das letzte Hemd von Falten befreite und ordentlich auf einen Kleiderbügel hängte, schwelgte ich bereits in Vorfreude. Eva war eine gute Köchin, aber es waren vor allem die würzigen Würste, die mich lockten. Bei uns auf Mallorca war Räuchern keine übliche Form der Haltbarmachung, weshalb die Lebensmittel, die sie aus Österreich mitbrachte, für mich den Reiz des Außergewöhnlichen hatten.
Eine gute Viertelstunde später war ich bereit. Roja wedelte aufgeregt, als ich zur Leine griff.
»Wir gehen zu Eva«, sagte ich zu ihr und sie machte freudig »Wuff«. Es wunderte mich nicht, dass sie automatisch den richtigen Weg einschlug. Wochentags brachte ich die Hündin am Morgen zu meinen Freunden und holte sie nach Dienstschluss wieder ab. Was anfangs nur dazu gedacht war, Roja die Zeit nach dem Tod ihres Frauchens zu erleichtern, war zu einem perfekten Arrangement geworden. Das Tier war nicht so lange alleine und David wuchs mit einem Hund auf, ohne dass Eva und Alejandro die volle Verantwortung dafür tragen mussten. ›Dog-Sharing‹, nannten wir es.
David wirkte tatsächlich wieder viel fröhlicher als zuletzt. Roja setzte sich erwartungsvoll vor ihn hin und er streichelte sie begeistert, aber auch vorsichtig, so wie wir es den beiden beigebracht hatten.
»Es ist immer wieder schön zu sehen, wie achtsam sie miteinander umgehen«, meinte Eva mit einem liebevollen Lächeln.
»Dabei ist sie sonst so quirlig und ein fürchterlich verzogener Hund«, ergänzte Alejandro grinsend. »Mir kommt vor, seit Florian bei dir wohnt, ist es noch schlimmer geworden.«