Название | Alte Irische Mythen und Legenden |
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Автор произведения | Ronan O Domhnaill |
Жанр | Сказки |
Серия | |
Издательство | Сказки |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783863720292 |
Der Heilige wurde verköstigt, und nachdem er wieder bei Kräften war, fragte Tuán ihn, was er wolle. „Ich habe gehört, daß Du seit Jahrhunderten lebst, und ich will Deine Geschichte hören“, antwortete ihm der Heilige. Tuán freute sich, daß der Heilige nicht nur gekommen war, um ihn zu taufen, und wie alle Iren war er stolz auf seine Vorfahren und erzählte die folgende Geschichte:
„Du kennst mich als Tuán, Sohn von Cearbhaill, aber ich habe nicht immer so geheißen. Ich bin zuerst als Grieche mit Namen Starn, Bruder von Partholon, geboren worden.“ „Wie war Irland damals?“ fragte der heilige Mann. „Fünfmal wurde das Land angegriffen und besiedelt. 1002 Jahre nach der großen Flut kamen die ersten Menschen nach Irland: Partholon zusammen mit vierundzwanzig Paaren. Sie blieben, bis sie tausend zählten. Eine Pest brach zwischen zwei Sonntagen übers Land hinein, und die ganze Rasse starb bis auf einen Mann aus. Dieser Mann bin ich. Ich suchte dann Zuflucht in der Wildnis.
Ich lebte dort dreiundzwanzig Jahre und begegnete in dieser Zeit nie einem Menschen. Mir wurde bewußt, daß ich der einzige Mensch war, der auf irischem Boden lebte. Dreißig Jahre lang durchwanderte ich die Wälder der Insel[3]. Ich wurde immer älter und konnte mich nicht mehr so gut bewegen. Eines abends ging ich in eine Höhle und träumte, daß ich ein Hirsch wäre. Als ich aufwachte, hatte sich dieser Traum erfüllt, und ich setzte meine Wanderung fort. In Gestalt eines Hirsches beobachtete ich den zweiten Angriff, die Ankunft von Nemed. Er kam mit dreißig Schiffen, mit je dreißig Mann auf jedem Schiff. Er landete durch Zufall nach einem Sturm, bei dem viele seiner Anhänger ertranken, am Ufer Irlands. Nur drei Paare überlebten und führten ihr Leben in Irland weiter. Ihr Volk schwoll auf 34 000 Leute an. Bald starben sie auf rätselhafte Weise.
Ich ging wieder in die Höhle, und als ich wieder aufwachte, war ich ein Wildschwein. In dieser Gestalt zog ich durchs Land. Ich sah die Ankunft der Firbolg. Ich alterte wieder und kehrte in meine Höhle zurück. Ich konnte mich immer noch an die anderen Leben als Mensch, Hirsch und Wildschwein erinnern. Drei Tage lang aß ich nichts. Ich hatte keine Kraft mehr und träumte, ich wäre ein Habicht.
Dann lebte ich als Habicht und flog überall hin. Ich sah die Landung des Volkes der Göttin Danu (Tuatha Dé Danann) aus Persien. Sie kamen durch einen Nebel und kämpften gegen die Firbolg, die sie besiegten. Das alles sah ich vom Himmel aus. In dieser Gestalt lebte ich eine lange Zeit. Als ich nicht mehr fliegen konnte, fiel ich in einen Fluß, und als ich das Wasser berührte, verwandelte ich mich in einen Lachs.
Mit Schiffen kamen dann die Söhne von Míl (die Kelten), und trotz des Zaubers der Tuatha Dé Danann konnten sie im Süden landen. Amairgin, einer der Söhne von Míl, sang folgendes Gedicht, als er auf irischem Boden stand:
Ich bin der Wind am Meer, Ich bin eine Welle auf dem Ozean, Ich bin der Schrei des Meeres, Ich bin ein Habicht auf einer Klippe, Ich bin eine Träne der Sonne, Ich bin ein tapferes Wildschwein, Ich bin ein Lachs in einem See, Ich bin ein See auf der Wiese, Ich bin eine allmächtige Kraft, Ich bin ein Geist mit großer Macht, Ich bin ein Stück Gras, das in der Erde verrottet, Ich bin ein kreativer Gott, der Inspiration schenkt.
Die Kelten oder die Söhne von Míl besiegten die Tuatha Dé Danann. Ich befand mich in einem Fluß und wurde von einem keltischen Häuptling namens Cearbhaill gefangen. Er gab mich seiner Frau, und sie verspeiste mich. Als ich das Bewußtsein wiedererlangte, war ich als Tuán, Sohn von Cearbhaill, geboren worden. Ich lernte Gälisch wie alle anderen Kinder und wurde wegen meines Gedächtnisses als Prophet betrachtet. Die Gestalt eines Menschen hatte ich, als Patrick nach Irland kam, und so lebe ich noch heute.“
Dieser Geschichte hatte Fínghen eine Woche lang gelauscht, und sie beeindruckte ihn tief. Alles, was Tuán erzählte, wurde von den Mönchen aufgeschrieben.
Kapitel II
Das Schicksal der Kinder von Lir – Oidhe Clainne Lir
Ein Vater, der seine Kinder liebte, und eine neidische Frau führten zu Jahrhunderten voll Schmerz.
Diese Geschichte erzählt von der tiefen Traurigkeit der Kinder des Königs Lir, als sie Schwäne geworden waren. Lir gehörte dem Volk der Tuatha Dé Danann an. Die Anfänge der Geschehnisse liegen in der Zeit, als die Kelten die Macht übernahmen und die vorkeltischen Götter langsam ausstarben. Kurz vor Beginn der Geschichte gab es eine Versammlung der Tuatha Dé Danann Könige, und Bodhbh Dearg wurde als Hauptkönig gewählt. Darüber ärgerte sich König Lir, denn auch er wollte herrschen.
Bodhb Dearg gab ihm als Ersatz die Schwester der Verstorbenen zur Frau. Diese hieß Aoife, und die beiden liebten sich sehr. Sie war aber neidisch auf die Liebe, die er seinen Kindern schenkte. Aus diesem Neid entwickelte sich Haß auf die Kinder.
Eines Tages organisierte Aoife einen Ausflug für die Kinder zum Dún[6] von Bodhbh Dearg. Finnoula wollte nicht mitgehen, denn sie hatte geträumt, daß Aoife ihnen etwas Böses antun würde. Als sie unterwegs waren, befahl Aoife ihren Dienern, die Kinder zu töten. Sie bot ihnen so viel Gold, wie sie wollten, damit sie die Kinder töteten. Entsetzt lehnten die Diener das Angebot ab. Da griff Aoife selbst zum Schwert, um die Kinder zu erstechen. Sie war aber zu schwach dafür. Sie fuhren weiter, bis sie am Ufer des Sees Doire Bheara[7] anlangten. Dort befahl sie den Kindern im Wasser baden zu gehen. Als sie im Wasser waren, berührte sie sie mit ihrem Zauberstab und verwandelte sie in Schwäne.
Sie prophezeite den Kindern, daß sie dreihundert Jahre hier und dreihundert Jahre auf zwei anderen Seen verbringen müßten. Voller Verzweiflung fragte Finnoula sie, wann sie wieder Menschen sein würden. Aoife antwortete ihr: „Ihr werdet Schwäne bleiben, bis eine adlige Frau aus dem Süden einen adeligen Mann aus dem Norden heiratet.“
Aoife bereute, was sie getan hatte, und bekam plötzlich Mitleid mit ihnen, aber sie konnte ihre Lage nicht ändern. Als Trost ließ sie ihnen die gälische Sprache, damit