Название | Aldarúun |
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Автор произведения | Valeria Kardos |
Жанр | Контркультура |
Серия | |
Издательство | Контркультура |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783948397173 |
„Ein solcher Aufwand, nur um mich vor irgendwelchen dubiosen Attentätern zu schützen? Wer um Himmels willen war mein Vater?“
„Ich weiß nicht viel über die Gollnirs, außer dass es sich um ein sehr altes und mächtiges Adelsgeschlecht handelt.“
Und zum zweiten Mal klappt meine Kinnlade runter. „Ich gehöre zum ungarischen Adel?“
„Nicht direkt zum ungarischen Adel“, antwortet Liliana zögernd und schaut mich wieder auf diese sonderbare Art an.
Ein ganz merkwürdiges Gefühl macht sich tief in meinem Bauch breit. Ich fühle, dass der große Knall noch kommt.
„Okay, nicht ungarisch, dann vielleicht österreichisch?“, hake ich ungeduldig nach.
„Die Gollnirs haben nur eine Residenz in Budapest, aber sie sind nicht aus Ungarn. Genaugenommen sind sie noch nicht einmal von dieser Welt!“
Ich starre sie ungläubig an. „Wie meinst du das?“
„Angyalom, du bist nur zur Hälfte ein Erdenmensch!“
9
In meinem Kopf beginnt sich alles zu drehen. Ich spüre, wie mir das Blut aus dem Gesicht weicht und das Atmen immer schwerer fällt.
Liliana betrachtet mich mit wachsender Sorge. „Um Himmels willen, du wirst doch jetzt nicht ohnmächtig?“
Sie springt auf und schenkt mir ein Glas Wasser ein.
„Ich bin in der Twilight-Zone“, murmele ich benommen.
Liliana streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und drückt mir das Glas in die Hand. „Ich kann mir vorstellen, dass das jetzt ein Schock für dich ist. Wären diese Bestien nicht aufgetaucht, hätte ich es dir wahrscheinlich nie erzählt. Ich wollte stets, dass du ein normales und glückliches Leben führst. Manchmal sollte man die Vergangenheit einfach ruhen lassen.“
„Herrgott, ich stamme von E.T. ab! Also ich denke schon, dass das erwähnenswert ist! Wie konntest du mir diese Wahrheit nur all die Jahre vorenthalten?“, fahre ich sie wütend an.
„Es tut mir leid, Angyalom“, flüstert sie und schaut bedrückt zu Boden. „Ich wollte die richtigen Entscheidungen für dich treffen, doch ich war noch so jung und unerfahren – und mutterseelenallein.“
Mein schlechtes Gewissen rührt sich. Sie war damals jünger als ich jetzt und ich kann nur erahnen, was sie durchgemacht hat. Hochschwanger, ohne den Schutz der Familie oder Freunde in einem fremden Land, und als ständiger Begleiter die Angst. Das war kein Leben für einen jungen Menschen. Ich bin beschämt über meinen egoistischen Ausbruch. „Verzeih mir, ich bin so ein Stoffel. Es ist nur … oh Gott, es ist, als hätte mir jemand den Teppich unter den Füßen weggezogen.“
Liliana schenkt uns Kaffee ein, dann setzt sie sich wieder an den Küchentisch. In meinem Kopf sprudeln die Fragen fast über. „Also wer oder was war mein Vater? Ein Außerirdischer? Muss ich befürchten, dass mir irgendwann Schuppen wachsen?“
„Nein, natürlich nicht. Die Gollnirs sind Menschen wie du und ich. Sie sind nur nicht von hier. Ihre Welt heißt Aldarúun.“
„Aldarúun“, wiederhole ich ehrfürchtig. „Ist das ein anderer Planet? Wie sind sie hierhergekommen? In Raumschiffen?“
„Nein, sie kamen durch ein Dimensionsportal.“
„Ein Dimensionsportal?“, wiederhole ich skeptisch. „Klingt weit hergeholt.“
„Ach ja? Und was hat uns gestern angegriffen?“, erwidert sie trocken. „Mutierte Eichhörnchen?“
„Wenn solche Portale wirklich existieren, warum wurden sie bisher nicht entdeckt?“
„Weil sie vor sehr langer Zeit versiegelt wurden. Nur wenigen Auserwählten ist es gestattet, die Tore zu passieren – und dazu gehören eben Mitglieder der Gollnir-Familie.“
„Nun, scheinbar entspricht das nicht mehr ganz den Tatsachen, denn mittlerweile kommen wohl auch andere Wesen durch das Tor“, antworte ich.
„Irgendetwas muss passiert sein“, murmelt Liliana und wirft mir einen düsteren Blick zu. „Etwas Schlimmes! Und wir sind hier nicht mehr sicher.“
Seufzend setze ich meine Tasse ab. Irgendwie kann ich das alles nicht glauben, aber meine verletzte Schulter sowie unsere zertrümmerte Einrichtung sind Zeugen für die jüngsten Ereignisse.
„Und was waren das für merkwürdige Schatten?“
„Ich habe keine Ahnung, Anja. Aber wir verdanken ihnen unser Leben.“
Wir sitzen stumm da und nippen an unserem Kaffee.
„Was machen wir denn jetzt?“, unterbreche ich die Stille. „Wenn sie wirklich hinter mir her sind, bedeutet es ja wohl, dass meine Existenz – und noch viel schlimmer, mein Aufenthaltsort kein Geheimnis mehr ist. Ich bezweifele, dass das der letzte Angriff war. Hatte man dir denn keine Anweisungen gegeben, falls wir doch irgendwann entdeckt werden?“
„Ich glaube, so weit hat damals keiner gedacht. Alvar wollte zu diesem Zeitpunkt lediglich verhindern, dass zu viele von meiner Existenz wussten, geschweige denn Zeuge meiner Schwangerschaft wurden. Er wollte warten, bis sich die politischen Wogen geglättet haben, und mich dann zurückholen. Aber er ist nie wieder aufgetaucht.“
„Kann es sein, dass du dich zu gut versteckt hast?“, frage ich schmunzelnd.
„Möglich“, antwortet sie grinsend. „Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte unser Leben wunderbar so weiterlaufen können.“
„Tja, ich schätze, diese Option steht nicht mehr zur Debatte“, sage ich.
„Da hast du recht, Schatz“, sagt Liliana plötzlich mit fester Stimme und setzt geräuschvoll ihre Tasse ab. „Es wird Zeit, dass die Herrschaften endlich Verantwortung übernehmen. Niemand hatte mich auf solch eine Situation vorbereitet. Ich werde versuchen, Sophia zu finden und zu kontaktieren. Zwar kann ich mich an die Adresse nicht mehr erinnern, aber dieses Haus ist eines der größten und elegantesten in ganz Budapest. Irgendwie werde ich sie schon finden. Du bist ein Mitglied dieser Familie und ich werde dein Recht jetzt einfordern. Hoffentlich haben sie ihren Aufenthalt dort nicht bereits abgebrochen. In der Zwischenzeit werden wir Vorkehrungen treffen. Wir werden in jedem Raum Waffen deponieren: Äxte, Baseballschläger, Pfeffersprays … alles, was wir auftreiben können. Wir wissen nicht, wann der nächste Angriff kommt, aber dieses Mal werden wir vorbereitet sein. Außerdem werde ich eine Schrotflinte besorgen.“
„Aber du hast keinen Waffenschein?“
„Nein, aber ich habe Beziehungen“, antwortet sie augenzwinkernd und öffnet die Backofentür, um die Brötchen rauszuholen.
Nach dem Frühstück beginnen wir das Chaos im Wohnzimmer zu beseitigen. Als ich noch schlief, hat Liliana einen Glaser und einen Schreiner angerufen, die noch heute vorbeikommen wollen.
„Vielleicht können wir das eine oder andere Möbelstück retten“, sage ich hoffnungsvoll und schaue mich um.
Das Sofa hat nur ein paar Kratzspuren abbekommen, da könnten wir eine Decke überwerfen. Der Wohnzimmertisch ist zu Bruch gegangen, aber das Gestell steht noch. Hier dürfte eine neue Glasplatte ausreichen. Aber die Regale und der Fernsehsessel sind nur noch zersplitterte Einzelteile.
„Ich habe ein bisschen Reservegeld, falls mal etwas mit dem Auto sein sollte“, sagt Liliana, „das wird für die Reparatur der Tür und der Fenster reichen.“
Ich beginne gerade die Scherben zusammenzufegen, als ich mitten in der Bewegung innehalte und zur kaputten Verandatür sehe. Liliana, die gerade erörtert, was die Handwerker wohl für ihre Arbeit nehmen werden, folgt meinem Blick. „Ah, da bist du ja schon wieder“, sagt sie und ein verzücktes Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht. „Sie stand schon heute Vormittag da. Irgendwann