Название | Warme arktische Nächte |
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Автор произведения | Yuriy Tarnawsky |
Жанр | Контркультура |
Серия | |
Издательство | Контркультура |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783838275109 |
Jeden Sommer ging er für ein paar Wochen zum militärischen Training, und obwohl ich ihn dann vermisste, dachte ich auch gern darüber nach, was er tat, den Truppen dies und das zu tun befehlend, während er hoch auf seinem Pferd saß. Wenn er zurückkam, bat ich ihn, zu beschreiben, was er getan hatte und es war, als wäre ich selbst dort gewesen.
Es gab eine Bank neben dem Gebäude?
An der Seite des Gebäudes befand sich neben der Auffahrt zum Herrenhaus eine Parkbank. Sie bestand aus dünnen, weiß lackierten Holzlatten, die nach vorne hin elegant gekrümmt waren, so dass deine Beine sich wohl fühlten, und ebenso ganz oben hinten im Rücken, wo du dich anlehntest.
Und ein Foto von Dir auf der Bank?
Es gab ein Foto von mir, wie meine Mutter mich hält, sie sitzt auf der Bank, mit Nora zu ihrer Linken und Vater aufrecht hinter ihnen stehend. Es muss entweder im frühen Frühling oder im späten Herbst aufgenommen worden sein, weil wir alle warm angezogen sind, wenn auch nicht so, wie im Winter. Und es liegt kein Schnee auf dem Boden. Eigentlich muss es Anfang Frühling des Jahres nach meiner Geburt gewesen sein, denn ich sehe mehr als nur ein paar Wochen alt aus. Dies wäre der Fall gewesen, wenn es im Herbst des vorangegangenen Jahres gewesen wäre, aber ich bin definitiv nicht älter als ein Jahr. Ich habe eine weiße, unter meinem Kinn zusammengebundene Strickmütze auf meinem Kopf und einen passenden warmen Babyanzug mit Füßen. Nora hat auch eine Strickmütze auf dem Kopf, aber sie ist grau und umschließt ihren Kopf fest und hat zwei Klappen, die über die Ohren gehen. Sie trägt einen hellen Übermantel und dunkle dicke Strümpfe, die wir Rajtuzy nannten, also Strumpfhosen. Die Mutter trägt einen dunklen Übermantel und einen grauen Cloche-Hut. Der Vater hat einen grauen Übermantel mit breiten Revers und einen grauen Fedora-Filzhut auf dem Kopf.
Nur ein Foto?
Es gab einige von ihnen, nicht in verschiedenen Farbtönen wie die von Mutter, sondern alle in den gleichen Schwarz-Weiß-Farben, bei einem Teil von ihnen war aber etwas mit einer Schere abgeschnitten. Ich erinnere mich jetzt, da saß tatsächlich eine andere Frau auf der Bank, etwas abseits der Mutter, zu ihrer Rechten, und auf dem oben beschriebenen Bild ist sie abgeschnitten. Sie sieht jung aus, jünger als Mutter und trägt auch einen grauen Übermantel und einen kleinen runden schwarzen Hut auf dem Kopf. Und Vater steht nicht hinter Mutter und Nora, sondern in der Lücke zwischen Mutter und der Frau.
Und dann gab es noch ein weiteres Bild mit der Frau und dem abgeschnittenen Vater sowie eine zweite nicht abgeschnittene Version.
Wer war die Frau?
Ich glaube, es war wahrscheinlich Panna — Fräulein — Adela. Sie sah auf dem Bild anders aus, als ich mich erinnere, wie sie aussah, aber das liegt möglicherweise daran, dass sie damals einige Jahre jünger war.
Wer war Adela?
Ich bin mir nicht sicher. Sie war jemand, mit der Vater manchmal zusammen arbeitete, aber ich weiß nicht, ob sie eine Verwandte des Hrabia oder eine Angestellte war. Ich glaube, sie blieb manchmal im Herrenhaus, lebte aber meistens anderswo.
Sie mochte mich sehr und streichelte mir ständig den Kopf und gab mir manchmal einen Kuss – oben auf meinen Kopf oder auf meine Augen. Sie sagte, ich habe schöne Augen.
Wer zerschnitt die Bilder?
Ich habe keine Ahnung. Es könnte Nora gewesen sein, die ein Bild von Vater allein haben wollte, also zerschnitt sie versehentlich dieses Blatt in zwei Bilder und schnitt dann das Bild des Vaters bei einem von ihnen ab, um es zu behalten, oder wenn es Nora nicht war, dann wird es höchstwahrscheinlich Mutter gewesen sein, die nur ein Bild von den vieren und dann von uns drei haben wollte.
Aber höchstwahrscheinlich war es Nora, die es aus einem Grund getan hat, den nur sie selbst wusste. Sie war in vielerlei Hinsicht geheimnisvoll.
2
Dein Vater und Panna Adela fuhren im Auto fort?
Es war früh am Morgen und ich spielte zwischen den schwarzen Johannisbeersträuchern entlang der Vorderwand unseres Hauses, betäubt von ihrem schweren, berauschenden Duft, wie immer so tuend, als wäre ich ein Riese in einer winzigen Miniaturwelt, während ich durch das offene Fenster die lauten Stimmen von Vater und Mutter sich über etwas streiten hörte, wozu im Hintergrund Nora in ihrem Zimmer wütend Klavier spielte.
Dann fuhr ein großes cremefarbenes Auto mit heruntergeklapptem Dach und Panna Adela hinter dem Lenkrad die Auffahrt entlang und hielt vor der Tür. Es hatte glänzend verchromte Speichenräder und hellbraune Ledersitze, die einen schönen Kontrast zur Cremefarbe des Wagens bildeten. Seine Türen öffneten sich von vorne nach hinten und nicht wie üblich von hinten nach vorne. Sie hatten glänzende Metallgriffe.
In dem Moment, als der Wagen ankam, hielt der Streit inne und Vater stürmte aus der Tür, rannte zum Wagen, öffnete ihn, stieg ein und setzte sich auf den Beifahrersitz. Er trug einen hellgrauen Anzug und glänzende schwarze Schuhe und sein Kopf war unbedeckt. Panna Adela war in einem geblümten Kleid und ihr Kopf war in ein weißes Seidentuch gehüllt.
Ich sprang aus den Büschen und rannte zum Auto, fragte Vater, wohin er wolle. Sein Gesicht hellte sich auf, als er mich sah, und er sagte, er und Panna Adela müssten aus geschäftlichen Gründen in die Stadt fahren und würden am späten Nachmittag zurückkommen.
Panna Adela lächelte mich an, beide winkten mit den Händen in meine Richtung, das Auto fuhr los, kurvte um die Auffahrt herum und fuhr auf den Ausgang des Guts zu.
Ich bemerkte alsbald, dass im Haus jetzt alles still war. Noras Klavierspiel hatte aufgehört.
Deine Mutter und Nora kamen dann heraus?
Augenblicke später traten Mutter und Nora aus der Tür und gingen, ohne auf mich zu achten, als würden sie mich nicht sehen, schnell einen Weg entlang, der in Richtung Park führte. Beide trugen leichte Sommerkleider. Nora ging an Mutters rechter Seite und nach ein paar Schritten hing sich an ihren Arm, schmiegte sich an sie und auf diese Weise gehend verschwanden sie zwischen den Bäumen.
Die kleine Kutsche fuhr vor?
Ich hatte keine Lust mehr, in den Büschen zu spielen und wusste nicht, was ich tun sollte. In diesem Moment fuhren Adek und Bodek in der kleinen, vom Pony gezogenen, zweirädrigen Kutsche vor. Sie hielten an und fragten mich, ob ich mitkommen wolle.
Ich stimmte gerne zu, stieg in die Kutsche und zwängte mich zwischen die beiden. Bodek saß links, die Zügel in der Hand, und Adek rechts. Wir fuhren auf einem der Wege nach rechts, Bodek schnappte die Zügel, damit das Pony schneller lief, und es galoppierte auf seinen kurzen Beinen den glatten, sandigen Weg entlang.
Adek hatte sein wunderschönes Flobert-Gewehr mit einem glänzenden schwarzen Lauf und einem hellbraunen, fast gelben polierten Holzschaft dabei und richtete es hoch in die Bäume, als würde er auf Vögel schießen, aber er rief nur: »Paff, paff, paff!«
Als wir an einer der Statuen vorbeifuhren, richtete er die Waffe auf sie und rief erneut: »Paff, paff, paff!«
Da sich die Kutsche von Zeit zu Zeit verlangsamen sollte, hatte ich Angst, kopfüber zu fallen und hielt mich an Adek fest, indem ich meine Arme um seine Taille schlang.
Er sah mich lachend an und fragte, ob ich Angst habe zu sterben.
Ich hatte eine vage Vorstellung davon, was das bedeutete, war mir aber nicht ganz sicher und bat ihn, es zu erklären.
Er sagte, es hieße dort hinaufgehen und zeigte auf die Baumkronen.
Ich fragte, ob das da sei, wo die Vögel die ganze Zeit sangen.
Er lachte und sagte, nein, es sei höher, hoch oben über den Wolken ... im