Название | Begegnungen mit Bismarck |
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Автор произведения | Robert von Keudell |
Жанр | Историческая литература |
Серия | |
Издательство | Историческая литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783806242683 |
Anmerkungen
1Zur Geschichte der Bismarck-Historiographie der Artikel von Karina Urbach, „Between Saviour and Villain: 100 Years of Bismarck Biographies“, in Historical Journal, 41/4 (1998), 1141–60, auf dem der folgende Überblick über die Entwicklung der Bismarck-Forschung beruht.
2Wilhelm Mommsen, Bismarck: Ein politisches Lebensbild (München 1959). A. J. P. Taylor, Bismarck: the man and the statesman (London 1955).
3Johannes Willms, Dämon der Deutschen. Anmerkungen zu einer Legende (München 1997). Lothar Gall, Bismarck. Der weiße Revolutionär (Frankfurt a. M. 1980). Ernst Engelbert, Bismarck, 2. Bd. (Berlin 1985 und 1990). Jonathan Steinberg, Magier der Macht (Berlin 2012).
4Urbach, „Between Saviour and Villain“ (wie Anm. 1).
5Christopher Clark, Von Zeit und Macht (München 2018), Kapitel 3.
6Erste Begegnung mit Bismarck geschildert in Robert von Keudell, Fürst und Fürstin Bismarck. Erinnerungen aus den Jahren 1846 bis 1872, Original Stuttgart 1901 (Neuauflage Darmstadt 2020), S. 28 f. Zu den Russlandreisen Keudells siehe Johannes Schultze, „Robert von Keudell „als Tourist“ in Rußland 1860“, in Jahrbücher für Geschichte Osteuropas, 20/4 (1972), 571–80.
7Schilderung der Biographie Keudells nach Günter Richter, „Keudell, Robert v.“, in Neue Deutsche Biographie, Bd. 11 (Berlin 1977), S. 560 f., online verfügbar unter https://www.deutsche-biographie.de/pnd116152133.html#ndbcontent (letztmals abgerufen: Juli 2020). Zu Roberts musikalischen Bekanntschaften über Alexandra siehe zum Beispiel Stephen A. Bergquist, Music in Art, 35/1–2 (2010), 271–289 [278 f.].
8Zit. in Ulf Morgenstern, „Arzt und Abenteurer, Minister und Memoirenschreiber. Autobiographische Aufzeichnungen des Bismarck-Vertrauten Robert Lucius von Ballhausen“, in ders. (Hrsg.), Arzt und Abenteurer, Minister und Memoirenschreiber. Autobiographische Aufzeichnungen des Bismarck-Vertrauten Robert Lucius von Ballhausen, S. 8.
9Erste Begegnung mit Bismarck geschildert in Robert Lucius von Ballhausen, Bismarck-Erinnerungen, Original Berlin 1920 (Neuauflage Darmstadt 2020), S. 16.
10Schilderung der Biographie Ballhausens nach Karl Erich Born, „Robert Frhr. L. v. Ballhausen“, in Neue Deutsche Biographie, Bd. 15 (Berlin 1987), S. 278 f., online verfügbar unter https://www.deutsche-biographie.de/pnd117261386.html#ndbcontent (letztmals abgerufen Juli 2020) und den beiden Aufsätzen von Ulf Morgenstern, „Arzt und Abenteurer“ (wie Anm. 8) bzw. dem Nachfahren Ballhausens Robert von Lucius, „Der vierte Bruder. Die Gebrüder Lucius – Weltreisende, Abgeordnete, Bismarck-Vertraute, Kaufleute“, beide in Morgenstern (Hrsg.), Arzt und Abenteurer, Minister und Memoirenschreiber. Autobiographische Aufzeichnungen des Bismarck-Vertrauten Robert Lucius von Ballhausen, S. 5–12, 13–27.
11Zit. aus Morgenstern, „Arzt und Abenteurer“ (wie Anm. 8), S. 7.
12Zur Familie Ballhausen als Beispiel für die Verflechtung von Wirtschaft und Politik siehe Lucius, „Der vierte Bruder“ (wie Anm. 10), S. 20. Zu Ballhausen als Beispiel für die Verbindung der Gegensätze des Transnationalen und des Nationalistischen siehe Morgenstern, „Arzt und Abenteurer“,(wie Anm. 8) S. 6 f.
13Keudell, Fürst und Fürstin Bismarck (wie Anm. 6), S. 27. Gesammelte Werke, 4 Bd., ges. u. hrsg. v. Bruno Walden (Berlin 1890). Gedanken und Erinnerungen, 3. Bd. (Bd. 1–2 Stuttgart 1998. Bd. 3 Stuttgart 1919). Fürst Bismarcks Briefe an seine Braut und Gattin, hrsg. v. Fürst Herbert von Bismarck (Stuttgart 1900).
14Ballhausen, Bismarck-Erinnerungen (wie Anm. 9), S. 15. Hellmuths Vorbemerkung in ebd., S. 7. Zu Hellmuth als Herausgeber siehe Lucius, „Der vierte Bruder“ (wie Anm. 10), S. 19. 1922 gab Hellmuth zwei weitere autobiographische Aufzeichnungen seines Vaters heraus, eine kurze Selbstbiographie und einen Aufsatz über die Entlassung Bismarcks, der sich in großen Teilen mit den „Bismarck-Erinnerungen“ überschneidet. Beide Texte sind vor einigen Jahren von der Otto-von-Bismarck-Stiftung in dem schon erwähnten Band Morgenstern (Hrsg.), Arzt und Abenteurer, Minister und Memoirenschreiber (wie Anm. 10) herausgegeben worden. Zitat Morgenstern ebd., S. 5.
15Keudell, Fürst und Fürstin Bismarck (wie Anm. 6), S. 27.
16Ballhausen, Bismarck-Erinnerungen (wie Anm. 9), S. 15. Zum erstaunlichen „Understatement“ der Erinnerungen siehe Morgenstern, „Arzt und Abenteurer“ (wie Anm. 8), S. 10.
17Keudell, Fürst und Fürstin Bismarck (wie Anm. 6), Kapitel 10, bes. S. 227, 231–234. Zu den Putbuser Diktaten und ihrer Bedeutung im Entstehungsprozess der Reichsverfassung siehe Oliver Haardt, Bismarcks ewiger Bund. Eine neue Geschichte des Kaiserreichs 1871–1918 (Darmstadt 2020), Kapitel 2,
18Ballhausen, Bismarck-Erinnerungen (wie Anm. 9), Kapitel 1888, bes. S. 391–393, 407–413, Zit. S. 413. Zu der geschilderten Auseinandersetzung um die Vetos Friedrichs III. siehe Haardt, Bismarcks ewiger Bund (wie Anm. 17), Kapitel 4. Zur Erbfolgepolitik um Friedrich III. siehe Frank Lorenz Müller, Der 99-Tage-Kaiser. Friedrich III. von Preußen. Prinz, Monarch, Mythos (München 2013), Kapitel 4 und 5.
19Keudell, Fürst und Fürstin Bismarck (wie Anm. 6), S. 237. Zu den Vorarbeiten der Verfassung siehe Haardt, Bismarcks ewiger Bund (wie Anm. 17), Kapitel 2.
20Thomas Nipperdey, Deutsche Geschichte 1866-1918, Bd. 2, Machtstaat vor der Demokratie (München 1992), S. 905.
Robert von Keudell um 1875
Vorwort
Fürst Bismarck steht der heutigen Welt als bejahrter Reichskanzler vor Augen. Die Zeugen seines Wirkens, welche ihm als Abgeordneten, Gesandten und jugendlichem Minister nahestanden, sind nach und nach fast alle verstummt, ohne Berichte über ihn zu hinterlassen. An mich trat daher die Aufgabe heran, zu erzählen, was ich damals in seinem Hause und in seinem Dienste erlebt habe. Mannigfache Auszeichnungen kamen dabei dem Gedächtnis zu Hilfe. Daß ich meiner Darstellung einzelne Abschnitte der bekannten politischen Reden eingefügt habe, mag dem Bestreben verziehen werden, der minder kundigen Jugend die Eigenart des gewaltigen Mannes möglichst nahezubringen.
Die kürzlich erfolgte Veröffentlichung der Briefe des Fürsten an seine Braut und Gattin erleichtert mir den Entschluß, auch mit meinen Erinnerungen an die Fürstin hervorzutreten und einen Teil des Schatzes herauszugeben, den ich in ihren schriftlichen Mitteilungen besitze. Die Briefe der edlen Frau geben Aufschlüsse über manche weniger bekannte Erlebnisse ihres Gemahls und werden viele Seelen zu herzlicher Verehrung anregen.
Charlottenburg, den 20. September 1901.
Robert von Keudell
I.
Aus Berlin und Pommern. 1846 bis 1853.
Im August 1846 sah ich zum ersten Mal Herrn von Bismarck-Schönhausen.
Fräulein von Puttkamer-Reinfeld, welche sich im folgenden Jahre mit ihm vermählte, hatte bei kurzem Aufenthalt in Berlin mich schriftlich eingeladen, ihr und einigen Freunden im Saale des damals berühmten Klavierbauers Kisting um 5 Uhr nachmittags etwas vorzuspielen.
An der Fensterwand standen ein Sofa und einige Stühle, quer davor der Flügel, so nahe, daß ich während des Spielens die Zuhörer genau sehen konnte.
Rechts neben mir, am ersten Fenster, saß Fräulein von Puttkamer, auf dem Sofa Herr von Blanckenburg, der später als ein Führer der Konservativen im Landtage hervortreten sollte. Er begrüßte mich als alten Bekannten, da wir früher einmal in der Schweiz zusammengetroffen waren. Neben ihm auf dem Sofa saß seine junge, auffallend schöne Frau und neben dieser am zweiten Fenster auf einem Sessel, in hellem Tageslichte, Herr von Bismarck, welcher gewöhnlich die Unterhaltung führte. Seine weiche Sprechstimme in Baritonlage war meinem Ohre wohlthuend. Kurz geschorene blonde Haare und ein kurzer Vollbart umrahmten das freundliche Gesicht; unter buschigen Brauen sehr hervortretende, hellstrahlende Augen.