Название | Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga |
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Автор произведения | Pete Hackett |
Жанр | Вестерны |
Серия | |
Издательство | Вестерны |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745213249 |
Zwei Mann mussten Wache halten. Die anderen durften sich ausstrecken und schlafen. Sie befanden sich am Beginn einer Schlucht. Die Erschöpfung hatte die Muskeln in ihren Gesichtern erschlaffen lassen. Ihre Augen brannten. Sie hatten sich die Füße wundgelaufen und in den Gemütern saß die Angst. Sie waren psychisch und physisch fertig.
*
Eine kleine Gruppe von Apachen befand sich auf der Jagd. Sie hatten einen Hirsch erlegt und das tote Tier auf dem Rücken eines Mustangs festgebunden. Jetzt waren sie auf dem Rückweg in ihr Lager in einem Canyon. Es war um die Mittagszeit.
Es gab nicht viel Wild in den Mimbres Mountains. Nur Wölfe, Coyoten und Pumas, vielleicht auch Bären. Die Bisons, die früher über die Prärien gezogen waren, hatten weiße Jäger zu hunderttausenden abgeschlachtet und ihre Häute verkauft. Die Hauptnahrungsquelle der Indianer gab es nur noch selten, und vor dem Winter würden die wenigen kleinen Herden, die jetzt die weiten Prärien noch bevölkerten, nach Süden ziehen. Auch das Wild würde sich aus den gebirgigen Regionen in die Wälder flüchten.
Die Apachen wussten, dass ihnen ein harter Winter bevorstand. Darum versuchten sie, soviel Fleisch wie möglich zu erjagen und es zu trocknen, damit sie in den Wintermonaten überleben konnten. Dazu dienten hauptsächlich die auf den Ranches erbeuteten Rinder.
Auf einem Felsen stand ein Weißer. Das Rudel mit dem erlegten Hirsch war an ihm vorbeigezogen, ohne ihn zu bemerken. Er hielt die Winchester mit beiden Händen schräg vor seinem Körper.
Auf einem anderen Felsen erschien ebenfalls ein Weißer. Stoppelbärtig, mit einem langen Staubmantel bekleidet, ein Gewehr in den Fäusten haltend. Verkommenheit und Niedertracht standen ihm ins Gesicht geschrieben. Seine stahlblauen Augen blickten eisig. Er winkte seinem Gefährten zu.
Zwischen den Felsen zeigte sich ein dritter der Kerle.
Am Ende waren es sieben Männer, die die Indianer zwischen sich hatten. Es handelte sich um Scott Wilburn und seine Bande – um eine Horde skrupelloser Skalpjäger. Die Regierung in Arizona zahlte für jeden Indianerskalp fünf Dollar. Der Tucson-Ring, dessen Transporte immer wieder von den Apachen überfallen wurden, ebenfalls. Ein Indianer war also zehn Dollar wert.
Die Kerle waren aus Brutalität, Niedertracht, Heimtücke und allem, was hart und unmenschlich macht, zusammengesetzt. Jetzt gab Wilburn das Zeichen. Die Gewehre flogen an die Schultern und begannen zu krachen. Es war ein Crescendo des Todes, das die Waffen hinausposaunten. Die Indianer wurden herumgerissen und von den Treffern geschüttelt, tot und sterbend sanken sie zu Boden.
Das Krachen brach ab. Die Gewehre schwiegen. Mit geisterhaftem Geraune verrollten die Echos.
Die Skalpjäger kamen zwischen den Felsen hervor und gingen zu den Indianern hin. Einer rührte sich noch. Wilburn zog seinen Colt und gab ihm mit erschreckendem Gleichmut in den Zügen den Rest. »Sechs Skalps Leute. Sechzig Dollar. Nicht schlecht. Gekostet hat es uns lediglich einige Unzen Blei.«
Das Wort Mitleid oder Anteilnahme gab es nicht in seinem Sprachschatz. Ein Menschenleben war ihm gerade mal den Preis für eine Kugel wert. Sie zogen ihre Messer und machten sich an die blutige Arbeit. Die Skalps stopften sie in blutbesudelte Leinensäcke.
Dann verließen sie diesen Ort und zogen weiter. Sie wollten so viele Skalps wie möglich erbeuten und vor allem wollten sie Victorio. Er war der Regierung tausend Dollar wert. Und für tausend Dollar wären Wilburn und seine Komplizen in die Hölle geritten und hätten dem Satan ins Maul gespuckt.
*
»Ich will nicht mehr. Lasst mich hier zurück.« Der junge Soldat ließ sich einfach auf den Boden sinken, zog die Beine an und schlug beide Hände vor das schmutzige Gesicht. Er war am Ende. Etwas in ihm war zerbrochen. Er hielt die Strapazen des Marsches nicht mehr länger aus. Seit vier Tagen marschierten sie nun über Stock und Stein. Sicher, tagsüber hatten sie Zeit, sich zu erholen. Aber die Nächte waren schon lang, und das Land schenkte ihnen nichts. Der Weg war eine Tortur. Der Bursche war bereit, aufzugeben.
»Hoch mit Ihnen, Trooper Stillwell! Nehmen Sie sich ein Beispiel an Ihren Kameraden. Wir können alle nicht mehr. Dennoch marschieren wir.« Lieutenant Whitlock hatte angehalten, das rechte Bein auf einen Felsen gestellt und beugte sich weit über den Kavalleristen. »Wir lassen Sie nicht zurück.«
»Ich – ich kann nicht mehr, Sir«, brach es rasselnd über die bebenden Lippen des Jungen. Seine Augen glitzerten in der Dunkelheit wie Glaskugeln. Ein Ächzen stieg aus seiner Kehle. Es hörte sich an wie trockenes Schluchzen.
Die anderen waren weitermarschiert und Whitlock konnte sie nur noch schemenhaft wahrnehmen. Die Pferdehufe krachten und klapperten. Niemand kümmerte sich um Stillwell, der schlapp zu machen drohte. Jeglichen Gedankens, jeglichen Willens beraubt stapften die Soldaten dahin. Jeder Schritt war eine Anstrengung, eine Überwindung, die all den Willen erforderte, der in den Männer noch steckte. Es war das Gesetz der Selbsterhaltung, das nur noch der Instinkt diktierte und sie vorwärts peitschte.
»Stehen Sie auf, Soldat!«, keuchte Whitlock. »Das ist ein Befehl. Sie werden mir doch den Gehorsam nicht verweigern?«
»Erschießen Sie mich von mir aus, Lieutenant. Es ist mir egal. Lieber tot sein, als...« Stillwell brach ab. »Tut mir Leid, Sir. Ich kann wirklich nicht mehr. Meine Füße sind wund. Ich – ich fühle mich ausgehöhlt wie ein morscher Baumstamm. Bitte, Lieutenant, lassen Sie mich zurück.«
»Niemals, Stillwell!« Whitlock nahm sein Bein von dem Felsen. »Geben Sie mir Ihre Hand, ich helfe ihnen.« Er streckte den Arm aus. »Anhalten!«, gebot er gleichzeitig mit lauter Stimme. Seine Worte holten den kläglichen Rest der Patrouille ein. »Sergeant, warten Sie mit den Männern! Stillwell kann nicht mehr.« Seine Stimme sank herab. »Geben Sie mir die Hand, Soldat!« Whitlocks Worte fielen zwingend und duldeten keinen Widerspruch. Stillwell reichte ihm die Hand. Whitlock zog ihn auf die Beine. Schwankend stand der Trooper. »Kommen Sie, ich stütze sie.«
»Wie lange wollen Sie das schaffen, Sir? Ein paar hundert Yards, dann sind wir beide fix und fertig.«
»Wahrscheinlich haben Sie Recht. In Ordnung. - Sergeant!«
»Sir!«
»Ich ordne eine Pause von einer Stunde an. Die Männer sollen sich ausruhen.«
Whitlock machte sich Sorgen und schätzte, dass sie noch sieben oder acht Tage unterwegs sein würden. Weitere Männer würden schlapp machen und aufgeben wollen. Der Hunger höhlte sie aus. Am Morgen des vergangenen Tages waren sie auf einen kleinen Creek gestoßen. Sie konnten sich die Mägen mit Wasser füllen. Einige Männer hatten Rauchzeug und sie betäubten das nagende Hungergefühl mit Nikotin. Es wurde Zeit, dass sie etwas Essbares fanden. Auf dem Weg, der vor ihnen lag, gab es keine Ranch, keine Farm, keine Ansiedlung. Sich nach Osten zum Rio Grande durchzuschlagen, bedeutete einen Umweg von zweihundert Meilen. Die Landkarte hatte der Lieutenant mit seinem Pferd verloren. Er konnte sich nur am Stand der Sonne und der Sterne orientieren. Rauchzeichen hatte er keine mehr gesehen. Das hieß aber nicht, dass die Apachen nicht in der Nähe waren.
Gerade ihre Nähe konnte der Grund sein, weshalb sie keine Rauchsignale mehr zum Himmel schickten. Weil ihnen die Blaubäuche sicher waren...
Sie rasteten. Wind kaum auf. Windstöße fegten den Staub vor sich her. Man konnte bald die Hand nicht mehr vor Augen sehen. Der Sand drang in sämtliche Körperöffnungen ein, trocknete die Schleimhäute aus und knirschte zwischen den Zähnen. Das Heulen und Fauchen des Sturms zwischen den Felsen ließ