Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane. Frank Callahan

Читать онлайн.
Название Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane
Автор произведения Frank Callahan
Жанр Вестерны
Серия
Издательство Вестерны
Год выпуска 0
isbn 9783745213171



Скачать книгу

Arbeit, die die Rinder der großen Keefe-Ranch vernichten werden.

      Roger hat es ihm mehrmals zu erklären versucht. Doch es war umsonst gewesen. Ja, Pegg ist einer der sturen Präriebauern, die nicht aufgeben. Er weiß es.

      „Hallo, Helen“, murmelt er und blickt an dem Mädchen vorbei. Er fühlt sich hier unsicher, weil er genau weiß, dass der Schatten der Ranch wie ein Fluch auf dem Tal liegt. Und er gehört zu dieser Ranch, was immer er auch gegen sie unternehmen oder sagen mag. Er ist ein Teil davon. Ein Teil der Macht, auf der die Kraft des verkrüppelten und unfähigen Berton Keefe ruht. Und doch fühlt er sich machtlos. Es ist, als würde er in einem reißenden Strom schwimmen, aus dem er sich nicht zu befreien vermag.

      Der Siedler nähert sich langsam.

      „Ich hätte nicht gedacht, dass du mitkommst“, meint er. „Ich rede von gestern.“

      „Ich konnte nicht anders. Er hat es so befohlen.“

      „Und wenn er dir morgen den Befehl gibt, diese Hütte niederzubrennen? Was machst du dann? Reitest du dann?“

      „Dad, du bist ungerecht“, sagt das Mädchen scharf. „Natürlich musste er mitreiten. Sonst hätte sein Vater noch Verdacht geschöpft. Ohne ihn wäre der Sturm gestern über uns hinweggegangen. Du bist undankbar! Niemand sonst hätte dir auch nur einen Dollar gegeben.“

      Der Siedler wendet sich ab und stampft zum Haus zurück. Mit seinem Gewehr verschwindet er im Inneren. Roger setzt sich auf den Brunnenrand. Er ertappt sich bei der Frage, ob er zu viel riskiert.

      „Hat dein Vater etwas gemerkt?“, fragt Helen.

      „Nein. Noch nicht. Aber er hat Washburn kommen lassen.“

      „Du hättest es nicht tun dürfen, Roger. Wenn er es merkt, wird er dich davonjagen.“

      „Ja, es kann sein. Dann hat er mir eine Entscheidung abgenommen. Helen, du weißt, ich hätte die Ranch schon verlassen, wenn du mit mir von hier fortgehen würdest. Aber du willst nicht.“

      „Ich kann nicht. Roger, ich kann meinen Vater nicht alleinlassen.“

      „Er wird also immer bleiben?“

      „Ja. Man kann ihn so wenig umstimmen wie deinen Vater. Sie sind beide stur. Nur hat mein Vater das moralische Recht auf seiner Seite. Roger, wir hätten uns nie kennenlernen dürfen. Es führt zu nichts.“

      „Vielleicht sieht mein Vater doch noch ein, dass er nicht ...“

      „Nein!“, unterbricht sie ihn hastig. „Niemals sieht er etwas ein. Gewiss, er wird immer älter, und einmal muss er die Leitung endgültig aus der Hand geben. Andy wird die Ranch dann führen. Glaubst du, dass es dadurch besser wird?“

      „Er wäre nicht mein Vater und könnte es nie werden, Helen.“

      „Und?“

      „Es würde manches ändern.“

      „Es würde nur einen Bruderkrieg geben. Etwas Schlimmeres kann nicht kommen.“

      „Du solltest deinem Vater noch einmal erklären, dass es besser ist, wenn er sich entschließt, von hier fortzugehen. Es wäre für uns alle das beste! Wir könnten spurlos verschwinden. Das Land ist unendlich weit!“

      Helen schaut ihn einen Moment an, blickt dann zum Haus und wieder zu Roger Keefe zurück.

      „Ich werde es versuchen. Aber es wird sinnlos sein. — Ist es wahr, dass Rinderdiebe an der Ranch nagen?“

      „Ja.“ Unbewusst macht Roger ein hartes Gesicht.

      „Mein Vater hat es gehört. Er denkt, dass die Rustler auch für ihn arbeiten.“

      „Er irrt sich. Sie nehmen stets nur wenige Rinder. Sie betreiben das Geschäft auf eine Art, die meinen Vater niemals ruinieren wird.“

      „Noch machen sie das, Roger. Aber wenn sie erst genug Erfolg gehabt haben und auf den Geschmack gekommen sind, werden sie mehr wollen. Mehr und immer mehr! Mehr Geld bedeutet mehr Rinder! Und dann wird gegen sie etwas unternommen werden. Manchmal ist es mir, als würden wir zwei zwischen den Parteien stehen“, sagt sie versonnen. „Dabei gehören wir zu ihnen. Und was wir auch denken und wie wir fühlen mögen, wir müssen Gegner sein, Roger.“

      Er hört die Bitterkeit aus ihren Worten deutlich heraus und schüttelt den Kopf.

      „Du musst daran glauben, dass sofort alles anders ist, wenn wir von hier fort gehen. Das ist der reelle Weg für uns.“

      „Du willst fortlaufen? Mein Vater sagt, nur Feiglinge gehen fort!“

      „Ich bin dann eben ein Feigling. Vielleicht denkt jeder anders darüber. Ich meine, man muss ein Narr sein, um aussichtslose Kämpfe führen zu können.“

      „Mein Vater hat es dreimal mitgemacht, Roger. Zweimal jagten sie ihn fort. Er meint, dass es überall am Ende das gleiche sein wird. Deshalb will er nicht gehen.“

      Roger zieht den Bauchgurt des Sattels wieder an. Es hat keinen Sinn, weiter darüber zu reden.

      „Versuche es oder lass es sein“, sagt er bitter und steigt in den Sattel.

      Helen hebt die Hand, als wollte sie ihn aufhalten. Aber sie lässt sie wieder herabsinken, als er mit der Zunge schnalzt.

      6

      Roger Keefe sieht das Pferd seines Bruders, als er die Stadt erreicht. Collins ist eine kleine Stadt. Eine kleine, junge Stadt, die früher für eine Handvoll Siedler gearbeitet hat, von denen nur zwei übrig sind. Heute arbeitet die Stadt zum Teil für die Keefe-Ranch. Zum großen Teil! Und doch hassen alle diesen Namen.

      Die Männer versuchen, sich das nicht anmerken zu lassen. Aber Roger liest es in ihren Blicken, die ihm begegnen.

      Er reitet bis zum Store. Als er absteigt, kommt sein Bruder auf dem Stepwalk heran. Er grinst, wie er immer grinst, weil er sich in allen Dingen sehr überlegen fühlt.

      „Du hast lange gebraucht“, meint Andy. „Dad hatte gesagt, du solltest sofort in die Stadt reiten, um die Bestellung aufzugeben.“

      Roger steigt die Stufen zum überdachten Bretterweg hinauf und mustert seinen Bruder.

      „Wenn ich recht gehört habe, müsstest du jetzt bei seinen Rindern sein“, erwidert er.

      „Ja, das kann stimmen. Er fühlt sich immer noch groß und mächtig. Und doch kann er nichts mehr kontrollieren. Es tut ihm weh, wenn er im Wagen fährt. Und wir nutzen das jeder auf unsere Art. Ich frage mich, wie wir unter einen Hut kommen sollen, wenn er nicht mehr ist.“

      „Darüber habe ich nie nachgedacht, Andy.“

      „Mag sein. Es passt auch nicht zu dir. Du kannst ihn nicht leiden. Und doch machst du dir keine Gedanken darüber.“

      Roger merkt plötzlich, dass Andy schon getrunken hat. Ist er deshalb in die Stadt gekommen?

      „Es bleibt also unter uns“, redet Andy weiter. „Das war alles.“

      Roger schaut ihm nach, geht dann in den Store und legt dem Keeper den Zettel vor, auf den Berton Keefe alles geschrieben hat. Ja, er leitet die Ranch immer noch, aber er hat keine Kontrolle mehr. Die Cowboys schweigen, weil sie nicht wissen, wer morgen ihr Boss sein könnte.

      „Nehmen Sie alles mit?“, fragt der Storekeeper.

      „Ich habe keinen Wagen. Mein Vater will es gebracht haben.“

      „Gut, Mister Keefe.“

      „Früher sagten Sie Roger zu mir“

      „Ja. Aber früher ist eben doch schon eine Weile her, Mister Keefe.“

      „Ich bin nicht viel älter geworden.“

      „Sie denken vielleicht, ich hätte etwas gegen Sie. Aber es