Sechs utopische Thriller. Conrad Shepherd

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Название Sechs utopische Thriller
Автор произведения Conrad Shepherd
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783745202267



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zweihundert Kilometer.«

      »Können wir dort überhaupt landen?«

      »Ich denke doch.« Der Pilot nickte und grinste.

      »Das klingt schon mal vielversprechend«, sagte Conroy und studierte vornübergebeugt die mit Gradeinteilungen versehene Karte. Eine Stelle war rot schraffiert. »Was bedeutet das?«, wollte er von Haan wissen.

      »Eine Sperrzone«, erklärte der Pilot. »Und zwar militärisches Sperrgebiet. Dort halten die Einheiten der PPB ihre Manöver ab. Kann unter Umständen etwas ungemütlich werden. Wir müssen auf unserem Flug nach Lhakpa ziemlich nahe daran vorbei. Die übermütigen Piloten dort machen sich hin und wieder den Spaß und wildern ein bisschen außerhalb ihrer Zone. Aber ich denke, wir kommen ohne Ärger dran vorbei.«

      Conroy rief sich die Koordinaten von Basis Alpha in Erinnerung – sie stimmten mit dem schraffierten Bereich überein. Das mit dem »ungemütlich werden« konnte zutreffen.

      »Was für eine Maschine fliegen Sie denn, Ray?«

      »Ein Hoverjet, eine Vertidyne. Dort oben im Gebirge hat man mit Flächenmaschinen wenig Chancen«, sagte Ray Haan. »Wir müssen durch den Phoksando-Pass nach Tibet hineinfliegen. Durch enge Schluchten mit tückischen Fallwinden von der Stärke ausgewachsener Stürme. Es gibt dort oben jede Menge Unwägbarkeiten. Plötzliche Eisstürze, die ganze Schluchten zuschütten. Schneelawinen von einer Größe, wie Sie sie noch nie gesehen haben. Der Pass ist nahezu fünftausend Meter hoch, kann gut sein, dass wir uns den Bauch aufreißen, wenn wir drüberfliegen. Ich sollte Sie fairerweise warnen, Doktor Conroy: Es wird mit Sicherheit keine Vergnügungsreise. Wollen Sie es sich nicht noch einmal überlegen? Jetzt können Sie noch zurück.«

      »Keine Chance«, wies Conroy Haans Ersuchen ab. »Ich bin einiges gewöhnt, was Höhe anbelangt. Wann starten wir?«

      Ray Haan grinste.

      »Sie sind nach meinem Geschmack, Mister. Fast wäre ich geneigt, Sie nur Ihrer blauen Augen wegen dort hinaufzubringen. Aber ich bin ein unverbesserlicher Materialist, weshalb natürlich mein gesunder Geschäftssinn die Oberhand gewinnt. Okay, wir fliegen morgen Nachmittag nach Thilen hinauf.«

      »Und weshalb nicht gleich in der Frühe?«

      »Kann ich nicht riskieren. Wir bekommen bald Regen, da hängt der Pass bis Mittag voller Wolken.«

      »Regen?«, fragte Conroy verwundert und sah vielsagend in den klaren Abendhimmel; die ersten Sterne begannen über den Bergen zu funkeln. Es war kühler geworden.

      »Wenn ich's sage.«

      »Woran erkennen Sie das?«

      »Meine Narben plagen mich dann immer so«, erwiderte Haan, ohne mit der Wimper zu zucken.

      »Im Ernst?« Nomi warf ihm einen zweifelnden Blick zu.

      Haan zeigte ihr lachend die Zähne.

      »Natürlich nicht! Ich habe mir die Vorhersage des meteorologischen Wettersatelliten eingeholt. – Wie steht's eigentlich mit Ihrer Ausrüstung, Doktor?«

      »Rimtec liefert sie morgen früh an«, sagte Nomi.

      »Gut. Gibt es sonst noch etwas, das mit muss?«

      »Ach ja«, Conroy kritzelte etwas auf eine Serviette und reichte sie Haan, »können Sie das für mich arrangieren?«

      Der Pilot runzelte überrascht die Stirn, als er las, was Conroy niedergeschrieben hatte. »Was wollen Sie denn mit dem Ding?«

      Conroy grinste verlegen. »Es war schon immer mal mein Wunsch, von einem wirklich hohen Gipfel zu starten.«

      »Haben Sie es denn schon mal probiert?«

      »Ja. In den Anden.«

      »Pah«, sagte Haan abfällig, »Hügel! Kein Vergleich mit den Bergen hier.«

      »Eben drum«, erwiderte Conroy und hoffte, dass Haan ihm die Vorstellung als Drachenflug-Enthusiast abkaufte. »Nun, was ist? Können Sie?«

      Der Pilot wiegte zunächst den Kopf, dann nickte er. »Denke schon. Habe 'nen alten Kumpel, Russe. Der hat bestimmt so'n Ding in seinem Ausrüstungsschuppen. Morgen wissen Sie's.«

      »Fein«, freute sich Conroy und prostete ihm zu. »Wann starten wir?«

      »Treffen wir uns um vierzehn Uhr hier«, schlug Haan vor. »Wir sind dann noch im Abendlicht in Thilen. Morgen Nacht haben wir Vollmond. Wenn der Himmel klar bleibt, können wir gleich weiterfliegen. Passt Ihnen das?«

      »Nun, je eher wir losfliegen, um so früher bin ich im Kloster. Was ist mit dem tibetanischen Führer?«

      »Wir übernehmen den Dolpo-Pa in Thilen. Er weiß Bescheid, dass wir kommen. Er wird sich rechtzeitig am Landeplatz einfinden.«

      Sie erhoben sich.

      Haan nahm sein Glas und sagte: »Möge uns ein guter Flug beschieden sein!«

      Er trank aus, stellte sein Glas hin und grinste auf einmal wieder. »Jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muss mich aufs Ohr hauen. Morgen wird es ein anstrengender Tag. Ich beginne ihn gern ausgeruht. Das verhindert unnötige Komplikationen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«

      »Selbstverständlich!«, versicherte Conroy.

      *

      Auf der Rückfahrt steuerte Conroy den Hover. Er fuhr schnell und konzentriert und verhielt sich auffallend schweigsam. Seine Stirn war leicht gefurcht. Er war mit seinen Gedanken schon bei dem bevorstehenden Treffen mit diesem Skorrow.

      »Stört Sie etwas?«, fragte Nomi mit einem raschen Seitenblick.

      Conroy zuckte die Achseln und meinte ausweichend: »Vermutlich ist es nur Einbildung, aber ich hatte den Eindruck dass Ray Haan sich bei der ganzen Geschichte bei weitem nicht so zuversichtlich zu fühlen scheint, wie er uns weismachen wollte.«

      »Da täuschen Sie sich sicher, Morton«, erwiderte Nomi.

      »Na, wenn Sie es sagen.«

      Conroy konzentrierte sich auf die Straße.

      Nomi schien intuitiv zu wissen, dass er nicht gestört werden wollte. Sie schwieg, dirigierte ihn zuweilen mit leiser Stimme, wenn er an Verteilerkreisel und Ausfahrten kam. Nach zwei Dritteln des Weges begann es plötzlich zu blitzen. Regen fiel. Das Verdeck des offenen Hovers schloss sich automatisch nach den ersten Tropfen. Als sie vor dem Maniloa International angekommen waren, goss es bereits in Strömen. Conroy lenkte den Hover unter die freischwebende Konstruktion des Vordaches und trat auf die Bremse. Dann drehte er sich zu Nomi um.

      »Danke für den Abend«, sagte er. »Sehen wir uns morgen noch, ehe ich abfliege?«

      »Möglich.« Sie lächelte.

      Eine Weile schauten sie sich schweigend an. Conroy war sich nicht sicher, aber er hatte das Gefühl, dass sie darauf wartete, geküsst zu werden.

      Er ließ sie nicht länger warten, küsste sie und war überrascht von dem Eifer, mit dem sie seinen Kuss erwiderte.

      Doch dann schob sie ihn von sich.

      »Du hast ab morgen ein paar anstrengende Tage vor dir. Lassen wir's gut sein. Vielleicht haben wir später mal Gelegenheit, zusammen zu frühstücken.«

      »Okay, Mädchen«, nickte er mit einem matten Grinsen. »Bis morgen.«

      Er stieg aus und trat einen Schritt zurück. Das Aggregat summte auf. Nomi hob noch einmal die Hand, um zu winken. Dann brauste sie auf die Straße und in den Regen hinaus.

      Conroy wartete noch eine Minute, tat, als würde er ihr nachschauen. Als sie nicht mehr zu sehen war, trat er ein paar Schritte vor. Eines der grell lackierten Citycabs scherte aus dem vorüberflutendem Verkehr, als er den Arm hob. Während sich