Schwerter gegen Bestien: Fantasy Sammelband 1026 Seiten Sword & Sorcery. Robert E. Howard

Читать онлайн.
Название Schwerter gegen Bestien: Fantasy Sammelband 1026 Seiten Sword & Sorcery
Автор произведения Robert E. Howard
Жанр Историческая фантастика
Серия
Издательство Историческая фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783745204797



Скачать книгу

Sprecher schlang den purpurnen Mantel enger um seine mächtige Gestalt und setzte sich in seinen Amtssessel, als befände er sich im Circus Maximus, um sich an Gladiatorenkämpfen zu ergötzen. Jede Bewegung zeugte von seinem Machtbewußtsein. Stolz war der wesentlichste Charakterzug eines jeden Römers, und Titus Sulla war mit Recht stolz, war er doch Legat von Eboracum und als solcher nur dem Imperator von Rom selbst verantwortlich. Von kräftigem Körperbau und mittlerer Größe, besaß er die falkengleichen Züge des reinrassigen Römers. Jetzt spielte ein höhnisches Lächeln um seine vollen Lippen. Der Vergoldete Brustpanzer, das Kurzschwert am Gürtel und der versilberte Helm mit dem Federbusch, der auf seinen Knien ruhte, verliehen ihm ein militärisches Aussehen. Hinter ihm stand eine Gruppe unbeweglicher Soldaten mit Schild und Speer – blonde Titanen vom Rhein.

      Vor ihm fand ein Schauspiel statt, das ihn anscheinend so sehr befriedigte – ein alltäglicher Anblick in den Ländern innerhalb der weiten römischen Grenzen. Ein rohbehauenes Kreuz lag flach auf dem Erdboden, woran ein spärlich bekleideter Mann mit verkrümmten Gliedern, wilden Augen und wirrem Haar gebunden war. Seine Henker waren römische Soldaten, und sie bereiteten sich soeben darauf vor, Eisennägel durch die Hände und Füße des Opfers in das Holz zu treiben.

      Nur eine kleine Gruppe von Männern wohnte dem grausigen Schauspiel bei, das sich auf der gefürchteten Hinrichtungsstätte außerhalb der Stadtmauern abspielte: der Legat mit seiner wachsamen Garde, ein paar junge römische Offiziere, sowie der Mann, den Sulla als Gast bezeichnet hatte und der wie eine Bronzestatue schweigend dastand. Neben dem Glanz des Römers wirkte die schlichte Kleidung dieses Mannes farblos, ja düster.

      Er hatte eine dunkle Hautfarbe, ähnelte jedoch nicht den Italiern um ihn. An ihm war nichts von der fast orientalischen Sensualität, die über den Zügen der Männer vom Mittelmeer lag. Die blonden Barbaren hinter Sullas Stuhl glichen dem Mann eher als die Römer. Er besaß nicht die vollen, geschwungenen Lippen und reiche Lockenpracht der Griechen. Seine dunkle Haut war nicht von der Farbe der reifen Olive des Südens, sondern spiegelte die rauhe Dunkelheit des Nordens. Der gesamte Eindruck des Mannes erinnerte an die Schatten, die Nebel, die Düsternis, die eisigen Winde der kahlen Nordländer. Selbst seine schwarzen Augen glichen Feuern, die durch dickes Eis glühten.

      Von mittlerer Größe, hatte er doch etwas an sich, das körperliche Maße übertraf – eine gewisse wilde Vitalität, vergleichbar mit der eines Wolfes oder Panthers. Jede Linie seines schlanken Körpers wies darauf hin, ebenso wie sein glattes Haar, die schmalen Lippen, die raubvogelhafte Kopfhaltung, die breiten Schultern, die kräftige Brust, die schmalen Lenden, die kleinen Füße. Mit dem sparsamen Körperbau eines Panthers, vermittelte er den Eindruck dynamischer innerer Kraft, von eiserner Selbstkontrolle beherrscht.

      Zu seinen Füßen kauerte ein Mann, der ihm in der Hautfarbe glich. Aber damit nahm die Ähnlichkeit auch schon ein Ende. Dieser andere war ein verkümmerter Riese mit verbogenen Gliedern, einem schweren Körper, fliehender Stirn und einem Ausdruck störrischer Wildheit im Gesicht, in den sich jetzt Furcht mischte. Wenn der Mann am Kreuz, rassisch gesehen, Ähnlichkeiten mit dem Mann aufwies, den Titus Sulla Gast genannt hatte, so glich er bedeutend mehr dem verwachsenen Riesen.

      „Nun, Partha Mac Othna“, sagte der Legat mit ausgeklügelter Unverschämtheit, „wenn du zu deinem Stamm zurückkehrst, kannst du eine Geschichte von der Gerechtigkeit Roms erzählen, die im Süden herrscht.“

      „Ich habe eine Geschichte zu erzählen“, antwortete der andere mit einer Stimme, die keinerlei Gefühle verriet, ebenso wie sein unbewegtes, dunkles Antlitz nichts von dem Sturm in seiner Seele zeigte.

      „Gerechtigkeit für alle unter der Herrschaft Roms“, sagte Sulla. „Pax Romana! Belohnung für Gehorsam, Strafe für Unrecht!“ Er lachte innerlich ob seiner Heuchelei und fuhr fort: „Gesandter aus dem Piktenland, du siehst, wie rasch Rom Missetäter bestraft.“

      „Ich sehe“, gab der Pikte mit einer Stimme zurück, in der fast Zorn und Drohung schwangen, „daß man den Untertan eines anderen Königs wie einen römischen Sklaven behandelt.“

      „Er wurde von einem unparteiischen Gericht verhört und verurteilt“, wandte Sulla ein.

      „Aye! Und der Ankläger war ein Römer, die Zeugen waren Römer, und der Richter war ein Römer! Er hat einen Mord begangen? In einem Augenblick des Zorns hat er einen römischen Kaufmann niedergeschlagen, der ihn hintergangen, betrogen, beraubt und obendrein noch geschlagen hatte! Ist sein König denn bloß ein Hund, daß Rom seine Untertanen nach Belieben vor römische Gerichte stellen und kreuzigen darf? Ist sein König zu schwach oder ein Narr, um nicht Gerechtigkeit walten zu lassen, wenn er von der Tat erfährt und der Missetäter angeklagt wird?“

      „Nun“, meinte Sulla zynisch, „du magst selbst Bran Mak Morn davon unterrichten. Rom, mein Freund, legt Barbarenkönigen gegenüber keine Rechenschaft für sein Handeln ab. Wenn Wilde zu uns kommen, müssen sie dem Gesetz gehorchen oder aber die Folgen tragen.“

      Der Pikte schloß hörbar die Kiefer, und Sulla wußte, daß er keine weitere Antwort zu erwarten hatte. Der Römer gab den Schergen einen Wink. Einer von ihnen ergriff einen Nagel, setzte ihn am kräftigen Handgelenk des Opfers an und schlug zu. Die Lippen zogen sich über die Zähne des Mannes am Kreuz, aber kein Laut drang aus seiner Kehle. Wie ein gefangener Wolf gegen den Käfig ankämpft, so wand und wehrte sich das gebundene Opfer. Aber die Hämmer hoben und senkten sich unerbittlich und trieben die grausamen Spitzen tiefer und tiefer. Blut floß über die Hände, die die Nägel hielten, und färbte das Holz des Kreuzes. Deutlich war das Splittern von Knochen zu vernehmen. Und dennoch gab der Gepeinigte keinen Laut von sich.

      Der Mann namens Partha Mac Othna stand wie eine Eisenstatue. In dem unergründlichen Antlitz brannten die Augen, und unter der ungeheuren Anspannung wurde sein Körper starr wie Eisen. Zu seinen Füßen kauerte der mißgestalte Diener, verbarg das Gesicht vor dem grausigen Anblick und umklammerte die Knie seines Herrn. Er murmelte unaufhörlich, und es klang wie eine Beschwörung.

      Der letzte Hammerschlag fiel. Die Fesseln wurden entfernt, damit das ganze Gewicht des Mannes an den Nägeln hänge. Der Pikte hatte aufgehört, sich zu winden, denn das vergrößerte nur den Schmerz in den Wunden. Seine glänzenden, schwarzen Augen starrten unverwandt in das Gesicht des Mannes, der sich Partha Mac Othna nannte. Ein verzweifelter Hoffnungsschimmer lag in ihnen. Nun hoben die Soldaten das Kreuz und senkten es in ein vorbereitetes Loch im Boden. Dann traten sie ringsum die Erde fest, um ihm besseren Halt zu gewähren.

      Der Pikte hing in der Luft, und nur die Nägel hinderten ihn am Fallen. Immer noch drang kein Laut über seine Lippen. Immer noch haftete sein Blick am unbewegten Antlitz des Gesandten, aber der Hoffnungsschimmer schwand.

      „Er wird noch Tage leben!“ rief Sulla. „Diese Pikten sind schwerer zu töten als Katzen! Eine Wache von zehn Soldaten wird dafür sorgen, daß ihn niemand abnimmt, bevor er tot ist. He, Valerius! Reiche ihm einen Becher Wein zu Ehren unseres geschätzten Nachbarn, des Königs Bran Mak Morn!“

      Lachend trat der junge Offizier vor, einen vollgefüllten Becher in der Hand haltend, erhob sich auf die Zehenspitzen und hielt ihn an die ausgetrockneten Lippen des Gepeinigten. In dessen schwarzen Augen flammte eine Welle roten Hasses auf; er bog den Kopf zur Seite, um das Gefäß nicht berühren zu müssen, und spuckte dem jungen Römer in die Augen. Fluchend schmetterte Valerius den Becher zu Boden, riß sein Schwert heraus und versenkte es, ehe ihn jemand daran hindern konnte, in den Körper des Gekreuzigten.

      Sulla sprang mit einem Ausruf des Zornes auf. Der Mann namens Partha Mac Othna war heftig zusammengezuckt, aber er biß sich auf die Lippen und schwieg. Valerius schien selbst über sich erstaunt, als er sein Schwert reinigte. Er hatte instinktiv gehandelt –als Reflex auf seinen verletzten Stolz.

      „Lege dein Schwert ab, junger Mann!“ rief Sulla. „Zenturio Publius, nimm ihn in Gewahrsam. Ein paar Tage in einer Zelle bei altem Brot und Wasser wird dich lehren, deinen Patrizierstolz zu zügeln, wenn es um Dinge des Imperiums geht. Siehst du denn nicht, du Narr, daß du dem Hund nichts Besseres hast antun können? Wer zieht nicht den raschen Tod durch das Schwert dem qualvollen Sterben am Kreuz vor? Schafft ihn fort. Und du, Zenturio, stelle eine Wache an das