Название | Hanseschwestern - Historical Romance Sammelband 6020: 3 Romane |
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Автор произведения | Alfred Bekker |
Жанр | Короткие любовные романы |
Серия | |
Издательство | Короткие любовные романы |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745212594 |
Es war ja tatsächlich die Wahrheit und nicht nur die reine Intrige ohne Bezug zur Wirklichkeit, aber die Möglichkeit, dass zwar Georg Wetkens geheime Informationsquelle nach wie vor integer war, jedoch selber hereingelegt wurde von Margarethe Brinkmann, war dennoch nicht ganz von der Hand zu weisen. Man kannte ja die Methoden einer Margarethe Brinkmann aus überaus bitteren Erfahrungen.
Und genau das machte indessen Georg Wetken deutlich sichtbar zu schaffen.
Ohne ein weiteres Wort noch von sich zu geben, anscheinend weil ihm sowieso kein weiteres Gegenargument mehr einfallen wollte, machte er brüsk auf dem Absatz kehrt und stürmte hinaus wie der sprichwörtliche Sturmwind. So verschwand er genauso plötzlich wie er aufgetaucht war.
Johann sah der kräftigen Gestalt seines Vaters noch lange hinterher, einerseits erleichtert, weil es wirklich hätte weitaus schlimmer werden können für ihn, aber dennoch nicht erleichtert genug, um tatsächlich aufatmen zu können.
Vor allem dachte er wieder an seine arme Adele und entschuldigte sich erneut und voller Inbrunst bei ihr für seine verleumderische Vorgehensweise, wovon sie wohl niemals erfahren würde, genauso wenig wie von seiner aus vollem ehrlichen Herzen so gemeinten Entschuldigung.
Und dann dachte er an Gordula Schopenbrink.
Natürlich kannte er sie heimlich näher. Das war nicht gelogen gewesen. Und sie hatte ihn auch persönlich zu diesem Fest eingeladen. Als Freundin wohlgemerkt, nicht etwa als seine Geliebte.
Er musste sich unbedingt mit ihr wieder treffen, um sie darüber in Kenntnis zu setzen, was abgelaufen war. Wie würde sie denn darauf reagieren? Würde sie sich wie missbraucht vorkommen? Würde sie es als Verrat an ihrer Freundschaft werten?
Jetzt wurde er auf einmal erst recht nachdenklich. Seine eigenen Worte hallten in ihm nach. Er hatte immerhin sogar behauptet, Gordula Schopenbrink möglicherweise heiraten zu wollen.
Was würde sie denn wohl dazu sagen? War er damit nicht schon wesentlich zu weit gegangen?
Es hätte ihn sehr geschmerzt, wenn sie ihm daraufhin für immer die Freundschaft aufgekündigt hätte, aber hatte er denn überhaupt eine Alternative gehabt gegenüber der Allgewaltigkeit seines zürnenden Vaters?
Er hätte dies alles gern verschwiegen Gordular gegenüber, aber das war natürlich jetzt sowieso und endgültig nicht mehr möglich, denn er musste ja damit rechnen, dass sein Herr Vater in dieser Hinsicht so bald wie möglich nachhaken würde. Eher früher als später, wie zu befürchten blieb.
Und es würde sicherlich besser sein, wenn Gordula es vorher von ihm selbst, Johann, erfuhr, bevor es ihr von anderer Seite her zugetragen wurde und sie vielleicht sogar peinliche Befragungen über sich ergehen lassen musste, ohne vorher überhaupt auch nur zu ahnen, worum es eigentlich ging für Johann.
Und dann fragte er sich noch etwas insgeheim:
Wer hatte denn damals eigentlich Adele Brinkmann zu jenem denkwürdigen Fest eingeladen, auf dem er die unbeschreibliche Adele kennengelernt hatte?
Gordula war es jedenfalls nicht gewesen. Da war er sich völlig sicher, denn das hätte er längst gewusst.
Und wer sonst?
5
Adele benötigte viele Stunden in tiefster Traurigkeit, ohne Schlaf und ohne jegliches Zeitgefühl, bis sie in der Lage war, endlich wieder einen klareren Gedanken zu fassen.
Es war wie in einem bösen Traum, der einfach nicht mehr enden wollte: Die ganze Zeit über hatte sich alles in ihrem Kopf um Johann gedreht, ihren geliebten Johann, und es war ihr gewesen, als wäre er auf einmal bei ihr. Doch sobald sie nach ihm hatte sehen wollen, war er wieder weg gewesen und hatte Platz gemacht dem zornigen Antlitz ihrer Großmutter. Sie hatte sie strafend angesehen ob ihrer Sehnsucht nach Johann.
Sie war doch erst achtzehn Jahre alt, Johann ihre erste große Liebe. Vorher hatten Jungs sie nie wirklich interessiert. Zumal sie als angehende Frau in einem hohen Stand sowieso keinerlei Kontakte zum männlichen Geschlecht hat pflegen dürfen. Von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, außer in der eigenen Familie zum Beispiel in Situationen, in denen Begegnungen dieser Art unvermeidbar wurden.
Sie hatte sowieso kaum jemals das Haus verlassen und wenn dann doch, dann in der Regel unter Aufsicht von Älteren. Zum Beispiel beim Gang in die Kirche.
Ja, klar, dort hatte es natürlich auch Jungens und Männer gegeben, doch die hatten sie eben nicht wirklich interessiert. Ganz im Gegenteil: Sie fand sie irgendwie erheiternd, obwohl sie durchaus wusste, dass zu ihrer Zeit Männern im wahrsten Sinne des Wortes die Welt gehörte.
Hatte man denn schon davon gehört, dass in ihrer Zeit Frauen Macht hatten? Einmal abgesehen von Königinnen und Fürstinnen. Und abgesehen von ihrer Oma Margarethe. Aber deren Macht war nicht offensichtlich. Sie gefiel sich in der Rolle der biederen Hausfrau und Oma, war in der Regel entsprechend gekleidet und bediente sogar in ihrer knapp bemessenen Freizeit das Spinnrad wie eine Gewöhnliche.
Adele wusste, warum Margarethe dies so gern tat, denn während sie am Spinnrad saß, kamen ihr stets die besten Ideen, um ihr Netz noch weiter auszuweiten und noch stabiler zu machen. Das Spinnen am Spinnrad beflügelte sozusagen ihr Spinnen des Netzes aus Intrigen und Verschwörungen.
Dass sie hier und jetzt genau daran denken musste, nach all den Stunden des sehnsuchtsvollen Leidens, geschah nicht zufällig, denn ein bestimmter Gedanke war plötzlich in ihr aufgetaucht, der sie regelrecht ängstigte.
Oma Margarethe hatte ja schon indirekt angedeutet, dass es einem Todesurteil für Johann gleich kommen würde, falls er es jemals wieder wagte, auch nur in die Nähe von Adele zu gelangen. Nach dieser eher vagen Andeutung war Adele endlich aufgegangen, was Oma Margarethe tatsächlich unternehmen konnte gegen Johann. Was war zum Beispiel, wenn es ihr gelingen sollte, Georg Wetken, den Vater Johanns, entsprechend aufzuhetzen?
Würde ihr das denn überhaupt gelingen können?
Nun, hätte es sich nicht um Oma Brinkmann gehandelt, hätte man daran vielleicht noch zweifeln können. So aber...
Adele spürte es wie einen tiefen Stich mitten in ihr bebendes Herz. Ihre Hand presste sich gegen ihre Brust und krampfte sich zusammen zu einer Faust.
„Und wenn Oma Brinkmann es bereits getan hat? Wenn der arme Johann jetzt schon von seinem Vater zur Rede gestellt wird? Wie wird das für ihn enden?“
Ihr wurde auf einmal klar, dass dies nur ein sehr böses Ende für ihren Johann haben konnte. Ja, gewiss, das würde einem Todesurteil in der Tat gleich kommen. Insofern hatte Margarethe Brinkmann, die nur scheinbar grundgütige Hansen-Oma tatsächlich bereits Wort gehalten.
Auf jeden Fall würde Johann es niemals wieder schaffen können, sich ihr auch nur zu nähern, seiner geliebten Adele, geschweige denn sie jemals wieder persönlich zu treffen!
Und was sollte sie jetzt tun? Was blieb ihr denn anderes übrig, als alles zu akzeptieren, was durch die Allmacht ihrer Oma geschah?
Denn definitiv hatte kein männlicher Brinkmann in diesem Hause das Sagen, sondern einzig und allein eben Margarethe Brinkmann. Die Männer dieses Namens waren lediglich nach außen hin die Entscheidungsträger. In jeglicher