9 Spannungsromane für den Urlaub: Ferien Sammelband 9017. Frank Rehfeld

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Название 9 Spannungsromane für den Urlaub: Ferien Sammelband 9017
Автор произведения Frank Rehfeld
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783745212556



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mittlerweile von hinten gepackt, an beiden Oberarmen. Seine Kumpane kriegten bereits glitzernde Augen.

      Jim und Bob waren jetzt auf zwei Meter heran. Weder der Teigige noch die drei anderen Strolche hatten die Trucker bemerkt. Die Kerle waren einfach zu sehr mit ihrem unverschämten Spaß beschäftigt. Und sie würden noch unverschämter werden, wenn sie Sheila erst zwischen sich gezwängt hatten.

      Bob scherte nach rechts aus. Grinsend und breitbeinig versperrte er den Halunken am Tisch die Sicht - und dem Teigigen den Weg.

      Bevor der Mann seine Überraschung verdauen konnte, war Jim hinter ihm.

      Die beiden Trucker sahen jetzt, zu welchem Verein die Strolche gehörten. Alle vier trugen dunkelgrüne Latzhosen, hatten speckige Jacken darüber geworfen. Auf dem Hosenlatz prangte in gelben Buchstaben der Schriftzug ihrer Firma:

      BENITO & SONS

      Industrial Sanitation

      Oklahoma City and Tulsa

      Oklahoma

      Eine Müllabfuhr für Industriebetriebe also.

      Jim fackelte nicht lange. Er packte den Teigigen am Kragen. Der Typ hatte noch nicht mal begriffen, was ihm blühte. Zu sehr war er mit der vermeintlichen Eroberung der hübschen Blondine beschäftigt.

      Er spürte die Eisenfaust des Texaners im Nacken und zuckte zusammen.

      Den Kerlen am Tisch fiel das Grinsen aus den Gesichtern. Sie waren gezwungen, zu Bob aufzublicken. Und das passte ihnen ganz und gar nicht. Der schwarze Riese sah ihnen die Wut an der Nasenspitze an. Sie waren schon so verdammt sicher gewesen, ihren Spaß mit dem hübschen Girl zu kriegen. Ihnen diesen Spaß zu verderben, war etwa so, als würde man einem hungrigen Löwen den Fleischbrocken klauen.

      Der Teigige versteifte sich unter Jims Griff. Er spannte die Muskeln, schien noch zu überlegen, ob er Sheila loslassen sollte oder nicht.

      Jim machte ihm die Entscheidung leicht.

      Mit der freien Hand ergriff er das linke Ohr des Kerls und zog daran.

      Der Mann brüllte wie ein Stier. Ungewollt ließ er Sheila los. Starr vor Schmerzen stand er in Jims Kopf- und Kragen-Griff. Denn jede Bewegung würde den Schmerz nur noch schlimmer machen.

      Sheila taumelte nach rechts davon, lehnte sich in sicherer Entfernung an die Kante des Tresens mit dem Salatbüfett.

      „Ich kann’s verstehen, wenn ihr an die frische Luft wollt“, sagte Bob zu den Wütenden am Tisch. „Hier drinnen ist’s ja doch verdammt stickig.“

      „Und es stinkt nach Nigger“, knurrte der Typ auf der Sitzbank rechts, ein vollbärtiger Schrank.

      „Was du nicht sagst“, entgegnete der Ex-Champ gelassen.

      Er registrierte, was Sache war, ohne den Blick von dem Bärtigen zu wenden. Links am Tisch saßen die beiden anderen Typen auf dem Sprung. Sie warteten nur auf ihr Startsignal, denn sie fühlten sich überlegen, weil in der Überzahl. Und das Signal musste von dem Bärtigen kommen. Er schien so was wie eine Vaterfigur für sie zu sein. Wenn er loslegte, würden sie kein Halten mehr kennen.

      Der Bärtige schob sich langsam zwischen Sitzbank und Tischbank hoch. Dass er wenig Bewegungsfreiheit hatte, schien ihn nicht zu stören. Obwohl er sich voll aufrichtete, war er einen halben Kopf kleiner als Bob; das musste er einsehen.

      „Geh draußen spielen“, sagte Jim und führte den Teigigen ein Stück in die Richtung, die er zur Tür einschlagen sollte. Dann ließ er ihn los und verpasste ihm einen Tritt in den Hintern.

      Mit Gebrüll segelte der Typ los. Armrudernd und mit unzähligen kleinen Schritten hielt er sich auf den Beinen. Krachend pendelten die Türflügel unter seinem Anprall weg.

      Der Bärtige ließ sich nicht beeindrucken. „Geh mir vom Riechkolben“, knurrte er. „Oder es passiert was.“

      „Dann bin ich für oder“, entgegnete Bob und fletschte die Zähne.

      „Hä?“

      „Oder“, wiederholte Bob und legte die Handflächen aneinander. „Nun mach schon, lass was passieren, Drecksack.“

      Der andere verlor fast die bartverzierte Kinnlade.

      Und dann brannte seine Sicherung durch.

      Er duckte sich und ruckte herum, dass der Tisch fast aus der Verankerung gerissen wurde. Noch aus der Bewegung heraus feuerte er seine Fäuste ab.

      Fast riss ihn der eigene Schwung zwischen Tisch und Sitzbank heraus. Wäre er da nicht eingeklemmt gewesen, hätte er sich selbst ums Gleichgewicht gebracht.

      Tänzelnd kehrte Bob dorthin zurück, wo er vor einer Zehntelsekunde noch gestanden hatte. Der Bärtige wankte vor und zurück wie ein schlapper Baum im Wind. Er riss die Augen weit auf. Verzweifelt versuchte er, eine Deckung aufzubauen. Es gelang ihm nur im Ansatz.

      Die Ex-Profi-Fäuste tupften ihn in die Versenkung.

      Kurz, hart und trocken.

      Der Rest der grünen Müllmänner kriegte Stielaugen. Ihre sonst so schlagkräftige Führungsfigur verschwand sang und klanglos unter der Tischkante. Dabei sah es auch noch aus, als hätte der schwarze Riesenkerl ihn nicht mal richtig angefasst, sondern nur leicht und locker hingelangt.

      Bob grinste ohne jedes Mitgefühl. Neben ihm wartete Jim darauf, dass die beiden Übriggebliebenen ihrem Leithammel nacheiferten. Doch ihr Ehrgeiz war erloschen. Wohl mehr der Instinkt als der Verstand sagte ihnen, dass sie in eine verschworene Gemeinschaft geraten waren, in der man sich bestimmte Dinge nicht leisten konnte. Zum Beispiel, sich an einer Frau zu vergreifen. Doch davon, den Ehrenkodex der Trucker zu verstehen oder zu respektieren, waren diese Kerle trotzdem weit entfernt.

      Sie fügten sich den Stärkeren; das war das Gesetz, das sie kannten. Und sie waren an zwei Männer geraten, die das Gesetz anzuwenden verstanden - auch wenn sie nicht viel davon hielten.

      „Haut ab“, sagte Jim. „Es ist das Beste, was ihr tun könnt. Wenn wir euch in zwei Minuten nicht mehr sehen, vergessen wir, was wir vorhergesehen haben.“ Er wandte sich zur Seite und sah Sheila fragend an.

      Barry Deegans blondes Girl nickte zustimmend. Und dankbar.

      Die beiden Kerle sahen unschlüssig aus, warteten auf ein Zeichen. Aber es kam nicht. Weder von dem Bärtigen, noch von dem mit dem langgezogenen Ohr, den Jim vor die Tür befördert hatte. Also schraubten sie sich vom Sitzplatz hoch, ächzend wie unter allergrößter Mühe.

      „Nehmt euren Kumpel mit“, empfahl Bob mit dem freundlichen Lächeln eines noch nicht ganz satten Wolfs.

      Sie gehorchten.

      Die ersten Männer im Restaurant begannen zu klatschen. In Sekundenschnelle wurde brausender Beifall daraus. Es war eine höllische Begleitmusik für die Kerle, als sie den Bewusstlosen hinausschleiften. Aber jeder der Anwesenden gönnte es ihnen. Und der Beifall war zugleich Anerkennung für Jim Sherman und Bob Washburn, die letztlich stellvertretend für alle gehandelt hatten.

      5

      „Mein Gott“, hauchte Sheila. „Ich glaube, wenn ihr nicht gewesen wärt..., ich glaube, dann ... dann ... ich wäre verrückt geworden.“

      Jim schüttelte den Kopf. Mit einer Handbewegung deutete er in die Runde. „Es sind noch genug andere da. Jeder von denen hätte dir geholfen. Genau wie wir.“

      „Wir waren eben nur ein bisschen übereifrig“, fügte Bob schmunzelnd hinzu. „Aber das lag bloß daran, dass wir dich kennen.“

      Es stimmte. Durch Barry Deegan, den sie schon seit Jahren kannten, hatten sie schließlich auch Sheila North kennengelernt. Wann immer sie sich auf einem Truck-Stopp oder vor Frachtschuppen getroffen hatten, waren sie rasch in angeregte Gespräche vertieft gewesen. Es wurde nie langweilig, mit Barry und Sheila zu reden.