Shinobi - Der Weg der Schatten. Danny Seel

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Название Shinobi - Der Weg der Schatten
Автор произведения Danny Seel
Жанр Контркультура
Серия Shinobi
Издательство Контркультура
Год выпуска 0
isbn 9783347112254



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blieb. Er war ein hübscher Junge, dessen Mundwinkel den Eindruck von sich gaben, sich jeden Moment zu einem Lächeln verziehen zu können und der in den meisten Situationen immer optimistisch blieb.

      „Guten Morgen, mein Sohn. Ich hätte von dir nie erwartet, dass du so früh aufstehen würdest, und zwar nur, um zu arbeiten.“

      Kiyoshi zog eine Grimasse. „Ich habe mir das alles auch ganz anders vorgestellt“, beklagte er sich murmelnd und streckte seinen Rücken. „Ich und die anderen Jungen müssen immer diese schweren Reisgarben tragen. Dabei hatte ich gedacht, dass man mich endlich lassen würde, den Reis zu ernten.“

      Irritiert kreuzte er die Arme vor der Brust.

      Izuya lächelte belustigt. „Du weißt schon, dass du in der Lage sein musst, solch ein Reisbündel mit einer Hand hochzuheben, bevor du deine Ausbildung vollendest?“

      Kiyoshi fiel die Kinnlade herunter. Seine Augen hatten sich zu zwei runden Kreisen transformiert.

      „Was?! Vater, Sie machen einen Scherz, oder?“

      Doch Izuya schüttelte nur schmunzelnd den Kopf. „Jetzt mach, dass du wegkommst. Du hast schon genug Zeit verschwendet.“

      Er tätschelte seinem Sohn den Kopf, bevor er sich von ihm abwandte und sich zu den Männern gesellte, die ihn alle auf ihre eigene Art begrüßten.

      „Wo warst du so lange? Sollen wir etwa für dich schuften?“, fragte Kuro scherzend.

      Kuro war ein eher beschäftigter Mann und hatte auch ein dementsprechendes Aussehen. Seine Augenbrauen waren etwas zu dünn für einen Mann und ein genauso dünner Schnurrbart war über seinen ebenso schmalen Lippen zu sehen, die sich zu einem kameradschaftlichen Schmunzeln verzogen hatten.

      Izuya warf ihm einen gespielten, missbilligenden Blick zu. Dann zog er eine Sichel aus seinem Obi heraus und ging ans Werk. Die Sonne befand sich noch etwas über dem Horizont und es würde noch viel länger dauern, bevor sie ihren Höhepunkt erreichte.

      So wird die Arbeit für einige Stunden erträglich sein, dachte er. Es war das Ende des Sommers, der Saison der Regenzeit, sowie der bedrückenden Hitze.

      Nach einer halben Stunde der Arbeit bemerkte er, wie drei Gestalten am Ende des Tals aus dem Wald auftauchten. Sie schienen zu kommunizieren, da eine von ihnen eine Art Gestik benutzte. Schließlich gingen zwei von ihnen in die Richtung des Dorfes, wobei einer direkt auf Izuya zumarschierte.

      Während der Letztere weiterarbeitete, versuchte er die Gestalt zu identifizieren. Dem Gang zufolge war es ein Mann durchschnittlicher Höhe. Da sich dieser scheinbar nur langsam fortbewegte, wandte sich Izuya wieder seiner Arbeit zu.

      Eine Weile lang war er in das Ernten so vertieft, dass er ihn beinahe völlig vergaß. Als er aufblickte, stand der Mann verschwitzt und müde vor ihm.

      „Grüß dich!“, sprach ihn Izuya an. „Bist endlich zurückgekommen. Ich hoffe, du hast keine schweren Wunden erlitten …“

      „Nein, zum Glück nicht“, antwortete dieser.

      Izuya sah ihn ungläubig an. „Und was ist dann mit deinem Bein passiert?“

      Der Mann schnalzte einfach amüsiert mit der Zunge und meinte, dass es nichts Nennenswertes wäre.

      „Habt ihr eure Aufgaben erfolgreich erledigt?“, fragte Izuya interessiert.

      „Na ja“, gab der Mann zu. „Nicht ganz. Ich möchte nicht die Schuld jemandem anderen geben, aber hätte dieser jemand sich mehr an den Auftrag gehalten, dann wären wir vielleicht mit einem vollständigen Erfolg zurückgekommen. Wir haben fast alles geschafft, jedoch eine Information konnten wir wegen des Zeitmangels nicht erhalten.“

      „Wir haben ebenfalls einige Neuigkeiten, nun aber auch nicht viele. Jedoch darüber zu sprechen, habe ich jetzt nicht die Zeit. Wie du siehst, muss ich den anderen helfen, den Reis zu ernten und ich kehre erst am späten Nachmittag wieder zurück. Besuche mich danach bitte, ich würde gerne mehr von deinem gescheiterten Auftrag hören.“

      Der Mann hob wegen der Meinungsverschiedenheit, was seine Mission anging, eine Augenbraue, als er Izuyas neckenden Ton hörte. Der Letztere sah ihn mit einiger Besorgnis an.

      „Yujiro, du siehst sehr erschöpft aus. Stimmt etwas nicht?“

      „Nein, außer dass ich heute die ganze Nacht nicht geschlafen hatte, sonst nichts“, antwortete Yujiro sarkastisch.

      „Mach ein Nickerchen, Bruder. Es wird dir guttun.“

      „Ich hätte jetzt tatsächlich nichts dagegen. Bis später.“

      Er wandte sich ab, um zu gehen, doch Izuya hielt ihn davon ab, indem er ihn erneut ansprach.

      „Yujiro, vergiss nicht zu kommen.“

      Yujiro nickte und ging weiter, während sein Bruder dablieb und auf den Reisfeldern weiterarbeitete. Ein paar Minuten verstrichen, bevor er das Dorf erreichte, wobei er dort auf dem Weg von allen freundlich begrüßt wurde. Doch weil die Straßen äußerst schmal waren, bemerkte er erst dann, dass jemand vor ihm war, als er ihn anrempelte.

      „Es tut mir leid …“, begann er sich zu entschuldigen, und drehte sich dem Mann zu, den er angestoßen hatte, zögerte jedoch einen Augenblick lang, sobald er ihn erkannte.

      Der Mann, der Katō Noriaki hieß, blickte ihn finster an. Yujiro wünschte sich, er hätte jemand anderen, egal wen, nur nicht ihn angerempelt. Denn er und Noriaki hatten sich nie wirklich leiden können und der Letztere sah ihn als Rivalen an.

      „Sagen Sie mir, haben Sie etwa ein schlechtes Sehvermögen?“, zischte Noriaki.

      „Mein Sehvermögen ist nicht so schlecht wie die Manieren mancher Leute“, erwiderte Yujiro mit gerunzelter Stirn.

      Noriaki wurde noch wütender, als er dies hörte und näherte sich seinem Gegenüber, wobei er ihm direkt in die Augen starrte. „Wenn Sie auf einen Kampf aus sind, dann haben Sie vielleicht den richtigen Zeitpunkt gewählt.“

      Mit leerem Blick schaute ihn Yujiro eine Sekunde lang an. Schließlich wandte er sich von ihm ab und wollte weggehen. „Nein, danke, ich habe keine Zeit für so etwas. Außerdem fühl’ ich mich etwas müde.“

      Bevor er jedoch einen Schritt vorwärts treten konnte, spürte er, wie er an der Schulter gepackt wurde. Noriaki drehte ihn so um, dass er ihm wieder direkt ins Gesicht sehen konnte.

      „Das war keine Frage!“, knurrte dieser ihn verärgert an. „Ich verlange, dass Sie jetzt–“

      „Was geht hier vor?!“

      Noriaki, der immer lauter geworden war, merkte gar nicht, wie sich die Leute nach ihm umgedreht waren, als er von einer alten, zerbrechlichen Stimme unterbrochen wurde. Die zwei Männer wandten sich um und erblickten einen sehr alten Mann, der sich auf einen Stab lehnte, um besser gehen zu können. Statt zu antworten, starrte Noriaki Yujiro lange an, bevor er schweigend fortging.

      „Dankeschön, Kojima-san“, bedankte sich Yujiro bei dem alten Mann, der ein Clanälteste war. „Katō-san scheint merkwürdigerweise einen Groll gegen mich zu hegen.“

      „Merkwürdigerweise?“, Kojima lachte leise vor sich hin. „Tja, er ist immer noch wütend auf Sie, weil Sie ihn in den meisten Künsten des Ninjutsu übertroffen hatten, als ihr beide noch Lehrlinge wart.“

      Yujiro hob eine Augenbraue. „Denkt Ihr etwa, dass er sich sogar heute noch d’ran erinnert?“

      Kojima lächelte belustigt, während er noch mehr Gewicht auf seinen Stab verlagerte. „Glauben Sie mir, wenn selbst ich es nicht vergessen habe, dann er garantiert auch nicht … Ähm ich bitte um Entschuldigung, aber es wird gerade ein Gemeinderat gehalten, an dem ich vor kurzem teilgenommen habe. Und ich muss noch schnell etwas holen, bevor ich mich den anderen wieder anschließe.“

      Yujiro schmunzelte zurück. „Auf Wiedersehen, Kojima-san, ich möchte nun wirklich nicht für eine weitere Verzögerung verantwortlich