Sieben Coltschwinger Western Sammelband 7006 Oktober 2019. Pete Hackett

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Название Sieben Coltschwinger Western Sammelband 7006 Oktober 2019
Автор произведения Pete Hackett
Жанр Вестерны
Серия
Издательство Вестерны
Год выпуска 0
isbn 9783745210453



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bis drei Tage, bis sie wieder aufkreuzen. Die sind dann unheimlich aufgekratzt und noch halb besoffen.«

      Als sie die Furt erreichten, hatte sich die Sonne bereits so weit nach Westen geneigt, dass die Eichen und Blutbuchen sie mit ihrem Geäst verdeckten.

      »Bis Sie in El Cuervo sein können, ist es Nacht.«

      »Ich weiß.«

      »Am besten, Sie halten sich an den Weg.« Nathan Brigg deutete auf die Radrinnen, die sich an beiden Ufern nicht übersehen ließen. »Die sind bestimmt nach El Cuervo. Ist ja weit und breit das einzige Nest da drüben.«

      »Vielen Dank, Mr. Brigg.«

      »Keine Ursache. Ich zähle dafür auf Ihre Diskretion.«

      »Ich werde den Mund halten.«

      Cutler saß auf, tippte an seinen Hut und ritt ins seichte Wasser.

      Brigg wandte sich ab und verschwand im Dickicht, bevor der Reiter die Südseite des Rio Grande erreichte.

      *

      Fahles Mondlicht lag auf den weißen Hütten und der breiten, unbefestigten Straße, die sich schnurgerade durch den Ort zog. El Cuervo unterschied sich nur wenig von Lobo. Die Stadt mochte ein bisschen größer sein und hatte eine Kirche. Weitere Unterschiede vermochte Cutler nicht zu erkennen.

      Lichtschein fiel aus Fenstern und Türen, und eine Vielzahl von Stimmen schufen eine Geräuschkulisse, die wie ein Raunen über der Stadt lag. Hier schienen die Menschen erst am Abend richtig munter und dann so schnell nicht mehr müde zu werden. Außerdem hingen an Seilen aufgespannt mehr als ein halbes Dutzend Sturmlaternen über der breiten Straße mit den vielen Wagenspuren.

      Aus der Bodega drang Musik. Gelächter und Gläserklirren verrieten, dass auch in der Kneipe noch Hochbetrieb herrschte.

      Die Straße herunter ritt ein Mann auf einem Esel. An das Tier waren rechts und links große Körbe gebunden. Der Mann trug einen überdimensionalen Sombrero aus Stroh, Leinenkleidung und Sandalen.

      Cutler zügelte den Braunen am Stadtrand und wartete, bis der Mann ihn erreichte und anschaute. Er grüßte. Der Mexikaner zügelte den Esel. Er wirkte verdrossen.

      »Wollen Sie auch in die Bodega, Senor?« Das Englisch des Mexikaners klang hart, war jedoch gut zu verstehen.

      »Ich suche drei Männer aus Texas.«

      »Drei Gringos sitzen in der Bodega, der Musikus ist voll Pulque geschüttet worden, und die Mädchen tanzen auf den Tischen.« Der Campesino schüttelte den Kopf. »Sitten sind das heute. Noch vor vierzig Jahren wären die Weiber als Hexen verbrannt worden, hätten sie es gewagt, sich so aufzuführen. «

      »Wie sich die Zeiten ändern.« Cutler lächelte dünn.

      »Das kann man wohl sagen.« Der Campesino ritt vorbei.

      Rechts und links standen ein paar Gestalten vor den Häusern unter den Vordächern. Es ließ sich nicht erkennen, ob es Frauen oder Männer waren. Niemand sagte etwas zu dem Reiter.

      Cutler ritt weiter, überzeugt, dass die Menschen verstanden hatten, was er und der Campesino gesagt hatten. Aber das kümmerte ihn wenig. Er wollte sich die Kerle in der Bodega unauffällig ansehen und dann überlegen, wie er ihnen zu Leibe rücken könnte, ohne Schwierigkeiten mit der Miliz heraufzubeschwören. Dabei setzte er darauf, dass die Banditen sich sicher wähnten und tatsächlich in der Bodega zechten.

      Cutler bemerkte den Wächter vor der Kneipe zu spät, um das Pferd in eine der schmalen Seitengassen lenken zu können.

      Plötzlich ertönte ein Pfiff.

      »He, Doug!« Der Mann trat hinter einem Pfosten hervor.

      Die Türflügel schwangen auf. Lauter schallten Musik und Mädchenlachen durch die Stadt. Zwei Männer stürzten mit den Colts in den Händen heraus. Das Licht traf sie so, dass Cutler sofort erkannte, auf welchen die Beschreibung Warriors passte.

      »Da drüben!«

      Cutler sprang aus dem Sattel und zog die Spencer aus dem Scabbard.

      Federlesen schien für die Banditen ein Fremdwort zu sein. Ohne eine Frage, ohne zu wissen, ob die Vermutung stimmte, eröffneten sie das Feuer aus den Revolvern.

      Eine Kugel streifte den Braunen, ließ ihn scharf wiehern und die Flucht ergreifen.

      Cutler repetierte die Spencer und schoss zurück. Er rannte bis zu einer Regentonne und warf sich hinter ihr in Deckung. Revolverkugeln trafen pochend das Fass, vermochten jedoch nur eine Wand zu durchschlagen.

      Wer in der Nähe gestanden hatte, floh hastig.

      In der Bodega wurde es still.

      Cutler schob das Gewehr an der Tonne vorbei und erwiderte das Feuer.

      Eine Kugel streifte sein Ohr und schlug gegen die Adobelehmwand in seinem Rücken. Noch in das Donnern hinein schrie ein Mann rechts auf dem Fußweg und eine Frau rief auf spanisch: »Er ist verletzt! Hilfe, Leute! Wo steckt denn der Gendarm?«

      Cutler repetierte und schoss wieder.

      Einer der Banditen zuckte zusammen und ließ das Gewehr sinken.

      »Tracy?«, fragte Warrior.

      Da taumelte der Kerl, stürzte und flog die kurze Verandatreppe hinunter.

      Die beiden anderen schossen wieder über die Straße, wandten sich jedoch bereits ab und stürmten in die Bodega.

      Mädchen kreischten.

      Der Mann auf der Straße bewegte sich nicht mehr.

      »Platz da!«, brüllte Warrior in der Bodega. Dann fielen Schüsse, und das Kreischen wurde laut und hysterisch.

      Cutler hastete über die Straße, sprang über den Reglosen hinweg, mit einem Satz die kurze Treppe hinauf und mit zwei weiteren über die Veranda und durch die Tür.

      Die schönen Mexikanerinnen, der Wirt hinter dem Tresen und der Klavierspieler warfen sich zu Boden. Alle übrigen Gäste lagen bereits unter den Tischein.

      Von der Hintertür aus schoss Warrior quer durch den langen Raum, bevor er seinem Kumpan nachstürmte.

      Pferde schnaubten.

      Cutler erkannte, dass die Kerle sich den Fluchtweg dadurch stets sicherten, indem sie ihre Pferde gesattelt hinter dem Gebäude bereithielten.

      Dennoch rannte er weiter. Vielleicht ließen sie in der Eile das dritte Pferd stehen und gaben ihm damit die Möglichkeit der Verfolgung.

      Er irrte wieder. Als er hinten ins Freie trat, galoppierten die Kerle schon in die Nacht hinaus. Einer der beiden führte das ledige Tier neben sich.

      In der Dunkelheit tauchten die Reiter unter. Nur der trommelnde Hufschlag verriet noch, dass sie nicht daran dachten, noch einmal anzuhalten.

      Cutler ließ das Gewehr langsam sinken. Hinter ihm bewegte sich die Tür, aber er achtete nicht darauf. Sein Vorgehen war falsch gewesen. Er hätte sich langsam herantasten müssen, sozusagen selbst durch die Hintertür auftauchen müssen.

      Etwas Hartes bohrte sich in seinen Rücken und erinnerte ihn an die erste Begegnung mit McCleef.

      »Werfen Sie das Gewehr weg«, sagte jemand, der sein Englisch in Texas gelernt haben musste.

      Es schienen mehrere Männer zu sein. Und gleich darauf sah er sie auch rechts und links von sich mit Colts in den Händen, die drohend auf ihn gerichtet waren.

      Cutlers Hand öffnete sich. Die Spencer schlug in den harten Sand. Jemand zog ihm den Colt aus der Halfter.

      »Los, Hände hoch!«, befahl die Stimme hinter ihm barsch.

      Cutler musste gehorchen.

      »Gehen wir hinein!«

      Sie eskortierten ihn in die Bodega zurück, wo er noch bleiche, aber neugierige Gesichter sah.

      »Ich