Schwan und Drache. Das Reich des Drachen. Natalie Yacobson

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Название Schwan und Drache. Das Reich des Drachen
Автор произведения Natalie Yacobson
Жанр Приключения: прочее
Серия
Издательство Приключения: прочее
Год выпуска 0
isbn 9785005154071



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es gut, dass er sich zurückzog, ohne die Hälfte der Burg zu verbrennen. Aber wovor könnte diese Kreatur Angst haben?

      Die Prinzessin drehte sich um. Nicht weit von ihr stand derselbe traurige Minnesänger, den sie tagsüber in der Menge bemerkt hatte. Er war dünn und arm wie alle freien Musiker. Ein angenehmes, dunkles Gesicht war während endloser Wanderungen leicht verwittert. Kurzes, braunes Haar hatte einen Sonnenbrand. Die hellblauen Augen kontrastierten scharf mit der hellen, orientalischen Bräune. Der junge Mann war ungefähr so alt wie Rose, aber ein Leben voller Sorgen und Trauer verlieh seinem ruhigen Blick senile oder sogar zauberhafte Weisheit.

      Ein ruhiger und stiller Junge, der dem Stimme des Schicksals gehorsam war, schien völlig frei von menschlicher Aufregung zu sein.

      «Hast du mich gerufen?» Fragte Rose.

      «Der Wagen ist fertig, Ihre Hoheit», berichtete er kaum hörbar.

      Rose wollte von Herz zu Herz mit ihm sprechen und nach den Gründen für seine Traurigkeit und seinen Rückzug fragen. Aber sie sagte nichts. Warum die Wunden anderer Menschen ätzen? Sie muss gehen, sonst wird die Königin noch wütender.

      «Danke», nickte Rose. Sie sah besorgt auf den Brunnen, und in diesem Moment zog der Kranz wie ein eiserner Reifen ihren Kopf nach unten. Schmerz schoss durch ihr Gehirn. Du hättest das Geschenk des Trolls nicht annehmen sollen. Es gibt nur Probleme durch die Großzügigkeit eines anderen.

      Rose nahm den Kranz von ihrem Kopf. Fast alle Blumen darin verdorrten. Vor kurzem waren die Blütenblätter frisch und durchsichtig, und jetzt haben sich sogar die grünen Blätter zu trockenen Klumpen zusammengerollt, als hätte jemand Feuchtigkeit und Kraft von ihnen getrunken.

      «Ich werde es als Andenken behalten», flüsterte das Mädchen. Sie fühlte, dass jemand unsichtbar in der Nähe war und hörte ihre Worte. Aber der junge Minnesänger unterbrach diese Empfindungen gnadenlos.

      «Du musst gehen», erinnerte er sie.

      Rose seufzte schwer. Die Strapazen des Reisens erwarten sie. Wenn sich die Kutsche in Bewegung setzt, bleibt das Geheimnis des verwelkten Kranzes und der geflügelten Schlange zusammen mit den spitzen Türmen des Schlosses und den bizarren Umrissen der Festungsmauern zurück.

      An der Burgbrücke wartete ein kleines Gefolge. Drei bis an die Zähne bewaffnete Wachen tänzelten auf schwarzen Pferden neben einem vergoldeten Wagen, fest verschlossen und mit Vorhängen versehen.

      Der Bräutigam öffnete die Wagentür für Rosa. Der letzte purpurrote Strahl glitt über das geprägte Wappen und die komplizierten Schnitzereien. Im nächsten Moment tauchte das Tal vor der Burg in Dunkelheit auf, kaltes Wasser flackerte und füllte einen tiefen Graben.

      Ein junger Diener lief auf den Kutscher zu. Sein besorgtes Gesicht sprach für sich. Rose lehnte sich aus dem Fenster und wollte wissen, was passiert war.

      «Sei vorsichtig», warnte der Diener. Er wurde angewiesen, etwas Wichtiges zu melden, eine laute und pompöse Rede zu halten, aber der verängstigte Junge beschränkte sich auf nur einen Satz. Die tödlichen Worte klangen leise und beängstigend.

      «In der Nähe ist ein Drache aufgetaucht», sagte der Diener. Der Kutscher bekreuzigte sich schweigend und überprüfte, ob sein Schwert angebracht war. Rose, die diese Pantomime beobachtete, öffnete sofort die Wagentür.

      «Der Drache?» Fragte sie mit unverhohlener Neugier.

      Der Diener sagte nichts. Er verbeugte sich wie ein Spielzeug und eilte zurück zum Schloss, als suchte er Deckung.

      Der Wagen begann sich zu bewegen. Die Zinnen und Wachtürme wurden bald zurückgelassen. Rose hörte nur das Klappern der Hufe und das Rumpeln der Räder. Rechts von der Straße lagen dichte, undurchdringliche Wälder, links lag Ödland. Die Grenzen sind noch weit weg. Sie müssen zwei Tage unterwegs sein, denn das Königreich ist riesig, aber wenn Sie hinter die Wolken schauen, erscheint die Welt als Miniatur, das Universum erscheint als winziges Königreich und die Menschen sind unbedeutende Beute. Und jetzt verläuft die Straße wie ein dünner Gürtel zwischen Spielzeugbäumen und flachen Untertassen von Flüssen, und der luxuriöse Wagen sieht nicht größer aus als eine Erbse. Können die Menschen, die hinter ihr galoppieren, einen riesigen, majestätischen Schatten zwischen den Wolkenklumpen und dem Nachtnebel sehen?

      Der Wind singt am Himmel, der Sternregen streut in der Dunkelheit, erreicht aber nicht den Boden, sondern geht in die Luft. Glitzernde Funken strömen aus den goldenen Flügeln des fliegenden Monsters. Das Volk hat viele Märchen verfasst. Seit jeher hat die Menschheit versucht, die unverständliche Kraft der Magie zu erklären, aber niemand ist der Wahrheit auf den Grund gegangen. Lassen Sie die Legenden Legenden bleiben, und die Wahrheit ist zu schrecklich, als dass jemand davon erfahren könnte.

      Es ist Zeit, Ehre und Tapferkeit zu vergessen. Ritter des edlen Blutes gehorchten auch der Hexerei. Magie hat unbegrenzte Kraft. Es ist Zeit, sich an die Kampfwunden, die Eide des königlichen Konklaves und die Schlacht in der Marmorgalerie zu erinnern. Zeit, sich an Verrat zu erinnern, Zeit, sich zu rächen.

      FATALER BALL

      Sogar im Schlaf begann Rose zu würgen. Sie öffnete die Augen und sah dicken, grauen Rauch in das Wagenfenster strömen. Auf den Samtsofas und Wänden krochen bereits wirbelnde, dichte Ringe. Ihr Hals war eng wie ein Würgegriff.

      «Hey, Kutscher!» Schrie Rose, aber niemand antwortete. Die Pferde rasten mit voller Geschwindigkeit, als hofften sie immer noch, die tote Zone zu überwinden. Vor dem Fenster war nichts zu sehen außer einem weißen, giftigen Leichentuch. Auf beiden Seiten der Straße zischte und stöhnte etwas. Kein Tier kann so schreckliche Geräusche machen, kein Feuer kann einen so höllischen Dunst hinter sich lassen, der sich langsam auf der Straße ausbreitet und alle in seiner tödlichen, unerbittlichen Umarmung erwürgt.

      Die Kutsche eilte vorwärts. Die Eskorten konnten kaum mit ihr mithalten. Goldwappen und Monogramme dienten als einziges Leuchtfeuer im grauen Rauch. Plötzlich zog der Kutscher scharf an den Zügeln. Die Pferde schnarchten vor Schreck und blieben stehen.

      Der weiße Schleier verblasste und löste sich auf. Die Luft roch nach Brennen, aber das Atmen wurde leichter. Rose öffnete die Tür und stieg aus dem Wagen.

      Wenn dem Auge frühere wundervolle Landschaften präsentiert würden, dann könnte das, was sie jetzt sah, nur als ursprüngliches Chaos bezeichnet werden. Vor ihr lag der trockene, kahle Boden. Kein Grashalm, keine Pfütze blieb vom Feuer verbrannt auf dem Boden. Links von der Straße befand sich eine Reihe rauchender Ruinen. Der Wind rührte die Aschehaufen unter den eingestürzten Wänden. Holzgebäude brannten nieder, hier und da lagen nur noch verkohlte Baumstämme.

      Eine Frau schluchzte in der Asche. Ihre lauten Wehklagen waren zu hören.

      Die Wachen, die nach der Kutsche galoppierten, tauschten Blicke untereinander aus, hatten es aber nicht eilig abzusteigen und herauszufinden, was passiert war. Rose sagte dem Kutscher, er solle warten und ging zu der weinenden Frau. Sie schluchzte und wischte sich die Tränen mit der Kante eines Chintz-Taschentuchs ab. Sie trug ein altes, hausgemachtes Kleid. Ungepflegtes Haar verfilzt. Das Gesicht war geschwollen und voller Tränen.

      Rose wusste nicht, wo sie das Gespräch beginnen sollte. Die Frau wollte es jetzt kaum jemandem erklären. Sie achtete nicht einmal auf die sich nähernde Prinzessin.

      «Erzählen Sie uns, was hier passiert ist!» Fragte Rose mit aller Höflichkeit. Und da sie die Anfrage mit einer Münze begleitete, konnte die Frau sie nicht ablehnen.

      «Gestern war hier ein Dorf», begann sie zu plappern. «Schau jetzt…»

      Die Bäuerin überflog die Ruinen mit verrückten Augen und brach erneut in Tränen aus.

      «Wer hat eine solche Katastrophe verursacht?» Rose fand die Kraft zu fragen.

      Anstatt zu antworten, hob die Frau ihre müden, verängstigten Augen zum Himmel.

      «Er flog über die Dächer und spuckte Flammen», flüsterte sie. «Seine Haut funkelte wie die Sonne. Man könnte blind werden und ihn ansehen. Kein Drache kann so schön und grausam sein. Ich hatte kaum Zeit, mich in der Schlucht zu verstecken, bevor