Das Salz der Friesen. Andreas Scheepker

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Название Das Salz der Friesen
Автор произведения Andreas Scheepker
Жанр Исторические детективы
Серия
Издательство Исторические детективы
Год выпуска 0
isbn 9783839264768



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ein Bediensteter.

      »Was fällt dir ein, hier so hereinzuplatzen? Was ist das für ein Benehmen?«, herrschte Graf Enno seinen Diener an. »Dies ist die letzte Meldung, die du hier gemacht hast. Ab jetzt kannst du bei den Pferden ausmisten. Melde dich beim Stallmeister!«

      Zitternd und mit hochrotem Kopf verbeugte sich der Bedienstete und verließ den Raum. Lübbert Rimberti blieb noch einen Moment in der geöffneten Tür stehen und trat dann ein.

      »Hier liegt es: Hillersum!« Graf Enno klopfte energisch mit dem Nagel des Zeigefingers auf die ausgebreitete Karte. Er nickte Drost Eggerik Beninga zu, der Rimberti die Sachlage genauer erklärte.

      »Es handelt sich um eine Herrlichkeit. Hillersum hat etwa vierhundert Einwohner. In Hillersum steht eine dem heiligen Nikolaus geweihte Kreuzkirche. Außerdem hat der Ort eine kleine, aber gut befestigte Burg. Dann gehören zur Herrlichkeit noch die beiden Kirchdörfer Rickertsum und Folkmershusen, das kleine Dorf Uiterweer und noch ein paar Bauernschaften. Außerdem gibt es dort das Klostervorwerk Oldekamp.«

      Beninga zeigte die Orte auf der Karte an und Rimberti versuchte, sich daran zu erinnern, ob er jemals dort gewesen war.

      »Folkmershusen hat einen Hafen«, fuhr der Drost fort. »Das Land ist fruchtbar, der Hafen verzeichnet einen lebhaften Handel. Es gibt tüchtige Handwerker. Insgesamt leben etwas mehr als tausend Menschen in der Herrlichkeit. Was seht Ihr mich an, verehrter Doktor Rimberti? Vermutlich seid Ihr dort schon gewesen und kennt Hillersum durch eigene Anschauung.«

      »Ich frage mich: Warum verkauft jemand ein so blühendes Territorium mit diesen wirtschaftlichen Möglichkeiten?«

      »Der Besitzer der Herrlichkeit ist Häuptling Eilert Nanninga. Er hat viele Schulden. Durch seine Frau fallen ihm Güter in der Nähe von Oldenburg zu. Dorthin möchte er sich zurückziehen. Er will mit den Geldern für den Verkauf seine Schulden begleichen, und mit dem Rest will er behaglich leben.«

      Rimberti zwinkerte Beninga zu. »Das bedeutet, dass in ein paar Jahren ein paar Güter zum Verkauf stehen, um Schulden zu begleichen.«

      »Das soll dann nicht mehr unsere Sorge sein«, mischte sich Graf Enno ein.

      »Und was ist Eure Sorge?«, fragte Rimberti.

      »Die Herrlichkeit Hillersum liegt in der Grafschaft Ostfriesland«, stellte Enno fest. »Es gibt drei Kaufgebote. Eines stammt von mir, und eines stammt von Häuptling Manninga aus Pewsum. Ich denke, wir beide werden uns einigen können.«

      »Und der dritte Bieter?«, fragte Rimberti. Er wusste, dass jetzt das Problem kam.

      »Das dritte stammt von einem auswärtigen Hof.«

      »Und er bietet mehr.«

      »So ist es«, antwortete Enno kleinlaut.

      »Karl von Geldern hat sein Interesse an der Herrlichkeit Hillersum bekundet«, erklärte Eggerik Beninga. »Wir haben Hinweise, dass es Verhandlungen zwischen ihm und Junker Balthasar von Esens gibt. Wir befürchten, dass die beiden sich verbünden wollen. Mein Vater hat vor vier Jahren Krieg gegen Balthasar geführt. Es gibt Hinweise darauf, dass Balthasar einen neuen Angriff plant. Er hat neue Truppen anwerben lassen, und es häufen sich Nachrichten von Überfällen auf Kaufleute und Handelsschiffe. Erst vor einer Woche hat er ein Schiff aus Emden aufgebracht, beladen mit Bier, Speck und einer großen Lieferung Salz. Bei einem nächsten Waffengang hätte Balthasar einen mächtigen Verbündeten: Herzog Karl von Geldern. Und die beiden hätten einen Stützpunkt mit Hafen und gut befestigter Burg mitten in unserem Land.«

      »Ihr habt den Kaiser um Vermittlung angerufen, und er hat mich entsandt, damit ich ein juristisches Gutachten erstelle«, stellte Rimberti fest.

      »Es sind mehrere Fragen zu bedenken«, entgegnete der Drost. »Es geht um die Frage, in welchem rechtlichen Verhältnis der Besitzer einer ostfriesischen Herrlichkeit zum ostfriesischen Grafen steht. Kann ein auswärtiger Regent wie Herzog Karl von Geldern überhaupt Besitzer einer ostfriesischen Herrlichkeit sein?«

      »Verzeiht«, unterbrach Rimberti, »aber dahinter steht ja die Frage, ob die Herrlichkeiten überhaupt Bestandteil der Grafschaft Ostfriesland sind. Graf Ulrich nannte sich ›Graf in Ostfriesland‹ und nicht ›von Ostfriesland‹.«

      Graf Enno spürte, dass seine Autorität in Zweifel gezogen wurde, auch wenn er nicht genau verstand, um welche Frage es ging. »Man merkt Euch an, dass Ihr in einer Herrlichkeit aufgewachsen seid, Doktor Rimberti. Aber die Ära der Häuptlinge ist zu Ende. Vorbei sind die Zeiten, wo die Häuptlinge sich gegenseitig befehden und Unglück über das Land und seine Einwohner bringen.«

      Rimberti entgegnete dem Grafen freimütig: »Ihr braucht ein juristisches Gutachten, das den Verkauf der Herrlichkeit an Balthasar oder an Karl von Geldern für unrechtmäßig erklärt.«

      Graf Enno legte Rimberti die Hand auf die Schulter. »Wir sprechen die gleiche Sprache. Und mein Ansinnen ist durchaus nicht unrechtmäßig. Ich habe schon Briefe mit Königin Margarete gewechselt. Sie nimmt als Statthalterin für ihren kaiserlichen Neffen die Regierungsgeschäfte von den Niederlanden aus wahr. Königin Margarete hat im Namen des Kaisers zwei Juristen beauftragt, die Sache im Sinne Herzog Karls von Geldern zu untersuchen.«

      »Van Woerden und Haykema?«

      »Ihr habt die beiden schon kennengelernt?«

      Rimberti nickte.

      »Zwei ältere Herren, die man mit einem guten Fässchen Wein und ein wenig Gold wohl in unser Fahrwasser lenken kann«, warf Graf Enno ein.

      »Zwei hochgebildete und scharfsinnige Juristen mit viel Lebenserfahrung. Man darf die beiden auf keinen Fall unterschätzen«, entgegnete Rimberti.

      »Dann ist da noch die Sache mit Uiterweer«, bemerkte Drost Beninga.

      Graf Enno warf Beninga einen finsteren Blick zu. Beninga hielt dem Blick stand.

      »Ach, das ist eigentlich keine Sache.« Graf Enno machte eine wegwerfende Handbewegung. »An sich sind die Verhältnisse klar. Mit dem Kloster gehen auch seine Güter in den Besitz des Fiskus über.«

      »In Uiterweer liegen drei große Höfe, die Eilert Nanningas Vater dem Kloster Ihlow übereignet hat.« Beninga sprach Rimberti direkt an und überging Graf Ennos Bemerkungen wie die eines ungezogenen Schülers. »Mit dieser Übereignung war eine Bedingung verknüpft. Aus den Einnahmen der Höfe soll ein Priester bezahlt werden, der täglich eine Messe für die Häuptlingsfamilie liest. Und es soll jährlich ein festgelegter Betrag für das Klostervorwerk Oldekamp gestiftet werden. Dort wird ein bisschen Landwirtschaft und Bienenzucht betrieben, und Kranke werden gepflegt.«

      »Ihr wollt diese Güter einziehen?«, fragte Rimberti.

      Drost Beninga wurde sichtlich verlegen, aber Graf Enno kannte diese Form von Schamgefühl nicht. »Mein lieber Rimberti, große Aufgaben liegen vor uns. Meinem Vater ist es leider nicht gelungen, seine Aufgaben zu erledigen. Schulen müssen gebaut und Wege angelegt werden. Wir müssen den Handel ausbauen. Und dann sind unsere Ansprüche auf Jever und das Harlingerland noch nicht durchgesetzt …«

      »Krieg?«

      »Doktor Rimberti, ich glaube kaum, dass Euer Brotherr, der Graf von Kringenberg, seine Gegner durch gutes Zureden überzeugt«, belehrte der Graf den Rechtsgelehrten und wies ihn gleichzeitig auf seinen untergeordneten Stand hin.

      »Graf August von Kringenberg führt selten Krieg. Seine Feldzüge sind kurz und effizient. In der Regel pflegt er seine Gegner zu kaufen«, erklärte Rimberti, wohlwissend, dass er mit diesen beiläufig ausgesprochenen Worten den Neid Graf Ennos provozierte.

      Die Grafschaft Kringenberg verfügte ähnlich wie Ostfriesland über sehr fruchtbare Böden. Darüber hinaus wurde Silber gefördert, und die Tatsache, dass sich im Städtchen Kringenberg zwei bedeutende Handelsstraßen kreuzten, brachte den Handel zu stetiger Blüte. Graf Augusts ungemein kluge Regentschaft tat ihr Übriges, diese kleine Grafschaft sehr reich zu machen. Rimberti dachte sogar einen Moment daran, seinem Dienstherrn den Kauf der Herrlichkeit vorzuschlagen.

      »Gibt