Schönbrunner Finale. Gerhard Loibelsberger

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Название Schönbrunner Finale
Автор произведения Gerhard Loibelsberger
Жанр Исторические детективы
Серия
Издательство Исторические детективы
Год выпуска 0
isbn 9783839256121



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bleiben hier. Wenn Polizei sehen Sauerei, sie uns wird verhaften und ausliefern. An Armee. Und wir dann hängen.«

      »Hör auf! Verdammt noch einmal. Hör auf, so einen Stuss zu verzapfen. Wir haben es von Italien bis hierher geschafft. Uns werden sie auch jetzt net erwischen.«

      »Hast recht. Aber wohin gemma?«

      »Rüber zum Naschmarkt.«

      »Und nachher?«

      »Nix nachher. Am Naschmarkt pass ma die Köchin ab, die mir gestern schöne Augen g’macht hat. Die begleit’ ma heim und schlüpfen bei ihr unter.«

      »Das sein Dienstbote. Was wird sagen ihre Herrschaft?«

      Ambrosius Zach und Karel Husak verließen schleunigst das Haus an der Wienzeile, in dessen zweitem Hinterhof der erschlagene Stanislaus Gotthelf lag. Für ein paar Heller hatte er die beiden als Bettgeher bei sich in der Hinterhofhütte unterschlüpfen lassen. Das war praktisch gewesen. Bei Gotthelf hatten sie keinen Meldezettel ausfüllen und keine unnötigen Fragen beantworten müssen. Das Geld hatten sie vom letzten Einschleichdiebstahl, den sie bei ihrem Marsch nach Wien begangen hatten. Im Schwarzatal hatten sie einen Bauernhof mit offenen Türen und niemandem daheim vorgefunden. Das Geld war unter der Matratze versteckt gewesen. Zusätzlich hatten sie auch Schmalz und Brot aus der Speisekammer sowie neues Gewand aus dem Kasten des Schlafzimmers und frische Wäsche aus der Waschküche entwendet. Kaum mehr als eine halbe Stunde hatten sie gebraucht, um alles zu finden und wieder zu verschwinden. Solche Einschleichdiebstähle hatten sie während dieses Frühjahrs und Sommers zahlreiche verübt. Es war auch zu einfach: Die Männer und Buben im wehrpflichtigen Alter kämpften draußen an der Front. Die Frauen daheim mussten schauen, dass die Felder bestellt, das Heu gemacht und das Vieh gehütet wurde. Da man am Land sowieso nie die Türen versperrte, hatten Zach und Husak als Einschleichdiebe leichtes Spiel gehabt.

      Husak ging zwei Schritte hinter Zach. Immer wenn dieser innerlich vor Wut bebte, hielt der Böhme Abstand. Oft genug hatte er schon Zachs Wutanfälle miterlebt. Das war nicht angenehm. Zach hatte die Fäuste in die Taschen seines in der Steiermark gestohlenen Lodenjankers versenkt und schritt voll Anspannung durch die Menschenmenge, die sich am Naschmarkt herumtrieb. Beim Verlassen des Innenhofs hatte er mehrmals gegen die Mauer der Einfahrt getreten und geflucht:

      »So a Oaschpartie! Jetzt samma wieder ohne Obdach!«

      Erst war ein Tritt gegen eine Seitentür erfolgt, die scheppernd nach innen aufflog.

      »Hurerei und Bigamie!«

      Zach hatte dann gegen einen Flügel des mächtigen Einfahrtstores getreten und sich dabei die Zehen angehauen. Rasend vor Zorn war er hinaus auf die Wienzeile gehüpft. Dabei hatte er leise vor sich hin geflucht. Husak hatte grinsen müssen. Geschieht ihm recht, hatte er sich gedacht, aber nichts dergleichen gesagt. Dass Zach seinen Zorn an ihm abreagierte, hätte ihm gerade noch gefehlt.

      I/3

      Ein Lausbub in zerfetzter Kleidung kam ihnen entgegengerannt. Die Menge stob auseinander, der Bub wurde von einem keifenden Marktweib verfolgt.

      »Gemma! Helli, gib’s ihm. Der hat schon öfters g’stohln.«

      »Der arme Bua! Hören S’ auf, Frau Helli! Ich kauf nie wieder was bei Ihnen!«

      »Net aufhören! Weitermachen!«

      »Helli, hau ihm a Wendeltreppn in Schädel!«

      »Wenn S’ net sofort aufhören, kauf i wirklich nie wieder was bei Ihnen.«

      Helli hielt kurz inne. Schaute die gnädige Frau böse an und knurrte:

      »So eine Unverschämtheit! Polizei! Wo ist denn die Polizei?«

      »Bin eh schon da.«

      »A Ruh’ is’!«

      Die Naschmarkt-Helli schlug windmühlenartig um sich und traf dabei den Helm des Sicherheitswachmanns. Laut schrie sie auf. Der Beamte beutelte sie energisch. Und zwar so lange, bis sie schließlich in sich zusammensackte. Dann fauchte er:

      Die Fratschlerin schüttelte betreten den Kopf. Der Polizist ließ sie los und knurrte:

      »Dann schleich dich! Aber schnell.«

      »Danke, Herr Inspector …«

      »Kusch.«

      Der Sicherheitswachmann wandte sich nun dem Lauser zu. Der saß benommen auf dem Erdboden und heulte vor sich hin.

      »Du schleichst dich ebenfalls. Rotzer!«

      Das brauchte er dem Buben nicht zweimal zu sagen. Von den unzähligen Schlägen noch ganz benommen, kroch er auf allen vieren davon. Nicht ohne zuvor mit blitzschnellen Griffen die gestohlenen Zwetschken, die aus seiner Hosentasche gerollt waren, wieder einzustecken.

      »Jetzt hat sich der G’schissene das g’stohlene Obst behalten.«

      »Lassen S’ den armen Buben in Ruhe. Der hat ja nur Hunger.«

      »Wer hat das heutzutage