Leberkäs-Porno. Heinz von Wilk

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Название Leberkäs-Porno
Автор произведения Heinz von Wilk
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783839260265



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reichen Bänker, auf so was kommt so eine nicht von selber. Wer hat da dran gedreht? Ich hab mich mit dem Brunner unterhalten. Der ist keiner, der auf einem Pferd in den Saloon reitet und sich ein Cowgirl hinten auf den Sattel wirft.«

      Friedl starrte entrüstet durch den Rauch: »Pfui. Wie redest du mit einer alten Frau? Ach geh, Bub, jetzt spricht der Polizist aus dir. Dabei wollte deine Mutter immer, dass du zur Post gehst. Mir hätte das übrigens auch gefallen, wenn du das gemacht hättest.«

      Auer trommelte mit den Fingern auf den Tisch: »Zur Post, ja? Kennst du die letzten Worte eines Postboten? Pass auf, er geht durch die Gartentüre auf ein Grundstück und marschiert auf das Haus zu. Da kommt was um die Ecke gehechelt. Der Postbote: ›Na, du bist aber ein schönes, großes Hundi. Wo kommst du denn auf einmal … HILFE!‹«

      »Den versteh ich jetzt nicht so ganz.«

      »Das hat der Postbote auch gesagt, wie er noch mal kurz aus dem Koma erwacht ist. Famous last words. Und weil wir grade davon reden: Ich bin gut zufrieden, so wie mein Leben bis jetzt gelaufen ist. Okay, die Pensionierung hab ich mir anders vorgestellt. Und mein Ein- und Auskommen auch. Aber wie ich immer sage: ›Ein bissel was geht alleweil.‹«

      Friedl schaute versonnen zur Decke und nahm noch einen tiefen Zug. Als sie den Rauch ausstieß, sagte sie: »Der Otti hat kurz vor seinem Tod ein Buch von dem Dings, diesem Portugiesen, gelesen. Wie heißt der noch mal? Warte, gleich komm ich drauf. Ja, ich hab’s: Paulo Coelho. Genau. Und der hat geschrieben, hoffentlich krieg ich das noch hin: ›Auch wenn ich all das durchgemacht habe, was ich durchgemacht habe, so bereue ich die Schwierigkeiten nicht, in die ich mich begeben habe – weil sie es waren, die mich dorthin brachten, wohin ich zu gelangen wünschte. Schön, gell? Und da war noch so ein Spruch, den kann ich aber nimmer ganz, glaub ich: ›Wenn du dann so weit bist, setze dich in die Sonne, danke ab, und lebe weiterhin wie ein König‹. Ganz so stimmt das jetzt nicht, aber so hab ich das im Kopf. Er war halt auch trotz allem ein Romantiker, der Otti.«

      Sie schloss die Augen. Auer überlegte, dann griff er über den Tisch und berührte ihre Hand: »Der Otti wollte aufhören? Womit?«

      Friedl blinzelte ihn erstaunt an: »Hab ich das nicht erzählt? Ein paar Wochen vor seinem tragischen Unfalltod sind wir genau hier gesessen. Der Otti da, wo du jetzt bist. Er hat mich angeschaut und gesagt: ›Friedl, jetzt wird’s Zeit, dass wir uns noch was richtig Schönes gönnen. Eine lange, lange Weltreise vielleicht. Alles erster Klasse. Mit dem, was wir haben, können wir 200 Jahre alt werden, und dann ist immer noch was über.‹«

      Max starrte sie an: »Weiter!«

      »Ja, was, weiter? Er hat gemeint, er hätte mit dem Glasl und dem Brunner fast alles geregelt. Zwei Dinger ziehen sie noch durch. Irgendwas mit großen Grundstücken. Da wär aber fast alles in trockenen Tüchern. Das wollte der Otti noch machen, dann ist endgültig Schluss, hat er gesagt. Er nimmt sein Geld aus den Betrieben und steigt aus. Fehlen nur noch ein paar Formalitäten, wegen der letzten beiden Sachen. Dann, einen Tag vor den Unterschriften, da sind sie zu der besagten Hütte auf dem Samerberg gefahren, der Glasl und mein Otti. Den Rest kennst du ja.«

      »Dann erzähl ihn mir noch einmal, Friedl.«

      »Jawohl, Herr Kommissar. Also, sie fahren, der Glasl kommt da hinten am Hundsgraben, am Waldrand, ins Schleudern. Der Wagen fliegt von der Straße ab, knallt seitlich an einen Baum und – peng. Sie haben gesagt, dass der Otti nicht angeschnallt war. Da hab ich mich schon ein bissel schwergetan, das zu glauben. Weil der Otti ja immer so ein Sicherheitsfanatiker war. Aber der Glasl hat’s beschworen, der hat sich selber ein paar Rippen geprellt und ein Knie aufgeschlagen. Ziemlich schlimm. Der ist eine Zeit lang gehumpelt wie der Glöckner von Notre Dame. Ach so, und ein blaues Aug’ hat er auch gehabt. Der war natürlich angeschnallt. Auch bei der Polizei haben die mir später erzählt, Fremdeinwirkung ausgeschlossen, tragischer Unfall. Akte zu, Otti tot.«

      Sie wischte sich ein paar Tränen aus den Augen und nahm den Max bei den Händen: »Jetzt haben wir nur noch uns beide, Bub.«

      Auer streichelte ihre Hände: »Ich pass schon auf dich auf, Friedl. Was war denn mit dem Geschäftsabschluss? Mit Ottis Ausstieg?«

      »Das haben der Glasl und der Brunner geregelt. Ich hab alles unterschrieben, was mir der Brunner hingelegt hat. Zu Misstrauen war kein Grund, denn ich hab im Endeffekt mehr Geld und Immobilien rausbekommen, als ich dachte.«

      Ihre tränenumflorten Augen wurden schmal: »Was fragst du auf einmal so blöd? Meinst du, da war irgendwas nicht ganz koscher?«

      »Ich hol mir noch schnell ein Bier aus der Küche. Willst du noch einen kleinen Cognac, Friedl?«

      »Wer lange fragt, der gibt nicht gerne. Und ja keinen kleinen, Bub, einen vernünftigen. Für meinen alten Kreislauf. Auf kleine Schlucke reagiert der gar nicht mehr. Der braucht jetzt einen Schub.«

      Auer kam mit dem Bier und dem Hennessy zurück an den Tisch, und Friedl kratzte sich an der Schläfe: »Nein, ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass da was Linkes gelaufen ist. Schau mal, der Brunner, der verdankt dem Otti ja die Sissi, und der …«

      Max hob die Hand: »Langsam, Friedl, langsam. Was heißt das genau, dass der Brunner dem Otti die Sissi verdankt? Erklär mir das mal so, dass ich es verstehe, ja? Und warum weiß ich so wenig über den Unfall und das ganze Zeug?«

      »Ich brauch noch eine Zigarette.« Sie zündete sich eine an, blies den Rauch aus und wedelte wieder in der Luft herum: »Du warst ja nur ganz kurz da, bei der Urnenfeier. Nicht einmal zum Leichenschmaus bist du geblieben. Und ich wollte schon gerne mit dir reden, aber es ging halt nicht, weil der Herr Polizist in Eile war. Zurück nach München musste er, der Kommissar, während es der alten Tante beinahe das Herz zerrissen hätte vor lauter Gram. So, und jetzt bedrängst du mich? Findest du das schön? Kommt jetzt eine Moralpredigt, von wegen schmutziges Geld und so? Pecunia non olet, mein Lieber. Das haben schon die alten Griechen gesagt, gell?«

      Der Max, bass erstaunt über diesen Temperamentsausbruch, winkte ab: »Hör mit den Griechen auf. Was haben die von ihren schlauen Sprüchen? Die sind mittlerweile pleite. Du nicht. Also, wie ist das mit der Sissi gelaufen?«

      Friedl trank mit beleidigtem Gesichtsausdruck einen großen Schluck und sagte: »Ja mei, wir haben uns halt eines Abends überlegt, der Otti und ich, dass der Brunner eigentlich eine ganz arme Sau ist. Nicht pekunär, verstehst? Vermutlich hat es am Hormonstau gelegen, auf jeden Fall ist er geschäftlich in letzter Zeit ein bissel arg verkniffen gewesen, hat der Otti gemeint. Und er hat gesagt, dass er gelesen hat, dass ältere Männer schnell einmal den Prostatakrebs oder so was Ähnliches kriegen können, wenn die ganzen alten Leitungen da unten nicht regelmäßig freigespült werden. Also ist der Otti zum Glasl, alias Chili, und hat gemeint, wir binden dem Brunner jetzt etwas Frauenfleisch um, dann wird er auch wieder lockerer im Geschäft.«

      »Warum, was war denn vorgefallen, was heißt denn ›verkniffen‹?«

      »Ach, Bub, das Übliche. Der Brunner hatte mittlerweile alles, was er wollte: Haus, Boot am Chiemsee, Chalet in Kitzbühel und das Dings da am Gardasee. Alles, bloß keine Frau. Otti hat gesagt, dass sich der Brunner sogar zu solchen Internetsachen angemeldet hat. Weißt schon, da bezahlst du einen Haufen Geld, und die Frau, die du dann kennenlernen willst, die wurde dummerweise kurz vorher abverkauft, also hast du einen Kerl auf dem Bildschirm. Das mit den Frauen war aber nicht das Hauptproblem. Nein, der Brunner wollte generell nicht mehr so richtig, weil ihm seine Beteiligung zu gering war. Er ist plötzlich geldgierig geworden. Doppelten Anteil, das hat er gesagt. Doppelt, oder ich lass das mit euch sein. Und das passte dem Otti und dem Glasl überhaupt nicht. Die haben doch noch ein oder zwei Dinger in der Röhre gehabt, die hätten sie schon gerne durchziehen wollen, weil da ja schon relativ viel Geld dafür geflossen ist. Und wenn der Brunner plötzlich so viel mehr Geld sehen will, dann rechnet sich das nicht mehr.«

      »Was für Dinger?«

      »Ach geh, jetzt fragst du einer alten, unwissenden Frau ein Loch in den Bauch. Immobiliendinger halt. Das eine, das ist ein Ärztehaus, mitten in der Stadt. 14 Praxen und eine Radiologie mit CT, ambulantes OP-Zentrum und alles, was man sich so vorstellen kann. Allein da hätten die drei in