Kunst. Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter

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Название Kunst
Автор произведения Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter
Жанр Эзотерика
Серия
Издательство Эзотерика
Год выпуска 0
isbn 9783963870194



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eine pseudo-klassische, intellektuelle Nachahmung der äußeren Form und Vorgänge der klassischen Kunst darstellt – mag Werke einer gewissen, wenn auch weniger großen Bedeutung schaffen, deren Gesichtskreis und Natur aber wesentlich unbedeutender sein wird. Denn zu dieser Unterlegenheit hat sie sich durch ihren Grundsatz der intellektuellen Konstruktion selbst verdammt. Fast immer degeneriert diese in kurzer Zeit in das Formale oder Akademische, ohne wirkliche Schönheit, ohne Leben und Kraft, befangen in der Sklaverei der Form. Dabei glaubt sie, dass alles erreicht ist, wenn eine gewisse Form eingehalten, gewisse Normen der Konstruktion befriedigt und bestimmte theoretische und technische Grundsätze und Regeln befolgt sind. So hört sie auf, Kunst zu sein, und wird zu einer kalten und mechanischen Kunstfertigkeit.

      Der Vorrang in der Schaffung und Bewertung des Schönen, der dem Verstand und Geschmack zuerst und vor allem zugebilligt wird – manchmal überhaupt nur diesem allein –, entsteht aus einer mehr kritischen als schöpferischen Einstellung des Mentals. In Bezug auf das Schöpferische begeht diese Theorie einen entscheidenden Irrtum. Alles künstlerische Werk muss, um vollendet zu sein, im Akt der Schöpfung selbst das Werk einer inneren Kraft der Entscheidung sein, die ständig auswählt und verwirft, dem Grundsatz der Wahrheit und Schönheit entsprechend, der einer Harmonie, einer Proportion und einer innersten Beziehung der Formen zur Idee stets treu bleibt. Zu gleicher Zeit gibt es eine Treue der Idee zu Geist, Natur und innerem Wesen des Gegenstandes der Schönheit, der der Seele und dem Mentalen, seinem svarupa und svabhava offenbart wurde. Darum verwirft dieser unterscheidende, innere Sinn alles, was fremd, überflüssig und müßig ist, alles, was nur verwirrende und entstellende Ablenkung ist, alle Übertreibung oder Schwächung, während er alles auswählt und erhaben findet, was die ganze Wahrheit offenbaren kann, die höchste Schönheit und die innerste Kraft. Diese Unterscheidung gehört aber nicht dem kritischen Verstand an. Ebensowenig kann die Harmonie, Proportion und Beziehung, die sie beachtet, von irgendwelchen Gesetzen des kritischen Verstandes festgelegt werden. Sie besteht in der Natur und Wahrheit des Gegenstandes, in der Schöpfung selbst, in ihrem geheimen, inneren Gesetz von Schönheit und Harmonie, die nur in der Schau und nicht in verstandesmäßiger Analyse erfasst werden kann. Das Unterscheidungsvermögen, das im Schöpfer am Werke ist, ist keine intellektuelle Selbstkritik, ist kein Gehorsam gegenüber Regeln, die ihm durch irgendwelche intellektuelle Vorschrift von außen auferlegt sind, sondern ist selbst schöpferisch, intuitiv, ein Teil der Schau, die im Akt der Schöpfung enthalten und von diesem nicht zu trennen ist. Sie entstammt höheren Bereichen und ist ein Teil jenes Einströmens von Licht und Kraft, der durch göttliche Begeisterung die Fähigkeiten in ihre intensive, überrationale Wirksamkeit emporhebt. Versagt sie, wird sie durch die niederen, ausführenden, rationalen oder vorrationalen Werkzeuge betrogen – und dies geschieht, wenn diese nicht mehr passiv bleiben, sondern ihre eigenen Forderungen oder Launen einmischen –, dann wird das Werk brüchig, und ein Akt der Selbstkritik muss notwendigerweise folgen. Der Künstler, der sich bei dem Versuch der Verbesserung seines Werkes nach Regeln und intellektuellen Vorgängen richtet, benutzt eine falsche oder auf jeden Fall niedere Methode und kann nicht sein Bestes geben. Er sollte lieber die intuitiv kritische Schau zu Hilfe nehmen und diese in einen neuen Akt inspirierter Schöpfung oder Wieder-Schöpfung verkörpern, nachdem er sich selbst mit ihrer Hilfe wieder in Harmonie mit dem Licht und dem Gesetz seines ursprünglichen, schöpferischen Beginnens gebracht hat. Der kritische Verstand darf dabei keine unmittelbare oder unabhängige Rolle in dem Werk des inspirierten Schöpfers der Schönheit spielen.

      Dagegen spielt der Verstand bei der Beurteilung der Schönheit eine Rolle. Aber auch hier ist er nicht der oberste Richter und Gesetzgeber. Die Aufgabe des Intellekts ist die Analyse der Elemente, der Teile, der äußeren Vorgänge und der sichtbaren Grundsätze des zu Untersuchenden, ebenso die Klarstellung ihrer Beziehungen und Arbeitsweise. Hierbei unterrichtet und erleuchtet er die niedere Mentalität, die, sich selbst überlassen, dazu neigt, Dinge zu tun oder das Getane anzusehen und dabei alles als richtig anzunehmen ohne ausreichende Beobachtung und ohne fruchtbares Verständnis. Aber ebenso wie dies bei der Wahrheit der Religion geschieht, kann auch die höchste und tiefste Wahrheit der Schönheit nicht vom intellektuellen Verstand in ihrem inneren Sinn und ihrer Wirklichkeit erfasst werden, nicht einmal die innere Wahrheit der sichtbaren Grundsätze und Vorgänge, wenn nicht eine höhere Einsicht zu Hilfe kommt, die nicht die eigene ist. So wie es keine Methode, keinen Vorgang, keine Regel geben kann, durch die Schönheit geschaffen wird oder geschaffen werden sollte, so kann auch der Verstand der Beurteilung der Schönheit nicht jene tiefere Einsicht geben, deren sie bedarf. Er kann nur dazu beitragen, Dumpfheit und Unklarheit zu beseitigen, die bei den gewöhnlichen Wahrnehmungen und Auffassungen des niederen Mentals üblich sind und die den Verstand daran hindern, das Schöne zu sehen, durch die dieser falsche oder primitive ästhetische Angewohnheiten annimmt. Dies geschieht, indem der Verstand dem Bewusstsein eine äußere Idee und Regel von den Elementen des Dinges gibt, das er wahrnehmen und beurteilen soll. Weiterhin ist die Erweckung einer bestimmten Schau, einer Einsicht und einer intuitiven Antwort in der Seele notwendig. Der Verstand, der immer von außen betrachtet, kann diesen inneren und vertrauteren Kontakt nicht geben. Er muss sich durch eine unmittelbare Einsicht helfen, die der Seele selbst entstammt, und muss bei jedem Schritt auf das intuitive Mental vertrauen, das den Abgrund seiner eigenen Mängel ausfüllt.

      Wir sehen dies in der Geschichte der Entwicklung der literarischen und künstlerischen Kritik. Auf ihrer ersten Stufe ist die Beurteilung der Schönheit instinktiv, natürlich, eingeboren, eine Antwort der ästhetischen Feinfühligkeit der Seele, die nicht den Versuch macht, dem denkenden Verstand von sich aus Rechenschaft zu geben. Wenn der Verstand sich dieser Aufgabe widmet, dann genügt ihm nicht die getreue und natürliche Antwort, der unmittelbare Ausdruck der Erfahrungen, sondern er sucht zu analysieren und niederzulegen, was für die Schaffung eines richtigen ästhetischen Genusses notwendig ist. Er bereitet eine Grammatik der Technik vor, ein künstlerisches Gesetz und eine Richtschnur für die Konstruktion, eine Art mechanische Regel für den Vorgang der Erschaffung des Schönen, einen festgesetzten Kodex oder shastra. Die Folge davon ist, dass wir seit langem eine oberflächliche, technische, künstliche und akademische Kritik besitzen, die von der falschen Idee beherrscht wird, dass Technik, über die allein der kritische Verstand einen wirklich angemessenen Bericht zu geben vermag, der wichtigste Teil der Schöpfung ist, dass es zu jeder Kunst eine umfangreiche Wissenschaft geben kann, die uns berichtet, wie etwas getan wird, und die uns das ganze Geheimnis und den Vorgang dieses Tuns erklärt. Es wird eine Zeit kommen, in der der Schöpfer der Schönheit sich auflehnen und das Vorrecht seiner eigenen Freiheit verlangen wird, im Allgemeinen unter der Form eines neuen Gesetzes oder Grundsatzes der Schöpfung. Ist diese Freiheit erst einmal festgelegt, wird sie sich ausweiten und den kritischen Verstand aus seiner bisherigen Begrenzung herausführen. Ein fortgeschritteneres Beurteilungsvermögen wird entstehen, das beginnt, nach neuen Grundsätzen der Kritik zu suchen, nach der Seele des Werkes selbst zu forschen, und das sich bemüht, die Form in ihrer Beziehung zur Seele zu erklären. Die Kritik wird den Schöpfer selbst studieren oder den Geist, die Natur und die Ideen der Zeit, in der er lebte, und auf diese Art zu einem wirklichen Verständnis seines Werkes gelangen. Der Verstand hat begonnen einzusehen, dass es nicht seine dringlichste Aufgabe ist, Gesetze für den Schöpfer der Schönheit festzulegen, sondern dazu beizutragen, dass er selbst und sein Werk verstanden werden, nicht nur seine Formen und Elemente, sondern auch das Mental, dem er entstammt, und die Eindrücke, die seine Wirkung im Mental des Betrachtenden auslösen. So ist die Kritik auf dem rechten Wege. Aber dieser Weg führt zu einem Ende, an dem das rationale Verstehen überschritten wird und eine höhere Fähigkeit sich auftut, die ihrem Ursprung und ihrer Natur nach überrational ist.

      Denn die bewusste Bewertung der Schönheit erreicht ihre höchste Erleuchtung und Freude nicht durch Analyse der sich erfreuten Schönheit, selbst nicht durch richtiges und vernünftiges Verständnis dieser Schönheit – dies dient nur der vorbereitenden Klärung unseres zunächst unerleuchteten Sinnes für das Schöne –, sondern durch eine Erhebung der Seele, in der diese sich dem Licht, der Kraft und der Freude des Geschaffenen vollkommen öffnet. Die Seele der Schönheit in uns identifiziert sich selbst mit der Seele der Schönheit in dem Geschaffenen und empfindet bei der Bewertung der Schönheit dieselbe göttliche Begeisterung und Erhebung, die der Künstler beim Schaffen empfand. Die Kritik erreicht ihre Vollkommenheit, wenn sie von dieser Antwort zu berichten und sie richtig zu beschreiben vermag. Mit anderen Worten: Die Tätigkeit