Kunst. Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter

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Название Kunst
Автор произведения Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter
Жанр Эзотерика
Серия
Издательство Эзотерика
Год выпуска 0
isbn 9783963870194



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als alle Juwelen der Millionäre und alle Schätze der Prinzen.

      Ahmst du nur die sichtbare Natur nach, bringst du einen Leichnam, ein totes Abbild oder eine Missgeburt zustande. Die Wahrheit lebt in dem, was hinter und über das Sichtbare und Greifbare hinausgeht. — Sri Aurobindo

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      Kapitel 1

      Schönheit im Leben

      Wenn wir uns vornehmlich mit der universalen Schönheit, wenn auch nur in ihren ästhetischen Formen, beschäftigen, übt das intensive Macht auf unsere Natur aus, verfeinert sie, macht sie empfindsamer und wirkt – wenn sie aufs Höchste entfaltet ist – als starke Kraft zur Aufhellung unseres Wesens.

      *

      Die Suche des Menschen nach Schönheit erreicht ihre höchste Intensität und ihren befriedigendsten Ausdruck in den großen schöpferischen Künsten, der Dichtung, Malerei, Bildhauerei und Architektur. Im weitesten und wahrsten Sinn des Schönen aber gibt es keine Tätigkeit der menschlichen Natur und ihres Lebens, aus dem die Schönheit ausgeschlossen werden könnte. Das Schöne vollkommen und umfassend anzuerkennen, unser ganzes Leben und Sein zu verschönern, gehört notwendigerweise zur Vollkommenheit des Individuums und der Gesellschaft. In ihrem Ursprung aber ist diese Suche nach Schönheit nicht rational. Sie kommt aus der Wurzel unseres Lebens, ist ein Trieb und ein Impuls, ein Instinkt ästhetischer Befriedigung und ein Impuls ästhetischer Schöpfung und Freude. Von den vorrationalen Teilen unseres Wesens ausgehend, zeigen dieser Trieb und Impuls zunächst viel Unvollkommenheit und Unreinheit auf, zugleich mit viel Rohheit in Erschaffung wie Bewertung. Hier greift die Vernunft ein, um zu unterscheiden, zu erleuchten, zu verbessern, um die Schwächen und Rohheiten herauszufinden, Gesetze des Ästhetischen festzulegen und unser Urteil und Schaffen durch besseren Geschmack und richtigere Erkenntnis zu reinigen. Während wir versuchen, uns selbst zu erkennen und zu bessern, scheint die Vernunft der eigentliche Gesetzgeber sowohl für den Künstler wie für den Bewunderer zu sein. Wenn sie auch nicht der Schöpfer unseres ästhetischen Triebes und Impulses ist, so ist sie doch in uns der Schöpfer eines ästhetischen Bewusstseins und dessen wachsamer Richter und Führer. Was unklar und irreführend war, macht sie selbstbewusst und in Wirkung und Genuss rational unterscheidbar.

      Aber auch dies ist nur in beschränkten Grenzen wahr, oder wenn es einmal irgendwo vollkommen wahr ist, dann nur auf einer mittleren Ebene unseres ästhetischen Strebens und Wirkens. Wo die größte und mächtigste Schöpfung der Schönheit vollendet ist und Anerkennung und Freude die höchste Stufe erlangt haben, wird das Rationale immer überschritten und zurückgelassen. Die Schöpfung der Schönheit in Dichtung und Kunst fällt nicht unter die Herrschaft oder überhaupt in den Bereich der Vernunft. Der Verstand ist kein Dichter, kein Künstler, kein Schöpfer in uns. Schöpfung entsteht durch den Einstrom von Licht und Kraft aus dem Überrationalen, die, wenn sie ihr Bestes geben sollen, stets durch Schau und Inspiration wirken. Sie können den Verstand für gewisse Handlungen benutzen, aber je mehr sie sich dem Verstand unterwerfen, umso mehr verlieren sie an Macht und Kraft der Schau, umso mehr verringert sich Glanz und Wahrheit der Schönheit, die sie schaffen. Der Verstand kann Einfluss auf den Einstrom göttlicher Begeisterung in die Kräfte der Schöpfung nehmen, diesen mindern, unterdrücken oder vorsichtig beschränken. Aber hierdurch zieht er das Werk auf seine eigene niedere Ebene herunter, und diese Erniedrigung wird größer im selben Maß, wie die Einmischung des Verstandes wächst. Von sich aus vermag der Verstand nur Talent zu erlangen, auch wenn es ein großes, selbst wenn es bei genügend Hilfe von oben ein überragendes Talent ist. Das Genie aber, der wahre Schöpfer, ist in seiner Natur und Wirksamkeit immer überrational, auch wenn es die Arbeit des Verstandes auszuführen scheint. Am stärksten und echtesten ist das Genie, am erhabensten in seinem Werk, am stärksten gehalten in Kraft, Tiefe, Höhe und Schönheit seines Schaffens, wenn es am wenigsten von einer Kontrolle des reinen Verstandes berührt wird, wenn es am seltensten von den Höhen der Vision und Inspiration herabfällt in die Abhängigkeit des stets mechanischen Vorganges intellektueller Konstruktion. Künstlerische Schöpfung, die die Normen des Verstandes annimmt und in den Grenzen arbeitet, die dieser festgesetzt hat, mag groß, schön und kraftvoll sein. Denn das Genie kann auch dann noch seine Kräfte beweisen, wenn es in Fesseln arbeitet und sich weigert, alle seine Hilfsquellen zu verwenden. Aber wenn es mit Mitteln des Verstandes arbeitet, konstruiert es nur, anstatt schöpferisch zu sein. Es mag gut konstruieren, wie ein tadelloser Handwerker, aber sein Erfolg ist formal und nicht geistig, ein Erfolg der Technik und nicht eine Verkörperung der unvergänglichen Wahrheit, die die Schönheit in ihrer inneren Wirklichkeit erfasst, in ihrem göttlichen Entzücken, in ihrer Zuwendung zu der höchsten Quelle der Ekstase, Ananda.

      Es gab Zeiten künstlerischen Schaffens, Zeitalter der Vernunft, in denen die rationale und intellektuelle Richtung in Dichtung und Kunst vorherrschte. Es gab sogar Nationen, die in ihren großen gestaltenden Zeiten der Kunst und Literatur die Vernunft und den Geschmack zum obersten Herrn ihres ästhetischen Schaffens machten. Bestenfalls haben diese Zeiten Werke von einer gewissen Großartigkeit geschaffen, aber es waren vor allem eine intellektuelle Großartigkeit, eine Vollkommenheit mehr technischer Art und keine Werke von höchster inspirierter und offenbarter Schönheit. Ihr Ziel war nicht die Entdeckung der tieferen Wahrheit des Schönen, sondern der Wahrheit der Ideen und der Wahrheit des Verstandes, ein kritisches und nicht ein wahrhaft schöpferisches Ziel. Ihr bestimmendes Thema war intellektuelle Kritik am Leben und an der Natur, die ergänzt wurde durch vollkommenen dichterischen Rhythmus und Ausdruck, nicht aber eine Offenbarung Gottes, des Menschen, des Lebens und der Natur in den inspirierten Formen künstlerischer Schönheit. Große Kunst aber kann nicht Genüge haben an der Darstellung der intellektuellen Wahrheit der Dinge, die immer eine oberflächliche und äußere Wahrheit ist. Sie sucht nach einer tieferen und ursprünglicheren Wahrheit, die einer reinen Sinneswahrnehmung und dem reinen Verstand entgeht, sie sucht nach der Seele in diesen, nach der unsichtbaren Wirklichkeit, die nicht diejenige der Gestalt und des Prozesses ist, sondern die Wirklichkeit ihres Geistes. Es ist diese Wirklichkeit, die die große Kunst erfasst und in Form und Gedanken ausdrückt, und zwar in einer bedeutungsvollen Form, die nicht nur getreu nachahmt oder die äußere Natur harmonisch darstellt. Der Gedanke muss zur Offenbarung werden und nicht nur eine richtige, Vernunft und Geschmack befriedigende Idee gut ausdrücken. Immer ist die Wahrheit, die die Kunst sucht, zunächst und vor allem die Wahrheit des Schönen, wieder nicht eine formale Schönheit allein oder die Schönheit der Proportion und des richtigen Prozesses, die Sinneswahrnehmung und Verstand erstreben, sondern die Seele der Schönheit. Diese Seele der Schönheit ist dem gewöhnlichen Auge und dem gewöhnlichen Verstand verborgen und offenbart sich in ihrer Fülle nur der unverschleierten Schau des Dichters und Künstlers im Menschen. Nur sie können die geheime Bedeutung des universalen Dichters und Künstlers, des göttlichen Schöpfers, erfassen, der den von ihm geschaffenen Formen als ihre Seele, ihr Geist innewohnt.

      Die künstlerische Schöpfung, die auf Vernunft und Geschmack und auf die Vollkommenheit und Reinheit der Technik besonderen Wert legt, die den Normen der Vernunft und des Geschmacks gehorsam folgt, beanspruchte für sich den Namen klassische Kunst. Aber dieser Anspruch ist ebenso wie die beiden scharfen Unterscheidungen, auf denen er beruht, von zweifelhafter Gültigkeit. Der Geist des Wirklichen, die große klassische Kunst und Dichtung soll das Universale schaffen und den individuellen Ausdruck der universalen Wahrheit und Schönheit unterordnen, genauso wie der Geist der romantischen Kunst und Dichtung jenes hervorbringen muss, was individuell ist. Dies geschieht oft mit so starker oder so lebendiger Betonung, dass das Universale, auf dem doch alle wahre romantische oder klassische Kunst ihre Formen aufbaut und ausfüllt, dadurch in den Hintergrund seiner Schöpfung gedrängt wird. In Wirklichkeit hat jede große Kunst ebenso ein klassisches und romantisches Element in sich eingeschlossen wie ein realistisches. Wir verstehen dabei unter Realismus eine besondere Darstellung der äußeren Wahrheit der Dinge, nicht die pervertierte, nach innen gerichtete Romantik des „Wirklichen“, die das Hässliche, Gemeine oder Krankhafte besonders hervorhebt und als die ganze Wahrheit des Lebens hinstellt. Welchem Typus der Kunst ein großes schöpferisches Werk zugehört, wird durch die Vorherrschaft des einen Elements bestimmt und die Unterwerfung der anderen unter seinen beherrschenden Geist. Die klassische Kunst aber arbeitet mit einer weiten Vision und Inspiration und nicht mit einem Vorgang des