SKULL 3: Die Würfel fallen. Stefan Burban

Читать онлайн.
Название SKULL 3: Die Würfel fallen
Автор произведения Stefan Burban
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783864027383



Скачать книгу

      MacTavish senkte das Haupt und musterte sein Gegenüber von unten herab. »Und glaubst du das alles?«

      Kilgannon lachte. »Ich glaube schon lange nicht mehr, was in den Nachrichten kommt. Hier in der Solaren Republik kontrollieren die Konzerne die Medien. Das ist noch nicht einmal ein großes Geheimnis.«

      »Ich hatte gehofft, du würdest das sagen. Ich brauche deine Hilfe.«

      Kilgannon grinste. »Hilfe brauchst du auf jeden Fall. Ich bin nur nicht sicher, ob du unbedingt meine brauchst. Soll ich was für dich in die Luft jagen?«

      MacTavish verzog die Miene. »Im Moment nicht unbedingt.«

      Kilgannon zuckte die Achseln. »Dann weiß ich nicht, wie ich dir helfen könnte.«

      MacTavish überlegte, inwieweit er dem Pionier vertrauen konnte. Alles durfte er ihm natürlich nicht erzählen. Zumindest noch nicht. Gut möglich, dass Kilgannon sich darüber gerade den Kopf zerbrach, ob er sich die ausgesetzte Prämie verdienen sollte, indem er MacTavish ans Messer lieferte.

      MacTavish leckte sich über die Lippen. »Es gibt jemanden, der bei alldem die Fäden zieht. Er hat uns reingelegt, bleibt aber ansonsten im Hintergrund. Er arbeitet aus den Schatten heraus.«

      »Das ist doch immer so. Um wen handelt es sich?«

      MacTavish zögerte, doch nun konnte er nicht mehr zurück. »Um Tucker Dawson.« Kilgannons Augen wurden groß. Bevor er jedoch etwas erwidern konnte, fügte MacTavish noch einen zweiten Namen hinzu. »Und Montgomery Pendergast steckt auch noch mit drin. Ich weiß nur noch nicht, welche Rolle er spielt.«

      Kilgannon verschluckte sich am eigenen Speichel. Nachdem sich sein Hustenanfall gelegt hatte, musterte er MacTavish aus großen Augen. »Verdammt, Rodney! Geht’s vielleicht auch eine Nummer kleiner? Dawson steckt bis über beide Ohren in Regierungsverträgen mit der Solaren Republik. Allein deshalb würden sie bereits ihre schützende Hand über ihn halten. Von seinem ganzen Geld, mit dem er eine Privatarmee und unzählige Attentäter anheuern könnte, mal ganz abgesehen. Und Pendergast besitzt gute Chancen, der nächste Präsident der Solaren Republik zu werden. Hast du überhaupt eine Ahnung, welchen Einfluss jeder der beiden für sich genommen hat?« MacTavish nickte. »Und jetzt stell dir diese beiden Arschlöcher noch im Verbund vor«, fuhr Kilgannon fort. »Die zerquetschen uns zwischen Daumen und Zeigefinger, ohne ins Schwitzen zu kommen.« Der Pionier schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Kumpel. Ohne mich. Ich würde gern noch eine Weile leben.«

      »Ich wäre nicht hier, wenn ich eine andere Wahl hätte.«

      »Sehr schmeichelhaft«, meinte Kilgannon in einem Anflug von Humor. In diesem Moment tanzte die Dame an der Stange das Podest herunter und setzte sich dem Pionier auf den Schoss. Dieser zog zwei Scheine aus dem Bündel in seiner Hand und steckte sie in ihren Tanga, wobei seine Hand wie zufällig über ihre Pobacken streichelte. Die Tänzerin lächelte, erhob sich und begab sich zurück an die Stange.

      »Du weißt, wie ich das meine«, ergänzte MacTavish, ohne die Störung zu beachten. »Ich brauche deine Hilfe. Meine Freunde brauchen deine Hilfe.«

      »Und was habe ich davon?«

      MacTavish lehnte sich leicht zurück. »Was willst du denn?«

      Kilgannon überlegte. »Normalerweise würde ich jetzt einen Betrag nennen, aber wenn ich dir helfe, dich mit den beiden anzulegen, dann würde ich kaum noch in den Genuss kommen, meine Bezahlung auch zu genießen, wodurch wir wieder bei vorigem Problem wären: meiner sinkenden Lebenserwartung.«

      »Deine Belohnung wird der Gefahr angemessen sein«, versprach MacTavish. »Ich verfüge über verschiedene Konten auf der Erde. Ihr Inhalt gehört dir, wenn du mir hilfst.«

      »Über welchen Betrag reden wir hier?«

      »Er wird ausreichen«, entgegnete MacTavish ausweichend. Kilgannon überlegte. MacTavish spürte, dass er ganz kurz davor war, ihn zu überzeugen, und setzte nach. »Du musst nicht einmal selbst in Erscheinung treten. Du musst nur den Kontakt herstellen.«

      Kilgannon biss sich leicht auf die Unterlippe. »Und was genau hast du vor? Den Kontakt zu wem herstellen?«

      MacTavish war nun Feuer und Flamme. Seine Stimme überschlug sich fast. »Ich habe vor, Dawsons und Pendergasts Taten an die Öffentlichkeit zu zerren. Das wird eine öffentliche Debatte auslösen, der sich auch die Politik nicht entziehen kann. Es wird nicht lange dauern, bis das auch ins Königreich Wellen schlägt. Die königliche Regierung und der zukünftige König können die Vorgänge in der Republik nicht ignorieren. Ganz egal, wie sehr sie unter der Fuchtel des …« MacTavish stoppte sich selbst gerade noch rechtzeitig. Beinahe hätte er den Zirkel erwähnt. Aber so weit vertraute er Kilgannon noch nicht. »… ganz egal, wie sehr sie unter der Fuchtel Dawsons und Pendergasts stehen«, vollendete er stattdessen den Satz. Er war sich sicher, dass Kilgannon es bemerkt hatte, aber dieser reagierte nicht darauf. Der Mann hatte schon genug erlebt, um zu wissen, dass jeder seine Geheimnisse hatte und niemand jemals alles erzählte. Daher beließ er es dabei.

      »Wenn ich dich richtig verstehe, dann willst du ihre Machenschaften offenlegen, um sie zu zwingen, Farbe zu bekennen. Das wird nicht einfach. Und es ist sehr gefährlich. Vor allem für die arme Seele, die dies am Ende bewerkstelligen soll.« Er kratzte sich über das bärtige Kinn. »Aber ich glaube, ich kenne die richtige Person für diese Art Aufgabe.«

      MacTavish merkte auf. »Über wen reden wir?«

      »Ihr Name ist Catherine Shaw. Sie lebt in Cardiff. Sie ist Reporterin bei einer relativ großen Zeitung.«

      MacTavish runzelte die Stirn. »Ich dachte, die Medien berichten nur, was die Konzerne genehmigen.«

      »Das ist auch so, aber Catherine ist etwas Besonderes. Sie sieht sich selbst als Enthüllungsjournalistin, wobei der ganz große Durchbruch noch auf sich warten lässt. Sie ist hungrig. Sie könnte über deine Skulls und was man ihnen vorwirft, ehrlich und unvoreingenommen berichten. Wenn du sie überzeugen kannst, dass du die Wahrheit sagst.«

      »Kannst du den Kontakt herstellen?«

      Kilgannon neigte leicht den Kopf zur Seite. »Wäre möglich, aber du musst dich allein mit ihr treffen. Meine Anwesenheit wäre … problematisch.«

      »Inwiefern?«

      »Nun ja«, druckste Kilgannon herum. »Wir hatten eine Zeit lang unseren Spaß. Aber dann wollte ich nur kurz in die Kneipe um die Ecke, um was zum Saufen zu holen.«

      MacTavish hob eine Augenbraue. »Wie lange ist das her?«

      »Sieben Jahre.«

      Der ehemalige Geheimagent stieß einen Schwall Luft zwischen den Vorderzähnen aus. »Du hast sie also gebumst und dann auf ganz üble Weise abserviert.«

      »Das ist eine unschöne, aber nichtsdestoweniger zutreffende Beschreibung.« Kilgannon lächelte verschmitzt. »Ich habe eben eine kurze Aufmerksamkeitsspanne. Verklag mich.«

      MacTavish schüttelte grinsend den Kopf. »Tut mir leid, Kumpel, aber wenn du finanziellen Profit aus der ganzen Sache schlagen willst, dann will ich dich beim Gespräch dabeihaben. Sonst werde ich die versprochene Belohnung halbieren.«

      Kilgannon fluchte lautstark und erhob sich schwankend. »Das hatte ich befürchtet. Dann sollten wir besser aufbrechen. Aber mach dich auf einiges gefasst. Die Frau hasst mich. Sie wird dir gefallen.«

       10

      Lennox Christian hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Man hatte ihn herumgestoßen, verprügelt, bespuckt, verhört und anschließend in eine neue Einrichtung verbracht, wo das ganze Spiel wieder von vorne begann. Ihn überkam aber die begründete Hoffnung, dass seine Odyssee mit dieser Etappe endlich zu einem Ende kam. Als ihm jemand grob den schwarzen Sack vom Kopf riss, blinzelte der Marine-Colonel angestrengt in das ungewohnt hellte