Derolia. Axel Kruse

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Название Derolia
Автор произведения Axel Kruse
Жанр Языкознание
Серия Die Abenteuer des Samuel Kors
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783864026959



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meinen Tee auf.

      »Guten Morgen, Kapitän!«, schallte es hinter mir.

      Ich drehte mich um, in der Türöffnung zwischen Messe und Flur stand Leutnant Rogorna, hinter ihr noch vier Leute ihrer Crew.

      »Morgen!«, erwiderte ich den Gruß etwas miesepetrig. Sollten sie ruhig merken, dass es mir lieber gewesen wäre, wenn sie nicht an Bord wären.

      »Ich weiß nicht, was Sie daran finden, Kapitän«, sagte Rogorna und deutete auf die Kanne mit dem Tee. »Man kann bis zum Boden durchsehen, fast wie bei …«

      »Spülwasser?«, ich kannte diesen Spruch zur Genüge. »Es zwingt Sie ja keiner, den Tee zu trinken. Wir haben auch Kaffee.«

      »Sollten wir nicht versuchen, uns zu arrangieren?«, schlug sie vor. »Ich hatte nicht vor, den Vergleich mit Spülwasser zu benutzen, mir schwebte dieser Aufguss vor, den meine Mutter mir früher immer gegeben hat, wenn ich quengelte. Wahrscheinlich hätten Sie das aber ebenfalls als ehrenrührig für Ihr Getränk angesehen. – Egal, die Mater Majestrix möchte, dass wir unsere Stärken vereinen und uns nicht gegenseitig zerfleischen.« Sie sah mich auffordernd an und streckte mir die Hand hin.

      Zögernd ergriff ich sie. Was hätte ich auch ansonsten tun sollen?

      »Geben Sie mir eine Tasse ab?«, fragte sie dann.

      Diese Verbrüderung ging recht weit. Kannte man ein paar derolianische Gepflogenheiten, dann musste einem klar werden, dass bereits ihr erster Satz darauf abgezielt hatte, eben zu diesem Ergebnis zu kommen. Sie hatte zuerst klarmachen müssen, dass es für sie eine Überwindung war, das Getränk zu sich zu nehmen, um dann zu zeigen, dass sie gewillt war, es zu tun, um einen Bund mit mir zu besiegeln. Derolianer waren schwierig, aber eben auch berechenbar.

      »Nun, dann habe ich eben eine Tasse weniger, kann mir ja neuen aufbrühen«, entgegnete ich. Dann sah ich ihre Leute an. »Wollen Sie auch eine Tasse?« Ich machte mir einen Spaß daraus, wusste ich doch, dass sie nun nicht ablehnen konnten, ohne ihre Vorgesetzte zu verärgern. Außerdem hatte ich sie bei ihrer Ehre gepackt. Ich hatte ihnen eine Art von Freundschaft angeboten, die bei den Derolianern etwas bedeutete. Auch wenn ich deswegen gezwungen war, noch eine Kanne aufzubrühen.

      Wir setzten uns alle um den Tisch herum. Es war eng, aber möglich. Ich hatte die anderen drei, die sich bereits im Raum befunden hatten, ebenfalls dazugewunken. Wenig später trafen auch die restlichen Soldaten ein, jetzt fehlte nur noch Nadarja.

      Die Männer und Frauen zwangen sich geradezu, den Tee zu trinken. Sie waren froh, als sie es hinter sich hatten und danach auf Kaffee umschwenken konnten.

      »Haben Sie einen Plan, Kapitän?«, fragte Rogorna.

      Ich nickte langsam. Wie weit konnte ich gehen? Irgendwie musste ich sie einweihen, ansonsten ergab das alles keinen Sinn. Wie würden sie reagieren? Es war keine Frage des Wie, entschied ich. Ich wagte die Flucht nach vorn.

      »Ich biete Ashnara Schmuggelware an«, sagte ich und erntete verständnislose Gesichtsausdrücke.

      Aus dem Augenwinkel nahm ich Nadarja wahr, die mittlerweile ebenfalls den Raum betreten hatte. Sie hatte meine Worte mitbekommen und hielt sich vorsichtshalber nahe der Tür auf. Ich bildete mir ein, genau zu wissen, was sie vorhatte, sofern die Reaktion der Soldaten nicht der entsprach, auf die ich hoffte. Sie würde versuchen, die Brücke zu erreichen, und sich dort abschotten. Ich bezweifelte, dass ihr das gelingen würde.

      »Schmuggelware? Was bringt Sie zu der Annahme, dass man die auf Ashnara haben will?«, fragte einer der Soldaten.

      »Alles, was Derolia schadet, wird man da wohl gutheißen«, entgegnete ich. »Ansonsten wäre ja der Diebstahl des Szepters nicht zu erklären.«

      Ich ließ meine Worte wirken, wartete ab, wer als Erster die sich anschließende Stille durchbrechen würde.

      Es war Rogorna, die sich ein Herz fasste. »Sie haben Schmuggelware an Bord, die im Derolianischen Reich verboten ist?«

      Ich schüttelte den Kopf. »Nein, die Ware ist nicht verboten im eigentlichen Sinn.«

      »Aber sie schadet Derolia? Das verstehe ich nicht, Kapitän.«

      Ich lehnte mich genüsslich in meinem Stuhl zurück, schlürfte an meinem Tee und sah in die Runde. Aller Augen hingen an meinen Lippen.

      »Wir müssen irgendwie die absolut unmögliche Mission zu einem für uns guten Ende bringen«, führte ich aus. »Dazu gehört, dass wir quasi im Zentrum der Macht auf Ashnara landen. Wir müssen das Vertrauen dieses Botschafters erlangen, das schaffen wir nicht, wenn wir als einfache Händler und Frachtführer auftreten. Ich weiß, Sie stellen sich das eher als Kommandounternehmen vor. Landen, ein wenig in der Gegend herumballern, das Szepter erbeuten und wieder abhauen. – Mal abgesehen davon, dass das für die meisten von uns tödlich enden dürfte, ist der Erfolg doch eher fraglich.«

      »Wir sind bereit dazu, in Erfüllung unserer Mission unser Leben zu lassen«, entgegnete einer der Soldaten pathetisch. »Für das Reich und die Majestrix!«

      Die anderen fielen in den Spruch ein. Daran schloss sich eine wahre Grabesstille an.

      »Mein Ziel ist, dass Sie alle gesund und munter wieder nach Hause kommen«, hielt ich dagegen. Ich erinnerte mich an die Aussage Ham Quidars, die so im Gegensatz zu allem stand, was ich bislang von militärischen Aktionen mitbekommen hatte. Er war der festen Überzeugung gewesen, dass sein Kapitän ihn niemals zurücklassen würde. Er hatte recht behalten und das hatte mir enorm imponiert. Ich hatte mir geschworen, genauso zu verfahren.

      »Ich habe da Ware im Frachtraum, die der derolianischen Wirtschaft schwer zu schaffen machen wird, wenn sie in die richtigen Hände kommt. Nicht sofort, aber binnen fünf Jahren.«

      Elf Augenpaare blickten mich verständnislos an.

      »Es gibt einen Exportartikel des Reichs, der in der bekannten Galaxis teuer nachgefragt wird: Bora!« Jetzt war die Katze aus dem Sack, zumindest dachte ich das.

      »Sie haben Gewürz geladen, Kapitän?«, Rogorna grinste mich an, so als ob sie mir sagen wollte, dass das doch wohl nicht mein Ernst sei.

      Ich schüttelte den Kopf. »Nein, kein Gewürz. Das wäre banal, das kann man an jeder Ecke kaufen, zu absolut überteuerten Preisen. Nein, ich habe etwas Besseres: keimfähige Boranüsse, drei Frachträume voll davon!«

      Rogorna schaltete sofort, einige ihrer Soldaten auch. »Mit den Nüssen können Sie unser Monopol brechen!«

      »Ja!«, entgegnete ich, nichts weiter.

      »Das ist Hochverrat«, meinte eine Soldatin leise, aber bestimmt.

      »Ja«, sagte ich erneut.

      Betretenes Schweigen war die Folge.

      Ich ergriff erneut das Wort. »Wir müssen Ashnara etwas anbieten, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Was ist da besser, als ebendiese Ware? Das Szepter ist gestohlen worden, um Derolia ins Chaos zu stürzen, die keimfähigen Nüsse tun ein Übriges dazu. Ein besseres Entree könnten wir gar nicht haben.«

      »Wir schädigen Derolia damit«, widersprach Rogorna bestimmt.

      »Wenn wir dadurch die Möglichkeit erhalten, in die Nähe des Szepters zu gelangen, spielt das doch wohl keine wirkliche Rolle. Zumal es fünf Jahre dauert, bis die aus den Nüssen gewonnenen Pflanzen selber Früchte tragen werden. Außerdem muss man den richtigen Boden und das richtige Klima zur Anpflanzung haben. Da kann man auch viele Fehler machen.« Ich sah erneut in die Runde. »Unser Ziel ist das Szepter, kleinere Kollateralschäden müssen wir in Kauf nehmen.«

      »Derolia hätte somit fünf Jahre Zeit, die Nüsse zurückzuholen?«, fragte Rogorna.

      Ich nickte, ja, so konnte man das auch sehen.

      »Ashnara ist eine abtrünnige Kolonie«, sagte sie dann.

      »Das wusste ich nicht, ich dachte, es sei ein autarkes Sternenreich.«

      »Das ist es erst seit rund fünfhundert Jahren. Ursprünglich war es eine