Название | Die Abenteuer des Sherlock Holmes |
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Автор произведения | Arthur Conan Doyle |
Жанр | Языкознание |
Серия | Reclam Taschenbuch |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783159617220 |
»Daraufhin trug man mich hinein. Sie musste mich einfach hineinlassen. Was hätte sie anderes tun können? Und in ihren Salon, welches genau der Raum war, den ich unter Verdacht hatte. Das Bild war entweder darin oder in ihrem Schlafgemach, und ich war entschlossen herauszufinden, in welchem der Räume. Man legte mich auf eine Couch, ich fächelte mir Luft zu, man war genötigt, das Fenster zu öffnen, und Sie hatten Ihre Chance.«
»Und wie half Ihnen das?«
»Es war von entscheidender Bedeutung. Wenn eine Frau glaubt, dass ihr Haus in Flammen steht, befiehlt ihr der Instinkt, auf der Stelle zu dem Gegenstand zu stürzen, den sie am höchsten schätzt. Es ist ein restlos überwältigender Impuls, und mehr als einmal habe ich meinen Nutzen daraus gezogen. Im Falle des Darlingtoner Unterschiebungsskandals kam er mir zupass und ebenso in der Angelegenheit von Arnsworth Castle. Eine verheiratete Frau reißt ihren Säugling an sich – eine unverheiratete langt nach ihrem Schmuckkästchen. Nun war mir klar, dass unsere Dame heute nichts im Haus hatte, was ihr wertvoller war als das, wonach wir auf der Suche sind. Sie würde hinstürzen, um es in Sicherheit zu bringen. Ihr Feueralarm war wunderbar. Der Rauch und das Geschrei reichten hin, an Nerven von Stahl zu rütteln. Sie ging wunderschön darauf ein. Die Fotografie befindet sich in einer Nische hinter einer verschiebbaren Tafel genau oberhalb des rechten Klingelzugs. Sie war im Nu dort, und ich bekam sie flüchtig zu sehen, als sie sie halb herauszog. Als ich ausrief, es handele sich um blinden Alarm, legte sie sie wieder zurück, blickte auf die Rauchbombe, stürzte aus dem Zimmer, und seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen. Ich erhob mich und entwischte unter Entschuldigungen aus dem Haus. Ich hatte gezögert, ob ich versuchen sollte, das Foto auf der Stelle in meinen Gewahrsam zu bringen, aber der Kutscher war hereingekommen, und da er mich nicht aus den Augen ließ, schien es sicherer, abzuwarten. Auch nur die geringste Überstürzung kann alles verderben.«
»Und jetzt?«, fragte ich.
»Unser Auftrag ist praktisch erledigt. Ich werde ihr morgen zusammen mit dem König einen Besuch abstatten – und mit Ihnen, wenn Ihnen daran gelegen ist, mitzukommen. Wir werden in den Salon geführt werden, um auf die Dame zu warten, aber vermutlich wird sie, wenn sie erscheint, weder uns noch die Fotografie antreffen. Es mag Seiner Majestät Befriedigung verschaffen, sie mit eigener Hand wiederzuerlangen.«
»Und wann werden Sie sie besuchen?«
»Morgens um acht. Sie wird noch nicht auf sein, so dass wir freies Feld haben werden. Außerdem müssen wir uns beeilen, denn diese Heirat könnte eine völlige Veränderung in ihrem Leben und in ihren Gewohnheiten bedeuten. Ich muss dem König unverzüglich telegrafieren.«
Wir hatten die Baker Street erreicht und vor der Haustür angehalten. Er fischte in seinen Taschen nach dem Schlüssel, als ein Passant sagte:
»Eine gute Nacht, Mr. Sherlock Holmes!«
Zu der Zeit befanden sich mehrere Leute auf dem Gehsteig, doch der Gruß schien von einem schlanken jungen Mann im Ulster zu stammen, der vorübereilte.
»Die Stimme habe ich doch schon einmal gehört«, sagte Holmes und starrte die schwach erleuchtete Straße hinunter. »Ich möchte doch zu gerne wissen, wer zum Teufel das gewesen sein könnte.«
III
Ich übernachtete diesmal in der Baker Street, und wir waren gerade mit Toast und Kaffee beschäftigt, als der König von Böhmen ins Zimmer hereinstürmte.
»Haben Sie sie wirklich?«, rief er aus, indem er Sherlock Holmes an beiden Schultern packte und ihm gespannt ins Gesicht schaute.
»Noch nicht.«
»Aber Sie machen sich Hoffnungen?«
»Ich mache mir Hoffnungen.«
»Dann kommen Sie. Ich brenne darauf, loszufahren.«
»Wir brauchen eine Droschke.«
»Nicht doch, mein Coupé wartet.«
»Das wird die Sache vereinfachen.«
Wir stiegen die Treppe hinab und fuhren ein weiteres Mal nach Briony Lodge.
»Irene Adler ist verheiratet«, bemerkte Holmes.
»Verheiratet? Seit wann?«
»Seit gestern.«
»Aber mit wem?«
»Mit einem englischen Anwalt namens Norton.«
»Aber sie kann ihn doch wohl nicht lieben?«
»Ich hoffe darauf, dass sie es tut.«
»Sie hoffen darauf?«
»Weil es Eurer Majestät jede Furcht vor künftigem Verdruss nähme. Wenn die Dame ihren Ehemann liebt, liebt sie nicht Eure Majestät. Wenn sie aber Eure Majestät nicht liebt, so gibt es keinen Grund, weshalb sie den Plan Eurer Majestät zunichtemachen sollte.«
»Das ist wahr. Und dennoch …! Nun! Ich wünschte, sie wäre standesgemäß gewesen. Was für eine Königin wäre sie geworden.« Er verfiel in ein düsteres Schweigen, das nicht gestört wurde, bis wir in der Serpentine Avenue vorfuhren.
Die Tür von Briony Lodge war offen, und eine ältere Frau stand auf der Treppe. Sie beobachtete uns mit höhnischen Blicken, als wir aus dem Coupé stiegen.
»Mr. Sherlock Holmes, nehme ich an?«, sagte sie.
»Ich bin Mr. Holmes«, antwortete mein Gefährte und sah sie mit einem zweifelnden und ziemlich verdutzten Blick an.
»Sagte ich’s doch! Meine Herrin sagte mir, Sie würden aller Wahrscheinlichkeit nach vorbeikommen. Sie ist heute Morgen zusammen mit ihrem Gemahl nach dem Kontinent aufgebrochen, mit dem 5.15-Zug von Charing Cross.«
»Was?« Sherlock Holmes verlor das Gleichgewicht, weiß vor Ärger und Überraschung. »Heißt das, dass sie England verlassen hat?«
»Um niemals wiederzukehren.«
»Und die Dokumente?«, heischte der König mit heiserer Stimme. »Alles ist verloren.«
»Wir werden sehen.« Holmes drängte sich an der Hausangestellten vorbei und stürzte in den Salon, gefolgt vom König und mir. Möbelstücke lagen in alle Richtungen verstreut, Regale waren auseinandergenommen und Schubfächer aufgezogen, als habe die Dame sie vor ihrer Flucht in aller Eile durchwühlt. Holmes stürmte zum Glockenzug, riss eine schmale Lade zurück, tauchte mit der Hand hinein und zog ein Bild und einen Brief heraus. Das Foto zeigte Irene Adler selbst im Abendkleid, der Brief war überschrieben: »An Sherlock Holmes, Esq. Liegenlassen bis zur Abholung.« Mein Freund riss ihn auf, und alle drei zusammen lasen wir ihn. Er war datiert auf Mitternacht der vorhergehenden Nacht und hatte folgenden Wortlaut:
»Mein lieber Mr. Sherlock Holmes,
Sie haben es wirklich gut gemacht. Sie haben mich vollständig getäuscht. Bis nach dem Feueralarm hatte ich keinen Verdacht geschöpft. Dann aber, als ich herausfand, wie ich mich verraten hatte, begann ich nachzudenken. Ich war schon vor Monaten vor Ihnen gewarnt worden. Man hatte mir mitgeteilt, wenn der König einen Agenten beauftragen werde, dann mit Sicherheit Sie. Man hatte mir Ihre Adresse gegeben. Nach alledem brachten Sie mich dennoch dazu, Ihnen preiszugeben, was Sie wissen wollten. Sogar noch nachdem ich argwöhnisch geworden war, fiel es mir schwer, von solch einem liebenswerten, freundlichen alten Geistlichen irgendetwas Schlechtes zu denken. Aber Sie wissen, dass auch ich als Schauspielerin ausgebildet wurde. Hosenrollen sind mir nicht fremd. Ich mache mir oft die Freiheit zunutze, die sie verschaffen. Ich sandte John, den Kutscher, aus, Sie im Auge zu behalten, rannte nach oben, schlüpfte in meine Ausgehkleider, wie ich sie nenne, und kam herunter, als Sie sich eben entfernten.
Nun, ich folgte Ihnen bis vor Ihre Tür und vergewisserte mich auf diese Weise, dass ich wirklich das Interesse des gefeierten Sherlock Holmes erregte. Dann wünschte ich Ihnen, ziemlich unüberlegt, eine gute Nacht und machte mich zum Temple auf, um meinen Mann zu treffen.
Wir dachten beide, der beste Ausweg, wenn man von einem so gewaltigen Gegner verfolgt werde, sei die Flucht. Daher werden Sie