Schiller: Wilhelm Tell. Friedrich Schiller

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Название Schiller: Wilhelm Tell
Автор произведения Friedrich Schiller
Жанр Учебная литература
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Издательство Учебная литература
Год выпуска 0
isbn 9783129090589



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lang verdient ums Volk von Unterwalden.

      BAUMGARTEN:

      Die Tat ward ruchbar, mir wird nachgesetzt

      Indem wir sprechen – Gott – verrinnt die Zeit –

       (Es fängt an zu donnern.)

      KUONI:

      RUODI: Geht nicht. Ein schweres Ungewitter ist

      Im Anzug. Ihr müsst warten.

      BAUMGARTEN: Heil’ger Gott!

      Ich kann nicht warten. Jeder Aufschub tötet –

      KUONI (zum Fischer):

      Greif an mit Gott, dem Nächsten muss man helfen,

      Es kann uns allen Gleiches ja begegnen.

       (Brausen und Donnern.)

      RUODI: Der Föhn ist los, Ihr seht, wie hoch der See geht,

      Ich kann nicht steuern gegen Sturm und Wellen.

      BAUMGARTEN (umfasst seine Knie):

      So helf Euch Gott, wie Ihr Euch mein erbarmet –

      WERNI: Es geht ums Leben, sei barmherzig, Fährmann.

      KUONI: ’s ist ein Hausvater, und hat Weib und Kinder!

       (Wiederholte Donnerschläge.)

      RUODI: Was? Ich hab auch ein Leben zu verlieren,

      Hab Weib und Kind daheim, wie er – Seht hin,

      Wie’s brandet, wie es wogt und Wirbel zieht,

      Und alle Wasser aufrührt in der Tiefe.

      – Ich wollte gern den Biedermann erretten,

      Doch es ist rein unmöglich, Ihr seht selbst.

      BAUMGARTEN (noch auf den Knien):

      So muss ich fallen in des Feindes Hand,

      Das nahe Rettungsufer im Gesichte!

      – Dort liegt’s! Ich kann’s erreichen mit den Augen,

      Hinüberdringen kann der Stimme Schall,

      Da ist der Kahn, der mich hinübertrüge,

      Und muss hier liegen, hülflos, und verzagen!

      KUONI: Seht, wer da kommt!

      Tell mit der Armbrust.

      TELL: Wer ist der Mann, der hier um Hülfe fleht?

      Verteidigt, und den Wolfenschieß erschlagen,

      Des Königs Burgvogt, der auf Roßberg saß –

      Des Landvogts Reiter sind ihm auf den Fersen,

      Er fleht den Schiffer um die Überfahrt,

      Der fürcht’t sich vor dem Sturm und will nicht fahren.

      RUODI: Da ist der Tell, er führt das Ruder auch,

      Der soll mir’s zeugen, ob die Fahrt zu wagen.

      TELL: Wo’s not tut, Fährmann, lässt sich alles wagen.

       (Heftige Donnerschläge, der See rauscht auf.)

      RUODI: Ich soll mich in den Höllenrachen stürzen?

      Das täte keiner, der bei Sinnen ist.

      TELL: Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt,

      Vertrau auf Gott und rette den Bedrängten.

      RUODI: Vom sichern Port lässt sich’s gemächlich raten,

      Da ist der Kahn und dort der See! Versucht’s!

      TELL: Der See kann sich, der Landvogt nicht erbarmen,

      Versuch es, Fährmann!

      HIRTEN UND JÄGER: Rett ihn! Rett ihn! Rett ihn!

      RUODI: Und wär’s mein Bruder und mein leiblich Kind,

      Es kann nicht sein, ’s ist heut Simons und Judä,

      Da rast der See und will sein Opfer haben.

      Die Stunde dringt, dem Mann muss Hülfe werden.

      Sprich, Fährmann, willst du fahren?

      RUODI: Nein, nicht ich!

      TELL: In Gottes Namen denn! Gib her den Kahn,

      Ich will’s mit meiner schwachen Kraft versuchen.

      KUONI: Ha, wackrer Tell!

      BAUMGARTEN: Mein Retter seid Ihr und mein Engel, Tell!

      TELL: Wohl aus des Vogts Gewalt errett ich Euch,

      Aus Sturmes Nöten muss ein andrer helfen.

      Doch besser ist’s, Ihr fallt in Gottes Hand,

      Als in der Menschen!

       (Zu dem Hirten.)

      Landsmann, tröstet Ihr

      Mein Weib, wenn mir was Menschliches begegnet,

      Ich hab getan, was ich nicht lassen konnte.

       (Er springt in den Kahn.)

      KUONI (zum Fischer):

      Ihr seid ein Meister Steuermann. Was sich

      Der Tell getraut, das konntet Ihr nicht wagen?

      RUODI: Wohl bessre Männer tun’s dem Tell nicht nach,

      Es gibt nicht zwei, wie der ist, im Gebirge.

      WERNI (ist auf den Fels gestiegen):

      Er stößt schon ab. Gott helf dir, braver Schwimmer!

      Sieh, wie das Schifflein auf den Wellen schwankt!

      KUONI (am Ufer):

      Die Flut geht drüber weg – Ich seh’s nicht mehr.

      Doch halt, da ist es wieder! Kräftiglich

      Arbeitet sich der Wackre durch die Brandung.

      SEPPI: Des Landvogts Reiter kommen angesprengt.

      KUONI: Weiß Gott, sie sind’s! Das war Hülf in der Not.

      Ein Trupp Landenbergischer Reiter.

      ERSTER REITER:

      Den Mörder gebt heraus, den ihr verborgen.

      ZWEITER: Des Wegs kam er, umsonst verhehlt ihr ihn.

      KUONI UND RUODI: Wen meint ihr, Reiter?

      Ha, was seh ich! Teufel!

      WERNI (oben):

      Ist’s der im Nachen, den ihr sucht? – Reit’ zu,

      Wenn