Название | Die großen Western Classic 41 – Western |
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Автор произведения | Howard Duff |
Жанр | Языкознание |
Серия | Die großen Western Classic |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740963361 |
»Achtzigtausend Dollar«, murmelt Kendall nachdenklich. »Und wie unterscheide ich die Kisten?«
»Sie haben gerade und ungerade Nummern, Kendall. In den Ungeraden ist das Geld. Sie werden den größten Teil der Geldkisten auf einen Wagen laden, da es mehr ungerade Nummern gibt als gerade. Die Fahrer suchen Sie selbst aus, aber so, dass es keinem auffällt. Teilen Sie nachher die Leute so ein, dass die besten Fahrer in die Salt-Lake-Gruppe kommen. In jedem Fall nehmen Sie Moore mit. Er hat Augen und Ohren wie ein Luchs. Der Mann riecht Verdruss auf zehn Meilen.«
»Ich hätte ihn ohnehin mitgenommen, Mr Spalding. Noch etwas: Ich habe neulich Mr Wesley den Vorschlag gemacht, eine Zweigstelle in Idaho einzurichten. Twin Falls wäre der beste Ort dafür. Es gibt immer mehr Transporte ins Idaho-Territorium, Mr Spalding. Ich könnte den Handel dort intensivieren und eine Hauptstation aufbauen, die ich selbst leite. Die Station kann ich nicht selbst aufbauen, mein Geld reicht nicht dazu. Mein Vorschlag war …«
»Sein Vorschlag war«, unterbricht ihn Wesley kühl, »dass ihm die Overland achttausend Dollar für diese närrische Idee vorschießen solle. Kendall sagte mir, er würde die Leitung der Overland im westlichen Idaho übernehmen und zehn Jahre lang für uns arbeiten. Aber nur, wenn er das Geld bekäme. Erhielt er es nicht, würde er sehen, einen Partner zu bekommen und dort oben eine eigene Transportlinie aufzumachen. Diese unverschämte Drohung …«
»Wesley!«, knurrt Spalding scharf. »Die Idee ist nicht mal schlecht. Kendall, sollte der Vorschlag so lauten, dass Sie sich nach zehn Jahren eine eigene Linie aufbauen würden?«
»Ja«, antwortet Kendall knapp. »Das meine ich. Wenn die Overland in zehn Jahren die Hauptstrecken besitzt, bleiben mir genug Nebenstrecken. Ich sehe eine riesengroße Chance für die Overland.«
»Und für sich selbst, was?«, fragt Wesley nicht ohne Hohn. »Kendall, Ihr Plan ist zu leicht zu durchschauen. Wir geben Ihnen kein Geld für eine Hauptstation. Zehn Jahre lang können wir sie nur nutzen, dann gehört sie Ihnen – und damit die meisten Kunden dort. Und das sollen wir auch noch finanzieren? Keinen Cent, ich wiederhole es nochmals.«
»Hören Sie zu«, knurrt Kendall und geht zur Tür, »ehe ich Sie noch mal aus dem Fenster werfe, Sie Giftnatter, gehe ich besser. Aber eins sage ich Ihnen, Wesley, den Plan führe ich durch. Mr Spalding, wenn Sie mich noch brauchen, ich bin im Hof.«
Er schmettert die Tür hinter sich ins Schloss und geht hinaus.
»Dieser Halbwilde«, stößt Wesley hinter ihm heraus. »Er bekommt es fertig und geht in Ihrer Gegenwart auf mich los, Mr Spalding. Ich sage Ihnen, einer von uns beiden ist zu viel hier. Entweder geht Kendall, oder ich gehe eines Tages.«
*
Kendall muss sich mit aller Gewalt zwingen, weiter gegen den von Westen kommenden Sturm anzurennen. Das Pferd will ihm kaum gehorchen. Aus dem Basin der Vierzig-Meilen-Wüste peitscht der Weststurm ungeheure Mengen Sand vor sich her auf die Humboldt-Berge zu.
Seit sechzehn Tagen rollen die beiden Transportwagen unter Kendalls Führung von Utah aus durch Nevada. Bis auf einen Radbruch ist nichts passiert, was Kendall Anlass zu irgendwelchen Sorgen geben könnte. Beim Verladen hat Kendall eine Kiste mit gerader Nummer auf die Kante der Verladerampe in Salt Lake krachen lassen. Die Kiste brach entzwei, ihr Inhalt kollerte in den Hof. Die Männer hatten sich schon über das Gewicht der Kisten gewundert. Als sie jedoch sahen, was an Einzelteilen in der zerbrochenen Kiste war, verstummte das Gerede. Außer Kendall hat niemand eine Ahnung, was wirklich in den Kisten mit den ungeraden Nummern steckt.
Im Brausen und Heulen des Sturms hört Kendall hinter sich den Hufschlag. Ed Yatskell, einer der beiden Wachreiter, kommt zu ihm. Yatskell hat wie alle das Halstuch vor den Mund gebunden, um nicht dauernd Sand zu schlucken. Die Sicht reicht kaum fünfzig Schritt weit, und der Sturm nimmt an Heftigkeit zu.
»Kendall!«
»Was ist?«, fragt Kendall, als Yatskell neben ihn kommt. »Noch zehn Meilen, dann ist es für heute vorbei. Wir brauchen Wasser, Ed.«
»Das wollte ich gerade fragen«, schreit Yatskell ihm heiser zu. »In der Tonne unter Moores Wagen ist noch etwas. Sollen wir halten und die Tiere tränken? Kendall, vielleicht hätten wir doch besser auf dem normalen Weg bleiben sollen?«
»Mein lieber Mann, dort hätte der Sturm uns weggeblasen«, antwortet Kendall. »Sieht man in der Halbwüste einen Sturm aufkommen, dann muss man Schutz suchen und in die Berge. Keine Rast jetzt, Mann. Wir müssen erst am nächsten Berg vorbei, dann durch ein Tal und wieder um einen Berg. Der Weg vor uns wird schmal. Reite zurück und sage Bescheid, dass die Wagen dicht hintereinander fahren sollen. Dort vorn packt uns der Wind besonders stark.«
»Gut, Jim. Wie weit noch, bis wir auf dem schmalen Weg sind?«
»Eine halbe Meile. Moore kennt die Stelle, dem brauchst du nichts zu sagen. Erkläre aber Thomas, dass er auf meine Rufe achten und dann scharf rechts fahren soll. Es geht linker Hand an der schmalsten Stelle verdammt steil hinunter. Diese Stelle ist kaum mit einem Pferd zu schaffen, geschweige denn mit einem Wagen. Eine halbe Meile noch, Yatskell. Danach durch das Tal und um den nächsten Berg. Dort gibt es steiniges Gelände und bald Wasser. Zurück mit dir, Mann.«
Obgleich die Sicht immer schlechter wird, kennt Kendall sich auf diesem Abkürzungsweg durch die Berge genau aus. Der Weg führt schließlich durch die Vierzig-Meilen-Wüste. Aber er ist wesentlich kürzer als der Hastings Cutoff. Dieser letztere Wagenpfad schneidet das Wüstenbecken des ehemaligen Lahontan-Sees in seiner ganzen Länge.
Hinter Kendall wird nun das Rasseln und Knarren der Wagen lauter. Kendall hält sein Pferd etwas zurück und legt weniger Abstand zwischen sich und die Wagen.
Es ist keine halbe Meile mehr bis zum Berghang. Dort zieht sich der Weg auf halber Höhe an einem gigantischen stufenförmigen Hangabschnitt entlang.
*
Klick. Der eine Mann fährt hinter dem Busch herum. Er sieht seinen Partner undeutlich hinter einigen Felsbrocken kauern und sagt wütend: »Was fingerst du denn dauernd mit deinem Schießprügel herum. Wozu lädst du dauernd durch?«
»Wozu – wozu?«, knurrt der andere mürrisch und gereizt. »Du hockst da gut im Windschatten der Felsen, Mann. Aber ich bekomme den dreimal verfluchten Sand dauernd ab. Ich halte es vor Jucken bald nicht mehr aus. Verfluchter Alkalistaub, mistiger. Das kratzt wie Läuse.«
»Na, das könnte dir doch kein unbekanntes Jucken sein«, sagt der Mann hinter dem Busch hämisch. »Im Jail hatten wir doch Läuse genug. Deck deinen Schießprügel zu, dann dringt kein Sand in den Verschluss, verstanden?«
Jemand taucht aus den wie Nebelschleier wirkenden Wogen des Sandsturmes auf und wirft sich neben dem Busch hin.
»Was ist los? Wie lange sollen wir hier noch hocken? Das hält ja kein Mensch aus, Mann. Ausgerechnet bei dem verdammten Wetter müssen wir hier warten?«
»Yeah, ausgerechnet bei dem Wetter«, entgegnet der Ankömmling finster. »Er weht alle Spuren wieder zu. Darum sitzen wir ja hier. Niemand wird die Huftritte entdecken, wenn wir mit der Sache fertig sind. Ob der Kerl wirklich hier herauffährt?«
»Muss er, er kann nicht über den Berg fliegen«, gibt der Hagere kurz zurück. »Es kann nicht mehr lange dauern, dann sind sie hier. Ich wünschte, die Sicht wäre etwas besser. Verdammt schlecht zu zielen bei dem Sandsturm.«
»Ja, und wenn du das Gewehr hebst, wackelt das Ding auch noch, sobald der Sturm es packt.«
»Ihr werdet treffen. Wir müssen sie schlagartig erwischen, vergesst das nicht. Finden sie in den Wagen Deckung, sieht die Sache nicht ganz so leicht aus.«
»Dazu kommen die doch nicht mehr«, mischt sich der dritte Mann ein. Er ist hinter den Felsen herausgekommen und breitet seine Decke aus. »Haltet sie mal hoch, ich will mir eine anstecken.«
Er brennt sich seine Pfeife an