Dr. Daniel Classic 39 – Arztroman. Marie Francoise

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Название Dr. Daniel Classic 39 – Arztroman
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Classic
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740962852



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doch hinter dieser scheinbar unfreundlichen Art wollte er eigentlich nur sein allzu weiches Herz verbergen. In Wirklichkeit ging ihm das Schicksal seiner Patienten nämlich sehr nahe, und gerade wenn es um Kinder oder sehr junge Menschen ging, litt Professor Thiersch ganz besonders – auch wenn er es niemals gezeigt hätte.

      »Ist es sicher?« hakte er jetzt nach. »Es könnte sich ja auch um einen gutartigen Tumor handeln.«

      »Dr. Scheibler hat bereits eine Biopsie vorgenommen«, entgegnete Dr. Daniel, und Professor

      Thiersch wußte genau, was das bedeutete. Er selbst hatte Dr. Scheibler seinerzeit ausgebildet, daher konnte er sich auf dessen Urteil auch blind verlassen.

      »Bringen Sie das Mädchen sofort zu mir, Daniel«, erklärte Professor Thiersch. »Ich bleibe in der Klinik, bis Sie hier sind.«

      »Es kommt noch ein Problem dazu«, wandte Dr. Daniel zögernd ein.

      »Was denn noch?« herrschte Professor Thiersch ihn an.

      »Claire hatte heute nacht eine schwere Kopfoperation«, berichtete Dr. Daniel, und man hörte ihm an, wie schwer ihm jedes Wort fiel. »Sie und ihre Adoptiveltern waren in einen entsetzlichen Verkehrsunfall verwickelt, der für Margot und Peter Buschmann tödlich endete. Claire hatte einen Glassplitter im Kopf, den Dr. Teirich in einer knapp sechsstündigen Operation entfernen konnte.«

      »Oh, mein Gott«, entfuhr es Professor Thiersch, denn angesichts dieser Tragödie konnte er nicht einmal nach außen hin seine Betroffenheit verbergen. Und dann faßte er einen spontanen Entschluß. »Ich komme nach Steinhausen und mache mir dort selbst ein Bild von der Situation.«

      Danach legte er einfach auf, aber Dr. Daniel kannte ihn ja lange genug, um ihm wegen dieser scheinbaren Unhöflichkeit nicht böse zu sein. Langsam ließ auch er den Hörer sinken, dann erhob er sich mit einem tiefen Seufzer und ging zur Intensivstation hinüber.

      Claire war wach und streckte bei seinem Eintreten die rechte Hand nach ihm aus.

      »Onkel Robert!« stieß sie hervor. »Kannst du mir sagen, was mit Mama und Papa ist? Warum kommen sie nicht zu mir?« Dann erinnerte sie sich plötzlich wieder an den schrecklichen Unfall. »Oder sind sie vielleicht auch so schwer verletzt wie ich?«

      Dr. Daniel zögerte. Es widerstrebte ihm, das junge Mädchen zu belügen, andererseits war Claire einfach noch nicht in der Verfassung, um die grausame Wahrheit ertragen zu können.

      »Es war ein entsetzlicher Unfall«, wich er aus. »Aber ich bin sicher, daß deine Mama und dein Papa in Gedanken immer bei dir sind, Kleines.«

      Claire schwieg eine Weile, dann sah sie Dr. Daniel mit ihren wachen blauen Augen forschend ins Gesicht.

      »Es ist nicht nur mein Kopf, nicht wahr, Onkel Robert? Mit mir ist noch etwas anderes nicht in Ordnung.«

      »Wie kommst du darauf,

      Claire?« fragte Dr. Daniel zurück, um Zeit zu gewinnen.

      »Der nette Doktor hat mich vorhin zweimal in die Brust gestochen. Er hat sicher gedacht, ich würde schlafen, aber ich war wach.«

      Dr. Daniel schluckte schwer. »Hat es… sehr weh getan?«

      »Nein«, antwortete Claire, schränkte dann aber ein: »Beim ersten Mal habe ich einen kleinen Pieks gespürt, aber beim zweiten Mal gar nichts. Sei ehrlich, Onkel Robert, was hat der Doktor da gemacht?«

      Dr. Daniel wußte, daß er jetzt um die Wahrheit nicht mehr herumkommen würde. Professor Thiersch war bereits auf dem Weg nach Steinhausen, und er würde mit Sicherheit auf eine baldige Operation drängen. Spätestens dann würde man Claire gegenüber Farbe bekennen müssen.

      Mit einer väterlichen Geste griff Dr. Daniel nach der Hand des jungen Mädchens.

      »Ich fürchte, du mußt jetzt sehr tapfer sein, Claire«, begann er in sanftem Ton. »Du hast recht mit deiner Vermutung, daß deine Kopfverletzung nicht das einzige ist. Es kommt noch eine sehr schwere Krankheit hinzu, die mit dem Unfall allerdings gar nichts zu tun hat. Dr. Scheibler hat sie nur durch Zufall entdeckt, aber das war vermutlich sogar ein großes Glück, denn dadurch hast du die besten Chancen, wieder ganz gesund zu werden.«

      Claire erschrak sichtlich. »Heißt das… ich muß sterben?«

      Heftig schüttelte Dr. Daniel den Kopf. »Nein, Claire, ganz bestimmt nicht.« Erst als er es ausgesprochen hatte, wurde ihm bewußt, daß das junge Mädchen in Wahrheit sehr wohl sterben könnte. »Hör zu, Claire, in einer halben Stunde etwa kommt ein Arzt hierher, um dich noch einmal zu untersuchen. Er sieht ziemlich streng aus und gibt sich auch meistens recht unfreundlich und ruppig, aber er ist auf seinem Gebiet der Beste, den es gibt.« Er zögerte kurz. »Ich nehme an, daß er dich in seine Klinik mitnehmen wird, und dort mußt du dann noch einmal operiert werden…«

      Hilflos schluchzte Claire auf. »Ich habe Angst, Onkel Robert. Was ist das für eine schreckliche Krankheit?«

      Dr. Daniel kam nicht mehr dazu, ihre Frage zu beantworten, denn in diesem Moment trat Professor Thiersch bereits herein, und Dr. Daniel fragte sich einen Augenblick lang, ob er wohl hergeflogen sei. Normalerweise war die Strecke von der Thiersch-Klinik bis nach Steinhausen nämlich nicht in dieser kurzen Zeit zu bewältigen.

      »Ich nehme an, das ist die junge Dame«, erklärte der Professor und bemühte sich dabei um einen etwas sanfteren Ton, weil er Claire nicht erschrecken wollte. Er sah die Angst in dem blassen Gesichtchen und ließ sich schließlich sogar zu einem Lächeln hinreißen. »Keine Sorge, Mädel, ich werde dich nicht fressen.« Dann wandte er sich Dr. Daniel zu, und unvermittelt wurde seine Stimme wieder so barsch wie eh und je. »Lassen Sie mich mit der Patientin allein, Daniel.«

      Wieder schluchzte Claire auf und streckte eine Hand nach Dr. Daniel aus.

      »Onkel Robert… bitte…«

      »Er kann ja gleich wieder zu dir«, erklärte Professor Thiersch beruhigend, was normalerweise so gar nicht seiner Art entsprach. Aber dieses Mädchen rührte etwas in ihm an, was er bisher erfolgreich verdrängt hatte. »Mir scheint, du kennst ihn sehr gut.«

      »Ja«, hauchte Claire. »Onkel Robert ist mit meinen Eltern befreundet.«

      Professor Thiersch nickte nur. Anscheinend wußte die Kleine noch nicht, daß ihre Eltern nicht mehr am Leben waren. Vorsichtig schob er jetzt ihr Klinikhemd nach oben.

      »Du mußt keine Angst haben«, meinte er. »Ich will mir nur deine Brust ansehen.«

      »Was ist damit?« fragte Claire mit bebender Stimme, dann sah sie den Professor plötzlich aus weit aufgerissenen Augen an und konnte nur noch flüstern. »Krebs.«

      Professor Thiersch erwiderte ihren Blick.

      »Es sieht so aus«, entgegnete er ehrlich. »Aber Brustkrebs ist heutzutage durchaus heilbar.«

      Doch Claire schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht! Meine Mutter ist auch an Krebs gestorben!«

      Für Augenblicke war der Professor verwirrt. Hatte Dr. Daniel nicht vorhin gesagt, die Eltern des Mädchens seien bei dem Verkehrsunfall ums Leben gekommen? Dann erinnerte er sich daran, daß das Wort Adoptiveltern gefallen war.

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