MS Visual C++ 2010 в среде .NET. Библиотека программиста. Виктор Зиборов

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Название MS Visual C++ 2010 в среде .NET. Библиотека программиста
Автор произведения Виктор Зиборов
Жанр Программирование
Серия
Издательство Программирование
Год выпуска 2012
isbn 978-5-459-00786-2



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es nur in die Hand, dir passiert schon nichts.“

      Willi drehte sich so schnell in die Richtung, aus der die Stimme kam, dass sein Sportlehrer, Herr Specht, stolz auf seine Reaktionsfähigkeit gewesen wäre. Da er so viel Schwung genommen hatte, landete er nach unzähligen Armschwingern auf dem Teppich. Sein Herz raste vor Schreck und ihm wurde heiß und kalt zugleich. In diesem Moment ahnte er noch nicht, dass er genau die richtige Gesprächshöhe erreicht hatte. Willi starrte in die Ecke seines Zimmers und erblickte ein noch nie zuvor gesehenes, taumelndes Geschöpf, welches etwa einen Meter groß war.

      Der auffällig große, spitze, golden glänzende Hut war tief in dessen Gesicht gezogen, sodass Willi die Vermutung hatte, der Hut hielte sich nur auf dem Kopf, weil er auf der krummen Nase aufsaß. Seine Ohren waren sehr groß, eng anliegend und nach hinten spitz zulaufend. Die Augen konnte er nicht erkennen, jedoch blitzten Zähne hervor. Die merkwürdige Gestalt lachte und zappelte dabei wie Wackelpudding. Wahrscheinlich war seine Pirouette so gut gewesen, dass nicht nur Herr Specht, sondern auch viele Zirkusartisten vor Erstaunen applaudiert hätten.

      „Bist du fertig oder kommt noch der doppelte Rittberger?“

      Das eigenartige Wesen hielt sich lachend den Bauch. Da Willi aber immer noch nichts sagen konnte, verstummte es nun auch und sah ihn bedächtig an.

      „Wer bist du? Was machst du hier? Wie …“, stotterte Willi nach einer scheinbaren Ewigkeit.

      Das zwergenhafte Geschöpf nahm seinen Finger vor seinen, mit einem grauen, kurzen Bart umrandeten Mund und zischte bedeutungsvoll.

      „Ich bin Macvol und sehr froh, dich endlich gefunden zu haben.“

      „Gefunden? Mich?“

      „Ja, du bist doch der Erbe des Amuletts. Somit gehörst du zu unserer Gemeinschaft und es wird Zeit, dass du uns kennenlernst.“

      Noch bevor Macvol weitersprechen konnte, sprang Willi auf und rieb sich seine Augen mehrmals, als ob er todmüde wäre. Nachdem er seine Hände das dritte Mal von seinen Augen entfernt hatte, begriff er langsam, dass es keine Halluzination oder ein Traum war. Rücklings nach seinem Hocker greifend, setzte er sich mit einem tiefen Seufzer hin.

      „Ich habe noch nie etwas Seltsameres gesehen. Was bist du?“

      „Ich bin ein Zwerg, siehst du das nicht?“

      Nach einer längeren Pause holte er tief Luft und krächzte weiter. „Unsere Welt wird bedroht, wir verstecken uns alle vor einem mächtigen Zauberer und nur du kannst uns retten.“

      „Ich bin eure Rettung? Wie soll ich denn das verstehen?“

      Willi dachte, das sollte ein Witz sein, aber das Wesen stand ja tatsächlich noch immer taumelnd in seinem Zimmer. Wie konnte er ein Retter sein? Er war gerade einmal 15 Jahre alt und von nicht besonders kräftiger Statur. Selbst im Sportunterricht hatte er nur eine Drei.

      „Du fragst dich bestimmt, warum wir gerade auf deine Hilfe angewiesen sind.“

      Willi nickte und war gespannt wie ein Flitzebogen.

      „Das ist ganz einfach“, sprudelte es aus dem Zwerg heraus. „Du bist der Erbe des Amuletts.“

      „Dann habe ich es meinem Großvater Alfred zu verdanken, dass ich ein Retter für … ein Retter für Zwerge bin?“ und die Verwunderung stand Willi buchstäblich ins Gesicht geschrieben.

      „In gewisser Weise ja, denn er hat dir das Amulett geschenkt.“

      „Schluss, aufhören!“, schrie Willi, sprang auf und rannte in Richtung Tür.

      Als er jedoch die Tür passierte, stand er wieder in seinem Zimmer. Das ganze Spiel wiederholte sich noch zweimal, dann verstand er, dass er aus der Nummer nicht so schnell wieder herauskam, wie er eigentlich wollte, und ein Wegrennen zwecklos war.

      Mit ruhiger, immer noch kratziger Stimme sprach Macvol weiter.

      „Ich denke, es ist das Beste, wenn ich dich erst einmal mitnehme und dir unsere Welt zeige. Natürlich wirst du später auch meine Freunde kennenlernen. Sie freuen sich schon, wieder einmal einem Menschen zu begegnen.“

      „Ah, natürlich, ich packe nur meinen Koffer“, spöttelte Willi und ging entnervt zum Schrank.

      „Nicht nötig, alles, was du brauchst, bekommst du bei uns.“

      Macvol zupfte an seinem roten Leibchen und faltete seine Hände vor seinem Bauch.

      Willi rieb sich seine schweißnassen Hände und klatschte sie zusammen, als ob es losgehen könne. Seine Knie zitterten und er konnte keinen Satz mehr formulieren, obwohl er sonst nicht auf den Mund gefallen war. Er griff nach einem Paar Socken, als ob es ihm wichtig war, genau dieses mitzunehmen, schielte zu Macvol rüber und hoffte, der Zwerg würde so schnell wieder verschwinden, wie er gekommen war. Doch sein Wunsch ging nicht in Erfüllung, im Gegenteil, er kam auf ihn zu und brabbelte unverständliche Worte.

      „Bist du bereit?“, erkundigte sich Macvol dann bei Willi.

      „Bereit für waa …?“

      Noch ehe er es aussprechen konnte, hob Willi vom Erdboden ab. Er hörte ein Rauschen und Zischen, dann wurde sein Körper einfach nur hin und her geschleudert. Eine Achterbahnfahrt war ein Streichelzoo gegen das, was sich in diesem Moment abspielte. Er sah regenbogenfarbene Luftwirbel um sich herum, dann kniff er seine Augen zu und hoffte, dass es bald vorbei wäre. Unerwartet sanft landeten sie Sekunden später auf ihren Füßen und Willi öffnete seine Augen. Sie standen auf einer blumenbedeckten Wiese, auf der noch nie gesehene Geschöpfe grasten.

      „Beeindruckt?“, fragte Macvol und stupste Willi, der gerade noch dabei war, sein Gleichgewicht wieder zu finden, in die Seite.

      „Beeindruckt? So etwas passiert mir jeden Tag.“

      Willi konnte nun wieder geradestehen und sah sich verblüfft um.

      In einiger Entfernung sah er Rauchschwaden, die aus krummen Essen dampften und kegelförmige, bunte Häuser mit runden Fenstern.

      „Das ist deine Welt?!“, platze es aus Willi heraus.

      „Ja. Allerdings wohnen viele bereits unter der Erde. Nur die zähsten leben noch oc va lerd.“

      „Häh, oc va wie?“

      „Oh, entschuldige, mir ist meine Muttersprache rausgerutscht, ich meinte „über der Erde“.“

      Macvol blickte mit einem Mal traurig drein und Willi sah, wie sich seine Hutspitze nach unten knickte.

      „Ihr lebt auch unter der Erde?“, fragte Willi entgeistert.

      „Warte nur ab, du erfährst bald jede Menge über uns“, sagte Macvol.

      Überwältigt von allem und völlig ahnungslos, wie er denn überhaupt jemanden retten sollte, starrte Willi zum Ende der Wiese hin. Beinahe ließ ihn diese scheinbar trügerische Idylle mit ihren Gärten und bunten Häusern alles andere vergessen.

      „Meine Eltern werden mich bestimmt schon vermissen“, katapultierte sich Willi ins Hier und Jetzt zurück und rief es Macvol, der sich bereits in Richtung der Hütten in Bewegung gesetzt hatte, hinterher.

      „Keine Sorge, es kann nichts passieren. Ich habe eine Hülse für dich organisiert.“

      Macvol drehte sich zu Willi um, der wie angewurzelt stehengeblieben war.

      „Du hast eine Hülse organisiert? Und was genau hat das jetzt mit mir und meinen Eltern zu tun?“, prustete Willi heraus.

      „Die Hülse vertritt dich, ohne dass jemand bemerken wird, dass du nicht da bist“, sprach Macvol in beruhigendem Tonfall. „Allerdings kann eine Hülse nicht sprechen. Aber sie kann sich wehren! Ich denke da zum Beispiel nur an deine Pausenaktivitäten in der Schule. Sie könnte also für dich auch sehr nützlich sein. Eine Hand wäscht