Название | Die wichtigsten Werke von Jacob Burckhardt |
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Автор произведения | Jacob Burckhardt |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788027213764 |
Auch eine neue Stadt tauchte seitdem in Oberägypten, nahe bei dem zerstörten Koptos, auf: Maximianupolis, welche der Kaiser nach dem Namen seines ältesten Mitregenten benannte. Vielleicht war es ein blosser Garnisonsort, vielleicht liegt darunter das alte, nur umgetaufte Apollinopolis247.
Selbst das tief in Jammer versenkte Alexandrien erhielt wenigstens einigen Trost; Diocletian wies der Stadt wieder bestimmte Kornverteilungen zu, eine Gnade, welche längst sehr viele auch ausseritalische Städte genossen. Dafür rechneten fortan die Alexandriner die Jahre248 nach seiner Regierungszeit; dafür errichtete ihm der Präfekt Pompeius im Jahre 302 die mit Unrecht nach seinem eigenen Namen benannte Säule, welche noch die Weiheinschrift trägt: dem heiligsten Autokrator, dem Stadtgenius249 Alexandreias, dem unbesiegten Diocletian. Von einem ältern Prachtbau entnommen oder für einen unvollendeten bestimmt, ragt der riesige Monolith noch jetzt aus den kaum mehr kenntlichen Resten des Serapeums empor.
Endlich meldet eine späte250 und teilweise entstellte Notiz, Diocletian habe damals die Schriften der alten Ägypter über die Hervorbringung von Gold und Silber zusammensuchen und verbrennen lassen, damit die Ägypter nicht mehr aus dieser Quelle Reichtümer schöpfen und in dem daher entstandenen Übermut sich gegen Rom empören möchten. Man hat dagegen sehr einleuchtend bemerkt, dass Diocletian die Bücher wohl zu seinem eigenen und des Reiches Gebrauch würde behalten haben, wenn er an die Möglichkeit der Alchymie geglaubt hätte. Aber aus lauter wohlgemeinter Aufklärung, wie Gibbon annimmt, ging sein Schritt doch auch schwerlich hervor. Vielleicht hing die ägyptische Goldmacherei mit anderm scheusslichem Aberglauben zusammen, welchem der in seiner Art fromme Fürst damit begegnen wollte.
Mit Diocletian hören nun die Empörungen Ägyptens plötzlich für eine geraume Zeit auf. Hatte seine Weisheit etwa in der Tat dem Lande wesentlich zu helfen, den Charakter der Einwohner zu bessern oder wenigstens sie auf die Dauer einzuschüchtern vermocht? Genügten die neuen allgemeinen Reichseinrichtungen, um ihnen die Empörung zu verleiden und unmöglich zu machen? Die wahrscheinlichste Erklärung wurde schon früher angedeutet: Zunächst hinderte allerdings die Teilung der Herrschergewalt das Aufkommen eingeborner und lokaler Usurpatoren in den Provinzen; seit Constantin aber fand die ägyptische Leidenschaft in den kirchlichen Streitigkeiten einen Tummelplatz, der den sinkenden Kräften der unglücklichen Nation allmählich angemessener war als das verzweifelte Ankämpfen gegen römische Beamte und Armeen. Der meletianische und der arianische Streit beginnen diese lange Reihe theologischer Aufregungen, sobald das Christentum proklamiert ist; aber auch die Heiden wehren sich hier wie nirgends im Reiche für ihre Religion durch blutige Aufstände251.
In einer Beziehung war Ägypten, wie ganz Afrika, der sicherste Besitz des damaligen Römischen Reiches: abgesehen von einer Anzahl halbwilder Nationen, deren Einfalle man bei einiger Aufmerksamkeit leicht zurückweisen konnte, hatte es die Wüste in seinem Rücken. Während die Rhein-, Donau- und Euphratgrenze von starken, feindlichen Nationen bedroht war, genügten hier verhältnismässig geringe, passend verteilte Garnisonen252. Denn das konnte in jener Zeit noch niemand ahnen, dass einst von Arabien aus ein religiöser und erobernder Fanatismus den ganzen Süden und Osten des Römerreiches in seinem unwiderstehlichen Siegeslauf vor sich aufrollen und sich assimilieren würde253. – Die Nordküste von Afrika war im dritten Jahrhundert gewiss ungleich bevölkerter, als sie seitdem je wieder gewesen ist. Die Monumente Algeriens, die grosse Zahl der später nachweisbaren Bischofssitze, die beträchtliche geistige Bewegung und die derselben entsprechende Stellung in der spätrömischen Literatur lassen auf einen Zustand schliessen, den man nicht nach der verhältnismässigen