Название | Der Sieg des Islams |
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Автор произведения | Eduard Gibbon |
Жанр | Религиозные тексты |
Серия | |
Издательство | Религиозные тексты |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788075838438 |
Tiefere Wurzel schlug das Christentum in dem abessinischen Reiche (530), und obschon die Verbindung mit der Mutterkirche von Alexandria oft siebzig, ja hundert Jahre unterbrochen blieb, erhielt sie ihre Kolonie doch in beständiger Abhängigkeit. Sieben Bischöfe bildeten einst die abessinische Synode; wäre ihre Zahl auf zehn gestiegen, so hätten sie einen unabhängigen Primaten wählen dürfen. Einer ihrer Könige wünschte, seinen Bruder auf den kirchlichen Thron zu erheben. Aber man hatte das Ereignis vorausgesehen, verweigerte die Vermehrung und beschränkte das bischöfliche Amt allgemein auf den Abuna, das Oberhaupt und den Schöpfer der abyssinischen Priesterschaft. Der Patriarch ersetzte die erledigte Stelle jedesmal durch einen ägyptischen Mönch, denn ein Fremder erscheint in den Augen des Volkes ehrwürdiger und minder gefährlich in denen des Monarchen. Als sich im sechsten Jahrhundert das Schisma von Ägypten befestigte, waren die beiden Parteien mit ihren Beschützern Justinian und Theodora bestrebt, einander in Erwerbung eines fernen und unabhängigen Landes zuvorzukommen. Die emsige Kaiserin trug abermals den Sieg davon, und die fromme Theodora hat in dieser abgelegenen Kirche den Glauben und die Kirchenzucht der Jakobiten eingeführt. Auf allen Seiten von Feinden ihrer Religion umgeben, schlummerten die Äthiopier fast tausend Jahre, der Welt uneingedenk, die ihrer vergessen hatte. Sie wurden von den Portugiesen geweckt, die das südliche Vorgebirge von Afrika umschifften und in Indien und dem Roten Meere erschienen, gleich als wären sie von einem fernen Planeten niedergestiegen. In den ersten Augenblicken des Zusammentreffens bemerkten die Untertanen von Rom und die von Alexandria mehr die Ähnlichkeit als die Unterschiede ihres Glaubens, und jede der beiden Nationen erwartete von einem Bündnisse mit ihren christlichen Brüdern die größten Vorteile. Die Äthiopier waren in ihrer einsamen Lage fast wieder in ihren Urzustand zurückgesunken. Ihre Schiffe, die bis Ceylon Handel getrieben hatten, wagten es kaum, die Flüsse von Afrika zu befahren; die Trümmer von Axuma waren verlassen, die Nation in Dörfern zerstreut, und ihr Kaiser, der diesen prunkenden Titel führte, begnügte sich, im Frieden wie im Kriege mit einem unbeweglichen Lager als Residenz. Im Bewußtsein ihrer Dürftigkeit hatten die Abessinier den vernünftigen Plan gefaßt, europäische Gewerbe und Künste einzuführen, und ihre Gesandten in Rom und Lissabon erhielten Auftrag, um eine Kolonie von Schmieden, Zimmerleuten, Zieglern, Maurern, Buchdruckern, Wundärzten und Ärzten zum Nutzen ihres Vaterlandes zu bitten. Aber die öffentliche Gefahr forderte bald die unverzügliche und ausgiebige Hilfe an Waffen und Soldaten, um ein kriegerisches Volk gegen die Barbaren, die das Innere verheerten, und gegen die Türken und Araber zu verteidigen, die in furchtbaren Mengen von der Meeresküste heranrückten. Äthiopien wurde durch vierhundertfünfzig Portugiesen gerettet, die im Felde die angeborene Tapferkeit der Europäer entwickelten und Musketen und Kanonen besaßen. Im ersten Schrecken hatte der Kaiser versprochen, sich und seine Untertanen mit dem katholischen Glauben auszusöhnen; ein lateinischer Patriarch vertrat die Oberhoheit des Papstes. Man glaubte, daß das Reich, dem man den zehnfachen Umfang gab, mehr Gold enthalte als die amerikanischen Minen und baute die ausschweifendsten habsüchtigen Hoffnungen auf die freiwillige Unterwerfung der afrikanischen Christen.
Aber die Gelübde, die der Schmerz erpreßt hatte, wurden bei wiederkehrender Gesundheit abgeschworen. Die Abessinier hingen noch immer dem monophysitischen Bekenntnisse mit unerschütterlicher Standhaftigkeit an; ihr matter Glaube wurde durch Zank entflammt, sie brandmarkten die Lateiner mit dem Namen Arianer und Nestorianer und warfen denjenigen, welche die zwei Naturen Christi trennten, Anbetung von vier Göttern vor. Den jesuitischen Missionären wurde Fremona zur Gottesverehrung oder vielmehr zur Verbannung angewiesen. Ihre Geschicklichkeit in den edlen wie mechanischen Künsten, ihre theologische Gelehrsamkeit und ihr anständiges Benehmen flößten sicherlich Hochachtung ein; es fehlte ihnen jedoch die Gabe der Wunder, und sie suchten vergebens um Verstärkung europäischer Truppen an. Geduld während vierzig Jahren und Gewandtheit verschafften ihnen endlich günstigeres Gehör. Zwei Kaiser von Abessinien ließen sich zu dem Glauben überreden, daß Rom das zeitliche und ewige Glück seiner Verehrer sichern könne. Der erste dieser königlichen Bekehrten verlor Krone und Leben; das Heer der Rebellen war von dem Abuna geweiht worden, der ein Anathem gegen den Abtrünnigen schleuderte und seine Untertanen von dem Treueide entband. Der Tod Zadenghels wurde durch den mutigen und glücklichen Susneus gerächt, der den Thron unter dem Namen Segued bestieg und das fromme Unternehmen seiner Verwandten mit größerer Kraft fortsetzte. Der Kaiser erklärte sich nach dem Gaukelspiele eines ungleichen Kampfes zwischen den Jesuiten und seinen ungelehrten Priestern zum Proselyten der Synode von Chalcedon, voraussetzend, daß Geistlichkeit und Volk ohne Verzug die Religion ihres Fürsten annehmen würden. Auf die Freiheit der Wahl folgte ein Gesetz, das bei Todesstrafe den Glauben an die zwei Naturen Christi gebot. Den Abessiniern wurde eingeschärft, am Sabbath zu arbeiten und zu spielen, und Segued sagte sich vor Europa und Afrika von seiner Verbindung mit der alexandrinischen Kirche los.
Ein Jesuit, Alphonso Mendez, katholischer Patriarch von Äthiopien, nahm im Namen des Papstes Urban VIII. die Huldigung und Abschwörung des Büßlings an (1620). »Ich bekenne«, sprach der Kaiser kniend, »ich bekenne, daß der Papst der Stellvertreter Christi, der Nachfolger des heiligen Petrus und der Gebieter der Welt ist. Ihm schwöre ich wahrhaft Gehorsam und lege ihm meine Person und mein Königreich zu Füßen.« Ein ähnlicher Eid wurde von seinem Sohne, Bruder, der Geistlichkeit, den Edlen, ja sogar von den Frauen des Hofes geleistet; der lateinische Patriarch wurde mit Ehren und Reichtümern bedacht, und seine Missionare errichteten ihre Kirchen oder Zitadellen an den bestgelegenen Punkten des Reiches. Die Jesuiten selbst beklagen die verderbliche Unklugheit ihres Oberhauptes, das die Milde des Evangeliums und die Politik des Ordens vergaß, um übereilt mit Gewalt die römische Liturgie und die portugiesische Inquisition einzuführen. Er verdammte den alten, in dem äthiopischen Klima mehr der Gesundheit als des Glaubens wegen zuerst erfundenen Brauch der Beschneidung. Eine neue Taufe und Weihe wurde den Eingeborenen aufgezwungen; sie zitterten vor Schauder, als die heiligsten ihrer Väter aus den Gräbern gerissen, die erlauchtesten ihrer Lebenden von einem fremden Priester in den Bann getan wurden. Die Abyssinier erhoben sich zur Verteidigung ihrer Religion und Freiheit mit verzweifelter, aber erfolgloser Wut. Fünf Aufstände wurden im Blut der Empörer ausgelöscht, zwei Abunas in der Schlacht getötet, Tausende und Tausende auf dem Felde niedergemetzelt oder in ihren Höhlen erstickt, und weder Verdienst, noch Rang, noch Geschlecht konnte die Feinde Roms von schmählichem Tod retten. Aber der siegreiche Monarch wurde zuletzt durch die Standhaftigkeit der Nation, durch seine Mutter, seinen Sohn und seine treuesten Freunde überwunden. Segued lieh der Stimme des Mitleids, der Vernunft, vielleicht der Furcht Gehör und sein Edikt, wodurch er Gewissensfreiheit verkündete, enthüllte zugleich die Tyrannei und die Schwäche der Jesuiten. Basilides vertrieb nach seines Vaters Tode den lateinischen Patriarchen und gab der Nation den Glauben und die Kirchenzucht von Ägypten zurück (1632). Die monophysitischen Kirchen widerhallten von dem Triumphgesange, »daß die Schafe von Äthiopien jetzt von den Hyänen des Westens befreit wären«. Die Tore dieses einsamen Reiches schlössen sich für immer gegen europäische Künste, Wissenschaften und Glaubenswut.
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