Название | Dracula |
---|---|
Автор произведения | Брэм Стокер |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783990429167 |
Als es ganz dunkel geworden war, schien sich eine gewisse Aufgeregtheit unter den Passagieren breit zu machen. Einer nach dem anderen sprach auf den Fuhrmann ein, so, als wollten sie ihn zu noch höherer Geschwindigkeit antreiben. Er peitschte die Pferde unbarmherzig mit seiner langen Knute, und mit wilden Aufmunterungszurufen versuchte er sie zu erhöhter Kraftanstrengung zu ermutigen. Ich konnte in der Dunkelheit einen grauen Fleck über uns entdecken; so, als wenn ein Spalt in einer Bergwand wäre. Die Unruhe der Passagiere wuchs weiter; der Wagen schaukelte in seinen großen ledernen Federn und schwankte wie ein Boot auf tobender See. Ich musste mich festhalten. Die Straße wurde ebener, und wir glaubten, entlang zu fliegen. Dann schienen die Berge näher an uns heranzukommen und über uns zusammenzurücken; wir erreichten den Borgo-Pass. Einzelne Passagiere gaben mir Geschenke, die sie mir mit einer derartigen Ernsthaftigkeit überreichten, die eine Zurückweisung nicht erlaubte; es waren gewiss seltsame und unterschiedliche Dinge, aber jedes für sich wurde in guter Absicht, darüber hinaus verbunden mit freundlichen Worten, mit einem Segenswunsch und mit den seltsamen und Gefahr beschwörenden Bewegungen, welche ich schon außerhalb des Hotels in Bistritz gesehen hatte – dem Bekreuzigen und dem Schutz vor dem bösen Blick – überreicht. Dann, in fliegender Eile, lehnte sich der Fahrer vor, und die Fahrgäste starrten auf jeder Seite, die Ellbogen auf die Wagenkante gestützt, gespannt hinaus in die nächtliche Dunkelheit. Es war offenkundig, dass entweder etwas sehr Spannendes geschah oder erwartet wurde. Und obwohl ich jeden Reisegenossen fragte, gab mir niemand auch nur die geringste Erklärung. Dieser Zustand der Aufregung hielt einige Zeit an; schließlich sahen wir vor uns die östliche Passöffnung. Dunkle, drohende Wolken zogen über unsere Häupter hinweg, und in der Luft lag das schwere, drückende Gefühl eines Gewitters. Es schien, als trennte der Gebirgszug zwei separate Atmosphären, und dass wir nun in die der Gewitter einträten. Ich hielt nun Ausschau nach dem Transportmittel, das mich zum Graf bringen sollte. Jeden Moment erwartete ich, die Wagenlaternen aufblitzen zu sehen; aber alles blieb dunkel. Das einzige Licht war der flackernde Schein unserer eigenen Lampen, in dem der Atem unserer strapazierten Pferde zu weißen Wölkchen aufstieg. Wir konnten nun den sandigen Weg sehen, der weißfarben vor uns lag, aber es waren in ihm keine Spuren eines Fahrzeuges zu lesen. Die Passagiere seufzten erleichtert auf, was meine Enttäuschung lächerlich zu machen schien. Ich dachte schon darüber nach, was wohl nun zu tun wäre, als der Fahrer, nach der Uhr sehend, zu den anderen etwas sagte, das ich kaum zu hören vermochte – denn es war so leise und sanft gesprochen. Ich dachte aber, „eine Stunde vor der Zeit“, verstanden zu haben. Dann drehte er sich zu mir und sagte in einem Deutsch, schlechter als meines:
„Hier ist kein Wagen. Der Herr wird hier also gar nicht erwartet. Sie fahren nun mit nach Bukowina und kehren dann morgen oder übermorgen wieder zurück; am besten übermorgen.“ Als er das sagte, begannen die Pferde, derart zu wiehern, zu schnauben und wild auszuschlagen, dass der Fuhrmann sie bändigen musste. Dann fuhr eine leichte, vierrädrige Kutsche – eine so genannte Kalesche – mit vier Pferden von hinten an uns heran, überholte uns und kam neben unserer Kutsche zum Stehen, während die Bauern im Chor laut aufschrieen und sich allesamt bekreuzigten. Ich konnte im Schein unserer Laternen erkennen, dass die Pferde schwarz wie Kohle und muskulös gebaut waren. Geleitet wurden sie von einem hoch gewachsenen Mann mit langem, braunem Bart und einem großen schwarzen Hut, der sein Gesicht vor uns zu verbergen schien. Ich konnte aber ein paar funkelnde Augen sehen, die im Lampenlicht rot erschienen, als er sich zu uns wandte. Er sagte zum Fahrer:
„Mein Freund, Du bist sehr früh dran heute Nacht“.
Der Mann stammelte als Antwort: „Der englische Herr war in Eile“.
Worauf der Fremde erwiderte: „Weil Du ihn, wie ich vermute, nach Bukowina fahren wolltest. Du schaffst es nicht, mich zu täuschen, mein Freund. Ich weiß zu viel, und meine Pferde sind schnell.“
Als er sprach, lächelte er, und der Laternenschein fiel auf seinen hässlichen Mund mit sehr roten Lippen und scharfen Zähnen – so weiß wie Elfenbein. Einer meiner Reisegenossen flüsterte zu einem anderen die Worte aus Bürgers „Leonore“ zu: „Denn die Todten reiten schnell“
Der seltsame Kutscher hörte offenbar die Worte, denn er sah den Zitierenden mit schimmerndem Lächeln an. Dieser wandte sein Gesicht ab, streckte gleichzeitig seine zwei Finger hinaus und bekreuzigte sich.
„Gib mir das Gepäck des Herren“, sagte der Fahrer; und mit überschießendem Eifer wurden meine Koffer abgeladen und auf der Kalesche untergebracht. Ich verließ die Postkutsche auf der Seite, wo die Kalesche stand, und der Fahrer half mir mit seiner Hand auf den Wagen und umfasste meinen Arm mit stählernem Griff. Seine Kraft musste außergewöhnlich sein. Ohne ein Wort zu verlieren, zog er die Zügel an, die Pferde kehrten um, und wir rauschten in Richtung des finsteren Passes. Als ich zurücksah, bemerkte ich noch den Hauch der Pferde, der im Laternenlicht aufstieg, ebenso im Widerschein traten die Silhouetten meiner vorigen Reisegefährten hervor und man sah sie Kreuze schlagen. Der Fuhrmann ließ seine Peitsche krachen und rief seinen Pferden etwas zu; daraufhin rollte der Wagen Richtung Bukowina.
Als sie im Dunkel verschwunden waren, ereilte mich ein frostiger Schauer und ein Gefühl der Einsamkeit überkam mich. Doch dann legte mir der Fahrer einen Mantel um die Schultern und auf die Knie und sagte in exzellentem Deutsch:
„Mein Herr, die Nacht ist eisig. Mein Meister, der Graf, bat mich, dass ich mich um ihr Wohlergehen kümmern soll. Hier ist eine Flasche Slibowitz [der Pflaumenbranntwein des Landes] unter dem Sitz, wenn sie ihn brauchen.“
Ich nahm nichts davon, aber es beruhigte, von ihrer Anwesenheit zu wissen. Ich fühlte mich ein wenig merkwürdig,