Seewölfe - Piraten der Weltmeere 40. Roy Palmer

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Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 40
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954392971



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      Impressum

      © 1976/2014 Pabel-Moewig Verlag GmbH,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-297-1

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1.

       Kapitel 2.

       Kapitel 3.

       Kapitel 4.

       Kapitel 5.

       Kapitel 6.

       Kapitel 7.

       Kapitel 8.

       Kapitel 9.

      1.

      „Zeigt’s den Bastarden!“

      Der Ruf des Profos’ Edwin Carberry hallte über Deck. Aber er war im Grunde genauso überflüssig wie die Kaskade von barschen Kommandos, die er folgen ließ, Befehle brauchten eigentlich gar nicht mehr auf die Männer der „Isabella V.“ niederzuhageln und sie anzutreiben – sie befanden sich bereits in Fahrt, und zwar so sehr, als reite sie der Teufel höchstpersönlich.

      Während ein Drittel der Crew weiterhin die Segelmanöver ausführte, hantierten die anderen zwei Drittel wie besessen und mit wutverzerrten Mienen an den Kanonen.

      Philip Hasard Killigrew stand auf dem Achterdeck seiner Galeone und blickte mit dem Kieker achteraus. Durch das Okular erkannte er die Reste des Floßes, das einen Treffer erhalten hatte und auseinandergefetzt worden war. Er hatte die ehemaligen Sträflinge das Floß zimmern lassen und sie dann vor der Insel La Vache ausgesetzt. La Vache befand sich östlich querab vom südlichsten Zipfel der Westseite Hispaniolas, und ihre Konturen hoben sich als deutlicher Schattenriß ab. Sie lag nicht weit entfernt. Und doch hatte sich die Distanz für die elf Galgenvögel fast bis ins Unendliche vergrößert. Das Floß bestand nur noch aus Trümmern. Ein paar Kerle klammerten sich an die Balken und versuchten, die Insel zu erreichen.

      Hasard wollte und konnte sich nicht mehr um diese Galgenvögel kümmern. Er mußte kämpfen.

      Er brauchte den Kieker nur etwas weiter nach links zu richten, um den vordersten Angreifer in voller Größe vor sich zu haben. Es war eine der drei Schaluppen, die hinter der Landzunge hervorgeglitten waren, als sie die elf Kerle gerade außenbords befördert hatten. Sofort hatte eine Schaluppe das Feuer auf das Floß eröffnet und es voll erwischt. Aber dann hatte man sich nicht weiter um das Floßwrack gekümmert.

      Tolldreist segelten die Schaluppen auf die Galeone zu. Grauweiße Pulverqualmwolken pufften über ihren Bordwänden hoch, und gleichzeitig erklang der Böller ihrer Geschütze. Wasserfontänen stiegen hinter dem Heck der „Isabella“ und vor ihrer Backbordseite auf. Sie hatte sich auf östlichem Kurs befunden. Aber jetzt hatte der Seewolf sie abfallen lassen und drehte sie mit einer Halse durch den handigen Südost. Er präsentierte den Schaluppen die imposante Breitseite der „Isabella“ – zwölf Culverinen auf der Kuhl, die auf Back und Achterdeck verteilten Drehbassen nicht mitgerechnet.

      Sie mußten vom Wahnsinn befallen sein, die Kerle auf den Schaluppen. Es gab nur eine Sorte von Satansbraten, die unter derartigen Bedingungen bereit waren, eine Schlacht zu führen – Karibik-Piraten. Es würde ein Kampf bis aufs Messer werden, Auge um Auge, Zahn um Zahn.

      „Jetzt haben wir sie wieder am Hals“, sagte Hasard zu seinem Bootsmann und ersten Offizier Ben Brighton. „Die ‚Brüder der Küste‘ haben seit der Schlacht in der Windward-Passage die Nase offenbar immer noch nicht voll. Scheint so, als sei unsere ‚Isabella‘ zur Zeit das begehrteste Beuteobjekt unter diesen Hunden.“

      „Ist Caligu mit von der Partie?“ fragte Ben.

      „Nein.“ Der Seewolf steckte den Kieker weg und trat hinter eine der Drehbassen auf dem Achterdeck. Caligu, der Teufel unter den Piraten, ließ sich noch nicht wieder blicken. Er leckte wohl noch seine Wunden. Aber Hasard nahm sich vor, die Kerle von den drei Schaluppen dort drüben stellvertretend für Caligu zu den Haifischen zu schicken. Er kochte innerlich und mußte sich bezwingen, nicht zu explodieren wie ein randvolles Pulverfaß.

      Der Kutscher hatte weise Voraussicht geübt und gleich beim ersten Schuß der Piraten die Holzkohlefeuer in der Kombüse gelöscht – bevor ihn Carberry in der üblichen ruppigen Art dazu auffordern konnte. Jetzt rannte der Kutscher auf der Kuhl herum und streute Sand aus. Die Decksplanken vibrierten unter dem unrhythmischen Auf und Ab der Schritte, unter dem Trommeln von Stiefeln und dem Patschen nackter Fußsohlen. Der Kutscher wurde von seinen Gefährten beinahe über den Haufen gerannt.

      Während er noch damit beschäftigt war, Segeltuchpützen und hölzerne Kübel mit Wasser bereitzustellen, hatten die Männer auf den Gefechtsstationen die Stückpforten hochschwingen lassen, die Laschungen gelöst und die Kanonen auf ihren Hartholzrädern ausgerollt.

      „Deck!“ schrie Dan O’Flynn aus dem Großmars. „Die Hunde halten direkt auf uns zu!“

      Al Conroy, Philip Hasard Killigrews Stückmeister, richtete eine der schweren Culverinen an der Backbordseite der Kuhl.

      „Na wartet“, sagte er immer wieder. „Wartet bloß ab, kommt nur ’ran, ihr Bastarde, und wir zeigen euch, was für eine Stinkwut wir im Bauch haben.“ Er hatte Pulver in das Bodenstück seines 17-Pfünders gefüllt, so viel, daß das Gewicht des Pulvers der Hälfte des Kugelgewichts entsprach.

      Al Conroys Gemütszustand entsprach der allgemeinen Stimmung der Crew. „Das hat man davon, wenn man Samariterdienste an Galgenvögeln versieht!“ rief Smoky. „Oh, hätten wir diese Schurken doch von Anfang an ihrem Schicksal überlassen!“

      „Es ist zum Kotzen!“ sagte Gary Andrews.

      „Ich hab die Nase gestrichen voll von Sträflingen, Piraten und ähnlichen Hurensöhnen“, meinte Blacky.

      „Die Karibik ist ein Rattenteich“, pflichtete Stenmark ihm zähneknirschend bei.

      Der einzige, der sich nicht äußerte, war Matt Davies. Er kauerte links neben Al Conroy an einem Geschütz und stieß mit verbissenem Eifer die Kelle, einen zylindrisch geformten Kupferlöffel, in das Rohr. Seine Miene wirkte steinern. Er zog die Kelle wieder heraus, nahm den Ansetzer und preßte mit erstaunlichem Geschick ein Knäuel Kabelgarn auf die Pulverladung. Mit seiner Hakenhand und der Schnittwunde in der Schulter trug er das derzeit größte Handikap an Bord und hätte allen Grund gehabt, sich nicht am Kampf zu beteiligen. Aber er wollte nicht zurückstehen.

      Er war ein harter Mann, dieser Matt Davies. Er hatte sich binnen kürzester Zeit wieder erholt, wenn die Schulterwunde auch noch schmerzte. Der Halunke Vasco, einer, der von der aufgelaufenen Galeone geretteten Sträflinge, hatte sie ihm zugefügt. Matts jetzt grauer Haarschopf, vormals dunkelblond, zeugte von der grauenvollsten Nacht, die er durchgestanden hatte.

      Vasco hatte ihn außenbords gestoßen, war dann selbst hinterhergesprungen und hatte ihm im Meer einen erbitterten Kampf geliefert. Der Seewolf hatte vorsorglich Balken und eine Gräting auswerfen lassen, während er nach Matt suchte. Die Gräting war zum Schauplatz des Zweikampfes und zum mörderisch umfochtenen Rettungsgerät geworden. Matt hatte die Messerwunde an der Schulter einstecken müssen, aber dann hatte er doch gesiegt.

      Das Blut hatte die Haie angelockt. Sie hatten sich zuerst an Vasco, den Portugiesen,