Название | Die Herrscher und Gestalten des Mittelalters |
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Автор произведения | Reinhard Pohanka |
Жанр | Документальная литература |
Серия | marixwissen |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783843802109 |
Chaucer war schon zu Lebzeiten ein bekannter Schriftsteller, sein Werk zirkulierte in zahlreichen Kopien und war auch eines der ersten, das 1478 in England gedruckt wurde. Er war ein scharfer Beobachter, Diplomat und Soldat, der zum Künstler wurde, und hat seine Erfahrungen in der Literatur verarbeitet. Dennoch ist er niemals bitter oder tragisch, sondern hat die Lust und den Spaß am Leben beschrieben. Shakespeare hat von ihm Motive entliehen, die Reformation konnte wenig mit ihm anfangen, da er zu unernst für sie war, und die Romantiker hielten ihn für obszön. Man kann sagen, dass heute alle etwas in seiner Dichtung finden können, seien es die Theologen, Philosophen oder Historiker, denn er hat in den »Canterbury Tales« die Welt der Plantagenets und des mittelalterlichen England so lebendig porträtiert wie kein anderer.
CHLODWIG I.
(466–511)
Er vereinigte die kleinen fränkischen Herzogtümer auf dem Gebiet des ehemals römischen Gallien und nahm für sein Volk das Christentum an. Er verstand es, die alte römische mit der fränkischen Kultur zu verbinden, und schuf damit die Vorraussetzungen für den fränkischen Staat des Karl Martell und Karls des Großen.
Chlodwig wurde um 466 im Gebiet des heutigen Belgien geboren. Sein Vater Childerich I. war einer jener fränkischen Kleinkönige aus dem Geschlecht der Merowinger, die sich nach dem Niedergang des römischen Reiches Teile des alten Gallien zu Eigen gemacht hatten und sich als fränkische Könige, aber auch als gallo-römische Provinzherren und Militärbefehlshaber verstanden. Childerich I. hatte die Grundlage für den Aufstieg seiner Familie gelegt und sich als fränkischer Kleinkönig den Raum der ehemaligen römischen Provinz Belgica II. in den heutigen südlichen Niederlanden und dem nördlichen Belgien um die Provinzhauptstadt Tournai gesichert.
Sein Sohn Chlodwig, der 482 als 16-Jähriger als König bestätigt wurde, einte die benachbarten fränkischen Kleinkönigreiche in den darauf folgenden Jahren durch Überzeugung, Krieg, Verrat und Mord unter seiner Herrschaft. 486 konnte er den Krieg gegen Syragius, den letzten römischen Heerführer in Gallien, aufnehmen und besiegte ihn bei Soissons. Dieser Sieg erweiterte die fränkische Herrschaft über den größten Teil des Gebietes zwischen Seine und Loire.
492 oder 494 heiratete Chlodwig die burgundische christliche Prinzessin Chrodehilde. Etwa zur selben Zeit hat er seine Schwester Audofleda mit dem Ostgotenkönig Theoderich verheiratet und konnte so seine Position im Osten seines Reiches absichern. 496 rückten die Alemannen, die den nördlichen Teil Rätiens bewohnten, gegen die Franken an Rhein und in Burgund vor, die sich an Chlodwig um Hilfe wandten. In der Schlacht von Zülpich besiegte er 496 die Alemannen und brachte sie in Abhängigkeit. Diese Schlacht soll für Chlodwig erst einen glücklichen Ausgang genommen haben, als er versprach, zum Christentum zu konvertieren.
Seine Taufe fand vermutlich zu Weihnachten 498 durch Remigius von Reims in der Kathedrale von Reims statt, das genaue Datum der Taufe ist umstritten. Es war nicht die Taufe eines Einzelnen. Nach dem Bericht seines Biografen Gregor von Tours soll Chlodwig vor seiner Taufe den Adel und das Volk der Franken befragt haben, ob sie das Christentum annehmen wollten, und ließ sich dann mit 3000 Anhängern taufen. In diesem Sinne ist die Taufe für die Franken keine persönliche Zuwendung zu Gott, sondern, streng nach altgermanischer Vorstellung, die Gesamttaufe eines ganzen Stammesverbandes mit dem König an der Spitze.
Entscheidend für die spätere Geschichte des christlichen Abendlandes wurde, dass Chlodwig sich zur römischen Kirche und nicht, wie andere germanische Stammesfürsten, zum Arianismus bekannte.
Dies half ihm, die Beziehungen der Franken zur gallo-römischen Bevölkerungsmehrheit zu vereinfachen, und förderte die Verschmelzung der verschiedenen Volksgruppen. Die Entscheidung für die römische Kirche wusste Chlodwig aber mit Bedingungen zu verknüpfen, welche die Eigenständigkeit der fränkischen Kirche für Jahrhunderte bestimmen würden. Die Liturgie in seinem Reich sollte lateinisch sein, die Besetzung der geistlichen Ämter wurde von einer fränkischen Synodenversammlung unter dem Vorsitz des Königs bestimmt, und die Geistlichen blieben dem König steuerpflichtig.
Damit gelang es Chlodwig, eine fränkische Eigenkirche als lokal selbstständige Kirche zu gründen, die bis ins späte Mittelalter die Politik der französischen Könige gegenüber den Päpsten bestimmen würde.
Nach einer Reihe von fränkischen Misserfolgen gegen das westgotische Reich unter Alarich II. und gegen die Burgunder um Lyon und Genf, erhoben sich die Alemannen 506 gegen Chlodwig, um die fränkische Herrschaft abzuwerfen. Chlodwig schlug sie entscheidend und gliederte das alemannische in das fränkische Reich ein. Seiner weiteren Expansion in Richtung Süddeutschland wurde aber von Theoderich Einhalt geboten.
Als Nächstes wandte sich Chlodwig nach Süden. Er überschritt die Loire und unterwarf 507 das Königreich der Westgoten von Tolosa in der Schlacht von Campus Vogladensis. Er brachte damit den größten Teil Galliens unter seine Herrschaft und konnte sich damit des Kerngebiets der gallo-römischen Kultur und des legendären Gotenschatzes bemächtigen. In den nächsten Jahren unterwarf er fast ganz Gallien und versuchte bis an die Mittelmeerküste vorzustoßen, was aber von Theoderich vereitelt wurde.
Chlodwig legte großen Wert auf die offizielle Anerkennung seiner Position durch den oströmischen Kaiser Anastasios I., der als nomineller Oberherr des Westens galt. Sie wurde ihm durch die Ernennung zum Ehrenkonsul als Gegengewicht gegen die Ostgoten unter Theoderich in Ravenna gewährt.
509 eroberte Chlodwig das Reich der Rheinfranken und vereinigte damit die seit 420 getrennten Franken. Um sein Reich regieren zu können, richtete er Grafschaften mit Grafen als seine persönlichen Vertreter ein. Mit der Schaffung von Bistümern, welche sich als Träger einer fränkisch-römischen Kultur etablierten, konsolidierte er seine Herrschaft in den neu eroberten Gebieten.
Chlodwig wählte Lutetia, das heutige Paris, gelegen an einem strategisch günstigen Übergang an der Seine, zu seiner Hauptstadt. Er ließ das bis dahin mündlich überlieferte fränkische Recht in der Lex Salica kodifizieren, die für alle Teile seines Reiches übernommen wurde.
Chlodwig starb 511 und wurde in der Apostelkirche in Paris, der späteren Abteikirche Sainte-Geneviève beerdigt. Nach seinem Tod wurde sein Reich unter seinen vier Söhnen Theuderich, Chlodomer, Childebert und Chlothar aufgeteilt, die neue Königreiche mit Zentren in Reims, Orléans, Paris und Soissons gründeten.
Chlodwigs Bedeutung liegt in der Vereinigung der fränkischen, burgundischen und westgotischen Einzelreiche zu einem ersten fränkischen Staatsgebilde mit zentralistischer Verwaltung. Seine Übernahme der alten gallo-römischen Strukturen ermöglichte es dem Frankenreich, auf die Ressourcen der Römer der Spätantike in geistiger und materieller Hinsicht zurückzugreifen und so eine fast ungebrochene kulturelle Kontinuität im Land zu behalten. Von einem Kleinkönig und Kommandanten eines kleinen Militärsprengels war Chlodwig zum König eines Gebietes aufgestiegen, das sich als Francia bezeichnete und zum Zentrum der weiteren Expansion des Frankenreiches wurde.
Durch seine Taufe hat er das Frankenreich dem Christentum geöffnet. Von hier sollten in den nächsten Jahrhunderten die entscheidenden Impulse zur christlichen Mission nach Norden und Osten ausgehen, wobei sich die Missionare, wie etwa Bonifatius, des Rückhaltes und der Ressourcen der fränkischen Könige bedienen konnten.
CHRISTINE DE PIZAN
(1364–1431)
Christine de Pizan war die bedeutendste Schriftstellerin des 15. Jahrhunderts und gilt als erste Frauenrechtlerin in der Geschichte, auch wenn ihr nachhaltiger Einfluss im Mittelalter gering blieb.
Christine wurde 1364 in Venedig geboren. Ihr Vater, Tommasso di Benvenuto da Pizzano, Astrologe und Mediziner, hatte an dieser Universität von 1344–1356 einen Lehrstuhl für Astrologie inne und war zur Zeit ihrer Geburt auch als