Название | Die Herrscher und Gestalten des Mittelalters |
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Автор произведения | Reinhard Pohanka |
Жанр | Документальная литература |
Серия | marixwissen |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783843802109 |
Das Decamerone machte Boccaccio berühmt und Italien auf ihn aufmerksam. Florenz betraute ihn mit diplomatischen Missionen, und er lernte
1360 begann Boccaccio mit dem Studium des Altgriechischen und übernahm einen Auftrag der Universität Florenz, die Ilias und die Odyssee des Homer ins Lateinische zu übersetzen.
Nach einem 1361 gescheiterten Umsturzversuch in Florenz, bei dem viele Freunde und Bekannte Boccaccios ins Exil getrieben oder hingerichtet wurden, trat er in den Stand der niederen Geistlichkeit ein und wollte seine noch nicht publizierten Werke als zu profan verbrennen, was von Petrarca verhindert wurde.
Giovanni Boccaccio erkrankte um 1374 schwer durch seine Fettleibigkeit an der Wassersucht. Er musste seine laufende Arbeit, die öffentliche Lesung von Dantes »Göttlicher Komödie« und deren Kommentar an der Universität Florenz, die dem verarmten Dichter einen Dante-Lehrstuhl eingerichtet hatte, abbrechen. Er zog sich nach Certaldo zurück und ist dort 1375 gestorben.
Giovanni Boccaccio führte die Tradition der hochmittelalterlichen Geschichtenerzähler, die an die Adelshöfe abgewandert waren, weiter. Er wandelte dieses Bild und wurde im Decamerone zum urbanen Schriftsteller, der in Vulgare, der Sprache des Volkes, schreibt. Im Zusammenwirken mit Petrarca wurde er zu einem der ersten Humanisten Europas, er begeisterte sich für die antike Kunst und war einer der Vorreiter der Renaissance in Europa.
GEOFFREY CHAUCER
(1340/1345–1400)
Er ist der Gigant der frühen englischen Literatur und Sprache und erneuerte sie nach einer langen Periode der französischen Dominanz. Seine »Canterbury Tales« sind ein frühes Beispiel einer Erzählform, die er aus Italien von
Wie bei so vielen Angehörigen des mittelalterlichen Bürgertums ist auch bei Chaucer das Geburtsdatum nicht genau bekannt und dürfte zwischen 1340 und 1345 liegen. Sein Vater John war Weinhändler und Bürger von London, er war mit der Tochter des Schatzmeisters von London verheiratet und hatte gute Beziehungen zum englischen Hof. Chaucer bekam eine gute Erziehung und dürfte auch die Universität besucht haben. Erstmals hören wir von ihm 1357, als er im Haushaltsbuch der Lady Elizabeth du Burgh, der Frau des Prinzen Lionel, dritter Sohn von König Edward III., als Page erscheint. Er folgte seinem Herrn bis zum Frieden von Bretigny 1360 auf einen Kriegszug nach Frankreich, der die erste Phase des 100-jährigen Krieges einleitete, er wurde gefangen genommen und gegen 16 Pfund Lösegeld wieder ausgelöst. Als Lady Elizabeth starb, übersiedelte er als Page in Lionels Haushalt und erhielt ab 1367 eine Pension, die er sein Leben lang bezog.
Vermutlich hat Chaucer vor 1374 geheiratet, mit seiner Frau Phillipa Roet scheint er aber nicht glücklich gewesen zu sein. Allerdings war ihre Schwester die Mätresse und spätere dritte Frau von Johann von Gent, was Chaucer zum Schwager des Sohnes des englischen Königs machte, der ab 1368 sein Gönner wurde.
Als Kammerdiener oder Knappe lebte Chaucer im Haushalt von Johann von Gent und studierte nebenbei an der Londoner Rechtsschule. Seine Nähe zum Hof verhalf ihm zu diplomatischen Aufträgen in Frankreich, Flandern und Italien. 1368 traf er in Mailand bei der Hochzeit Lionels von Antwerpen, des Sohnes Edwards III., mit Violante, der Tochter Galeazzos II., Visconti von Padua, auch seine beiden literarischen Vorbilder
1374 ernannte ihn Johann von Gent zum Zollinspektor für Wolle, Felle und Leder für England, und damit war er für einen Großteil des Einkommens des englischen Hofes verantwortlich. Weitere Aufenthalte in Frankreich und Mailand folgten 1377 und 1378. 1380 bekam er Schwierigkeiten mit der Justiz, weil er an einer Bäckerstochter »raptus« verübt hatte, ob damit eine Vergewaltigung oder eine Entführung gemeint ist, bleibt bis heute unklar.
1385 zog Chaucer nach Kent und erwarb einen Sitz im Unterhaus der Grafschaft. Als 1386 Johann von Gent und Richard II. vom Parlament ihrer Autorität entkleidet wurden, verlor er seine finanzielle Unterstützung. 1387 starb seine Frau, und obwohl er 1390 zum königlichen Bauaufseher und später zum Forstaufseher über die königlichen Wälder ernannt wurde, häufte er Schulden an. Trotzdem entstand in dieser für ihn schwierigen Zeit sein Hauptwerk, die Canterbury Tales.
1399 wandte sich das Blatt für Chaucer, als der Sohn seines verstorbenen Gönners Johann von Gent, Heinrich IV., den Thron bestieg. Chaucer ließ sich in London nieder, wo er am 25. Oktober 1400 starb. Er wurde in Westminster Abbey beigesetzt, sein Grab bildet das Zentrum des »Poets Corner«, in dem die berühmtesten englischen Dichter beigesetzt sind.
Sein bekanntestes Werk sind die »Canterbury Tales«, die er nach 1388 schrieb. Zu schreiben begonnen hat Chaucer aber wesentlich früher. In seiner »französischen« Phase übersetzte er das berühmteste mittelalterliche Buch, den Rosenroman von
Die ab 1388 entstandenen »Canterbury Tales« sind an Boccaccios »Decamerone« orientiert. Auch hier gibt es eine Rahmenhandlung mit einer Pilgerfahrt zum Grabe von