Название | Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Marie Francoise |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Daniel Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740948535 |
»Na, das nenne ich eine Überraschung«, meinte er grinsend, dann fiel ihm das ernste Gesicht seines Freundes auf. »Robert, was ist denn los? Ist mit Karina oder Stefan etwas passiert?«
Dr. Daniel schüttelte den Kopf, dann seufzte er. »Ich hätte anrufen sollen, aber…« Er zuckte die Schultern. »Hast du ein paar Minuten Zeit für mich?«
»Was heißt ein paar Minuten?« fragte Dr. Sommer. »Für dich würde ich mir auch ein paar Stunden Zeit nehmen.« Kameradschaftlich legte er einen Arm um Dr. Daniels Schultern. »Komm, Robert, ich bin sicher, daß uns Margit Kaffee kochen wird, und ein paar Stücke Kuchen sind auch noch da.«
Dr. Daniel mußte lächeln. »Da kann ich natürlich nicht nein sagen. Margit soll sich meinetwegen aber nicht…«
»Ich weiß schon«, fiel Dr. Sommer ihm ins Wort. »Allerdings wird sie sich bestimmt nicht davon abhalten lassen, dich ein bißchen zu bewirten. Und nun komm.«
Die beiden Männer hatten kaum das Haus betreten, da kam ihnen schon eine zierliche blonde Frau entgegen. Sie strahlte über das ganze Gesicht, und ihre fröhlichen blauen Augen blitzten nahezu schalkhaft. Ihr ganzes Auftreten ließ sie jugendlich erscheinen, dabei war sie auch schon fast fünfzig.
»Robert, schön dich zu sehen«, erklärte sie und ergriff voller Herzlichkeit Dr. Daniels Hand. »Du läßt dich viel zu selten bei uns blicken.«
»Ich weiß schon«, gab Dr. Daniel zu. »Aber das beruht auch auf Gegenseitigkeit. Der Weg von Steinhausen nach München ist nämlich genausoweit wie der von München nach Steinhausen.«
Margit Sommer lachte. »Da hast du allerdings recht.« Sie sah von einem zum anderen. »Ich glaube, ihr beide habt etwas Wichtiges zu besprechen. Ich mache euch noch Kaffee, und dann werde ich nicht mehr stören.«
Dr. Sommer küßte seine Frau flüchtig auf die Wange. »Du bist ein Schatz.«
Diese kurze Berührung zeugte von so viel Vertrautheit und Liebe, daß Dr. Daniel seinen Freund unwillkürlich beneidete. Warum war ihm und Christine ein solches Glück nicht vergönnt gewesen? Warum hatte sie so früh sterben müssen?
Andererseits war aber auch Dr. Sommers Glück nicht ungetrübt. Er und Margit hatten sich immer Kinder gewünscht, und obwohl er in seiner Klinik so vielen jungen Frauen zu einer Geburt hatte verhelfen können, war es ihm bei seiner eigenen Frau nicht vergönnt gewesen.
»»So, Robert, und jetzt erzähl«, verlangte Dr. Sommer, als sie sich im Wohnzimmer gegenübersaßen. »Was hast du auf dem Herzen?«
Dr. Daniel seufzte. »Es geht um Marina Kampe. Erinnerst du dich noch an sie?«
»Natürlich«, entgegnete Dr. Sommer. »Wie könnte ich dieses arme Dingelchen vergessen? Sie hat so schrecklich unter ihrer Eileiterschwangerschaft gelitten.« Sein Gesichtsausdruck war besorgt. »Was ist mit ihr?«
»Sie will sich sterilisieren lassen.«
»Wie bitte?« Dr. Sommer war sichtlich entsetzt. »Ja… um Himmels willen, warum denn?«
Wieder seufzte Dr. Daniel. »Das ist eine lange Geschichte.« Und dann schilderte er, was er heute vormittag von Marina Kampe erfahren hatte. »Jetzt will sie natürlich sichergehen, daß sie nie wieder schwanger wird«, schloß er. »Und so schlimm das Ganze auch ist – irgendwie kann ich das Mädchen sogar verstehen.«
Dr. Sommer machte ein nachdenkliches Gesicht. Er hatte seinen Freund während seiner Erzählung kein einziges Mal unterbrochen, und auch jetzt schwieg er noch beharrlich. Dr. Daniels fordernden Blick schien er gar nicht wahrzunehmen. Aber schließlich hielt Dr. Daniel sein Schweigen nicht mehr aus.
»Bitte, Schorsch, sag endlich etwas«, bat er eindringlich. »Habe ich einen Fehler gemacht oder…«
»Nein«, fiel Dr. Sommer ihm ins Wort. »Du hast ganz bestimmt keinen Fehler gemacht, Robert. Das Mädchen ist vermutlich in einer schlimmen psychischen Verfassung, und nur deshalb kam in ihr der Wunsch nach einer endgültigen Lösung auf. Allerdings ist sie jetzt vermutlich so sehr von der Richtigkeit ihrer Entscheidung überzeugt, daß es nahezu unmöglich sein dürfte, sie umzustimmen.«
»Heißt das… du wirst die Sterilisation vornehmen?« wollte Dr. Daniel wissen.
Dr. Sommer nickte. »Ja, Robert, aber du kannst ganz beruhigt sein. Ich werde das Mädchen so sterilisieren, daß es sich notfalls wieder rückgängig machen läßt. Ich bin nämlich sicher, daß der Wunsch nach einem Kind wiederkommt, wenn sie erst den richtigen Partner fürs Leben gefunden hat.« Er zögerte. »Ich glaube aber, daß es im Augenblick besser wäre, ihr das nicht zu sagen. Die Tatsache, daß sich die Sterilisation wieder rückgängig machen läßt, könnte in ihr den Verdacht wecken, daß sie nicht mehr Herr über ihren eigenen Körper ist.«
Gegen seinen Willen mußte Dr. Daniel lächeln. »Du hättest einen ausgesprochen guten Psychiater abgegeben, Schorsch.«
Dr. Sommer lächelte ebenfalls. »Die Psychiatrie ist auch mein Steckenpferd.« Er zuckte die Schultern. »Vielleicht wäre ich sogar Psychiater geworden, aber da war die Klinik meines Vaters, und so mußte ich notgedrungen in seine Fußstapfen treten. Allerdings… wenn ich einmal…« Leise Melancholie schlich sich in Dr. Sommers Augen. »Ich habe leider keinen Sohn, der meine Klinik einmal übernehmen könnte.« Dann zwang er sich zu einem Lächeln. »Wechseln wir lieber das Thema, bevor ich vollends trübsinnig werde.«
Dr. Daniel verstand seinen Freund nur zu gut. Es mußte schlimm sein, wenn man nicht wußte, in wessen Hände eine so schöne Klinik, wie Dr. Sommer sie besaß, einmal kommen würde.
»Welchen Termin kann ich Frau Kampe mitteilen?« lenkte er daher ab.
Dr. Sommer überlegte kurz, dann meinte er: »Sie soll nächsten Montag zu mir in die Klinik kommen, und am Dienstag nehme ich die Sterilisation vor.«
*
Ricky wartete nur noch ab, bis Livia nach Hause kam, denn im Krankenhaus wollte er keine große Diskussion beginnen – ganz abgesehen davon, daß er dazu ohnehin keine Lust verspürte. Er hatte einen Entschluß gefaßt, und den würde er seiner Verlobten noch heute mitteilen.
Luigi Mangano hatte es sich nicht nehmen lassen, seine Tochter persönlich aus der Klinik abzuholen. Jetzt blieb die große königsblaue Limousine vor dem Portal stehen, und durch das Fenster im Blauen Salon konnte Ricky beobachten, wie Livia und ihr Vater ausstiegen. Livia wirkte dabei, als hätte sie einen mehrwöchigen Erholungsurlaub hinter sich – ein weiterer Grund für Ricky, Dr. Daniels Worten zu glauben.
Jetzt betrat sie die Villa, sprach kurz mit dem Butler und erfuhr von ihm wohl, daß ihr Verlobter bereits auf sie wartete, denn mit einem strahlenden Lächeln kam Livia gleich darauf in den Blauen Salon und wollte Ricky umarmen, doch er wich geschickt aus.
»Was ist los, Liebling?« fragte Livia erstaunt. »Freust du dich nicht, daß ich wieder hier bin?«
»Diese angebliche Fehlgeburt war im Grunde nichts anderes als eine von dir geplante Abtreibung«, hielt Ricky ihr unvermittelt vor.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte Livia ihn an. »Bist du verrückt geworden?«
Ricky schüttelte den Kopf. »Leider nicht, und es hat auch keinen Sinn, das abzustreiten, Livia. Ich war letzte Woche bei Dr. Daniel, und seine Darstellung der Sache sah wesentlich anders aus als die deine. Er hatte dir strenge Bettruhe verordnet und…«
»Das ist alles gelogen!« rief Livia nahezu hysterisch aus. Sie spürte, daß sie im Begriff war, das Schermann-Vermögen zu verlieren.
»Nein, Livia, ich weiß, daß das alles der Wahrheit entspricht, und dein Leugnen macht es nur noch schlimmer. Es zeigt nämlich, daß du auch noch zu feige bist, um zu deinen Taten zu stehen.« Er schwieg kurz, doch in dem Blick, mit dem er Livia bedachte, lag nichts als eisige Kälte. »Es dürfte dich auch nicht sonderlich überraschen, wenn ich heute unsere Verlobung löse. Mit einer Frau, die nicht nur mein Kind getötet, sondern mich darüber hinaus auch noch belogen hat, kann ich nicht