Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise

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Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740948535



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nicht zuviel zu? Ich meine… immerhin bekommst du ja ein Baby.«

      Claudia lächelte. »Aber doch erst im April. Bis jetzt sieht man ja noch nicht mal was.«

      »Trotzdem«, beharrte Martin. »Das Baby ist da, und eine werdende Mutter sollte sich doch schonen.«

      »Andererseits ist eine Schwangerschaft auch keine Krankheit, und außerdem macht mir die Arbeit bei euch oben sehr viel Spaß.« Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie nicht glauben, was sie gerade gesagt hatte. »Seltsam, ich hätte nie gedacht, daß ich mich auf einem Bauernhof so wohl fühlen könnte – noch dazu auf einem so abgelegenen Hof.« Sie sah zu Martin hinüber. »Weißt du, ich habe früher in einem Büro gearbeitet – als Steuergehilfin. Jetzt frage ich mich manchmal, wie ich es dort ausgehalten habe.«

      Martin zögerte, dann sprach er doch aus, was er dachte. »Du bist zur Bäuerin geboren, Claudia. So wie du mit den Tieren umgehen kannst…« Er stockte kurz. »Die Kühe geben mehr Milch als früher.«

      Da mußte Claudia lachen. »Ach geh, Martin, das hat doch mit mir nichts zu tun.«

      Aber der junge Mann blieb ernst. »Doch, Claudia. Die Tiere mögen dich, und… ich mag dich auch.«

      Die Worte trafen Claudia wie ein elektrischer Schlag. Sicher hatte sie gemerkt, wie sehr sie von Martin, Franz und Thomas umworben wurde, doch sie hatte das nicht ernst genommen, hatte es für eine bloße Schwärmerei gehalten. Schließlich kamen die drei jungen Männer nur selten von ihrem Hof herunter. Doch in Martins Worten hatte ein ganz bestimmter Ton mitgeschwungen, der Claudia Angst machte.

      »Bitte, Martin, sag so etwas nicht«, stammelte sie. »Du… du kennst mich doch kaum.« Sie schwieg einen Moment, dann setzte sie hinzu: »Und ich bekomme ein Baby – von einem anderen.«

      Die letzten Worte hatten sehr hart geklungen, und Martin spürte, daß er einen Fehler begangen hatte. Natürlich, er wußte nichts von Claudia, trotzdem saß die Liebe zu ihr schon sehr tief in seinem Herzen. Und diese Liebe verlieh ihm den Mut zu einem weiteren Geständnis.

      »Claudia, dein Baby… ich meine, es würde mir nichts ausmachen…«

      »Hör auf, Martin!« fiel sie ihm scharf ins Wort. »Bitte, hör auf damit!«

      Und da begriff er. Sie wollte nichts mit ihm zu tun haben. Es war ja auch klar. Er war nur ein Bauernsohn. Der Gröber-Hof war zwar ein stattliches Anwesen, aber Claudia hatte von ihrer Zukunft anscheinend eine andere Vorstellung. Für ein paar Wochen fand sie die Arbeit und das Leben dort oben wohl romantisch und anregend, aber auf Dauer…

      »Bitte, Martin, sei mir nicht böse.« Claudias leise Worte rissen ihn aus seinen Gedanken. »Ich kann es dir noch nicht erklären…«

      »Ich habe schon verstanden«, fiel er ihr ins Wort, dann hüllte er sich in Schweigen. Und dabei hatte er das Gefühl, als müsse ihm das Herz brechen.

      *

      Claudia betrat Dr. Daniels Praxis ein wenig atemlos.

      »Guten Morgen, Fräulein Meindl«, grüßte sie, und man merkte ihr an, daß sie gerade gelaufen sein mußte. »Tut mir leid, daß ich ein bißchen zu spät komme, aber…«

      »Schon gut«, entgegnete die Empfangsdame betont kühl. »Der Herr Doktor hat inzwischen eine andere Patientin hereinrufen lassen. Sie müssen sich also noch einen Augenblick gedulden.«

      »Ja, danke«, brachte Claudia mühsam hervor, dann betrat sie das Wartezimmer.

      »Warum sind Sie zu dem armen Mädchen eigentlich immer so unfreundlich?« wollte Lena Kaufmann wissen, die das kurze Gespräch mitbekommen hatte.

      Empört sah Gabi Meindl sie an. »Also hören Sie mal! Ich bin überhaupt nicht unfreundlich! Es nervt mich nur, wie die sich dem Chef dauernd an den Hals wirft.«

      Da lachte Lena laut auf. »Ach so, Sie sind eifersüchtig! Keine Angst, Fräulein Meindl, ich bin sicher, daß der Herr Doktor nicht im Traum daran denkt, sich mit einem Mädchen einzulassen, das seine Tochter sein könnte.«

      Gabi Meindl wurde rot.

      »Reden Sie doch nicht so dumm daher«, entfuhr es ihr in ihrer Verlegenheit. »Ich bin überhaupt nicht eifersüchtig. Warum auch? Schließlich habe ich einen festen Freund, und außerdem ist der Chef…« Sie stockte, weil sie merkte, wie sie sich immer mehr verhedderte. »Ach, lassen Sie mich doch in Ruhe! Das alles geht Sie überhaupt nichts an.«

      Lena Kaufmann grinste. »Stimmt genau.« Dann kehrte sie ins Labor zurück, um ihre angefangene Arbeit zu beenden, bevor sie Claudia Sandner zu sich rief. Und dabei amüsierte sie sich immer noch über die offensichtliche Eifersucht ihrer Kollegin. Aber sie hatte ja schon seit geraumer Zeit gespürt, wie sehr Gabi Meindl den Chef verehrte.

      Währenddessen saß Claudia im Wartezimmer und starrte blicklos vor sich hin. Die Liebeserklärung, die Martin ihr gemacht hatte, ging ihr nicht aus dem Kopf. Und unwillkürlich dachte sie an all die Versprechen, die Eduard ihr einst gegeben hatte. Sollte es ihr jetzt zum zweiten Mal so ergehen? Tief in ihrem Innern spürte Claudia zwar, daß sie Martin nicht mit Eduard vergleichen durfte, doch sie verdrängte diese innere Stimme wieder.

      »Fräulein Sandner, kommen Sie bitte zu mir ins Labor?« bat Lena Kaufmann und riß sie so aus ihren Gedanken.

      »Ja«, brachte sie ein wenig zerstreut hervor. »Ja, natürlich.«

      Lena bedachte sie mit einem prüfenden Blick. »Ist alles in Ordnung, Fräulein Sandner?«

      Claudia nickte. »Ja, Frau Kaufmann, alles bestens.«

      Lena glaubte ihr kein Wort. Das junge Mädchen wirkte geistesabwesend und unglücklich, und Lena nahm sich vor, den Doktor gleich darauf hinzuweisen.

      »So, Fräulein Sandner«, erklärte die Sprechstundenhilfe dann betont munter. »Sie kennen das Spielchen ja. Zuerst muß ich Sie wiegen und dann brauche ich ein paar Tropfen Blut von Ihnen.«

      Claudia nickte nur. Sie wollte diese ganze Prozedur möglichst schnell hinter sich bringen.

      Wenige Minuten später betrat Lena Kaufmann das Sprechzimmer ihres Chefs und legte Claudias Karteikarte auf den Schreibtisch.

      »Das junge Fräulein fühlt sich offensichtlich nicht wohl«, raunte sie Dr. Daniel zu. »Sie wirkt ein wenig zerstreut und sehr unglücklich.«

      Besorgt runzelte Dr. Daniel die Stirn. Sollte er einen Fehler gemacht haben, als er Claudia zum Gröber-Hof vermittelt hatte? Aber sie hatte doch am ersten Tag schon einen so zufriedenen Eindruck gemacht. Und während der vergangenen drei Wochen hatte er nichts Nachteiliges von dort gehört.

      Dr. Daniel hatte Mühe, sich wieder auf die Patientin zu konzentrieren, die gerade bei ihm im Sprechzimmer saß. Und er war fast erleichtert, als er Claudia endlich zu sich bitten konnte. Ein Blick in ihr Gesicht genügte dem erfahrenen Arzt, um zu erkennen, daß Lenas Beurteilung richtig gewesen war. Claudia schien in einer denkbar schlechten Verfassung zu sein.

      »Fräulein Sandner, was ist denn passiert?« fragte Dr. Daniel ohne Umschweife, und aus seiner Stimme klang dabei offene Besorgnis. »Fühlen Sie sich auf dem Gröber-Hof nicht wohl? Wird Ihnen die Arbeit dort oben zuviel?«

      Hastig schüttelte Claudia den Kopf. »Nein, ganz und gar nicht. Es gefällt mir sogar ausgesprochen gut.« Dann zwang sie sich zu einem Lächeln. »Außerdem wollten Sie nicht mehr Fräulein Sandner zu mir sagen.«

      »Stimmt.« Auch Dr. Daniel lächelte jetzt, dann brach seine Besorgnis wieder durch. »Aber Sie gefallen mir gar nicht, Claudia. Ich hatte eigentlich ein fröhliches Gesicht erwartet.«

      Claudia seufzte tief auf. »Ach, Herr Doktor, ich weiß auch nicht… es… es geht um Martin. Er hat heute…« Sie brachte den Satz nicht zu Ende, sondern zuckte nur hilflos die Schultern.

      Dr. Daniel verstand. »Martin hat sich also in Sie verliebt.«

      Claudia nickte nur.

      Mit gespreizten Fingern fuhr sich Dr. Daniel durch das dichte Haar.