Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise

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Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740948535



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er die junge Claudia schon sehr in sein Herz geschlossen.

      »Fräulein Sandner, ich glaube, ich habe Arbeit für Sie gefunden«, platzte er mit seiner Neuigkeit dann gleich heraus.

      Über Claudias Gesicht glitt ein glückliches Leuchten. »Wirklich? Das wäre ja herrlich!«

      »Jetzt kommen Sie aber erst mal herein, Herr Doktor«, warf Gerdi

      energisch dazwischen. »Das können Sie mit dem Mädel ja auch im Wohnzimmer besprechen anstatt hier so zwischen Tür und Angel.«

      Wenig später saßen sich Dr. Daniel und Claudia dann auch in dem gemütlichen, kleinen Wohnzimmer gegenüber.

      »Also, Fräulein Sandner, eines gleich vorweg«, begann Dr. Daniel. »Es ist eigentlich nur eine Art Aushilfsstellung, allerdings… na ja, warten wir erst mal ab.«

      Erstaunt über diese etwas rätselhaften Worte sah Claudia den Arzt an. Doch da fuhr dieser schon fort: »Es handelt sich um einen Bergbauernhof. Der alte Gröber-Sepp lebt dort oben mit seinen drei Söhnen Martin, Franz und Thomas. Die Bäuerin ist vor etlichen Jahren gestorben, und seitdem führt die Wirtschafterin Vevi mehr oder weniger das Regiment. Und diese Vevi hat sich nun vor einer Woche das Bein gebrochen. Die drei Männer stehen jetzt also völlig allein da. Dazu kommt, daß die Ernte ins Haus steht und die beträchtliche Zahl Kühe früher als geplant von der Hochalm heruntergeholt werden mußte.«

      Claudia begriff sofort. »Und da dachten Sie, daß ich den vier Männern den Haushalt führen könnte, bis diese Vevi wieder aus dem Krankenhaus kommt.«

      Dr. Daniel nickte. »Richtig. So hatte ich es mir vorgestellt. Und glauben Sie mir, Fräulein Sandner, Sie hätten es gut dort oben. Der alte Gröber ist ein verträglicher Mensch, und seine Söhne sind allesamt anständige junge Männer. Und wer weiß… die Vevi ist mittlerweile auch in einem Alter, in dem sie vielleicht ein bißchen Unterstützung brauchen könnte. Es wäre also durchaus denkbar, daß Sie – falls es Ihnen dort gefällt – für längere Zeit dort oben arbeiten könnten.«

      Claudia seufzte leise auf. »Das wäre schön.« Und dann lächelte sie. »Ein Bergbauernhof. Das stelle ich mir sehr romantisch vor.«

      »Von Ferne betrachet, ist es das sicherlich, aber es ist auch ein hartes Leben, das diese Leue dort oben führen. Es gibt auf dem Kreuzberg mittlerweile zwar Strom und fließend Wasser, aber trotzdem ist es für die Männer kein Honigschlecken.«

      Claudia grinste. »Wollen Sie mir meine Stellung etwa vermiesen, Herr Doktor?« Dann schüttelte sie den Kopf. »Das schaffen Sie nicht. Gleich morgen möchte ich hinauf, oder… schaffen wir es heute noch?«

      Da schüttelte Dr. Daniel den Kopf. »Der Anstieg ist ziemlich beschwerlich, und die Dämmerung zieht bereits herauf. Wir kämen in die Nacht hinein, und das wäre gerade in Ihrem Zustand nicht ungefährlich. Bis morgen müssen Sie sich schon noch gedulden, Fräulein Sandner. Gleich nach dem Frühstück gehen wir los.«

      Claudia nickte eifrig. »Ich freue mich und… vielen Dank, Herr Doktor.«

      *

      Claudia war so aufgeregt, daß sie in der Nacht kaum ein Auge zutat. Als die Morgendämmerung heraufzog, sprang sie aus dem Bett und ging sofort unter die Dusche. Und obwohl sie eine nahezu schlaflose Nacht hinter sich hatte, fühlte sie sich frisch und ausgeruht.

      »Na, du hast es aber eilig, von hier wegzukommen«, meinte Pfarrer Wenninger, als Claudia mit vor Aufregung geröteten Wangen am Frühstückstisch saß. »Das ist nicht gerade ein Kompliment für mich.«

      Impulsiv schlang Claudia beide Arme um seinen Nacken und küßte ihn auf die Wange. Dann senkte sie errötend den Kopf.

      »Verzeihen Sie, Hochwürden.«

      Pfarrer Wenninger schmunzelte. »Da gibt es nichts zu verzeihen – ganz im Gegenteil. Deine Reaktion hat mich wieder versöhnt. Ich kann wohl davon ausgehen, daß du dich in meinem Haus wohl gefühlt hast.«

      Jetzt blickte Claudia wieder auf. »Ja, Hochwürden, ich war hier sehr glücklich, aber der Gedanke, von irgend jemandem gebraucht zu werden… Sie verstehen sicher, was ich meine.«

      »Natürlich, mein Kind. Und auf dem Gröber-Hof wirst du es bestimmt nicht schlecht haben.«

      Die Worte wärmten Claudias Herz, und so konnte sie es kaum noch erwarten, bis Dr. Daniel endlich kam. Voller Nervosität stand sie am Fenster, und als der Arzt die Straße heraufging, da griff sie nach ihrem Koffer, verabschiedete sich von Gerdi und Pfarrer Wenninger und eilte aus dem Haus.

      Dr. Daniel mußte lachen, als das junge Mädchen voller Eifer auf ihn zukam.

      »Na, Sie haben’s aber eilig«, meinte er, dann nahm er ihr den Koffer ab.

      »Wie weit ist es denn bis zum Gröber-Hof?« wollte Claudia wissen.

      »Eine gute Stunde werden wir wohl unterwegs sein«, antwortete Dr. Daniel. »Schließlich sollen Sie sich ja nicht überanstrengen. Damit wäre niemandem geholfen.«

      Der Anstieg war wirklich beschwerlich, und Claudia mußte des öfter eine kurze Rast einlegen.

      »Seltsam«, meinte sie. »Obwohl man meine Schwangerschaft noch nicht einmal sehen kann, bin ich schon so schrecklich kurzatmig. Dabei war ich immer sehr sportlich.«

      »Eine Schwangerschaft verändert den Körper der Frau«, entgegnete Dr. Daniel. »Deshalb sagte ich ja, daß Sie sich nicht überanstrengen sollen.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, dann sah er den schmalen, gewundenen Weg nach vorn. »Es dürfte nicht mehr allzu weit sein. Wenn ich mich nicht irre, dann müßten wir den Hof bereits nach der nächsten Wegbiegung sehen.«

      Dr. Daniel behielt recht. Der schmale Pfad machte eine scharfe Kehre, dann gab der Wald einen ersten Blick auf das stattliche Anwesen frei. Claudia hielt für einen Moment den Atem an.

      »Meine Güte, ist das schön«, stieß sie hervor, dann atmete sie tief durch. »Und diese würzige Luft.« Sie lächelte. »Ich fühle mich jetzt schon wohl hier.«

      »Das ist fein«, meinte Dr. Daniel, dann griff er stützend unter Claudias Arm. »So, jetzt wollen wir das letzte Stück Weg noch hinter uns bringen.«

      Auch diesmal war die Eingangstür einen Spalt offen, und so traten Dr. Daniel und Claudia ein.

      »Martin?« rief Dr. Daniel fragend zur Küche hin.

      »Der ist nicht da!« kam von drinnen die Antwort. Gleich darauf erschien ein schlanker junger Bursche unter der Tür. Auch er hatte den italienischen Einschlag seiner Urgroßmutter geerbt.

      »Grüß Gott, Herr Doktor«, erklärte er mit einem breiten Grinsen. »Martin hat mir schon gesagt, daß Sie heute kommen.« Dann wandte er sich Claudia zu, die Bewunderung trat in seinen Blick. »Herrschaftszeiten, du bist vielleicht ein sauberes Mädel.«

      Claudia errötete unter diesem Kompliment. Da grinste der junge Bursche wieder.

      »Ich heiße Thomas«, stellte er sich vor.

      »Und er ist das Nesthäkchen«, fügte Dr. Daniel schmunzelnd hinzu. »Vorlaut und verwöhnt.«

      »Gar nicht wahr!« verteidigte sich Thomas sofort. »Aber gegen zwei ältere Brüder muß man sich ja irgendwie zur Wehr setzen.«

      Claudia wollte etwas erwidern, doch ein eigentümlicher Geruch stieg ihr in die Nase. Sie schnupperte, dann meinte sie: »Da riecht’s angebrannt.«

      Im nächsten Moment stand sie in der Küche am Herd, zog den Braten aus dem Rohr und goß Wasser auf. Der angebrannte Geruch verschwand, und ein verführerischer Duft nach knusprigem Schweinebraten zog aus der Küche.

      »Mir scheint, da haben Sie uns die Richtige gebracht«, erklärte Thomas grinsend, dann legte er die Schürze ab. »Hier werde ich offensichtlich nicht mehr gebraucht.«

      »Doch«, entgegnete Claudia. »Du machst mich jetzt mit der Küche vertraut. Schließlich will ich nicht nach jedem Topf eine Stunde suchen.«

      Und