Название | Gesammelte Werke |
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Автор произведения | George Sand |
Жанр | Языкознание |
Серия | Gesammelte Werke bei Null Papier |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783962816148 |
– Vielleicht, weil der Graf es nicht litt. Jetzt weiß alle Welt, dass er es wünscht. Man sagt sogar, dass er Grund hat, Eile zu wünschen, und die Kleine noch mehr als er.
Anzoleto wurde blutrot, als er das Wesen, welches ihm über alles wert war, so beschimpfen hörte.
– Aha! diese Voraussetzungen machen dich empfindlich, sagte Corilla. Gut. Mehr wollte ich nicht wissen. Du liebst sie; und wann macht ihr Hochzeit?
– Wir machen gar nicht Hochzeit.
– Also Halbpart? Du hast es weit in der Gunst des Herrn Grafen gebracht!
– Um Himmelswillen, Madame! reden wir nicht von dem Grafen und von niemandem, sondern nur von uns beiden.
– Wohlan, es sei! sagte Corilla. Vermutlich wird auch um diese Zeit mein Ex-Gebieter mit deiner Zukünftigen …
Anzoleto war tief entrüstet. Er stand auf, um zu gehen. Allein was hätte er bewirkt? Den Hass dieser Frau, den er dämpfen wollte, hätte er noch mehr entflammt. Er blieb unschlüssig stehen, furchtbar gedemütigt und unglücklich über die Rolle, welche er sich auferlegt hatte.
Corilla brannte vor Begierde ihn untreu zu machen; nicht weil sie ihn liebte, sondern um sich an dieser Consuelo zu rächen, über welche sie jetzt eben – ob mit Recht, war sie selbst ungewiss – ihre Schmähungen ausgegossen hatte.
– Siehst du nun, sagte sie, ihn mit einem durchdringenden Blick an die Schwelle ihres Boudoirs fest bannend, siehst du, wie ich recht hatte, dir zu misstrauen; denn eine von uns betrügst du in diesem Augenblick. Sie oder mich?
– Keine von beiden, rief er, indem er sich vor sich selbst zu rechtfertigen suchte; ich bin nicht ihr Liebhaber, ich bin es nie gewesen; ich habe nicht einmal Liebe für sie, denn ich bin nicht eifersüchtig auf den Grafen.
– Nun, das ist noch schöner! Ha! so eifersüchtig bist du, dass du es leugnest, und kommst hierher … weshalb? Um dich zu heilen, oder um dich zu zerstreuen? Ei! Schönen Dank!
– Ich wiederhole es Ihnen, ich bin nicht eifersüchtig; und um Ihnen zu beweisen, dass ich nicht aus bloßem Ärger so spreche … wissen Sie denn, dass der Graf ebenso wenig ihr Amant ist als ich! Sie ist unschuldig wie ein Kind und ist auch nichts weiter als ein Kind; niemand hat sich gegen Sie vergangen als Graf Zustiniani allein.
– Ich kann also die Zingarella auspfeifen lassen, ohne dass es dich kränkt? Sei in meiner Loge und pfeife mit; dann sollst du von Stund’ an mein alleiniger Geliebter sein. Sage zu, geschwind, oder ich nehme mein Wort zurück.
– O weh, Madame! Sie wollen mich also an meinem Debüt verhindern; denn Sie wissen dass ich mit der Consuelo zugleich debütieren soll. Wenn Sie sie auszischen lassen, so werde auch ich, der ich mit ihr singen muss, ein Opfer Ihres Zornes werden. Und was habe ich Ärmster denn verbrochen, um Ihr Missfallen zu verdienen? Ach, ich habe mich einem lieblichen, verderblichen Traume hingegeben! ich habe mir einen ganzen Abend lang eingebildet, dass Sie einigen Anteil an mir nähmen und dass ich unter Ihrem Schutze Bedeutung erlangen könnte. Und siehe da, nun bin ich der Gegenstand Ihrer Verachtung, Ihres Hasses, ich, dessen Liebe zu Ihnen, dessen Achtung für Sie so weit ging, dass ich Sie vermied. Wohlan, Madame! Fröhnen Sie Ihrem Abscheu! vernichten Sie mich, stürzen Sie mich, verschließen Sie mir die Carrière. Nur, nur sagen Sie mir hier unter vier Augen, dass ich Ihnen nicht zuwider bin, und ich will öffentlich die Zeichen Ihres Unwillens hinnehmen.
– Schlange du! rief die Corilla, wo hast du das Gift der Schmeichelei aufgesogen, das deine Zunge und deine Augen bereiten? Ich gäbe viel darum, wenn ich dich kennte, wenn ich dich durchschaute! So aber fürchte ich dich, denn du bist entweder der liebenswürdigste Liebhaber oder der gefährlichste meiner Feinde.
– Ich Ihr Feind! Und wie dürfte ich es wagen, mir eine solche Stellung zu geben, selbst wenn mich Ihre Reize nicht unterjocht hätten? Haben Sie denn Feinde, göttliche Corilla? Können Sie Feinde haben in Venedig, wo man Sie kennt, wo Ihre Herrschaft stets unbestritten gewesen? Ein verliebter Streit stürzt den Grafen in Schmerz und Zorn. Er will Sie entfernen, er will sein Leiden enden. Er findet auf seinem Wege ein junges Mädchen, welches einige Mittel zu besitzen scheint und sehr gern bereit ist, zu debütieren. Was hat dieses arme Kind verbrochen, welches Ihren berühmten Namen nur mit Schrecken nennen hört, und selbst nur mit Achtung nennt? Sie messen dieser Ärmsten insolente Prätentionen bei, von denen ihre Seele nichts weiß. Die Anstrengungen des Grafen, die neue Sängerin seinen Freunden schmackhaft zu machen, die Gefälligkeit dieser selben Freunde, welche ihr Verdienst übertrieben ausposaunen, die Erbitterung der Ihrigen, Madame! welche Verleumdungen ausbreiten um Sie zu kränken und zu reizen, während es ihre Schuldigkeit wäre, Ihrer schönen Seele den Frieden wiederzugeben, Sie erinnernd, wie unangreifbar Ihr Ruhm, Ihnen schildernd, wie Ihre Nebenbuhlerin zittert: das sind die Ursachen dieser falschen Vorurteile, worin ich Sie zu meinem Erstaunen befangen finde, ja so sehr zu meiner Bestürzung, dass ich nicht weiß, wie ich es anfangen soll, diese Vorurteile zu bekämpfen.
– Nur zu gut weißt du es, falsche Zunge, sagte Corilla und blickte ihn halb mit wollüstiger Zärtlichkeit, halb mit Misstrauen an; deine süßen Worte höre ich, aber mein Verstand warnt mich noch vor dir. Ich wette, dass diese Consuelo schön wie eine Göttin ist, wiewohl man mir das Gegenteil versichert hat, und dass sie allerdings Verdienst besitzt, in einem gewissen, von dem meinigen ganz abweichenden Genre, da Porpora, dessen Strenge ich recht gut kenne, sie so mächtig anpreist.
– Sie kennen Porpora? Nun, dann wissen Sie, wie bizarr er ist, wie toll, muss man sagen. Er hasst alle Originalität an den anderen, und alles Neue in der Kunst des Gesanges; wenn eine kleine Schülerin ihm andächtig jedes Wort aus dem Munde nimmt, und seinen pedantischen Anweisungen sklavisch folgt, so ist er der Mann, der dieses Ding, das eine Skala richtig singen kann, über alle Wunder erhebt, welche das Publikum vergöttert. Seit wann machen Ihnen denn die Schrullen dieses alten Narren Kopfweh?
– Sie ist also talentlos?
– Sie hat eine schöne Stimme und singt in der Kirche wie es sich gehört; aber sie kann von dem Theater nichts verstehen; von einer Kraft, wie sie sie auf der Bühne entwickeln müsste, kann wegen der lähmenden Angst, worin sie sich befindet, nicht die Rede sein, und ich fürchte sehr, dass das Bischen was der Himmel ihr an Mitteln geschenkt hat, ihr im entscheidenden Augenblicke versagen wird.
– Furcht hätte sie? Man hat mir im Gegenteil gesagt, dass sie eine seltene Unverschämtheit besäße.
– Armes Mädchen! Ach! man will ihr also durchaus etwas anhängen? Sie werden sie hören,