Название | Die Räuber |
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Автор произведения | Фридрих Шиллер |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788026870623 |
Roller. Schon lang sucht er dich, ich vermuthe so etwas.
Moor. Wo ist er? wo, wo? (Will eilig fort.) Roller. Bleib! wir haben ihn hierher beschieden. Du zitterst? – Moor. Ich zittere nicht. Warum sollt’ ich auch zittern? Kameraden! dieser Brief – Freut euch mit mir! Ich bin der Glücklichste unter der Sonne, warum sollt’ ich zittern?
Schwarz tritt auf.
Moor (fliegt ihm entgegen). Bruder! Bruder! den Brief! den Brief!
Schwarz (gibt ihm den Brief, den er hastig aufbricht). Was ist dir? wirst du nicht wie die Wand?
Moor. Meines Bruders Hand!
Schwarz. Was treibt denn der Spiegelberg?
Grimm. Der Kerl ist unsinnig. Er macht Gestus wie beim Sanct Veits-Tanz.
Schufterle. Sein Verstand geht im Ring herum. Ich glaub’, er macht Verse.
Razmann. Spiegelberg! He, Spiegelberg! – Die Bestie hört nicht.
Grimm (schüttelt ihn). Kerl! träumst du, oder —?
Spiegelberg (der sich die ganze Zeit über mit den Pantomimen eines Projectmachers im Stubeneck abgearbeitet hat, springt wild auf)La bourse ou la vie! (und packt Schweizern an der Gurgel, der ihn gelassen an die Wand wirft. – Moor läßt den Brief fallen und rennt hinaus. Alle fahren auf.) Roller (ihm nach). Moor! wonaus, Moor? was beginnst du?
Grimm. Was hat er? was hat er? Er ist bleich wie die Leiche.
Schweizer. Das müssen schöne Neuigkeiten sein! Laß doch sehen!
Roller (nimmt den Brief von der Erde und liest).»Unglücklicher Bruder!«der Anfang klingt lustig.»Nur kürzlich muß ich dir melden, daß deine Hoffnung vereitelt ist. – du sollst hingehen, läßt dir der Vater sagen, wohin dich deine Schandthaten führen. Auch, sagt, er, werdest du dir keine Hoffnung machen, jemals Gnade zu seinen Füßen zu erwimmern, wenn du nicht gewärtig sein wollest, im untersten Gewölb seiner Thürme mit Wasser und Brod so lang tractiert zu werden, bis deine Haare wachsen wie Adlersfedern, und deine Nägel wie Vogelklauen werden. Das sind seine eigenen Worte. Er befiehlt mir, den Brief zu schließen. Leb wohl auf ewig! Ich bedaure dich – Franz von Moor.«
Schweizer. Ein zuckersüßes Brüderchen! In der That! – Franz heißt die Canaille?
Spiegelberg (sachte herbeischleichend). Von Wasser und Brod ist die Rede? Ein schönes Leben! Da hab’ ich anders für euch gesorgt! Sagt’ ich’s nicht, ich müßt’ am Ende für euch alle denken?
Schweizer. Was sagt der Schafskopf? der Esel will für uns alle denken?
Spiegelberg. Hasen, Krüppel, lahme Hunde seid ihr Alle, wenn ihr das Herz nicht habt, etwas Großes zu wagen!
Roller. Nun, das wären wir freilich, du hast recht! – aber wird es uns auch aus dieser vermaledeiten Lage reißen, was du wagen wirst? wird es? – Spiegelberg (mit einem stolzen Gelächter). Armer Tropf! aus dieser Lage reißen? hahaha! – aus dieser Lage reißen? – und auf mehr raffiniert dein Fingerhut voll Gehirn nicht? und damit trabt deine Mähre zum Stalle? Spiegelberg müßte ein Hundsfott sein, wenn er mit dem nur anfangen wollte. Zu Helden, sag ich dir, zu Freiherrn, zu Fürsten, zu Göttern wird’s euch machen!
Razmann. Das ist viel auf einen Hieb, wahrlich! Aber es wird wohl eine halsbrechende Arbeit sein! den Kopf wird’s wenigstens kosten.
Spiegelberg. Es will nichts als Muth, denn was den Witz betrifft, den nehm’ ich gern über mich. Muth sag’ ich, Schweizer! Muth, Roller, Grimm, Razmann, Schufterle! Muth! – Schweizer. Muth? Wenn’s nur das ist – Muth hab’ ich genug, um barfuß mitten durch die Hölle zu gehn.
Schufterle. Muth genug, mich unterm lichten Galgen mit dem leibhaftigen Teufel um einen armen Sünder zu balgen.
Spiegelberg. So gefällt mir’s! Wenn ihr Muth habt, tret’ Einer auf und sag’: er habe noch etwas zu verlieren, und nicht Alles zu gewinnen! – Schwarz. Wahrhaftig, da gäb’s Manches zu verlieren, wenn ich Das verlieren wollte, was ich noch zu gewinnen habe!
Razmann. Ja, zum Teufel! und Manches zu gewinnen, wenn ich Das gewinnen wollte, was ich nicht verlieren kann.
Schufterle. Wenn ich Das verlieren müßte, was ich auf Borgs auf dem Leibe trage, so hätt’ ich allenfalls morgen nichts mehr zu verlieren.
Spiegelberg. Also denn! (Er stellt sich mitten unter sie mit beschwörendem Ton.) Wenn noch ein Tropfen deutschen Heldenbluts in euren Adern rinnt – kommt! Wir wollen uns in den böhmischen Wäldern niederlassen, dort eine Räuberbande zusammenziehen und – Was gafft ihr mich an? – ist euer bischen Muth schon verdampft?
Roller. Du bist wohl nicht der erste Gauner, der über den hohen Galgen weggesehen hat – und doch – Was hätten wir sonst noch für eine Wahl übrig?
Spiegelberg. Wahl? Was? Nichts habt ihr zu wählen! Wollt ihr im Schuldthurm stecken und zusammenschnurren, bis man zum jüngsten Tag posaunt? wollt ihr euch mit der Schaufel und Haue um einen Bissen trocken Brod abquälen? wollt ihr an der Leute Fenster mit einem Bänkelsängerlied ein mageres Almosen erpressen? oder wollt ihr zum Kalbsfell schwören – und da ist erst noch die Frage, ob man euren Gesichtern traut – und dort unter der milzsüchtigen Laune eines gebieterischen Corporals das Fegfeuer zum Voraus abverdienen? oder bei klingendem Spiel nach dem Takt der Trommel spazieren gehn? oder im Gallioten-Paradies das ganze Eisen-Magazin Vulcans hinterher schleifen? Seht, das habt ihr zu wählen, da ist alles beisammen, was ihr wählen könnt!
Roller. So unrecht hat der Spiegelberg eben nicht. Ich hab’ auch meine Plane schon zusammen gemacht, aber sie treffen endlich auf eins. Wie wär’s, dacht’ ich, wenn ihr euch hinsetztet und ein Taschenbuch, oder einen Almanach, oder so was Ähnlichs zusammensudeltet und um den lieben Groschen recensiertet, wie’s wirklich Mode ist?
Schufterle. Zum Henker! ihr rathet nah zu meinen Projecten. Ich dachte bei mir selbst, wenn du ein Pietist würdest und wöchentlich deine Erbauungsstunden hieltest?
Grimm. Getroffen! und wenn das nicht geht, ein Atheist! Wir könnten die vier Evangelisten auf’s Maul schlagen, ließen unser Buch durch den Schinder verbrennen, und so ging’s reißen ab.
Razmann. Oder zögen wir wider die Franzosen zu Felde – ich kenne einen Dokter, der sich ein Haus aus purem Quecksilber gebauet hat, wie das Epigramm auf der Hausthüre lautet.
Schweizer (steht auf und gibt Spiegelberg die Hand.) Moritz, du bist ein großer Mann! – oder es hat ein blindes Schwein eine Eichel gefunden.
Schwarz. Vortreffliche Plane! honette Gewerbe! Wie doch die großen Geister sympathisieren! Jetzt fehlte nur noch, daß wir Weiber und Kupplerinnen würden, oder gar unsere Jungferschaft zu Markte trieben.
Spiegelberg. Possen! Possen! Und was hindert’s, daß ihr nicht das Meiste in Einer Person sein könnt? Mein Plan wird euch immer am höchsten poussieren, und da habt ihr noch Ruhm und Unsterblichkeit! Seht, arme Schlucker! auch so weit muß man hinausdenken! auch auf den Nachruhm, das süße Gefühl von Unvergeßlichkeit – Roller. Und obenan in der Liste der ehrlichen Leute! Du bist ein Meisterredner, Spiegelberg, wenn’s drauf ankommt, aus einem ehrlichen Mann einen Hallunken zu machen – Aber sag’ doch Einer, wo der Moor bleibt?
Spiegelberg. Ehrlich, sagst du? Meinst du, du seist nachher weniger ehrlich, als du jetzt bist? Was heißt du ehrlich?