Dr. Norden Jubiläumsbox 7 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Название Dr. Norden Jubiläumsbox 7 – Arztroman
Автор произведения Patricia Vandenberg
Жанр Языкознание
Серия Dr. Norden Box
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740931995



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stellte er das Glas zurück auf den Nachtschrank und stand auf. »Leider muss ich mich jetzt verabschieden, bevor Fee noch eine Vermisstenanzeige bei der Polizei aufgibt.« Plötzlich hatte Mario es eilig, aus dem Zimmer zu kommen, und er beugte sich über die Freundin seines Neffen, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu drücken.

      Erleichtert darüber, dass sie die Gefahr ihrer Ansicht nach gerade noch einmal abgewendet hatte, atmete Tatjana erleichtert auf.

      »Ich glaube, das ist eine gute Idee. Schlafen und essen fördert die Moral«, murmelte sie, ehe sie folgsam die Augen schloss und angespannt darauf wartete, dass die Tür mit einem leisen Klicken hinter dem Kinderarzt ins Schloss fiel.

      *

      Auf dem Weg in seine Abteilung zog Mario Cornelius den Blister mit den restlichen Tabletten aus der Tasche und musterte ihn nachdenklich. Der Name des Medikaments war ihm nicht geläufig, und er nahm sich vor, so bald wie möglich danach zu recherchieren. Doch die Arbeit machte ihm einen Strich durch die Rechnung.

      »Da bist du ja endlich!«, begrüßte Felicitas Norden ihren Bruder ungeduldig. Der Routineeingriff war inzwischen zu Ende, doch sie hatte keine Gelegenheit zu verschnaufen. »Ich hab dich schon überall gesucht.« Sie reichte ihm eine Patientenakte. »Das musst du dir unbedingt sofort ansehen. Wir brauchen so schnell wie möglich eine Entscheidung.«

      Sofort vertiefte sich Dr. Cornelius in den komplizierten Fall und vergaß die Welt um sich herum.

      Erst als er Carina mittags in der Cafeteria allein an einem Tisch sitzen sah, erinnerte er sich wieder an Tatjana und ihre Schmuckstücke. Und natürlich an die Tabletten, die inzwischen in seiner Schreibtischschublade lagen und auf ihn warteten. Mario nahm sich vor, sich gleich nach der Mittagspause darum zu kümmern. Ein Tablett mit einem Teller voll duftender Gemüselasagne und ein Glas Cola in der Hand zögerte er kurz, dann gab er sich einen Ruck und trat zu der Lernschwester an den Tisch.

      »Ist hier noch frei?«

      Überrascht drehte sich Carina so schnell zu ihm um, dass ihre Locken um ihr Gesicht flogen und die Sommersprossen auf ihrer Nase zu tanzen schienen. Dabei lächelte sie so süß, dass Marios Herz augenblicklich schneller schlug.

      »Wenn Sie sich beeilen, dann ja«, lachte sie ihn aufreizend an und blickte über seine Schulter.

      Tatsächlich balancierte ein Pfleger eine Tasse Kaffee in Richtung ihres Tisches, den zielstrebigen Blick auf die Lernschwester gerichtet. Um keinen Zweifel aufkommen zu lassen, setzte sich Mario schnell auf den Stuhl neben Carina.

      »Der Arme!«, bedauerte sie den Kollegen, als er sichtlich enttäuscht abdrehte. »Jetzt haben Sie seine Pläne durchkreuzt.«

      »Gleich nach dem Essen werde ich ihm sagen, dass Sie eine Verabredung mit mir haben«, erklärte Mario mit einem Hauch von Besitzerstolz in der Stimme.

      Carinas Augen blitzten vor Schalk, als sie ihn mit schief gelegtem Kopf betrachtete.

      »Bedeutet das, dass Sie mich schon als Ihr Eigentum betrachten?«, fragte sie übermütig und ließ Marios Herz vor Bewunderung ein weiteres Mal höher schlagen. Es gab wenige Frauen, die ihm Contra gaben. Carina war eine davon, und sie tat es mit unwiderstehlichem Charme.

      »Das würde ich nie tun«, erwiderte er ungeahnt ernst. »Allerdings lege ich durchaus Wert auf Exklusivität und möchte der einzige sein, solange wir uns treffen.« Ein tiefer Blick begleitete seine Worte, und Carina versuchte erst gar nicht, ihre Bewunderung zu verbergen. Dieser Mann wusste, was er wollte, und sagte es auch.

      Sie suchte noch nach einer Antwort, als Mario Cornelius das Thema wechselte.

      »Sie haben sich doch heute um Tatjana Bohde gekümmert«, brachte er die Sprache auf das Thema, das ihn so sehr beschäftigte. »Ist Ihnen dabei irgendwas aufgefallen?«

      Carina hatte ihre Mahlzeit beendet und nahm sich die Nachspeise – eine große Schüssel randvoll mit Pudding – vor. Sie tauchte den kleinen Löffel in die süße Köstlichkeit und ließ ihn im Mund verschwinden. Während sie über seine Frage nachdachte, schloss sie genüsslich die Augen.

      Mario beobachtete sie mit wachsender Faszination dabei. Eine Frau, die gern isst! Er konnte sein Glück kaum fassen und musste sich zwingen, sie nicht anzustarren, als sie antwortete:

      »Eigentlich nicht. Sie wollte nichts essen und hat nur nach einem Glas Wasser verlangt.« Ihr nachdenklicher Blick glitt durch Mario hindurch. »Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das Antihistaminikum nicht richtig gewirkt hat. Frau Bohde atmete nach wie vor schwer, und auch die Flecken im Gesicht waren noch da.«

      Wieder dachte Mario an die Tablette, die Tatjana heimlich geschluckt hatte. Sein Verdacht schien sich zu bestätigen.

      »Seltsam. Als ich kurz drauf bei ihr war, schien es ihr schon viel besser zu gehen.« Die Tatsache, dass sie eine Tablette geschluckt hatte, behielt er vorsorglich für sich. Auf keinen Fall wollte er Carina beeinflussen.

      »Und was, wenn sie gar keine Allergie hat, sondern ganz was anderes?«, stellte die Lernschwester jedoch aus eigenem Antrieb eine kritische Frage.

      Mario schnitt eine Grimasse.

      »Interessant. Und wie lautet Ihre Diagnose, Frau Doktor?«

      »Ich bin nur eine kleine Krankenschwester, schon klar!« Carina schob die leere Schüssel von sich und lehnte sich zurück. Ihre grünen Augen funkelten kampflustig.

      »Das haben Sie gesagt. Ich sehe das ganz anders!«, widersprach er sofort.

      Auf keinen Fall sollte sie denken, dass er von oben auf sie herab blickte. Doch Carinas Gedanken waren ohnehin schon wieder zu Tatjana zurückgekehrt.

      »Auf jeden Fall finde ich, dass Frau Bohde ziemlich gestresst wirkt. Und diese Schwellungen … sie sahen ein bisschen aus wie Ödeme, finden Sie nicht?«

      Auch Mario hatte seine Mahlzeit inzwischen beendet und schob seinen Teller von sich.

      »Die Untersuchungen haben die Kollegen in der Notaufnahme durchgeführt. Deshalb kann ich dazu nicht viel sagen«, wich er aus. Und doch war dieser Hinweis für ihn interessant.

      »Was anderes ist mir nicht aufgefallen. Mehr kann ich zu Ihrer Frage nicht sagen.« Seufzend zuckte Carina mit den Schultern und stellte ihr benutztes Geschirr zusammen. Ihre Mittagspause ging zu Ende. »Aber ich bin sicher, dass die Kollegen in der Notaufnahme die richtige Diagnose stellen.« Sie stand auf und nahm das Tablett in beide Hände. Doch offenbar hatte sie noch etwas auf dem Herzen, denn sie blieb noch einen Moment vor Mario stehen. Eine feine Röte überzog ihre sommersprossigen Wangen. »Übrigens … das, was Dr. Kohler gestern wegen dem Schmuck gesagt hat … das ist völliger Blödsinn. Nicht, dass Sie noch auf dumme Ideen kommen …« Die Verlegenheit ließ sie noch attraktiver wirken, und augenblicklich schlug Marios Herz noch schneller als ohnehin schon.

      »Soso!«, erwiderte er gedehnt und stand ebenfalls auf. Seite an Seite wanderten sie in Richtung Rollwagen, auf dem die Tabletts mit dem benutzten Geschirr abgestellt wurden. »Ich bin zwar nur ein Mann«, konterte er kurzerhand mit ihren eigenen Worten. »Aber ich glaube, ich weiß, womit ich einer Frau wie Ihnen wirklich eine Freude machen kann. Darf ich?« Ehe Carina Gelegenheit hatte, etwas zu sagen, nahm er ihr das Tablett ab und stellte zuerst ihres und dann seins auf den Wagen. »Ich freu mich schon jetzt auf Ihr Gesicht!«, erklärte er noch gehemnisvoll, ehe er sich mit einem Nicken von der Lernschwester verabschiedete.

      Es kam selten vor, dass Carina die Worte fehlten. Diesmal war es passiert, und sie starrte dem gutaussehenden Arzt mit offenem Mund nach, bis er zwischen den anderen Besuchern der Caféteria verschwunden war. An die Verabredung mit ihm wollte sie erst gar nicht denken. Schon jetzt wusste die Lernschwester, dass sie so aufgeregt sein würde wie nie zuvor in ihrem Leben.

      *

      Bevor Danny Norden an diesem Mittag Gelegenheit hatte, zu seiner Freundin in die Klinik zu fahren, klopfte es an der Tür seines Sprechzimmers.

      »Herein!«

      In der Annahme, dass es sich um Wendy oder Janine handelte, hob er noch nicht einmal den Kopf von