Dr. Laurin Staffel 3 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Название Dr. Laurin Staffel 3 – Arztroman
Автор произведения Patricia Vandenberg
Жанр Языкознание
Серия Dr. Laurin
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783959796644



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noch eine ganze Menge, bis er sich darauf besann, sie mit seiner Begleiterin bekannt zu machen.

      Antonia schnappte nach Luft, als er Delia Dillon als seine zukünftige Frau vorstellte.

      Aber er mußte sich auch anderen Gästen widmen.

      Antonia stärkte sich erst einmal mit einem Sherry.

      »Jetzt hat es mich aber bald umgehauen«, sagte sie atemlos. »Delia Dillon, das ist doch eine Schlagersängerin.«

      »Alter schützt vor Torheit nicht«, bemerkte Leon ironisch. »Na, hoffentlich begeht er nicht noch Schlimmeres. Sie sieht ganz so aus, als wäre sie nur auf sein Geld aus.«

      Ähnliches dachten wohl auch Joachim und Teresa Kayser. Auch Andreas und Sandra Brink, die sich später zu ihnen gesellten. Bert Kayser, der Bruder von Professor Joachim Kayser, und seine Frau Monika waren noch nicht erschienen.

      »Da werden wir uns wohl lieber an sie halten müssen«, sagte Teresa, trotz ihrer reifen Jahre eine bemerkenswert schöne Erscheinung.

      »Das müssen dann aber die Männer übernehmen«, warf Sandra, Leon Laurins aparte Schwester, ein.

      »Hört euch das an«, sagte Sandras Mann Andreas seufzend, »jetzt hetzen sie uns auf eine Schlange.«

      »Schlange?« sagte Antonia gedankenvoll. »Mir kommt sie mehr wie eine Raubkatze vor.«

      Etwas Katzenhaftes hatte Delia Dillon an sich, aber sie war eine reizvolle Katze, umgeben von einem Hauch Frivolität. Doch das würde ja besonders auf Männer älteren Semesters wirken, meinte Teresa anzüglich.

      »Auf mich nicht«, erklärte Professor Kayser brummig. »Ich habe tagtäglich mehr Schönheit um mich versammelt.«

      »Schmeichler«, lachte Teresa leise und schnippte ihm ein imaginäres Stäubchen von der Schulter.

      *

      Dann erschienen Bert und Monika Kayser in Begleitung eines hochgewachsenen Mannes mittleren Alters, der einen etwas düsteren Eindruck machte.

      Er wurde ihnen von Bert, der heute anscheinend einen ganz besonders guten Tag hatte, als Julian Westhaus vorgestellt.

      Irgendwie wirkte er beunruhigt, als Professor Sabat und Delia nahten.

      Andreas sah den Zeitpunkt gekommen, sich lieber dem kalten Büfett zu widmen. Leon hegte schon den Gedanken, seine häusliche Gemütlichkeit völlig nutzlos gegen dieses Tamtam eingetauscht zu haben.

      Antonia gab sich sorgenvollen Gedanken hin. Damit, daß Sabat noch eine soviel jüngere Frau an sich binden würde, hatten sie nicht rechnen können.

      Zur Ruhe setzen konnte man sein Vorhaben wohl kaum nennen. Wenig später sah alles schon wieder ein bißchen hoffnungsvoller aus. Bert und Monika gesellten sich wieder zu ihnen.

      »Nur keine Panik«, sagte Bert Kayser, der die trüben Gedanken von ihren Mienen ablesen konnte. »Es steht nicht schlecht. Westhaus ist der andere Interessent, aber mit dem werde ich schon klarkommen.«

      Leon hatte sich umgewandt und sah soeben Westhaus im Gespräch mit Delia Dillon, und ihm entging es nicht, daß sie ihre Hand auf seinen Arm gelegt hatte.

      *

      »Muß das sein, Delia?« fragte Julian Westhaus.

      »Was meinst du?« fragte sie hintergründig. »Daß ich Anton mag? Er ist wie ein Vater zu mir.«

      »Genauso sieht es aus«, bemerkte der Mann sarkastisch. »Aber ich meine etwas anderes. Für mich war es eine Überraschung, dich hier zu sehen.«

      »Sonst wärst du wohl nicht gekommen?« fragte sie heiser.

      »Nein, sonst wäre ich nicht gekommen«, erwiderte er kühl. »Ich kann mir keinen Skandal leisten.«

      »Du willst doch den Besitz haben«, sagte sie betont. »Dann mußt du schon gut mit mir stehen.«

      »Machst du seine Geschäfte?« fragte Julian Westhaus spöttisch.

      »Ich habe immerhin einen beträchtlichen Einfluß auf ihn«, erwiderte sie mit einem frivolen Lächeln. »Jedenfalls freue ich mich, daß wir uns wiedersehen und noch oft wiedersehen werden. Warum hast du deine Frau nicht mitgebracht?«

      Seine Augenbrauen hoben sich. »Sie besucht keine Partys«, erwiderte er.

      Delia lachte auf. Es klang gefährlich.

      »Man könnte sie wohl für ein Dienstmädchen halten«, sagte sie gehässig.

      Sein Gesicht versteinerte sich noch mehr. »Amelie ist…« Doch er kam nicht weiter, denn Anton Sabat nahte, und in seinen Augen war ein merkwürdig wachsamer Ausdruck.

      »Gestatten Sie, daß ich Ihnen Delia entführe?« fragte er.

      *

      Viel gab es von diesem Abend eigentlich nicht zu berichten. Es war nicht anders, als auf anderen Partys auch.

      Teresa, Monika, Antonia und Sandra gaben sich die erdenklichste Mühe, die Stimmung ihrer Männer zu heben.

      Es war ein vergebliches Unterfangen.

      Teresa gelang es nur für ein paar Minuten, Sabat in ein Gespräch zu verwickeln. Antonia tanzte einmal mit ihm, aber es kam überhaupt kein Gespräch auf. Er schien ermüdet, vielleicht sogar ein wenig deprimiert. Das jugendliche Feuer, das er zu Beginn des Abends versprüht hatte, war jedenfalls schnell verlöscht.

      Leon wäre wohl mit einer Mordswut im Bauch nach Hause gefahren, hätte er nicht rein zufällig ein kurzes Gespräch belauscht, das Delia und Julian Westhaus miteinander führten.

      Leon hatte sich für ein paar Minuten verdrückt. Er brauchte unbedingt frische Luft.

      Langsam ging er die Terrasse entlang und atmete die kühle Nachtluft ein. Die Musik übertönte seine Schritte, aber aus irgendeinem Raum vernahm er Delias Stimme. Er erkannte ihr sinnliches Timbre sofort.

      »Sei doch nicht kindisch, Julian«, sagte sie. »Ich werde Sabat heiraten, gut. Du bist doch auch verheiratet. Ich werde seinen Namen bekommen und sein Vermögen. Sein Äußeres täuscht. Er ist ein kranker Mann, sonst hätte ich mich nicht mit ihm eingelassen. Und du wirst doch nicht ein ganzes Leben mit dem häßlichen Entlein verbringen wollen. Es kann alles wieder so sein wir früher.«

      »Nein, das wird es nicht«, sagte Julian Westhaus.

      »Du nimmst es mir doch nur übel, daß ich…«

      Leon konnte nichts mehr hören. Ein lautes Klirren übertönte Delias Worte oder ließ sie verstummen. Dann rief plötzlich Antonia seinen Namen.

      »Wo steckst du denn, Leon? Ich möchte jetzt gehen«, sagte sie müde. »Mir wird es zu blöd. Wir wollen den Abend lieber bei Bert und Monika beschließen.«

      *

      Sie hatten noch ziemlich lange beieinander gesessen. Professor Kayser äußerte sich recht drastisch über den alten Esel Sabat, Bert gab zu, daß er mit Delia Dillon auch nicht gerechnet hatte, und schließlich rückte Leon mit der Vermutung heraus, daß Delia und dieser Westhaus etwas miteinander hätten.

      »Na, das hat uns gerade noch gefehlt«, sagte Andreas deprimiert.

      »Vielleicht kommt Sabat dahinter und jagt seine Delia zum Teufel. Er hat auf mich einen recht niedergeschlagenen Eindruck gemacht«, sagte Antonia.

      Leon legte den Arm um sie. »Du bist eine gute Trösterin, Antonia«, sagte er, »aber ich denke eher, daß die beiden den alten Herrn aufs Kreuz legen wollen. Hat dieser Westhaus denn eigentlich das Kapital, um das Grundstück zu kaufen?«

      »Er ist stinkreich«, warf Andreas ein. »Daran gibt es keinen Zweifel. Ich habe die besten Informationen von Friedrich.«

      *

      Zwei Tage später, sie hatten das Thema Grundstückskauf lieber nicht mehr erörtert, sollte Dr. Leon Laurin Amelie Westhaus ganz überraschend kennenlernen.

      Hanna