Название | DER ZAR |
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Автор произведения | Ted Bell |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783958351318 |
»Ja, nicht wahr?«, pflichtete Paddy bei. »Echt Krokodil. Nur zu, klappen Sie ihn auf, Direktor.«
»Er ist wirklich für mich? Unglaublich …«
Seine Finger zitterten, während er den vergoldeten Verschluss an der Oberkante drehte und den Koffer endlich öffnete. Das Innenfutter bestand aus schwarzem Samt. Der Inhalt reflektierte das Licht so, dass an den Wänden und der Decke silbrige Punkte schimmerten. Der Aufseher lehnte sich zurück und starrte.
»Oh mein Gott.«
»Ja, das ist mal was anderes, oder? Warten Sie, ich nehme es für Sie heraus und stelle es auf den Tisch.«
»Was ist es?«
»Ein Computer, Direktor. Modell Zeta – übrigens die Platin-Edition.«
»Sie wollen mich auf den Arm nehmen. Für mich sieht das aus wie die Skulptur eines Gehirns oder so etwas in der Art.«
»Soll es auch. Es ist unser beliebtestes Design. Sie kennen ja die Werbung: Zeta, wir haben das letzte Wort in Sachen Computer. Erkennen Sie die Anspielung?«
»Nein.«
»Zeta ist zwar nicht der letzte Buchstabe im griechischen Alphabet, doch wir denken bei Z daran. Ist aber auch schnuppe, Marketing-Stuss eben. Die Jugend hat dem Gerät den Spitznamen Wizard gegeben, kurz Wiz. Das Kabel zieht man unten aus dem Hirnstamm, sehen Sie? Überlassen Sie mir das Anschließen, dann zeige ich Ihnen, wie er funktioniert.«
»Wo ist die Tastatur?«, fragte Garmadge.
»Wo Sie wollen«, antwortete Paddy. »Schauen Sie genau zu.«
Strelnikow fand eine Steckdose für den Anschluss des silberfarbenen Computers. Ein im Stirnlappen verborgenes Lämpchen projizierte sofort ein virtuelles Keyboard auf den Schreibtisch des Aufsehers.
»Heiliger«, stöhnte der Direktor und fuhr mit den Fingern über die nicht existente Tastatur.
»Drücken Sie die Eingabetaste«, bat Strelnikow. »Da haben wir's. Sehen Sie den Bildschirm? Das ist ein Hologramm. Toll, was? Er schwebt sozusagen über dem Gehirn in der Luft.«
Der Zeta-Computer war in der Tat ein bestechendes Gerät, eine Erfindung des übernatürlich brillanten Geistes von Paddys höchstem Weisungsgeber, eines sehr einsiedlerischen Multimilliardärs aus Russland, der nicht einmal einen Namen hatte. Günstigere Versionen des Wiz, deren Hardware aus spiegelblank poliertem Aluminium statt Platin bestand, gingen schon für 60 Dollar über die Ladentheken. In manchen Staaten kam es bereits zu Lieferverzögerungen, weil die Rechner millionenfach nachgefragt wurden. Allein Indien hatte zehn Millionen Geräte zum Rabattpreis von 50 Dollar bestellt. Man brauchte kein Mathematikgenie zu sein, um die Gewinnspanne zu erahnen und zu schlussfolgern, was unterm Strich für das Unternehmen übrig blieb.
»Er wurde graviert«, bemerkte Paddy. »Hier steht's: Für Direktor Warren Garmadge zum Zeichen ewiger Dankbarkeit.«
»Etwas so Fantastisches habe ich noch nie gesehen«, sagte der Aufseher, während er die glänzende Oberfläche der Hirnskulptur streichelte.
»Sag ich doch. Also, die schlauen Köpfe, für die ich arbeite, können sehr spendabel sein, wenn jemand dafür sorgt, dass etwas in ihrem Sinne geschieht. Sie tun das, indem Sie diese wilden Tiere unter Verschluss halten – und sich persönlich darum kümmern, dass Mr. Stump auf gebührende Weise verabschiedet wird. Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Mr. Garmadge. Ich mache mich jetzt wieder auf den Weg. Bedaure, den Höhepunkt des Festakts heute Nacht nicht miterleben zu können.«
»Richten Sie Ihrem Auftraggeber bitte auch meinen tiefsten Dank aus, wenn Sie ihn sehen, ja?«
»Wenn ich ihn sehe?« Paddy lachte. »Niemand sieht den großen Mann. Niemand kennt auch nur seinen Namen.«
»Warum das?«
»Er ist der Unbekannte hinterm Vorhang, Direktor. Erinnern Sie sich an die Verfilmung von Der Zauberer von Oz? Der Leiter unserer Operation? Er ist ebendieser Zauberer höchstpersönlich.«
Paddy fuhr langsam durch die Menschenmenge vor dem Gefängnistor. Während der kurzen Zeit, die er drinnen verbracht hatte, schien sie größer geworden zu sein. Es schneite nicht mehr so kräftig, und Hunderte hielten Kerzen hoch, wobei sie irgend so einen Hippie-Dreck über brüderliche Liebe sangen, doch er verstand den Text nicht, weil er das Radio eingeschaltet hatte.
WKKO Chicago war noch auf Sendung und unter den Anrufern klatschte sich die Fraktion der Gutmenschen im Akkord mit Stumpy-Anhängern ab. Einige von ihnen heulten verzweifelt, je näher der Zeitpunkt der Hinrichtung rückte. Während Paddy in den Rückspiegel schaute, zog er sich behutsam den Walross-Schnauzbart von der Oberlippe und die dicken Bausche von seinen Augenbrauen. Die Perücke behielt er auf seiner Glatze, weil er fand, sie sah nicht ganz so schlimm aus.
Der Moderator Greg Noack, eine hyperaktive Nachteule, schaltete immer wieder zu einem Reporter des Senders, der in der Menge vor dem Tor stand. So bekam Paddy den Song doch zu Gehör. Es war das Protestlied »We Shall Overcome«, eine merkwürdige Wahl in seinen Augen, denn Stumpy war der allerletzte weiße Abschaum und kein armer Schwarzer, der mit Bezug auf den Titel irgendetwas überwinden musste. Außerdem, wer von diesen Idioten konnte noch richtig und falsch auseinanderhalten? In einem Land, wo »Fröhliche Weihnachten« nunmehr genauso verpönt waren wie das böse F-Wort, wusste man nicht mehr, wo einem der Kopf stand.
Im Übrigen war Paddy nicht einmal Baptist, verflucht und zugenäht, sondern russisch-orthodox!
Schließlich fuhr Noack ganz aufgeregt dazwischen, weil eine Eilmeldung aus Bismarck eingegangen war, weshalb sich der Sender jetzt live mit seinem Korrespondenten Willis Lowry in Verbindung setzte. Dieser stand beim Pressekorps auf den Stufen des Kapitols vor dem Gouverneursbüro.
»Mit dieser Wendung hat niemand gerechnet«, begann er. »Die Nachrichtenredaktion von Kanal Fünf erfuhr soeben, dass der Gouverneur Charles Edward Stumps Hinrichtung in letzter Minute aufgeschoben hat. Diese Neuigkeit macht alle hier vor dem Regierungsgebäude sprachlos, denn noch um 20 Uhr beteuerte das Büro, dass keine Chance auf Begnadigung bestehe. Jetzt hingegen bekommen wir zu hören, dass …«
»Schlag mich tot«, murmelte Strelnikow und schaltete das Radio ab. Er streckte sich nach seinem Handy aus, das auf dem Beifahrersitz lag, klappte es auf und wählte eine gespeicherte New Yorker Nummer.
»Sitzt du vor der Glotze? Ist dieser Scheiß denn zu fassen?«, fragte er den Mann, Ruko, der sich meldete. »Dieses Arschloch von Gouverneur hat gerade Stumps Kopf aus der Schlinge gezogen. Hallo?«
»Bestätige mir, dass du dem Gefängnisdirektor sein Geschenk gebracht hast«, bat Ruko.
»Hab ich.«
»Gut. Jetzt mach das Notwendige, Beef.«
Weil er so groß und muskulös war, hatten ihn die Jungs aus seiner Nachbarschaft früher All-Beef-Paddy genannt – ein Patty oder Bratling aus reinem Rindfleisch eben. Unheimlich witzig, was? Nein, keineswegs.
Die Leitung war tot.
Paddy schaute wieder in den Rückspiegel. In der Ferne konnte er die Anstalt noch sehen, dazu die Lichtkegel der Scheinwerfer am Himmel. Er hielt auf dem Seitenstreifen an und zog die Handbremse.
Aus einer seiner Jackeninnentaschen nahm er einen kleinen, schwarzen Funksender. Ein Lämpchen daran leuchtete grün. Als er eine Taste betätigte, wechselte die Farbe zu Rot. Daraufhin hielt er die Taste für drei Sekunden gedrückt. So gab das Gerät ein Signal an einen Kommunikationssatelliten seines Unternehmens weiter, der über Zentralnordamerika kreiste.
Kurz darauf flammte es gleißend hell hinter ihm auf, und ein, zwei Sekunden später brachte die Druckwelle der gewaltigen Explosion seinen Mustang zum Vibrieren.
Flügelblock D, die Kröte von Direktor und alle illustren, todgeweihten Häftlinge existierten nicht mehr. Zurück blieb ein Trümmerhaufen, verursacht von acht Unzen eines ausgesprochen explosiven Sprengstoffs auf Hexagon-Basis. Er war passgenau