Ãœberrascht von Freude. C. S. Lewis

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Название Ãœberrascht von Freude
Автор произведения C. S. Lewis
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783765571510



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(außer als etwas, das kalt, weiträumig, streng, blass und fern war); und dann fand ich mich, wie in den anderen Fällen, im selben Augenblick schon wieder dieser Sehnsucht beraubt und wünschte mir, sie wieder zu spüren.

      Der Leser, der an diesen drei Episoden nichts Interessantes findet, braucht dieses Buch nicht weiterzulesen, denn in einem gewissen Sinn handelt die zentrale Geschichte meines Lebens von nichts anderem. Für diejenigen, die immer noch Lust verspüren, mehr zu erfahren, möchte ich die Qualität hervorheben, die diesen drei Erlebnissen gemeinsam ist. Es ist ein unerfülltes Begehren, das an sich schon begehrenswerter ist als jede andere Erfüllung. Ich nenne sie Freude, und das ist hier ein spezieller Begriff, der sowohl von „Glück“ als auch von „Vergnügen“ scharf unterschieden werden muss. Freude (in meinem Sinne) hat in der Tat ein und nur ein Merkmal mit diesen beiden gemeinsam, nämlich die Tatsache, dass jeder, der sie erlebt hat, sie wieder erleben möchte. Davon abgesehen und nur ihrer eigenen Qualität nach betrachtet könnte man sie ebensogut eine besondere Art von Unglück oder Trauer nennen. Doch selbst dann wäre es noch eine Art, die wir begehren. Ich bezweifle, dass irgendjemand, der die Freude je geschmeckt hat, sie gegen alle Vergnügungen der Welt eintauschen würde, wenn er über beides verfügen könnte. Freilich können wir über die Freude niemals verfügen, über das Vergnügen dagegen oft.

      Ich kann nicht mit absoluter Sicherheit sagen, ob die Dinge, über die ich gerade berichtet habe, sich vor oder nach dem großen Verlust ereigneten, der unsere Familie befiel und dem ich mich jetzt zuwenden muss. Es kam eine Nacht, in der ich krank war und vor Kopfschmerzen und Zahnweh weinte, und auch deswegen, weil meine Mutter nicht zu mir kam. Das lag daran, dass auch sie krank war; und das Merkwürdige war, dass sich mehrere Ärzte in ihrem Zimmer befanden, und es war ein Kommen und Gehen im ganzen Haus, und ständig hörte ich, wie sich Türen öffneten und schlossen. Es schien Stunden zu dauern. Und dann kam mein Vater in Tränen in mein Zimmer und versuchte, meinem verstörten Geist Dinge begreiflich zu machen, die mir noch nie in den Sinn gekommen waren. Es war tatsächlich Krebs und die Krankheit folgte dem üblichen Verlauf: Operation (damals operierte man noch im Haus des Patienten), scheinbare Besserung, Rückkehr der Krankheit, zunehmende Schmerzen und Tod. Mein Vater erholte sich nie mehr völlig von seinem Verlust.

      Kinder leiden, glaube ich, nicht weniger als Erwachsene, aber anders. Für uns Jungen war der Verlust schon geschehen, bevor unsere Mutter starb. Wir verloren sie allmählich, so wie sie allmählich aus unserem Leben in die Hände von Krankenschwestern, in fiebrige Delirien und in den Dämmerschlaf des Morphiums entschwand, wie unser ganzes Dasein sich in etwas Fremdes und Bedrohliches verwandelte, als das Haus sich mit merkwürdigen Gerüchen und mitternächtlichen Geräuschen und geflüsterten Gesprächen füllte.

      Dies hatte zwei weitere Wirkungen, von denen eine sehr schlimm und die andere sehr gut war. Zum einen trennte es uns von unserem Vater ebenso wie von unserer Mutter. Man sagt, geteiltes Leid bringe die Menschen einander näher; aber ich kann kaum glauben, dass das häufig zutrifft, wenn diejenigen, die das Leid teilen, in sehr unterschiedlichem Alter sind. Nach meiner eigenen Erfahrung zu urteilen, hat der Anblick des Elends und Entsetzens Erwachsener auf Kinder nur eine lähmende und entfremdende Wirkung.

      Vielleicht war das unser Fehler. Vielleicht hätten wir, wären wir bessere Kinder gewesen, die Leiden unseres Vaters in dieser Zeit erleichtern können. Doch wir taten es gewiss nicht. Seine Nerven waren nie die besten und seine Emotionen immer unbeherrscht gewesen. Unter dem Druck der Angst wurde sein Temperament unberechenbar; er redete wild und handelte ungerecht. So verlor der Unglückliche während jener Monate, ohne es zu wissen, durch eine eigentümliche Grausamkeit des Schicksals nicht nur seine Frau, sondern auch seine Söhne.

      Wir, mein Bruder und ich, suchten zunehmend ausschließlich beieinander all die Dinge, die das Leben erträglich machten, und vertrauten nur einander. Ich vermute, dass wir (oder zumindest ich) schon damals lernten, ihn zu belügen. Wir fühlten uns von allem im Stich gelassen, was das Haus zu einem Zuhause gemacht hatte; von allem außer jeweils dem Bruder. So schlossen wir uns mit jedem Tag enger aneinander (das war die gute Folge) wie zwei verängstigte Straßenjungen, die sich in einer trostlosen Welt aneinanderkauern, um Wärme zu finden.

      Trauer in der Kindheit wird durch manches zusätzliche Elend erschwert. Man brachte mich in das Schlafzimmer, in dem meine tote Mutter lag; „um sie noch einmal zu sehen“, wie man sagte, in Wirklichkeit jedoch, wie mir sofort klar wurde, um „es“ noch einmal zu sehen. Da war nichts an ihr, das ein Erwachsener als Entstellung bezeichnet hätte – außer jener vollkommenen Entstellung, die der Tod selbst ist. Meine Trauer ging in Entsetzen unter. Bis heute weiß ich nicht, was die Leute meinen, wenn sie einen Leichnam „schön“ nennen. Der hässlichste lebendige Mensch ist ein wahrer Engel der Schönheit im Vergleich mit dem lieblichsten aller Toten.

      All die folgenden Begleiterscheinungen wie der Sarg, die Blumen, der Leichenwagen und die Beerdigung flößten mir Grauen ein. Ich hielt sogar einer meiner Tanten einen Vortrag über die Absurdität von Trauerkleidung, in einem Stil, der den meisten Erwachsenen ebenso herzlos wie frühreif vorgekommen wäre; aber das war unsere liebe Tante Annie, die kanadische Frau meines Onkels mütterlicherseits, die fast so klug und heiter war wie meine Mutter selbst.

      Auf meinen Abscheu vor all dem, was ich damals schon als Getue und falsche Feierlichkeit der Beerdigung empfand, lässt sich vielleicht eine Eigenheit zurückführen, die ich heute als Mangel erkenne, ohne sie jedoch jemals völlig überwunden zu haben – einen Widerwillen gegen alles Öffentliche, alles Kollektive; eine tölpelhafte Unfähigkeit zum Zeremoniellen.

      Der Tod meiner Mutter gab den Anlass zu etwas, das mancher (freilich nicht ich) als meine erste religiöse Erfahrung ansehen könnte. Als man ihren Fall für hoffnungslos erklärte, erinnerte ich mich an das, was ich gelernt hatte; dass nämlich das Gebet des Glaubens erhört werde. Folglich machte ich mich daran, durch schiere Willenskraft in mir den festen Glauben zu erzeugen, dass meine Gebete um ihre Heilung Erfolg haben würden; und ich glaubte, das auch geschafft zu haben. Als sie dennoch starb, änderte ich meine Strategie und steigerte mich in den Glauben hinein, es werde ein Wunder geschehen.

      Interessant daran ist, dass die Enttäuschung, die ich erlebte, ohne weitere Folgen blieb. Die Sache hatte nicht funktioniert, aber ich war es gewohnt, dass Dinge nicht funktionierten und verschwendete keinen weiteren Gedanken daran.

      Ich denke, die Wahrheit ist, dass der Glaube, zu dem ich mich selbst hypnotisiert hatte, in sich zu unreligiös war, als dass sein Scheitern ein religiöses Aufbegehren in mir hätte hervorrufen können. Ich hatte mich Gott oder meiner Vorstellung von Gott genähert, ohne Liebe, ohne Ehrfurcht, ja ohne Furcht. In dem geistigen Bild, das ich mir von diesem Wunder machte, sollte er weder als Erlöser noch als Richter, sondern lediglich als Zauberer auftreten; und sobald er getan hatte, was von ihm erwartet wurde, würde er, so meinte ich, einfach – nun, weggehen. Mir kam nie der Gedanke, die gewaltige Begegnung, die ich gesucht hatte, könnte noch irgendwelche anderen Konsequenzen haben als nur die Wiederherstellung des Status quo. Ich stelle mir vor, dass ein „Glaube“ von dieser Art oft in Kindern entsteht und dass sein Scheitern keinerlei religiöse Bedeutung hat – genausowenig wie die geglaubten Dinge eine religiöse Bedeutung hätten, wenn sie denn geschehen könnten und so einträfen, wie das Kind sie sich vorstellt.

      Mit dem Tod meiner Mutter verschwand alles gefestigte Glück, alles Ruhige und Verlässliche aus meinem Leben. Spaß, Vergnügen und viele Stiche der Freude sollten noch kommen; aber die alte Geborgenheit war dahin. Es gab nur noch Meer und Inseln; der große Kontinent war versunken wie Atlantis.

      1Für Leser meiner Kinderbücher lässt sich das vielleicht am besten verdeutlichen, indem ich sage, dass Tierland nicht das Geringste mit Narnia gemein hat, von den anthropomorphen Tieren einmal abgesehen. Tierland schloss durch seinen ganzen Charakter auch den entferntesten Schimmer des Wunderbaren aus.

      ZWEITES KAPITEL

      Konzentrationslager

      Arithmetik mit farbigen Ruten.

      Times Educational Supplement,

      19. November 1954

      Klop-klop-klop-klop ... wir