Название | Dr. Norden Jubiläumsbox 9 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Norden Box |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740934224 |
Der war nicht böse, den alten Tunichtgut zu übergeben, und kehrte in die Notaufnahme zurück.
Am liebsten hätte sich Carl Herweg auch diesmal wieder geweigert. Doch sein schlechter Allgemeinzustand zwang ihn zur Ruhe.
»Tun Sie, was Sie nicht lassen können«, murrte er etwas leiser. »Aber werden Sie schnell fertig. Ich habe zu tun. In der Firma gibt es Probleme mit der Auslieferung einer Maschine. Der Kunde sitzt mir im Nacken, und ich muss mich darum kümmern«, erklärte er, während er in ein Behandlungszimmer gebracht wurde.
Lorenz, Janine und Dr. Norden begleiteten ihn.
»Es dauert solange es dauert«, erwiderte der erfahrene Allgemeinmediziner unaufgeregt. »Ich werde Ihnen jetzt noch einmal Blut abnehmen, das wir auf Erreger der Japanischen Enzephalitis, HIV und Herpes untersuchen werden«, teilte er dem Patriarchen mit, als er seinen Oberarm mit einer Manschette abband.
»HIV?«, donnerte Carl Herweg ein weiteres Mal los. »Sind Sie noch ganz bei Trost? Ich bin doch nicht… nicht… nein… Dieses Wort nehme ich noch nicht mal in den Mund!«
Nur mit Mühe konnten sich Lorenz und Janine ein Lachen verkneifen. Carl Herweg gehörte noch zu den Menschen, die HIV für eine ›schmutzige‹ Krankheit hielten, die nur Homosexuelle oder Drogenabhängige bekamen. Doch niemand verspürte in diesem Augenblick Lust, ihn eines Besseren zu belehren.
»Das hätten wir«, bemerkte Daniel, nachdem er mehrere Röhrchen mit dem Blut des alten Herrn gefüllt hatte. »Sie bekommen jetzt ein schönes Zimmer und dann warten wir in Ruhe die Untersuchungsergebnisse ab.« Er nickte der Schwester zu, die sie begleitet hatte, und wollte sich von Carl Herweg verabschieden, als der noch eine Frage hatte.
»Ist das meine persönliche Schwester?« Er deutete auf Schwester Elena, die im Begriff war, das Bett aus dem Behandlungszimmer zu schieben.
»Tut mir leid. Eine persönliche Betreuung ist selbst bei deiner privaten Krankenversicherung nicht vorgesehen«, teilte Lorenz seinem Vater schmunzelnd mit.
Diese neue Idee erheiterte ihn sichtlich.
Doch Carl Herweg meinte es durchaus ernst.
»Was gibt’s da zu lachen? Wenn ich schon hierbleiben muss, will ich eine Schwester, die rund um die Uhr nur für mich da ist.« Aus schmalen Augen musterte er die Menschen, die ihn umringten. Schließlich blieb sein Blick an Janine hängen. »Als Krankenschwester taugen Sie mehr denn als Schwiegertochter. Sie bleiben bei mir!«, befahl er sehr zu ihrem Schrecken. »Ich kann Sie zwar nicht leiden, aber zumindest kennen wir uns schon.«
Janine machte den Mund auf, schnappte nach Luft und schloss ihn dann wieder. Mit einer hilflosen Geste wandte sie sich zuerst an Lorenz und dann an ihren Chef.
Ganz offensichtlich ließ sich Dr. Norden diesen Wunsch durch den Kopf gehen, denn er wirkte ernst und nachdenklich.
»Ich denke, wir sollten das draußen besprechen«, kam Janine einer Entscheidung zuvor und eilte voraus auf den Klinikflur.
»Ich möchte mal wissen, was es da zu besprechen gibt!«, rief Carl Herweg ihr nach, als auch Lorenz und Daniel ihr folgten.
Der Sohn des Patriarchen wartete, bis sich die Krankenzimmertür hinter ihnen geschlossen hatte.
»Ehrlich gesagt finde ich diese Idee gar nicht so schlecht«, tat Lorenz seine Meinung offen kund.
»Aber …«, wollte Janine ihm widersprechen, als er unerwartete Unterstützung von Dr. Norden bekam.
»Ich denke auch, dass Sie in den sauren Apfel beißen und seinen Wunsch respektieren sollten. Auf diese Weise bleibt Herr Herweg möglicherweise freiwillig hier, und wir können die längst fälligen Untersuchungen machen«, erläuterte er seine Gedanken.
»Aber er kann mich doch gar nicht leiden«, brachte Janine ihren Einwand an.
»Ganz so schlimm scheint sein Widerstand ja wohl nicht zu sein«, lächelte Lorenz und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. »Sonst hätte er den Vorschlag nicht gemacht. Bitte, Janine, mir zuliebe.« Er sah sie flehend an, und auch Daniel Norden ließ nicht locker.
»Geben Sie sich einen Ruck, Janine! Der Ansturm der vergangenen Wochen hat sich glücklicherweise gelegt, sodass Wendy ein paar Tage ohne Sie auskommen wird.« Er lächelte seine Assistentin so freundlich an, dass Janine nicht Nein sagen konnte und sich schließlich in ihr Schicksal fügte.
»Also schön. Aber nur bis zum Wochenende. Länger halte ich das nicht a …«
Sie hatte noch nicht ausgesprochen, als Lorenz sie in seine Arme nahm und stürmisch küsste.
»Du bist ein Schatz! Das wirst du nicht bereuen«, versprach er vollmundig.
Doch da war sich Janine nicht so sicher, und sie konnte seine Begeisterung nicht teilen.
*
Obwohl es am Abend zuvor spät geworden war, saß Wendy am nächsten Morgen wie auf glühenden Kohlen und wartete darauf, dass der frischgebackene Doktor in die Praxis kam. Endlich wurde sie erlöst, und bepackt mit einer Tüte voller Köstlichkeiten aus der Bäckerei ›Schöne Aussichten‹ betrat Danny die Praxis.
»Guten Morgen, Danny! Wie geht es dir denn heute?«, begrüßte Wendy ihn überschwänglich.
»Danke!« Dannys betrübte Miene entsprach nicht dem, was Wendy erwartet hatte.
Das hatte seinen Grund. Wie fast jeden Morgen hatte Tatjana die Wohnung schon im Morgengrauen verlassen, und wie fast jeden Morgen war Danny später in der Bäckerei vorbeigefahren, um einen Kaffee mit seiner Freundin zu trinken und Frühstück für die Mitarbeiter der Praxis zu besorgen. Doch sie war ungewöhnlich still und zurückhaltend gewesen, war seinen Fragen ausgewichen und hatte sich schließlich unter einem Vorwand in die Backstube zurückgezogen. Danny war nichts anderes übrig geblieben, als sich von Tatjanas Mitarbeiterin Marla zu verabschieden und in die Praxis zu fahren. In sich gekehrt wie selten legte er die Tüte mit den Backwaren auf den Tresen und ging zur Garderobe.
Wendy verfolgte jede seiner Bewegungen mit Argusaugen.
»Stimmt was nicht?«
»Doch, doch, alles in Ordnung.« Danny hatte keine Lust auf ein Kreuzverhör am frühen Morgen und wollte sich so schnell wie möglich in sein Sprechzimmer zurückziehen.
Doch Wendy kannte kein Erbarmen.
»Wenn du einen Kater hast, hol ich dir eine Tablette. Wir sitzen ja an der Quelle!«, scherzte sie und wollte schon aufstehen, als der junge Arzt abwehrend die Hände hob.
»Nein, nein, danke. Es ist wirklich alles gut.« Er wollte sich abwenden, hatte die Rechnung aber ohne Wendy und ihre Hartnäckigkeit gemacht.
»Aber einen Kaffee wirst du ja wohl trinken, oder?«, fragte sie und war schon aufgesprungen, um in die kleine Küche zu eilen und ihm eine Tasse einzuschenken.
Seufzend fügte sich Danny in sein Schicksal und wartete am Tresen auf ihre Rückkehr.
»Das ist nett von Ihnen«, bedankte er sich artig, als sich Wendy auch schon zu ihm hinüber beugte. Mit gesenkter Stimme stellte sie endlich die Frage, die ihr seit dem vergangenen Abend so sehr auf der Seele brannte.
»Sag mal, seid ihr denn jetzt richtig verlobt, Tatjana und du?«
Bevor Danny antwortete, nippte er erst einmal an seinem Kaffee.
»Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Tatjana wollte heute früh nicht darüber sprechen.«
Damit schien Wendy gerechnet zu haben und unwillig schüttelte sie den Kopf.
»Wahrscheinlich hat