wenn sie nicht grad Flammen speien
oder Ritter fressen mussten –
da der Lindwurm in den Engpass
seinen Boa-Hals hinabhing
und mit grünem Augenaufschlag
Dame, Knapp und Maultier schmauste
kommst du wieder, trautes Gestern?
Eitle Frage! Dieses Schuppen-
Ungetüm da drunten ist ein
ganz modernes Fabelwesen,
unersättlich zwar, wie jene
alten Schlangen, doch auch wieder
jenem braven Walfisch ähnlich,
der dem Jonas nur auf Tage
seinen Bauch zur Herberg anbot.
Feuerwurm, ich grüsse froh dich
von den Stufen meines Schlosses!
Denn ob mancher dich auch schmähe
als den Störer stiller Lande,
und die gelben Humpeldrachen,
die noch bliesen, noch nicht pfiffen,
wiederwünschte, – ich bekenne,
dass ich stolz bin, dich zu schauen.
Höher schlägt mir oft das Herze,
seh ich dich auf schmalen Pfaden
deine Wucht in leichter Grazie
mit dem Flug der Vögel messen
und mit Triumphatorpose
hallend durch die Nächte tragen.
Sinnbild bist du mir und Gleichnis
Geistessiegs ob StofFesträgheit!
Gleichnis bist du neuer Zeit mir,
die, jahrtausendalter Kräfte
Erbin, Sammlerin, sie spielend
zwingt und formt, beherrscht und leitet!
Andre Zeiten, andre Drachen,
andre Drachen, andre Märchen,
andre Märchen, andre Mütter,
andre Mütter, andre Jugend,
andre Jugend, andre Männer –:
Stark und stolz, gesund und fröhlich,
leichten, kampfgeübten Geistes,
Überwinder aller Schwerheit,
Sieger, Tänzer, Spötter, Götter!
DIE WEIDE AM BACHE
Weißt du noch, Phanta,
wie wir jüngst
eine Nyade,
eine der tausend
Göttinnen der Nacht,
bei ihrem Abendwerk
belauschten?
Einer Weide
half sie, sorglich
wie eine Mutter,
ins Nachthemd,
das sie zuvor
aus den Nebel-Linnen des Bachs
kunstvoll gefertigt.
Ungeschickt
streckte der Baum die Arme aus,
hineinzukriechen
ins Schlafgewand.
Da warf es die Nymphe
lächelnd ihm über den Kopf,
zog es herab,
strich es ihm glatt an den Leib,
knöpfte an Hals und Händen
es ordentlich zu
und eilte weiter.
Die Weide aber,
in ihrem Nachtkleid,
sah ganz stolz
empor zu Lima.
Und Lima lächelte,
und der Bach murmelte,
und wir beide,
wir fanden wieder einmal
die Welt sehr lustig.
ABENDDÄMMERUNG
Eine runzelige Alte,
schleicht die Abenddämmerung,
gebtickten Ganges
durchs Gefild
und sammelt und sammelt
das letzte Licht
in ihre Schürze.
Vom Wiesenrain,
von den Hüttendächern,
von den Stämmen des Walds,
nimmt sie es fort.
Und dann
humpelt sie mühsam
den Berg hinauf
und sammelt und sammelt
die letzte Sonne
in ihre Schürze.
Droben umschlingt ihr
mit Halsen und Küssen
ihr Töchterchen Nacht
den Nacken
und greift begierig
ins ängstlich verschlossene
Schurztuch.
Als es sein Händchen
wieder herauszieht,
ist es schneeweiss,
als war es mit Mehl
rings überpudert.
Und die Kleine,
längst gewitzt,
tupft mit dem
niedlichen Zeigefinger
den ganzen Himmel voll
und jauchzt laut auf
in kindlicher Freude.
Ganz unten aber
macht sie einen grossen,
runden Tupfen –
das ist der Mond.
Mütterchen Dämmerung
sieht ihr mit mildem
Lächeln zu.
Und dann geht es
langsam
zu Bette.
AUGUSTNACHT
Stille, herrliche Sommernacht!
Silberfischlein springen lustig
in dem himmlischen Meer.
Hochauf schnellen
die zierlichen Leibchen sich,
blitzschnell.
wieder verschwindend.
Hinter grauen Wolkenklippen