Название | Erinnerungen eines Policeman |
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Автор произведения | Александр Дюма |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
Ja, ich hatte es gehört; aber ich war außer Sandfort der Einzige, der es gehört hatte, und ich allein war im Stande, dieses Geräusch zu erklären.
»Ich habe nichts gehört,« antwortete ich.
Das Geräusch hatte aufgehört.
»Ziehe die Alarmglocke, Adolph,« sagte Sandfort zu einem der Anwesenden, der vor ihm stand.
Der mit dem Namen Adolph angeredete Spießgeselle trat auf den Glockenzug zu.
Nicht nur das Spiel, sondern auch das Athmen der Gauner wurde unterbrochen; Alle lauschten auf die Antwort.
Diese ließ nicht auf sich warten. Ein dreimaliges Glockenzeichen ertönte. Dies war das Signal, daß nichts zu fürchten sey.
»Es ist nichts,« sagte Sandfort, »nur weiter!«
Dann setzte er so leise hinzu, daß es Merton nicht hören konnte:
»Es wäre wahrlich Schade, jetzt gestört zu werden; die Komödie ist ja fast zu Ende.«
Die mir beigegebenen Polizeidiener hatten von mir die Weisung erhalten, mit gewissen Vorsichtsmaßregeln zu er1 scheinen. Zwei von ihnen, in eleganter bürgerlicher Kleidung, sollten sich mittelst des Losungswortes, das ich ihnen gegeben, Einlaß verschaffen, dann sogleich den Thürhüter ergreifen und knebeln. Ich hatte ihnen auch erklärt, auf welche Weise sie der Alarmglocke antworten sollten: nämlich mit einem dreimaligen Glockenzeichen. Nachdem sie diese drei Glockenzeichen gegeben, sollten sie Alle leise die Treppe heraufkommen und auf dem Gange warten, bis ich ihnen die Thür öffnen, und sie auffordern würde, in den Saal zu kommen und die Gauner zu verhaften.
Die Hinterthür, durch die wir uns in der Frühe zu entfernen pflegten, war ebenfalls sorgfältig bewacht, jedoch so, daß die Polizeiagenten nicht leicht zu bemerken waren.
Ich fürchtete nur, die Gauner könnten die Gefahr früh genug merken, um die Lichter auszulöschen, die falschen Banknoten zu vernichten und durch einen mir vielleicht nicht bekannten geheimen Ausgang entschlüpfen.
Der Augenblick war gekommen, ich nahm meinen ganzen Muth zusammen. Das Spiel hatte wieder begonnen und wurde mit verdoppelter Wuth fortgesetzt. Ich ergriff meine Pistolen, ohne sie aus der Tasche zu ziehen, und spannt vorsichtig den Hahn, um sogleich feuern zu können. Ich wußte, daß ich mit verzweifelten Menschen ein verzweifeltes Spiel zu spielen hatte, aber ich war entschlossen, Alles zu wagen.
In dem Augenblicke, wo Alle die Entscheidung einer Partie erwarteten, stand ich auf, ging an die Thür, die ich halb öffnete, und steckte den Kopf hinaus, als ob ich die Ursache des vorhin vernommenen Geräusches erforschen wollte.
Zu meiner Beruhigung sah ich den Gang und selbst die Treppe voll von Polizeidienern, welche schweigend und regungslos das Signal erwarteten.
Ich trat wieder zurück, schlug die Thür zu und ging an den Tisch, wo Charles Merton saß.
Er hatte natürlich die Partie verloren ; der letzte Einsatz war gemacht und belief sich nahe an zweitausend Pfund Sterling.
Man spielte, Charles Merton verlor wieder.
Aber kaum waren die letzten Karten gefallen, so sprang er auf, als ob er durch eine Feder emporgeschnellt würde ; sein Gesicht war leichenblaß, seine Züge hatten den Ausdruck der Verzweiflung Endlich machte er seinen peinlichen Gefühlen durch Worte Luft, und heisere Verwünschungen kamen aus seinem Munde.
Sandfort und seine Genossen scharrten mit kaltem Hohn ihre reiche Beute zusammen ; eine dämonische Freude strahlte auf allen Gesichtern.
»Schändlicher Verräther! verwünschter Unhold!« rief Merton wie wahnsinnig, und faßte Sandfort bei der Gurgel, »Du hast mich bestohlen, zu Grunde gerichtet, entehrt!«
»Ja wohl,« antwortete Sandfort gelassen und ergriff die Hände. die ihn zu erdrosseln drohten, »und ich glaube, daß die Sache nach allen Regeln der Kunst erledigt ist. Jetzt befolgen Sie meinen Rath, Freundchen, und lernen Sie ebenfalls spielen, um Ihr Vermögen von einigen reichen Gimpeln, wie Sie bisher waren. wieder zu gewinnen. Aber hier schweigen Sie, denn Ihr Schimpfen und Toben würde Ihnen nichts nützen.«
Merton warf einen verstörten Blick auf den Gauner, der ihn mit so unerhörter Frechheit verhöhnte, und er schwieg, nicht als ob er den Rath, den ihm Sandfort gegeben, befolgen wollte, sondern vermuthlich, weil er keine Worte mehr fand, die seinen Ingrimm genügend ausdrückten.
Zugleich streckte Sandfort, der sich los gemacht hatte, die Hand nach dem Tische aus, .um seinen Antheil an der Beute zu nehmen.
»Halt, Cardon’« sagte ich vortretend, und nahm eine Handvoll falscher Banknoten. »Halt! Mr. Merton scheint mir nicht gegen Einsätze von gleichem Werthe gespielt zu haben.«
»Was willst Du damit sagen?« fragte Sandfort.
»Ich will damit sagen, daß diese Banknoten falsch sind.«
»Hund!« schrie Sandfort und stürzte wüthend auf mich zu, »liegt Dir denn so wenig an deinem Leben, daß Du es so leichtsinnig aufs Spiel setzest?«
Zugleich machte er eine Bewegung, um mir die falschen Banknoten zu entreißen. Aber ich war eben so flink wie er; eine Doppelpistole, die ich ihm aus die Brust setzte, trieb ihn zurück.
Die ganze Bande sprang nun auf und umzingelte uns mit drohenden Geberden und feuersprühenden Blicken.
Merton sah abwechselnd mich und seine Gegner an.
Der ganze Austritt war ihm ein Räthsel.
»Nehmt ihm die Papiere weg!« rief Sandfort, der sich inzwischen von seinem ersten Schrecken erholt hatte; »ergreifet ihn, stoßt ihn nieder, sonst sind wir verloren!«
»Ja, Du bist verloren, Schurke!« erwiederte ich mit gleicher Heftigkeit. »Kommen Sie herein, meine Herren, und thun Sie Ihre Pflicht!«
Auf diesen Ruf stürzten meine Leute ins Zimmer.
Die ganze Bande. von Schrecken gelähmt, wurde ohne Widerstand verhaftet; alle Gauner trugen Waffen bei sich’, aber keiner von ihnen hatte genug Fassung, um Gebrauch davon zu machen.
Die acht Verbrecher wurden ins Gefängniß gebracht. Drei von ihnen, worunter Sandfort-Cardon. wurden zu lebenslänglicher Depottation, die Uebrigen zu mehrjähriger Kerkerstrafe verurtheilt. »
Ich hatte meine Aufgabe in einer Weise gelöst, die nichts zu wünschen übrig ließ. Meine Chefs zollten mir das größte Lob, und dies war die erste Stufe zu der hohen Stellung, die ich jetzt im Staatsdienste inne habe.
Charles Merton erhielt seine Schuldverschreibungen, seine Geschmeide und sein Geld zurück. Durch diese traurige Erfahrung gewarnt, betrat er nie wieder ein Spielhaus.
Es versteht sich, daß Lady Everton und ihr Sohn Alles aufboten, um mir ihren Dank zu bethätigen; aber der einzige Beweis dieses Dankes, den ich annahm, war ein warmer Händedruck Merton’s.
II.
Der Schuldlose
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Einige Tage nach der Verhaftung der Spieler- und Fälscherbande wurde ich mit der Erforschung eines noch schwereren Verbrechens beauftragt. Es handelte sich um nichts Geringeres als um einen Raubmord.
Das Verbrechen war in dem Hause eines sehr reichen Privatmannes. Mr. Bagshawn, begangen worden.
Dieses Haus lag einige Miles von Kendal, in der Grafschaft Westmoreland.
Die Localbehörden machten der Londoner Polizeidirection folgende Mittheilung:
Mr. Bagshawn, der sich seit einiger Zeit zu Leannington, in der Grafschaft Warwick befand, schrieb an seine Haushälterin Sara King, die in seiner Abwesenheit die Aufsicht über seine Villa führte, um ihr seine nahe bevorstehende Rückkehr anzuzeigen. Er befahl ihr, ein gewisses Zimmer, das er genau bezeichnete, gut zu heizen und andere Vorkehrungen zum Empfange seines Neffen Robert Bristowe zu treffen. Der Neffe war eben aus Indien gekommen und wollte einige Tage in London bleiben, um sich dann in