Die drei Musketiere. Александр Дюма

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Название Die drei Musketiere
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Серия
Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
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in einer Klemme befinden, fünfzig Pistolen anzubieten gedenke . . . «

      »Vortrefflich; Ihr seid also reich, mein lieber Herr Bonacieux?«

      »Ich bin wohlhabend, das ist das rechte Wort. Ich habe mir so zwei- bis dreitausend Thaler Renten in meinem Kramladen und besonders dadurch erworben, daß ich einige Kapitalien bei der letzten Reise des berühmten Seefahrers Jean Mosauet anlegte, so daß Ihr wohl begreifen könnt, mein Herr . . . Ah! doch . . . « rief der Bürger.

      »Was?« fragte d'Artagnan.

      »Was sehe ich?«

      »Wo?«

      »Auf der Straße, Eurem Fenster gegenüber, in der Vertiefung jener Thüre, ein Mann in einen Mantel gehüllt.«

      »Er ist es!« rief d'Artagnan und der Bürger zu gleicher Zeit, denn beide hatten ihren Mann erkannt.

      »Ah! diesmal,« schrie d'Artagnan, nach seinem Degen laufend, »diesmal soll er mir nicht entgehen.«

      Und vom Leder ziehend stürzte er aus dem Zimmer.

      Auf der Treppe begegnete er Athos und Porthos, die ihn besuchen wollten. Sie machten Platz, d'Artagnan schoß wie ein Pfeil zwischen ihnen durch.

      »He da! wohin läufst Du denn?« riefen die beiden Musketiere zugleich.

      »Der Mann von Meung,« erwiederte d'Artagnan und verschwand.

      D'Artagnan hatte seinen Freunden mehr als einmal sein Abenteuer mit dem Unbekannten, so wie die Erscheinung der schönen Reisenden mitgeteilt, der dieser Mensch eine, wie es schien, so wichtige Sendung anvertraute.

      Es war die Meinung von Athos gewesen, d'Artagnan habe seinen Brief bei dem Streite verloren. Ein Edelmann wäre seiner Ansicht nach – und nach dem Portrait, das d'Artagnan von dem Unbekannten entworfen hatte, konnte es nur ein Edelmann sein – ein Edelmann wäre der Gemeinheit zu stehlen unfähig gewesen.

      Porthos hatte in Allem diesem nur ein verliebtes Rendezvous gesehen, das ein Kavalier einer Dame, oder eine Dame einem Kavalier gab, und das durch die Anwesenheit d'Artagnans und seines gelben Rosses gestört wurde.

      Aramis sagte, bei so geheimnisvollen Dingen sei es besser, sie gar nicht ergründen zu wollen.

      Sie konnten also aus den paar Worten d'Artagnans schließen, wovon die Rede war, und da sie dachten, wenn d'Artagnan seinen Mann getroffen oder aus dem Gesichte verloren hätte, würde er zurückkommen, so setzten sie ihren Weg fort.

      Als sie in d'Artagnans Zimmer traten, war es leer. Die Folgen des Zusammentreffens befürchtend, welches ohne Zweifel zwischen dem jungen Manne und dem Unbekannten stattfinden würde, hatte der Hauseigenthümer für gut befunden, sich aus dem Staub zu machen.

      IX.

      D'Artagnan zeigt sich in einem eigenthümlichen Lichte

      Nach Verlauf einer halben Stunde kehrte d'Artagnan zurück, wie dies Athos und Porthos vorhergesehen hatten. Er hatte auch dießmal seinen Mann verfehlt, welcher wie durch ein Zauberwerk verschwunden war. D'Artagnan war ihm mit dem Degen in der Faust durch alle benachbarten Straßen nachgelaufen, ohne etwas zu finden, was dem Gesuchten glich. Dann kam er auf das zurück, wobei er vielleicht hätte anfangen sollen und klopfte an die Thüre, an die sich der Unbekannte gelehnt hatte; aber vergeblich ließ er zehn- bis zwölfmal hinter einander den Klopfer ertönen. Niemand antwortete, und Nachbarn, welche in Folge des Geräusches auf ihre Thürschwelle liefen oder die Nase durch's Fenster steckten, gaben ihm die Versicherung, dieses Haus, dessen Fenster sämmtlich verschlossen waren, sei seit sechs Monaten völlig unbewohnt.

      Während d'Artagnan in den Straßen umherlief und an die Thüren klopfte hatte sich Aramis bei seinen zwei Gefährten eingefunden, so daß d'Artagnan, in sein Zimmer zurückkehrend, die Versammlung vollzählig fand.

      »Nun?« fragten die drei Musketiere zugleich, als sie d'Artagnan mit Schweiß auf der Stirne und zornentstelltem Gesicht eintreten sahen.

      »Nun!« rief dieser und warf seinen Degen auf das Bett, »der Mensch muß der leibhaftige Teufel sein; er ist verschwunden, wie ein Phantom, wie ein Schatten, wie ein Gespenst.«

      »Glaubt Ihr an Erscheinungen?« fragte Athos seinen Kameraden Porthos.

      »Ich? ich glaube nur das, was ich gesehen habe, und da ich nie Erscheinungen gesehen habe, so glaube ich nicht daran.«

      »Die Bibel,« sagte Aramis, »macht es uns zum Gesetz, daran zu glauben: der Schatten Samuels erschien Saul, es ist dies ein Glaubensartikel, den ich nicht gern in Zweifel ziehen sehen würde.«

      »In jedem Fall ist dieser Mann, ob nun Mensch oder Teufel, Körper oder Schatten, Täuschung oder Wirklichkeit, zu meiner Verdammniß geboren; denn durch seine Flucht entgeht uns ein herrliches Geschäft, meine Freunde, ein Geschäft, wobei man hundert Pistolen und vielleicht noch mehr hätte gewinnen können.«

      »Wie das?« fragten Porthos und Aramis.

      Athos aber begnügte sich, seinem Stummheitssystem getreu, d'Artagnan nur mit einem Blick zu befragen.

      »Planchet,« sagte d'Artagnan zu seinem Bedienten, der in diesem Augenblick durch die ein wenig geöffnete Thür seinen Kopf steckte, um wo möglich einige Brocken von dem Gespräche zu erhaschen, »geh' hinab zu meinem Hauseigenthümer Bonacieux und sage ihm, er möge uns ein halb Dutzend Flaschen Beaugency-Wein schicken. Ich ziehe diesen vor.«

      »Ah, Du scheinst offenen Credit bei Deinem Hauseigenthümer zu haben?« fragte Porthos.

      »Ja,« antwortete d'Artagnan, »von heute an, und seid nur ruhig, wenn sein Wein schlecht ist, so muß er uns andern holen.«

      »Man muß gebrauchen und nicht mißbrauchen,« sagte Aramis spruchreich.

      »Ich habe immer behauptet, d'Artagnan sei der einsichtsvollste Kopf unter uns Vieren,« bemerkte Athos, und nachdem er diese Meinung ausgesprochen, auf welche d'Artagnan mit einer Verbeugung antwortete, alsbald wieder in sein gewöhnliches Stillschweigen verfiel.

      »Aber nun laßt einmal hören, wie verhält sich die Sache?« fragte Porthos.

      »Ja,« sprach Aramis, »theilt es uns mit, lieber Freund, wenn nicht die Ehre einer Dame bei dieser Eröffnung betheiligt ist; in diesem Fall würdet Ihr besser daran thun, das Geheimnis für Euch zu behalten.«

      »Seid unbesorgt,« erwiederte d'Artagnan, »es wird sich Niemands Ehre bei dem, was ich Euch mittheilen will, zu beklagen haben.«

      Und hierauf erzählte er seinen Freunden Wort für Wort, was sich zwischen ihm und seinem Hauswirth begeben hatte, und wie der Mann, der die Frau des würdigen Hauseigenthümers entführt, derselbe war, mit dem er an der Herberge zum Freimüller Streit gehabt hatte.

      »Eure Angelegenheit ist nicht schlimm,« sagte Athos, nachdem er den Wein als Kenner gekostet und mit einem Zeichen angedeutet hatte, daß er ihn gut finde, »und man könnte wohl aus diesem braven Manne fünfzig bis sechzig Pistolen herausbringen. Nun entsteht nur noch die Frage, ob fünfzig bis sechzig Pistolen so viel werth sind, daß man vier Köpfe dafür aufs Spiel setzt.«

      »Aber bemerkt wohl,« rief d'Artagnan, »daß eine Frau bei dieser Angelegenheit betheiligt ist, eine entführte Frau, eine Frau, die man ohne Zweifel bedroht, die man wahrscheinlich martert und zwar Alles dies, weil sie ihrer Gebieterin treu ist.«

      »Bemerkt wohl, d'Artagnan,« sprach Aramis, »Ihr erhitzt Euch meiner Ansicht nach ein wenig zu sehr über das Schicksal der Frau Bonacieux. Das Weib ist zu unserem Verderben geboren und von ihm rührt all unser Unglück her.«

      Bei dieser Sentenz von Aramis runzelte Athos die Stirne und biß sich in die Lippen.

      »Ich hin nicht wegen Frau Bonacieux unruhig,« rief d'Artagnan, »sondern wegen der Königin, die der König im Stich läßt, die der Cardinal verfolgt, und welche die Köpfe ihrer Freunde einen nach dem andern fallen sieht.«

      »Warum liebt sie das, was wir am meisten auf der Welt verabscheuen: die Spanier und die Engländer?«

      »Ei! meiner Treue!« sprach Athos, »ich muß gestehen, dieser Engländer ist im höchsten Grad würdig,