Название | Die beiden Dianen |
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Автор произведения | Александр Дюма |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
»Gräßlich! gräßlich« rief Gabriel. »Doch bedenkt, Madame, daß ich überall sagen kann, Ihr habet den Grafen von Montgommery geliebt, Ihr habet den König verraten, und ich, der Sohn des Grafen, habe Gewißheit darüber.«
»Moralische Gewißheit, doch keine Beweise,« versetzte mit einem schlimmen Lächeln Diana, welche nun wieder ihre freche, hochmüthige Gleichgültigkeit annahm. »Ich werde Euch Lügen strafen, mein Herr, und Ihr habt es, auch selbst gesagt, wenn Ihr behauptet, und ich leugne, so wird man nicht Euch glauben. Fügt dem bei, daß ich dem König sagen kann, Ihr habet es gewagt, mir eine unverschämte Liebe zu erklären, und mir gedroht, mich zu verleumden, wenn ich nicht nachgeben würde. Ihr wäret dann verloren. Herr Gabriel von Montgommery. Doch verzeiht,« fügte sie aufstehend bei, »ich bin genöthigt, Euch zu verlassen; Ihr habt mich wahrhaftig sehr interessiert, und Eure Geschichte ist eine ganz seltsame.«
Sie klopfte an ein Glöckchen, um ihren Pagen zu rufen.
»Oh! das ist schändlich!« rief Gabriel, indem er sich mit seinen geballten Fäusten vor die Stirne schlug. »Oh! warum seid Ihr eine Frau, und warum bin ich ein Edelmann? Doch nehmt Euch nicht desto weniger in Acht, Madame, Ihr werdet nicht ungestraft mit meinem Herzen und mit meinem Leben gespielt haben, und Gott wird Euch bestrafen und mich rächen; denn was Ihr thut, ich wiederhole es, ist schändlich.«
»Ihr findet das?« sagte Diana.
Und sie begleitete diese Worte mit einem kurzen, trockenen, spöttischen Gelächter, das ihr eigenthümlich war.
In diesem Augenblick hob der Page, den sie gerufen hatte, den Thürvorhang auf. Sie machte Gabriel einen kleinen ironischen Bückling und verließ das Zimmer.
»Gut!« sagte sie zu sich selbst, »Mein Connetable bat offenbar Glück. Fortuna ist wie ich: sie liebt ihn. Warum des Teufels lieben wir ihn?«
Gabriel ging, trunken vor Wuth und Schmerz, hinter Diana weg.
XV.
Catharina von Medicis
Aber Gabriel war ein braves, festes Herz, voll Muth und Entschlossenheit. Nach dem ersten Augenblick der Bestürzung schüttelte er seine Niedergeschlagenheit von sich ab, erhob das Haupt und ließ sich bei der Königin melden.
Catharina von Medicis konnte in der That von der unbekannten Tragödie der Nebenbublerschaft ihres Gemahls und des Grafen von Montgommery haben reden hören: wer weiß, ob sie nicht sogar eine Rolle darin gespielt hatte? Sie zählte zu jener Zeit kaum zwanzig Jahre. Mußte nicht die Eifersucht der schönen und vernachläßigten jungen Frau beständig die Augen auf alle Handlungen und Fehler ihrer Nebenbuhlerin offen halten? Gabriel rechnete darauf, ihre Erinnerungen würden ihn auf dem dunklen Pfade erleuchten, wo er nur tappend fortschritt, während er auf demselben klar zu sehen, als Liebender und als Sohn, für sein Glück oder für seine Rache, ein so großes Interesse hatte.
Catharina empfing den Vicomte d’Ermès mit dem ausgezeichneten Wohlwollen, das sie ihm bei jeder Gelegenheit bewies.
»Ihr seid es schöner Sieger,« sagte sie, »welchem glücklichen Zufall verdanke ich Euern freundlichen Besuch? Ihr laßt Euch nur selten bei mir sehen, Herr d’Ermès, und es ist sogar, wie ich glaube, das erste Mal, daß Ihr Audienz in unsern Gemächern von uns verlangt. Ihr seid jedoch und werdet stets willkommen bei uns sein.«
»Madame,« sprach Gabriel, »ich weiß nicht, wie ich Euch für so viel Güte danken soll; seid überzeugt, daß meine Ergebenheit . . .«
»Laßt Eure Ergebenheit,« unterbrach ihn die Königin, »nennt uns die Absicht, die Euch hierher führt. Könnte ich Euch etwa in irgend einer Sache dienlich sein?«
»Ja, Madame, ich glaube, daß Ihr es könntet.«
»Desto besser, Herr d’Ermès,« sagte Catharina mit dem ermuthigendsten Lächeln, »und wenn das, was Ihr von mir verlangen werdet, in meiner Gewalt liegt, so mache ich mich im Voraus anheischig, es Euch zu bewilligen. Das ist vielleicht eine etwas gefährdende Verbindlichkeit, doch Ihr werdet sie nicht mißbrauchen, mein schöner Edelmann.«
»Gott behüte mich, Madame, das ist nicht meine Absicht.«
»Sprecht also, laßt hören,« sagte die Königin seufzend.
»Madame, es ist eine Auskunft, die ich mir von Euch zu erbitten wage, nichts mehr. Doch für mich ist dieses Nichts Alles. Ihr werdet mich daher entschuldigen, wenn ich Erinnerungen in Euch zurückrufe, die Eurer Majestät schmerzlich sein müssen. Es handelt sich um ein Ereigniß, das in das Jahr 1539 zurückgeht.«
»Oh! ich war damals noch sehr jung, beinahe ein Kind,« sprach die Königin.
»Doch schon sehr schön und sicherlich sehr liebenswürdig,« erwiderte Gabriel.
»Einige sagten es zuweilen,« versetzte die Königin, entzückt über die Wendung, welche das Gespräch nahm.
»Und dennoch,« fuhr Gabriel fort, »dennoch wagte es eine andere Frau, Eingriffe in das Recht zu thun, das Ihr von Gott, von Eurer Geburt und Eurer Schönheit habt, und diese Frau, nicht zufrieden, von Euch, durch Magie und Zauberwerk ohne Zweifel, die Augen und das Herz eines Gatten abwendig zu machen, der noch zu jung war, um hellsehend zu sein, diese Frau verriet denjenigen, welcher Euch verriet, und liebte den Grafen von Montgommery. Doch in Eurer gerechten Verachtung habt Ihr dies alles vielleicht vergessen, Madame?«
»Nein,« sagte die Königin, »dieses Abenteuer und alle die beginnenden Schliche derjenigen, von welcher, Ihr sprecht, sind meinem Gedächtnis noch gegenwärtig. Ja, sie liebte den Grafen von Montgommery; als sie ihre Leidenschaft entdeckt sah, behauptete sie feiger Weise, es sei eine Finte gewesen, um das Herz des Dauphin zu prüfen; und als Montgommery verschwand, vielleicht auf ihren Befehl allein! da weinte sie nicht, sondern sie erschien vielmehr am andern Tage lachend und toll auf dem Ball. Ja, ich erinnere mich stets der ersten Intriguen, mit deren Hilfe diese Frau mein junges Königthum untergrub; denn ich betrübte mich damals darüber und brachte meine Tage und meine Nächte in Thränen hin. Doch seitdem ist mein Stolz erwacht: ich hatte stets mehr als meine Pflicht erfüllt; ich hatte beständig durch meine Würde meinem Titel als Gattin, als Mutter und als Königin Ehre gemacht; ich hatte dem König und Frankreich sieben Kinder geschenkt. Doch nun liebe ich meinen Gatten mit Ruhe als einen Freund und als den Vater meiner Kinder, und ich gestehe ihm das Recht nicht zu, ein zärtliches Gefühl von mir zu fordern; ich habe genug gelebt für das allgemeine Wohl, kann ich nicht auch ein wenig für mich selbst leben? Habe ich mein Glück nicht theuer genug errungen? Wenn sich mir eine junge und leidenschaftliche Ergebenheit böte, wäre es ein Verbrechen von mir, sie nicht zurückzustoßen, Gabriel?«
Die Blicke von Catharina erläuterten ihre Worte. Doch der Geist von Gabriel war anderswo. Seitdem die Königin nicht mehr von seinem Vater sprach, hörte er nicht mehr, er träumte. Diese Träumerei, welche Catharina in dem Sinn erklärte, den sie wünschte, mißfiel ihr nicht; doch Gabriel brach bald das Stillschweigen.
»Eine letzte Erleuchtung Madame, und zwar die wichtigste,« sagte er. »Ihr seid so vortrefflich gegen mich! Wahrhaftig, ich wußte wohl, als ich zu Euch kam, daß ich befriedigt von hinnen gehen würde. Ihr habt von Ergebenheit gesprochen, zählt auf die meinige, Madame. Doch ich bitte, vollendet Euer Werk! Da Ihr die einzelnen Umstände des finsteren Abenteuers des Grafen von Montgommery gekannt habt, wißt Ihr, ob man zur Zeit daran zweifelte daß Frau von Castro, welche einige Monate nach dem Verschwinden des Grafen geboren wurde, wirklich die Tochter des Königs war? Hat die üble Nachrede, sagen wir sogar die Verleumdung, nicht einen Verdacht in dieser Hinsicht geäußert und Herrn von Montgommery die Vaterschaft von Diana zugeschrieben?«
Catharina von Medicis schaute Gabriel eine Zeit lang stillschweigend an, als wollte sie sich Rechenschaft von der Absicht geben, welche seine Worte dictirt hatte. Sie glaubte diese Absicht gefunden zu haben und erwiderte lächelnd:
»Ich habe in der That wahrgenommen, daß Ihr auf Frau von Castro aufmerksam waret und ihr beständig den Hof machtet. Ich kenne nun Eure Beweggründe. Ihr wollt nur, ehe Ihr weiter geht, Euch versichern nicht wahr? daß Ihr keinen falschen Weg verfolgt, und daß Ihr Eure Huldigungen wirklich einer Königstochter zuwendet? Nachdem Ihr die legitimierte Tochter