Die beiden Dianen. Александр Дюма

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Название Die beiden Dianen
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Серия
Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
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sind. Schlag auf Schlag empfängt er Boten, die ihn ungemein zu beschäftigen scheinen. Doch gleichviel, wir werden nachher erfahren, was daran ist, und mittlerweile könnt Ihr ein paar Lanzen brechen. Hier ist ein Preis für den Sieger,« fügte Heinrich bei, indem er die goldene Kette, die er trug, vom Halse nahm. »Thut Euer Bestes, meine Herren; nehmt Euch jedoch in Acht, wenn der Kampf sich erwärmt, so könnte ich mich wohl darein mischen und wieder zu gewinnen suchen, was ich Euch biete, um so mehr, als ich Frau von Castro etwas schuldig bin. Merkt Euch auch, daß auf den Punk sechs Uhr der Kampf beendigt ist und der Sieger, wer es auch sein mag, gekrönt werden wird. Geht, Ihr habt eine Stunde, um uns Eure schönen Stöße zu zeigen, hütet Euch jedoch, daß Niemand Schlimmes widerfährt. Sagt indessen, wie geht es Herrn von Avallon?«

      »Ach! Sire, er ist so eben verschieden.«

      »Gott nehme seine Seele gnädig auf!« sprach Heinrich. »Von meinen Kapitänen der Garde war er vielleicht der eifrigste für meinen Dienst und der bravste. Wer wird ihn mir ersetzen? . . . Doch die Damen warten, meine Herren, und die Schranken werden sich öffnen.«

      Der Graf von Pommerive hielt zuerst Stand; doch er mußte Herrn von Burie weichen, dem der Herr Marschall d’Amville sodann das Feld abgewann. Aber der Herr Marschall war sehr gewandt und kräftig und hielt sich beständig gegen fünf auf einander folgende Ritter.

      Der König konnte sich nicht mehr bewältigen.

      »Ei!« sagte er zu dem Marschall, »ich will doch sehen Herr d’Amville, ob Ihr für die Ewigkeit hier festgenietet seid.«

      Er bewaffnete sich, und schon beim ersten Rennen verlor Herr d’Amville die Bügel. Nach ihm kam die Reihe an Herrn d’Aussun. Dann zeigte sich kein Kämpe mehr.

      »Was ist denn das, meine Herren?« sprach Heinrich, »wie! Niemand will mehr gegen mich kämpfen? Schont man mich etwa?« rief der König die Stirne faltend. »Ah! Gottes-Tod! es gibt keinen König hier, außer dem Sieger, und keine Vorrechte, außer denen der Geschicklichkeit. Greift mich also an, meine Herren, greift mich kühn an.«

      Doch Keiner wagte den Angriff des Löwen, denn man befürchtete gleich sehr, Sieger und Besiegter zu sein.

      Der König wurde indessen sehr ungeduldig. Er fing an zu vermuthen, daß bei den vorhergehenden Wettstreiten seine Widersacher nicht alle ihre Mittel gegen ihn gebraucht hatten, und dieser Gedanke, der seinen Sieg in seinen eigenen Augen verkleinerte, erfüllte ihn mit Aerger.

      Endlich kam ein neuer Kämpe durch die Schranken und Heinrich sprengte ihm, ohne nur zu sehen, wer er war entgegen. Die beiden Lanzen brachen sich, doch der König wankte im Sattel, nachdem er den Stumpf weggeworfen hatte, und war genöthigt, sich am Sattelbogen zu halten. Der Andere blieb unbeweglich. In diesem Augenblick schlug es sechs Uhr. Heinrich war besiegt.

      Leicht und freudig stieg er vom Pferde, warf den Zügel einem Stallmeister zu und nahm den Sieger bei der Hand, um ihn selbst zur Königin zu führen. Zu seinem großen Erstaunen sah er ein ihm völlig unbekanntes Gesicht. Es war indessen ein stattlicher Cavalier von edler Miene, und die Königin, als sie das Geschmeide um den Hals des vor ihr knienden jungen Mannes schlang, konnte nicht umhin, dies zu bemerken und ihm zuzulächeln.

      Er aber, nachdem er sich tief verbeugt hatte, erhob sich wieder, machte einige Schritte gegen die Estrade des Hofes, blieb vor Frau von Castro stehen und bot ihr das Halsgeschmeide den Preis des Siegers.

      Die Fanfaren erschollen abermals dergestalt, daß man zwei Schreie nicht hörte, welche gleichzeitig aus Beider Mund kamen.

      »Gabriel!«

      »Diana!«

      Ganz bleich vor Freude und Erstaunen nahm Diana das Halsgeschmeide mit zitternder Hand. Jedermann dachte, der unbekannte Cavalier habe den König Frau von Castro das Halsgeschmeide versprechen hören, und wolle eine so schöne Dame nicht um das ihr zugesagte Geschenk bringen. Man fand sein Benehmen galant und ganz eines guten Edelmannes würdig. Der König selbst nahm die Sache nicht anders.

      »Das ist eine Artigkeit, die mich rührt,« sagte er. »Aber ich, von dem man annimmt, ich kenne alle Herren meines Adels, ich muß gestehen daß ich mich nicht erinnere, wo und wann ich Euch gesehen habe, und ich wäre doch sehr erfreut, zu wissen, wer mir so eben den harten Stoß gegeben, der mich, glaube ich, aus dem Sattel gehoben hätte, besäße ich nicht, Gott sei Dank, so feste Beine.«

      »Sire,« erwiderte Gabriel, »es ist das erste Mal, daß ich die Ehre habe, mich in Gegenwart Eurer Majestät zu befinden. Ich war bis jetzt beim Heer, komme so eben aus Italien an und heiße Vicomte d’Ermès.«

      »Vicomte d’Ermès!« versetzte der König, »gut ich werde mich nun des Namens meines Siegers erinnern.«

      »Sire,« sprach Gabriel, »es gibt keinen Sieger, da wo Ihr seid, und ich überbringe Eurer Majestät den glorreichen Beweis hiervon.«

      Er machte ein Zeichen, Martin-Guerre und die zwei Gewappneten traten mit den italienischen Fahnen in die Rennbahn und legten sie zu den Füßen des Königs nieder.

      »Sire,« sagte Gabriel, »hier sind die in Italien durch Euer Heer eroberten Fahnen, welche der Herzog von Guise Eurer Majestät überschickt. Seine Eminenz der Herr Cardinal von Lothringen versicherte mich, Majestät werde mir keinen schlimmen Dank wissen, daß ich ihr so unvermuthet in Gegenwart des Hofes und des Volkes von Frankreich, als bei Eurem Siege betheiligter Zeugen, diese Beute zu Füßen lege. Sire, ich habe auch die Ehre, in Eure Hände die Briefe vom Herrn Herzog von Guise zu überreichen!

      »Ich danke, Herr Vicomte d’Ermès,« sprach der König. »Das ist also das ganze Geheimnis der Correspondenz des Herrn Cardinals. Diese Briefe beglaubigen Euch bei unserer Person, Vicomte. Doch Ihr habt siegreiche Manieren, Euch selbst vorzustellen. Was lese ich? von diesen Fahnen habt Ihr vier in Person genommen. Unser Vetter von Guise hält Euch für einen seiner bravsten Kapitäne Herr d’Ermès, verlangt von mir, was Ihr wollt, und ich schwöre Euch, daß Ihr es auf der Stelle erhaltet.«

      »Sire, Ihr seid allzu gnädig, und ich stelle Alles der Güte Eurer Majestät anheim.«

      »Ihr seid Kapitän bei Herrn von Guise, mein Herr,« sprach der König, »gefiele es Euch, dies bei meinen Leibwachen zu sein? Ich war verlegen, wie ich Herrn von Avallon ersetzen sollte, der heute so unglücklich gestorben ist; doch ich sehe, er wird einen würdigen Nachfolger haben«

      »Eure Majestät . . .«

      »Ihr nehmt es an? es ist abgemacht. Tretet morgen in Function. Wir kehren nun in den Louvre zurück. Ihr werdet mir noch des Breiteren über die Einzelheiten dieses Krieges in Italien Mittheilung machen.«

      Gabriel verbeugte sich.

      Heinrich gab Befehl zum Aufbruch. Die Menge zerstreute sich unter dem Geschrei: Es lebe der König! Diana befand sich wie durch einen Zauber wieder einen Augenblick in der Nähe von Gabriel.

      »Morgen im Cercle der Königin,« flüsterte sie ihm zu.

      Sie verschwand von ihrem Ritter weggeführt; doch sie ließ im Herzen ihres alten Freundes eine göttliche Hoffnung zurück.

      IX.

      Man kann nicht an seinem Geschicke vorübergehen, ohne es kennen zu lernen

      Der Cercle bei der Königin fand gewöhnlich nach dem Abendbrode statt; hiervon unterrichtete man Gabriel, indem man ihm zugleich mittheilte, seine Eigenschaft als neuer Kapitän der Leibwachen ermächtige ihn nicht nur, sondern verpflichte ihn sogar, sich dabei einzufinden. Er hütete sich wohl, gegen diese Pflicht zu verstoßen, und es war seine einzige Sorge, daß er vierundzwanzig Stunden warten sollte, ehe er sie erfüllen konnte. Man sieht, daß in Betreff des Eifers und des Muthes Herr von Avallon gut ersetzt war.

      Doch es handelte sich darum, eine nach der andern diese vierundzwanzig ewige Stunden zu tödten, welche Gabriel vom ersehnten Augenblick trennten. Der junge Mann, den die Freude erquickte und der Paris kaum von einem Lager in das andere ziehend gesehen hatte, fing an, die Stadt mit Martin-Guerre zu durchlaufen, um eine anständige Wohnung zu suchen. Er hatte das Glück, die Wohnung, welche sein Vater der Graf von Montgommery einst innegehabt, leer zu finden. Er miethete sie, ob sie gleich etwas glänzend für einen einfachen Kapitän