Название | Die Prinzen von Orleans |
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Автор произведения | Александр Дюма |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
Weiterhin fügt derselbe Schriftsteller hinzu, daß Orleans sich durch seinen ungewählten Anzug, durch seine gemeine Haltung und durch seinen Geschmack an Diamanten und sonstigen Schmucksachen, auszeichnete.
Er trug oft zwanzig Ringe zu gleicher Zeit war immer parfümirt und gepudert, und schmückte sich mit Armbändern, die er sich von den Männern oder Frauen, mit denen er in schamlosen Verbindungen stand, hatte schenken lassen.
Ich füge diesen unverwerflichen Wahrheiten nichts hinzu. Die Nachkommen dieses erlauchten Stammvaters entsprechen diesen nobeln Ueberlieferungen! In solchem Falle erscheint die Wahrheit übertrieben, so scheußlich ist sie. Dieses Familienhaupt der Orleans mit brandmarkenden Beinamen zu belegen, halte ich für unnöthig; es giebt Thatsachen, welche ohne die Wirkungen eines tugendhaften Zornes schon an sich die Verachtung hervorrufen. Die Memoiren der damaligen Zeit beweisen, daß der Name Orleans allein schon eine tödtliche Beschimpfung war. Uebrigens werde ich in dieser Schilderung, die zu machen meine Absicht ist, nur zu viele Laster aufzuzählen haben. Wenn es peinlich ist, sich mit Verachtung waffnen zu müssen, um so viel Schändlichkeiten zu ergründen, so muß man sich mit dem Gedanken trösten, daß es die Pflicht des freisinnigen Schriftstellers ist, dem Hasse des Volkes seine unversöhnlichen Feinde zu bezeichnen.
Zweites Kapitel
Philipp, Herzog v. Chartres, nachher Regent, 1674
Werfen wir jetzt einen Blick auf die ersten Lebensjahre des Herzogs von Chartres, des Neffen Ludwig XIV., der durch den Tod seines Vaters Herzog von Orleans geworden war,
Mehre Edelleute hatten sich mit seiner Erziehung beschäftigt; Einige derselben hatten mit gutem Willen ihr Amt als Lehrer und Erzieher angetreten; die Andern hatten der zynischen Verderbtheit, welche das unselige Erbtheil dieser Familie zu sein scheint, gewissenlos geschmeichelt. Zuletzt fiel er dem Cardinal Dubois in die Hände, jenem arglistigen, ausschweifenden Priester, welcher den niedrigen Neigungen seines Zöglings schmeichelnd, seinen eigenen Ruf befleckte. Der Herzog von Orleans, der zu sehr durch seine eignen Ausschweifungen in Anspruch genommen war, um die seines Sohnes zu beachten, oder zu hindern, überließ ihn der verführenden Leitung dieses schamlosen Priesters. Das Leben Dubois ist bekannt. Es ist nur Eine Stimme über diesen Menschen; die Verachtung, welche sein Name einflößt, ist allgemein. Seine Freunde hatten nicht nöthig, ihn zu verleumden; sie brauchten nur die Wahrheit zu sagen. Das achtzehnte Jahrhundert war gewiß nicht vorwurfsfrei; es war ein unruhiges, ränkevolles, voll Kämpfe und Anfeindungen; nun wohl! Dieses Jahrhundert klagte Dubois des Cynismus und der Verworfenheit an. Nur die großen Herren verziehen ihm die Laster, deren Wohlbehagen sie mit ihm theilten. Der Abbé Dubois war durch Ränke, Verderbtheit, Lügen und Frechheit dazu gelangt, sich eine Stellung in der Welt zu verschaffen und sich dieselbe vermöge eines durch das Laster ausgebildeten Talentes zu sichern.
Der Herzog von Chartres, den einerseits die Rathschläge dieses Mannes, anderseits das schlechte Vorbild seines Vaters zu den schmutzigsten Ausschweifungen führten, versank vor der Zeit in eine Sittenlosigkeit, die alle übeln Neigungen seiner Familie in ihm entwickelte. Selbst seine Heirath veranlaßte keinen Stillstand auf der von ihm betretenen lasterhaften Bahn; er sich nach derselben, wie vorher, mit einer Menge von Höflingen, die sich bemühten, jeden Augenblick neue Ausschweifungen zu ersinnen, um die Neigungen des Prinzen aufzureizen.
An der Spitze dieser niederträchtigen Günstlinge fand Dubois; die Liderlichkeit dankte demselben einige neue Erfindungen, die der Herzog sinnreich fand, und die er nicht ermangelte, sogleich zur Ausführung zu bringen. Nach dem Beispiele seines Vaters machte es dem Herzog von Chartres Vergnügen, mit seinen Sünden zu prahlen. Monsieur ließ diesem Gange der Dinge seinen Lauf, mit dem innern Wohlbehagen eines völlig verhärteten Mannes, der sich aus dem Laster eine Ehre macht und sich darauf freut, seinen Sohn dieser schamlosen Berühmtheit würdig zu sehen.
Was Madame anbetrifft, so übertrug sie den deutschen Geist in ihre Beurtheilungen: sie hatte den Kopf voll poetischer Balladen und phantastischer Erzählungen. Sie sagte, daß sie sich über die Fehler ihres Sohnes nicht wundere, obgleich er Empfänglichkeit genug habe, das Gute zu erkennen; und fügte hinzu, nach ihren Wochen seien eine Menge Feen gekommen und hätten ihren Sohn mit vielen Eigenschaften begabt, aber unglücklicherweise sei eine alte, vergessene Fee zu spät gekommen und habe im Aerger, vernachlässigt worden zu sein, ihn mit einem unseligen Geschicke beladen, welches alle Gaben ihrer Gefährtinnen vernichte.
»So daß,« fügte die abergläubische Prinzessin hinzu, »mein Sohn die Keime aller Tugenden in sich trägt, dieselben aber nicht zur Reife bringen kann; er steht unter dem Zauber der bösen Fee.«
Die Erniedrigung dieses Prinzen ist in einer höheren Sphäre und in vernünftigeren Voraussetzungen zu suchen; man muß sagen, er hatte die Laster seines Vaters geerbt, die er selbst mit dem Blute der Orleans wieder gewissen Nachkommen hinterlassen sollte.
Ungeachtet der Verheißungen Ludwig XIV. wurde der Herzog von Chartres am Hofe übel aufgenommen. Aus Unmuth blieb er in seinem Palais, welches schon seit langer Zeit ein übel berüchtigter Ort war. Da ihn die Schwelgereien und Ausschweifungen nicht hinreichend beschäftigten, ergab er sich dem Studium der Chemie und Physik. Bald war er von Charlatanen umgeben, die nur zu geneigt waren, sich diese neue Grille zu Nutze zu machen. Aber dieser Prinz trieb, ungläubig und ausgelassen wie er war, Alles aufs Aeußerte, und beleidigte die Gottheit durch sein Thun und Forschen. Er bekam Lust, mit Hilfe des Teufels zu wirken!. . . Der Unsinnige vergeudete zu diesem Zwecke ungeheure Summen. Später benutzte er seine erlangten chemischen Kenntnisse zur Begehung von Verbrechen!
Der Herzog von Orleans war bemüht, durch sein zügelloses Leben. Aufsehen zu machen; er liebte es, seine Ausschweifungen zu veröffentlichen. Er war es, der die Benennung roué erfand, mit welcher er seine Freunde beehrte, als da waren: der Marquis d’Effiat, der Graf von Simiane, de la Fare, der Vicomte von Polignac, der Abbé von Grancey, der Chevalier von Conflans, der Graf von Clermont u.s.w . . . Dieser Orleans machte sich, den entehrendsten Leidenschaften ergeben, eine Ehre daraus, daß das Publikum seinen Namen brandmarkte; er hüllte seine Obsönitäten nicht in den Schleier des Geheimnisses. Seine Schmach öffentlich zu zeigen, schien ihm rühmlich. Die Umgestaltungen seiner Zeit überbietend, ungläubig und zweifelsüchtig, hatte er über Alles falsche Ansichten. Dieser, aller Rechtschaffenheit gänzlich entbehrende Mann glaubte auch nicht an die Rechtlichkeit irgend eines andern Menschen. Die Herzogin von Orleans, die sich im Anfange über die übeln Gewohnheiten und den zügellosen Lebenswandel ihres Gemahls beklagt hatte, scheute sich am Ende selbst nicht, öffentlich mit den Lastern zu prunken, die an den Höfen so gewöhnlich sind.
Im Jahre 1703 entsproß dieser Verbindung ein Sohn. Ludwig XIV. setzte dem Neugebornen eine Pension von 150.000 Livres aus, was die Einnahme der Orleans auf 1.050,000 Livres. erhöhte. Die Monarchie hat immer die Genossen ihrer Zügellosigkeiten und ihrer Tyrannei mit dem Eigenthum des Volkes bereichert. Da die Geburt eines Sohnes seines Neffen Bedeutung erhöhte, schickte der König denselben zur Armee, wo ihm eine Befehlshaberstelle zugesichert wurde. Kurze Zeit vorher hatte der König der Immoralität seines Neffen Vorschub gethan, indem er Mademoiselle Seri, seiner Maitresse, gestattete, sich nach einem Gute, welches ihr Liebhaber ihr geschenkt hatte, Gräfin von Argenton zu nennen. Diese Buhlerin hatte eine große Herrschaft über Orleans zu erringen gewußt, der nicht darüber erröthete, daß sie öffentlich den Titel seiner Maitresse annahm. Am Hofe waren einige Personen, die über die Schwäche des Königs murrten, der erst die ehebrecherische Neigung seines Neffen auf eine unmoralische Weise unterstützt und dann demselben eine Armee anvertraut habe.
Wie dem auch sein mochte, Orleans ging zur Armee nach Italien ab. Er belagerte Turin, wo er drei Befehlshaber fand, die nicht einig werden konnten. Er selbst ließ sich von la Feuillade leiten, der ein harter, eigensinniger und unwissender Mann war und seine hohe Stellung unlautern Quellen verdankte. Er war ein Verwandter des Ministers Chamaillard, eines Vertrauten der Maintenon und Sohn jenes Marschalls, der Ludwig XIV. eine Statue errichtet hatte.